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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Martinie, Henri: Der zweite Salon der Tuilerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0801

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erreicht er, indem er dem Cypus nacbgebL fapfc die Schönheit einer antiken Juno. Daneben die
perfönlidber gefebenen Büften von Kllerick, febr bemerkenswerte Qualitäten ljinpcbtlid) Beob-
acbtung, Empfindung und Ausführung. Sein Porträt der Mme. R. wird unter die fchönften CQerke
unferer 3eit gezählt werden können. Der große Fries von Bourdelle für das Cheater von Mar-
feille wirkt zu wenig durcbgearbeitet. Die „Liegende Frau“ von Drivier (die Klirkung des Steins
wird durcb eine diskrekte vielfarbige Cönung erhöbt) bat einen wohlverdienten Erfolg. F)ier ift
Nobleffe und gleichzeitig volles Leben, und die Ausführung ift das Refultat einer überlegenen Cecbnik.
Nennen wir noch: 3wei Figuren von Jane Poupelet mit vereinfachten und barmonifcben Flächen,
eine ernfte Kunft; „Der Athlet von Fjalou“ von erprobtem Können; „Die h^roifche Legende“ von
Arnold, eine verhaltene, gefunde, dem Stein febr gemäße Kunft, Empfinden ohne Gefüblsüber-
fdjwang; die Skizze zu einem Grabmal von Malfrait, würdig in feiner Einfachheit; ein Gefpann
Artillerie, kraftvoll in der Bewegung und gut beobachtet; die Geftalt einer Bäuerin von Niclauffe,
von gutmütigem Realismus, anerkennenswerte Qualität; von Cavaillon, ein Männerporträt von
überquellender Lebendigkeit, und ein Grabftein (unmittelbar behauen) mit gefcbmeidigen und reiz-
vollen Arabesken in feinem dekorativen Ceil; eine „Maturite“ und ein Porträt von Loutcbanfky,
wo man feine foliden Qualitäten wiederfindet; dekorative Figuren von Soudbinine von diftinguierter
Feinnervigkeit und Eleganz.
Der Mädcbentorfo von Jofepb Bernard zeigt in der Fjauptfacbe mehr die fyftematifcben Irrtümer
diefes Künftlers als feine im allgemeinen gefdjmackvolle Eigenart. Sein Schüler Guenot verliert
pcb in eine F)übfd)beit fcblecbter Art, die der Piaftik nicht genügend Rechnung trägt. Selbft er
hat Nachahmer, und diefer Rückfall des Stils ähnelt ftark einem tüettbewerb der Dekadence. Alle,
die auf diefem (Hege fortfcbreiten, werden leider ihr 3iel erreichen.
Lipfcbitj und 3adkine genügen vollauf, um die kubiftifcbe Piaftik zu vertreten. Man kann fid)
nur über eine fo andauernde 3äl)igkeit wundern, die weder ein entfd)eidendes Cüerk bringt, noch
irgendwelche Klarheit in eine Formel des tüiderfinns.
Graphik
Die Graphikabteilung nimmt nur zwei kleine Säle ein. Von Reproduktionsgraphikern und von
den älteren Meiftern des Fjolzfchnittes ßmd zu nennen: J. Beltrand, Vibert, Ouvre, Colin, deren
glänzende Fähigkeiten als Praktiker bekannt find. Das größere Intereffe gilt den Originalgraph’kern;
wo man wieder findet: Dufresne, großzügig, von gefunder Pbantape; Coubine mit zartem, vibrie-
rendem Strich; Laboureur, äußerft erlefen in feiner Kühnheit; Kayfer, Leopoid-Levy, Verge-Sarrat
Frelaut und Morin-Jean. Überf. L. Pr.


Coubine. Radierung.
 
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