Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI article:
Die Zeit und der Markt
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0868

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Verfdjiedenes — Bevorftefyende Verweigerungen

Huf dem öüege nad) Etfdjmiadfin fallen auf
die Ruine von 3fwartno^, die Bibliothek und
das reiche archäologifche Mufeum.
Der Dom von Etfcßmiadpn ift leider fo reno-
viert worden, daß das Studium des alten Baues
feßr erfdjwert wird.
Die Kirche von Gajane, die Perle der arme-
nischen Architektur, ift dagegen feßr gut erhalten.
Auf den Ausläufern des Älagös wurden fo-
genannte 3gklopen-Bauten, Grabdenkmäler in
Form vierkantiger Pfeiler mit Reliefs befichtigt.
Das Klofter von Kabefd) bei üfunlar enthält
viele Dokumente zum Studium der armenifchen
und georgifchen Sprache aus der 2. Fjälfte des
13. Jahrhunderts.
Die Ergebniffe des ünternehmensjaffen fich dahin
zufammenfaffen, daß das rein tatfächliche fchrift-
liche und gefeheneMaterial der Expedition feinem
Qmfange nach fehr beträchtlich ift. Es wurden
befichtigt, in 18Cagen, von der Abfahrt ausCiflis
bis zur Rüdkkehr dahin gerechnet, 21 Punkte mit
mehr als 30 Denkmälern, mehr als 90 photogra-
phifche Aufnahmen, 19 Pläne, 20 architektonifche
3cid)uungen und 10 architektonifche Einzelauf-
nahmen wurden gemacht, außerdem wurden noch
Abfcßriften von Infchriften genommen und künft—
lerifch-architektonifche Analyfen durchgeführt.
Dies Material gibt in die Qand der Forfcher
ein Mittel zur Löfung der außerordentlich wich-
tigen und viel umftrittenen Fragen der Entwick-
lung der alten Kuppelarchitektur im Kaukafus
vom 7. bis zum 10.—11. Jahrhundert.
Die befidjtigten Denkmäler gehören in mehrere
Jahrhunderte, anftatt wie Strzygowski meinte,
ins 6. Jahrhundert.
ödenn nod) die nicht befid)tigten, auf der
anderen Seite des Arpatfchai auf türkifchem
Boden befindlichen Denkmäler hinzugerechnet
werden, fo ergibt dies zufammen mit dem in
der Literatur enthaltenen Material ein faft voll-
ftändiges Bild der armenifchen Baukunß, über
die Cfchubinafd)wili und feine Mitarbeiter auf
Grund ihrer Forfchungsreife demnächst eine aus-
führliche wiffenfchaftliche Veröffentlichung er-
fdjeirien laffen werden. Eine foldje würde man-
che Lücken unferer Kenntnis ausfüllen und eine
wiffenfchaftliche Befchäftigung mit der Baukunft
der alten chriftlichen Kulturvölker an der Grenze
von Apen und Europa ermöglichen, der Georgier
und Armenier, deren Baukunft J. Strzygowski
ein merk gewidmet hat, deffen einzelne Angaben
zwar vielfach korrigiert werden müffen, das aber
doch das große Verdienft befi^t, zuerft auf diefe
interefTanten und künftlerifcb wichtigen Gebiete
aufmerkfam gemacht zu haben.
Die Feftftellungen Cfchubinafchwilis hinficht-
li<h der zeitlichen Anfähe der armenifchen Denk-
mäler machen es, was von mancher Seite von
jeher angenommen wurde, wenig wahrfcbeinlich,
daß das Abendland von Armenien aus hinpcht-
lich des Kuppelbaus befruchtet worden ift, viel-

mehr erfcßeint auch Armenien von Syrien abhän-
gig, wo die für die orientalifcben Elemente der
frühchriftlichen Kunft maßgebende Stilmifchung
ihren Fjauptßlj gehabt haben dürfte.
O. G. v. öQefendonk.
Ärezzo
Das vor einiger 3eit, wie bereits an diefer
Stelle mitgeteilt, im Archiv des Grafen Rasponi
Spinelli durch den Superintendenten der
Mufeen in Coskana, Prof. Giovanni Poggi,
entdeckte Privatarchiv Giorgio Vafaris
wird unter der Leitung von Aleffandro del Vita
auf Koften der Stadt Arezzo — in der pch auch
Vafaris Geburtshaus beßndet — für die Veröf-
fentlichung geordnet und abgefchrieben.
Es handelt fich um Briefe und Aufzeichnungen
von größtem Intereffe, darunter befinden pch
Briefe Michelangelos, der Großherzöge von Eos-
kana, des Pappes Pius V. und anderer bedeutender
Männer feiner 3eit. Die Briefe Michelangelos
pnd aus den Jahren zwifchen 1550 und 1557.
Manche pnd mit hineingezeichneten Randvig-
netten verfehen. A. C.
P aris
Die Academie moderne de la Palette, die
durch den Maler Le Fauconnier ins Leben ge-
rufen wurde, hat den jährlichen Preis, den pe
austeilt, diesmal Fräulein Rouffeau zugewiefen.
5.
Der Maler Johann Änton Ramboux
Alle Beßrer von Gemälden, Stichen, 3eich-
nungen, insbefondere auch von Briefen des Ma-
lers Johann Anton Ramboux (1790—1866)
werden gebeten, möglichft genaue Angaben zu
wipenfchaftlichen 3wecken an Fjerrn F. J. Mar-
can, Köln a. Rh-, SchildergaPe 84A, gelangen
zu laffen.
Der Kunftmarkt
Bevorßebende Verweigerungen
Berlin
Die Fjerbftverfteigerung von Kupfer-
ßichen alter Meißer der Firma Fjollftein &
Puppel vom 3.-5. November bringt wieder
eine reiche Auslefe von Blättern von Dürer,
Rembrandt, Oßade und Altdorfer. Von
erfterem Künßler weift der Katalog allein 88 Num-
mern auf, u. a. pnd ein herrliches Exemplar von
Adam und Eva (B. 1) auf Ochfenkopfpapier, ein
außerordentlich fcpöner Abdruck des Schweiß-
tuches der Veronica (B. 25), ein prachtvoller Ab-
druck der Madonna mit der Birne (B. 41), der hLFa-
milie mit der Fjeufchrecke (B. 44) und ein reiches
Fjolzfchnittwerk hervorzuheben. Von Rembrandt,
deßen Radierungen mit 44 Nummern vertreten
find, pnd zu erwähnen: Der Criumph des Mar-
dochäus in einem Abdruck von erfter Schönheit,
eine Anbetung der Fjirten bei Laternenfchein im

836
 
Annotationen