Anstellungen
nungen berechtigen. Es war an faft allen hier
vertretenen Gegenftänden zu fehen, daß die
Förderung der angewandten Kunft auf kirch-
lichem Gebiet an unferen gutgeleiteten Kunft-
gewerbefchulen eine zuverläfpge Stütze hat und
haben wird. Das zeigte fich vornehmlich an
den guten Refultaten einiger Klettbewerbe,
bei denen es [ich mit einer Ausnahme um an-
gewandte Kunft handelte, und die teils von ka-
tholifcher Seite, teils aber auch vom Eidgenöf-
fifcben Departement des Innern und vom fchwei-
zerifchen Klerkbund veranftaltet und ßnanziert
wurden. —
Die Bedeutung der erften fchweizerifchen Aus-
heilung für chriftliche Kunft wird in erfter Linie
in dem zu fehen fein, was diefe Schau für die
3ukunft verfpricht, nicht im bereits Erreichten;
in der Catfache, daß man einmal den Mut fand,
offiziell mit dem herkömmlichen Zü brechen
und Anfdßuß an die lebende Kunft zu fuchen.
KI. R.
Breslau
3wei kleine, aber ganz in pd) gefchloffene
Ausftellungen gaben dem hiefigen Kunftleben
Niveau. Die Galerie Stenzei hatte neuere Ar-
beiten P ech ft ei ns ausgeftellt, deren Form pcher-
heit ganz befonders erfreute. Das Gedrängte
des Farbigen, von einer felbft bei Pechßein un-
erhörten Intenfität zeigt den großen Kleg, den
diefer Könner je&t geht. Alles Unklare merzt
fich aus, die dynamifchen Kiendungen gehen ins
Monumentale und das Flächige ift vom male-
rifchen Cemperamente gänzlich aus dem Rahmen
des Einzelfalles herausgehoben. Das Cechnifche
ift jetjt über das augenblickliche Ausdrucksvolle
hinaus vertieft und zur Difziplinierung des Ganzen
geworden. Die allzu ftarken Gegenfälßichkeiten
aus Freude am Kräftigen und aus dem füdlichen
Erinnerungskomplex geboren, find aus der Diffo-
nierung ins Rein-fjarmonifche gerückt. Die Be-
deutung des realen Gegenftandes wird jeßt als
Eignung für die Sprache anerkannt, und nicht
mehr ins Vifionäre abftrahiert. Der Riegel zu
diefem Klege ift nicht plötzlich zurückgefchoben
worden, es find Übergänge zu dem heutigen
Schaßen vorhanden. Das Prinzip der Glas-
malerei ift endgültig aus den Gemälden ver-
bannt, pe find nun reine Erfdbeinungen der Vor-
fteliung des Künftlers, die fich über keinen Um-
weg mehr verzögert.
Bei Crewendt & Granier hatte Otto Dix
feinen erfchütternden 3yklus „Der Krieg“ aus-
geftellt. h'er ift zum erften Male aus diefer
Furche des Grauens eine Saat erwachfen, die
ihre Klurzeln wirklich in den Boden des Ge-
fchehens verfenkt hat. hier herrfchen keine
funktionalen Beziehungen, hier ift das entfefeliche
Erlebnis in der Größe feiner Furchtbarkeit wie-
dergegeben. Es ift eine Gigantomachie, die Otto
Dix hierauf gezeichnet. Es ift keine Äußerlich-
keit, daß manche Kiendungen an Goyas Sprach-
fchatj erinnern. Die Sachlichkeit verlangt, auch
auf George Grosz hinzuweifen, aber diefer Otto
Dix redet eben in derfelben Sprache, in der
auch jene ihr Emppnden ausdrücken. Vor kei-
nem Entfetten wird haltgemacht, nie wird ein
Grauenhaftes Schranke der Schilderung, hier
ift der Krieg, wie ihn diefer Erlebnisfähige mit-
gekeucht hat. hier ift keine Statiftik von häß-
lichem gegeben, fondern diftanzlos ift das Furcht-
bare erfaßt. Die Diftanz der Nähe hat diefes
wahrhaft große Opus werden laffen. Das Fjirn
ift nicht das Leitende, alles ßrömt aus einem
Inneren, das verblutet ift über diefer namen-
lofen Sinnlopgkeit. Die üechnik iß ein Problem
für pch, die verfdbiedenen Verfahren find fo eng
verfchmolzen, daß man erft genau zufehen muß,
um pe aus der Einheit heraus zu analyperen.
Diefer 3yklus gehört zu dem Bleibenden, das
diefe verlorenen Jahre gefchaffen haben.
R. C. M.
Düffeldorf
In den Ausftellungsräumen der ftädtifeben
Kunßhalle, in denen im allgemeinen die Düffel-
dorfer Kunftpßege durchaus unbefriedigend zum
Ausdruck kommt, legt Klerner Fjeufer über
feine künftlerifche Arbeit des lebten Jahres
Rechenfchaft ab. Noch immer tritt in feinem
malerifchen Schaßen das konftruktive Element
in Kompofition, Linienführung und farbiger An-
ordnung ftark in den Vordergrund, fo daß der
Eindruck akademifdjer Kühle in einer Reihe
feiner Bilder nicht von der Fjand zu weifen ift.
In den letßentftandenen Klerken aber ift die Ab-
pchtlichkeit der Büdgeftaltung anfdjeinend end-
gültig überwunden; zugleich ift die fchwerßüfpge
Behandlung der Farbe einer duftigen, reizvollen
Lockerung der Ccchnik gewichen, wie man pe
auf den beften Gemälden Carl hofers, mit deßen
Art die Klemer Fjeufers P<h eng berührt, feft-
ftellen kann. Im „Kunftverein für die Rhein-
lande und Kleftfalen“ ftellt Franz Eich hör ft
eine Reihe feiner treßlichen Interieurs von ftarker
Farbigkeit und leichter Pinfeltechnik fowie einige
pcher gefel)ene3eichnungen aus. GuftavKIend-
lings Kunft dagegen kann nur in feinen frifch
und treßend gemalten Landfchafts- und See-
fkizzen fich Beachtung erzwingen.
5. KI. Keim.
Eff en
Das Effener graphifche Kabinett
3u einer 3‘^it wirtfchaftlicher Deprefpon zur
Gründung einer feinabgeftimmten Kunßftätte zu
fdbreiten, zeugt von ftarkem Optimismus und
anerkennenswertem Klagemut, den der Verlag
Fredebeul & Koenen durch die Erößnung
des graphifchen Kabinetts in erfreulichem Maße
dokumentiert. Durch Umbau früherer Gefchäfts-
räume fchuf Regierungsbaumeifter Jung je zwei
aufeinander harmonifd) abgeftimmte Fjaupt- und
Nebenräume, in denen die künftlerifche Pro-
877
nungen berechtigen. Es war an faft allen hier
vertretenen Gegenftänden zu fehen, daß die
Förderung der angewandten Kunft auf kirch-
lichem Gebiet an unferen gutgeleiteten Kunft-
gewerbefchulen eine zuverläfpge Stütze hat und
haben wird. Das zeigte fich vornehmlich an
den guten Refultaten einiger Klettbewerbe,
bei denen es [ich mit einer Ausnahme um an-
gewandte Kunft handelte, und die teils von ka-
tholifcher Seite, teils aber auch vom Eidgenöf-
fifcben Departement des Innern und vom fchwei-
zerifchen Klerkbund veranftaltet und ßnanziert
wurden. —
Die Bedeutung der erften fchweizerifchen Aus-
heilung für chriftliche Kunft wird in erfter Linie
in dem zu fehen fein, was diefe Schau für die
3ukunft verfpricht, nicht im bereits Erreichten;
in der Catfache, daß man einmal den Mut fand,
offiziell mit dem herkömmlichen Zü brechen
und Anfdßuß an die lebende Kunft zu fuchen.
KI. R.
Breslau
3wei kleine, aber ganz in pd) gefchloffene
Ausftellungen gaben dem hiefigen Kunftleben
Niveau. Die Galerie Stenzei hatte neuere Ar-
beiten P ech ft ei ns ausgeftellt, deren Form pcher-
heit ganz befonders erfreute. Das Gedrängte
des Farbigen, von einer felbft bei Pechßein un-
erhörten Intenfität zeigt den großen Kleg, den
diefer Könner je&t geht. Alles Unklare merzt
fich aus, die dynamifchen Kiendungen gehen ins
Monumentale und das Flächige ift vom male-
rifchen Cemperamente gänzlich aus dem Rahmen
des Einzelfalles herausgehoben. Das Cechnifche
ift jetjt über das augenblickliche Ausdrucksvolle
hinaus vertieft und zur Difziplinierung des Ganzen
geworden. Die allzu ftarken Gegenfälßichkeiten
aus Freude am Kräftigen und aus dem füdlichen
Erinnerungskomplex geboren, find aus der Diffo-
nierung ins Rein-fjarmonifche gerückt. Die Be-
deutung des realen Gegenftandes wird jeßt als
Eignung für die Sprache anerkannt, und nicht
mehr ins Vifionäre abftrahiert. Der Riegel zu
diefem Klege ift nicht plötzlich zurückgefchoben
worden, es find Übergänge zu dem heutigen
Schaßen vorhanden. Das Prinzip der Glas-
malerei ift endgültig aus den Gemälden ver-
bannt, pe find nun reine Erfdbeinungen der Vor-
fteliung des Künftlers, die fich über keinen Um-
weg mehr verzögert.
Bei Crewendt & Granier hatte Otto Dix
feinen erfchütternden 3yklus „Der Krieg“ aus-
geftellt. h'er ift zum erften Male aus diefer
Furche des Grauens eine Saat erwachfen, die
ihre Klurzeln wirklich in den Boden des Ge-
fchehens verfenkt hat. hier herrfchen keine
funktionalen Beziehungen, hier ift das entfefeliche
Erlebnis in der Größe feiner Furchtbarkeit wie-
dergegeben. Es ift eine Gigantomachie, die Otto
Dix hierauf gezeichnet. Es ift keine Äußerlich-
keit, daß manche Kiendungen an Goyas Sprach-
fchatj erinnern. Die Sachlichkeit verlangt, auch
auf George Grosz hinzuweifen, aber diefer Otto
Dix redet eben in derfelben Sprache, in der
auch jene ihr Emppnden ausdrücken. Vor kei-
nem Entfetten wird haltgemacht, nie wird ein
Grauenhaftes Schranke der Schilderung, hier
ift der Krieg, wie ihn diefer Erlebnisfähige mit-
gekeucht hat. hier ift keine Statiftik von häß-
lichem gegeben, fondern diftanzlos ift das Furcht-
bare erfaßt. Die Diftanz der Nähe hat diefes
wahrhaft große Opus werden laffen. Das Fjirn
ift nicht das Leitende, alles ßrömt aus einem
Inneren, das verblutet ift über diefer namen-
lofen Sinnlopgkeit. Die üechnik iß ein Problem
für pch, die verfdbiedenen Verfahren find fo eng
verfchmolzen, daß man erft genau zufehen muß,
um pe aus der Einheit heraus zu analyperen.
Diefer 3yklus gehört zu dem Bleibenden, das
diefe verlorenen Jahre gefchaffen haben.
R. C. M.
Düffeldorf
In den Ausftellungsräumen der ftädtifeben
Kunßhalle, in denen im allgemeinen die Düffel-
dorfer Kunftpßege durchaus unbefriedigend zum
Ausdruck kommt, legt Klerner Fjeufer über
feine künftlerifche Arbeit des lebten Jahres
Rechenfchaft ab. Noch immer tritt in feinem
malerifchen Schaßen das konftruktive Element
in Kompofition, Linienführung und farbiger An-
ordnung ftark in den Vordergrund, fo daß der
Eindruck akademifdjer Kühle in einer Reihe
feiner Bilder nicht von der Fjand zu weifen ift.
In den letßentftandenen Klerken aber ift die Ab-
pchtlichkeit der Büdgeftaltung anfdjeinend end-
gültig überwunden; zugleich ift die fchwerßüfpge
Behandlung der Farbe einer duftigen, reizvollen
Lockerung der Ccchnik gewichen, wie man pe
auf den beften Gemälden Carl hofers, mit deßen
Art die Klemer Fjeufers P<h eng berührt, feft-
ftellen kann. Im „Kunftverein für die Rhein-
lande und Kleftfalen“ ftellt Franz Eich hör ft
eine Reihe feiner treßlichen Interieurs von ftarker
Farbigkeit und leichter Pinfeltechnik fowie einige
pcher gefel)ene3eichnungen aus. GuftavKIend-
lings Kunft dagegen kann nur in feinen frifch
und treßend gemalten Landfchafts- und See-
fkizzen fich Beachtung erzwingen.
5. KI. Keim.
Eff en
Das Effener graphifche Kabinett
3u einer 3‘^it wirtfchaftlicher Deprefpon zur
Gründung einer feinabgeftimmten Kunßftätte zu
fdbreiten, zeugt von ftarkem Optimismus und
anerkennenswertem Klagemut, den der Verlag
Fredebeul & Koenen durch die Erößnung
des graphifchen Kabinetts in erfreulichem Maße
dokumentiert. Durch Umbau früherer Gefchäfts-
räume fchuf Regierungsbaumeifter Jung je zwei
aufeinander harmonifd) abgeftimmte Fjaupt- und
Nebenräume, in denen die künftlerifche Pro-
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