Aufteilungen — Neue Bücher
portion der Raumgeftaltung mit einer maßvollen
farbigen Behandlung der (Handflächen eine mo-
derne dekorativ wirkende Verbindung eingegan-
gen find. Namentlich der repräfentative Haupt-
raum mit zwei durch H°^körper umrahmte
Sockelbänke und in die malerifche Sphäre ftim-
mungsvoll eingefügten Flachnifchen weift in feiner
fd)lid)ten, betonten Sachlichkeit eine wohlge-
pflegte Kultur der Linie auf, entfernt von der
Gefahr, durch Überlaftung der Wände in Ma-
nieriertheit zu entarten. Eine gefcbmadcvolle
Gruppierung von Schränken, Schaukäften und
Wandbildern mit planvoller Rückfichtnahme auf
malerifche Belichtung beweifen eine fouveräne
Behandlung ftilvoller Ausfteliungskunft und laden
zur befinnlichen Schau. Gleich bei feiner Er-
öffnung bot das graphifche Kabinett in feiner
Kompofition Spißenleiftungen graphifcher Kunft
aus den leßten 25 Jahren, darunter Schöpfungen
von Käthe Kollwiij, Leffer üry, Max Lieber-
mann, Hans Meid, Ernft Oppler, Rüg. Gaul und
Fritj Boehle fowie Werke moderner Graphiker
- wie Nolde, Pechftein, önold und Ernft Bar-
lach. Ein feines Verftändnis für Qualitäten und
ein ernfter Wille, das hohe künftlerifche Niveau
zu wahren und die entwicklungsgefchichtliche
Linie weiter auszudeuten, verbanden fich mit dem
initiativvollen Streben, neuen Ideen die Wege
zu bahnen und älteres Kunftfchaffen in ein ho-
mogenes Gefamtbild einzuformen. Befondere
Aktualität brachte die Rusftellung des Karlsruher
Malers und Graphikers Erwin Pfefferle, deffen
„Biblifcher 3yklus“ in vorbildlicher Art der alten
Meifter neue PJolzfdbnittmotive in künftlerifcher
Vollendung gab. C. M.
FJaag
In der Königlichen Kunfthandlung Kley kamp
hat die Berliner Möbelfabrik Flatow& Priem er
eine kleine gewählte Sommerfchau ihrer Erzeug-
niffe eingerichtet, die von der niederländifchen
Kritik zumeift abfällig beurteilt worden ift. Meines
Erachtens mit ünrecht. Eine Möbelkunft, die
der einheimifch-niederländifchen nach Gefchmack
und Scbmuckzweck vollkommen entgegengefetjt
ift, darf nur um diefes Gegenfatjes willen noch
lange nicht für minderwertig gelten. In der Innen-
raumkunft glaubt nun aber einmal der Holländer,
auf Grund vorväterlicher Verdienfte ein Sad)-
verftändiger erften Ranges zu fein. In Wahr-
heit ift die Sachlage diefe, daß durch Publikum
und Kritik auch der einheimifdjen modernen
Möbelkunft mehr Widerftand als Förderungsluft
entgegengebracht wird. Dem überaus fcßarf
ausgeprägten kritifchen Sinne der Holländer liegt
es weniger an der Vorbringung von Beweis-
gründen als an der Bekämpfung um ihrer felbft
willen. Das Eigenfchöpferifche hat nirgendwo
einen fchwierigeren Stand als in diefem Lande.
Die ausftellende Firma mag fich alfo tröften und
endlich, gleich allen anderen, um den Export
fd)öner Dinge bemühten deutfdben Handlungen,
den Aberglauben aufgeben, Holland fei ein ideales
Abfaijgebiet. H>
Mannheim
Eine Karl Haider-Gedächtnisausftellung
Die ftädtifche Kunfthalle (Leitung Dr. G. F.
Hartlaub) veranftaltet vom 2. September bis An-
fang November eine Rusftellung von Gemälden
und 3eidmungen Karl Haiders (1846—1912).
3um erftenmal ift hier aus Mufeums- und Privat-
befitj ein Hauptteil des Lebenswerkes diefes
bayerifchen Maiers, Gefährten von Leibi, Böcklin
und Ojoma, zufammengebracht, der auch inner-
halb der impreffioniftifchen Hochflut feinen eigenen
Weg als Fortfetjer deutfch-romantifcher Kunft-
überlieferung gegangen ift. Es werden über40 Ge-
mälde aus allen Schaffensperioden des Meifters,
außerdem eine größere Anzahl repräfentativer
3eichnungen vorgeführt. Ein iiluftrierter Katalog
enthält u. a. einen Äuffalj mit Erinnerungen des
Sohnes Ernft Haider.
Neue Büdjer
A. von Le Coq, Die buddhistische Spät-
antike in Mittelasien. Zweiter Teil. Die
manichäischen Miniaturen. Ergebnisse der kgl.
preußischen Turf an - Expeditionen. Gm. 50.—.
Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). Berlin 1923.
„Diefer Band bringt die farbentreuen Druck-
wiedergaben der wichtigeren manid)äifd)en
Miniaturmalereien auf Seide und auf Papier in
unferer Sammlung.“ Auch er „wendet fid) an
die ganze gebildete Welt, und fein Cext ift da-
her möglichft knapp und einfach gehalten“ (aus
dem Vorwort).
Ich bezweifle, daß bei der ganzen Art der
Publikation, andererfeits aber bei dem äftheti-
fd)en Charakter der Fragmente der Verfaffer
fein 3>el erreichen wird. Der „gebildeten Welt“
wäre wohl beffer mit einer kurzen Darlegung
der Gefamtergebniffe der Expedition gedient, die
fcharf unterfchiede zwifctjen dem Gefieberten
und dem Problematifchen und die fich darauf
befchränkte, ihr die Möglichkeit an die Hand zu
geben, die kleinen Korrekturen und Ergänzungen
des Weltbildes vorzunehmen, zu denen jene dem
allgemein Gebildeten fchließlid) nur Veranlaf-
fung geben können. Indem ich diefes nieder-
fchreibe, liegt mir nichts ferner als eine Qnter-
jehäßung der wiffenfchaftlichen Bedeutung der
Funde und ganz befonders diefer manichäifchen
Miniaturen, die, mag ihr Beftand noch fo frag-
mentarifch fein, uns zum erftenmal einen Ein-
blick gewähren in Arbeiten, denen als Verbrei-
ter gewiffer Kunftformen vielleicht eine wefent-
liche Bedeutung nicht nur innerhalb der afia-
tifchen, fondern auch der europäifchen Kunft-
gefcpichte zukommt und die für alle Fälle uns
878
portion der Raumgeftaltung mit einer maßvollen
farbigen Behandlung der (Handflächen eine mo-
derne dekorativ wirkende Verbindung eingegan-
gen find. Namentlich der repräfentative Haupt-
raum mit zwei durch H°^körper umrahmte
Sockelbänke und in die malerifche Sphäre ftim-
mungsvoll eingefügten Flachnifchen weift in feiner
fd)lid)ten, betonten Sachlichkeit eine wohlge-
pflegte Kultur der Linie auf, entfernt von der
Gefahr, durch Überlaftung der Wände in Ma-
nieriertheit zu entarten. Eine gefcbmadcvolle
Gruppierung von Schränken, Schaukäften und
Wandbildern mit planvoller Rückfichtnahme auf
malerifche Belichtung beweifen eine fouveräne
Behandlung ftilvoller Ausfteliungskunft und laden
zur befinnlichen Schau. Gleich bei feiner Er-
öffnung bot das graphifche Kabinett in feiner
Kompofition Spißenleiftungen graphifcher Kunft
aus den leßten 25 Jahren, darunter Schöpfungen
von Käthe Kollwiij, Leffer üry, Max Lieber-
mann, Hans Meid, Ernft Oppler, Rüg. Gaul und
Fritj Boehle fowie Werke moderner Graphiker
- wie Nolde, Pechftein, önold und Ernft Bar-
lach. Ein feines Verftändnis für Qualitäten und
ein ernfter Wille, das hohe künftlerifche Niveau
zu wahren und die entwicklungsgefchichtliche
Linie weiter auszudeuten, verbanden fich mit dem
initiativvollen Streben, neuen Ideen die Wege
zu bahnen und älteres Kunftfchaffen in ein ho-
mogenes Gefamtbild einzuformen. Befondere
Aktualität brachte die Rusftellung des Karlsruher
Malers und Graphikers Erwin Pfefferle, deffen
„Biblifcher 3yklus“ in vorbildlicher Art der alten
Meifter neue PJolzfdbnittmotive in künftlerifcher
Vollendung gab. C. M.
FJaag
In der Königlichen Kunfthandlung Kley kamp
hat die Berliner Möbelfabrik Flatow& Priem er
eine kleine gewählte Sommerfchau ihrer Erzeug-
niffe eingerichtet, die von der niederländifchen
Kritik zumeift abfällig beurteilt worden ift. Meines
Erachtens mit ünrecht. Eine Möbelkunft, die
der einheimifch-niederländifchen nach Gefchmack
und Scbmuckzweck vollkommen entgegengefetjt
ift, darf nur um diefes Gegenfatjes willen noch
lange nicht für minderwertig gelten. In der Innen-
raumkunft glaubt nun aber einmal der Holländer,
auf Grund vorväterlicher Verdienfte ein Sad)-
verftändiger erften Ranges zu fein. In Wahr-
heit ift die Sachlage diefe, daß durch Publikum
und Kritik auch der einheimifdjen modernen
Möbelkunft mehr Widerftand als Förderungsluft
entgegengebracht wird. Dem überaus fcßarf
ausgeprägten kritifchen Sinne der Holländer liegt
es weniger an der Vorbringung von Beweis-
gründen als an der Bekämpfung um ihrer felbft
willen. Das Eigenfchöpferifche hat nirgendwo
einen fchwierigeren Stand als in diefem Lande.
Die ausftellende Firma mag fich alfo tröften und
endlich, gleich allen anderen, um den Export
fd)öner Dinge bemühten deutfdben Handlungen,
den Aberglauben aufgeben, Holland fei ein ideales
Abfaijgebiet. H>
Mannheim
Eine Karl Haider-Gedächtnisausftellung
Die ftädtifche Kunfthalle (Leitung Dr. G. F.
Hartlaub) veranftaltet vom 2. September bis An-
fang November eine Rusftellung von Gemälden
und 3eidmungen Karl Haiders (1846—1912).
3um erftenmal ift hier aus Mufeums- und Privat-
befitj ein Hauptteil des Lebenswerkes diefes
bayerifchen Maiers, Gefährten von Leibi, Böcklin
und Ojoma, zufammengebracht, der auch inner-
halb der impreffioniftifchen Hochflut feinen eigenen
Weg als Fortfetjer deutfch-romantifcher Kunft-
überlieferung gegangen ift. Es werden über40 Ge-
mälde aus allen Schaffensperioden des Meifters,
außerdem eine größere Anzahl repräfentativer
3eichnungen vorgeführt. Ein iiluftrierter Katalog
enthält u. a. einen Äuffalj mit Erinnerungen des
Sohnes Ernft Haider.
Neue Büdjer
A. von Le Coq, Die buddhistische Spät-
antike in Mittelasien. Zweiter Teil. Die
manichäischen Miniaturen. Ergebnisse der kgl.
preußischen Turf an - Expeditionen. Gm. 50.—.
Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). Berlin 1923.
„Diefer Band bringt die farbentreuen Druck-
wiedergaben der wichtigeren manid)äifd)en
Miniaturmalereien auf Seide und auf Papier in
unferer Sammlung.“ Auch er „wendet fid) an
die ganze gebildete Welt, und fein Cext ift da-
her möglichft knapp und einfach gehalten“ (aus
dem Vorwort).
Ich bezweifle, daß bei der ganzen Art der
Publikation, andererfeits aber bei dem äftheti-
fd)en Charakter der Fragmente der Verfaffer
fein 3>el erreichen wird. Der „gebildeten Welt“
wäre wohl beffer mit einer kurzen Darlegung
der Gefamtergebniffe der Expedition gedient, die
fcharf unterfchiede zwifctjen dem Gefieberten
und dem Problematifchen und die fich darauf
befchränkte, ihr die Möglichkeit an die Hand zu
geben, die kleinen Korrekturen und Ergänzungen
des Weltbildes vorzunehmen, zu denen jene dem
allgemein Gebildeten fchließlid) nur Veranlaf-
fung geben können. Indem ich diefes nieder-
fchreibe, liegt mir nichts ferner als eine Qnter-
jehäßung der wiffenfchaftlichen Bedeutung der
Funde und ganz befonders diefer manichäifchen
Miniaturen, die, mag ihr Beftand noch fo frag-
mentarifch fein, uns zum erftenmal einen Ein-
blick gewähren in Arbeiten, denen als Verbrei-
ter gewiffer Kunftformen vielleicht eine wefent-
liche Bedeutung nicht nur innerhalb der afia-
tifchen, fondern auch der europäifchen Kunft-
gefcpichte zukommt und die für alle Fälle uns
878