wird auf diefe ttleife zum Subjekt, zum geiftigen Organismus. Die unendliche 3aßl
der letzteren zerfällt in zwei Gruppen, die zeicßnerifcße und die malerifcße Form. Das
plan- und zweckmäßige Kombinieren der einzelnen Ceile aus beiden Gruppen hat zur
Folge das Bild. Der Begriff der Natur feßlt in diefer Eßeorie völlig. Nach Kandinfky
hat fiel) mit der Vergeiftigung der praktifchen Bedürfniffe ein Äbfondern des geiftigen
Elements vom körperlichen ergeben und deffen weitere felbftändige Entwicklung. Von
der realiftifchen Malerei ift die Menfcßßeit über die naturali[ti[d)e (imprefßoniftifche),
wo die Natur ein Vorwand ift, dem geiftigen Inhalt Ausdruck zu geben, zur kompo-
ßtorifchen Malerei gekommen, wo die rein künftlerifd)e Form dem Bild die Kraft des
felbftändigen Lebens verleiht. Diefe exiftiert ohne praktifcße 3wec^e (L Periode), oßne
gegenftändlid) unterftütjten geiftigen Inßalt (2. Periode), als konftruktives (Hefen (3. Pe-
riode) und foll jedem ohne weiteres klar erfeßeinen. Es würde zu weit füßren, die
unendlich verzweigte Formenlehre in Qmriffen wiederzugeben. Nur foviel: jede Form
und jede Farbe ßat einen Sinn für fid) und einen Sinn in der Verbindung, erßält ißre
wahre Bedeutung erft im Ganzen des düerks (Beziehungen zu Runge und zu Goetßes
Farbenlehre). Der feßematifeße Aufbau wäre: 1. organifeße 3ufammenftellung der ifo-
lierten Farbe mit der primitiven Form, 2. zweckmäßiger Aufbau der Farbe und Form,
Konftruktion der vollen Form, 3. untergeordnetes 3ufammenftellen der beiden Elemente
im Sinne der Komposition des Klerkes. Die (Haßl der Farbe und Form und die Art
ißrer kontrapunktifeßen 3ufammenfügung berußt ebenfo wie die (Haßl des Gegen-
ftandes auf dem Prinzip der zweckmäßigen Berührung der menfcßlicßen Seele. Diefe
Bafis ift fein Prinzip der inneren Notwendigkeit im Schaffen. Kandinfky ßat in den
lebten Jahren die Cßeorie in bezug auf die Grundformen vereinfacht, in bezug auf
ißre Anwendung entfeßieden erweitert, düießtig zu wiffen ift noeß dies: Kandinfky ßat
gefunden, daß eine quantitative Verringerung eine qualitative Vergrößerung ergibt, daß
demzufolge in der abftrakten Kunft das auf das Minimum gebrachte Gegenftändlicße
als das am ftärkften wirkende Reale erkannt wird, daß in der realiftifcßen Kunft das
auf das Minimum gebrachte Künftlerifcße als das am ftärkften wirkende Abftrakte
empfunden wird, daß die größte Verfcßiedenßeit im Äußeren größte Gleichheit im In-
neren fein kann, die realiftifcße und abftrakte Form im öüefenskern gleich find, alfo
keine Frage der Form im Prinzip exiftiert. Er fefet Abftraktion = Realiftik, Realiftik
— Abftraktion. Kandinfky erreicht damit eine Kleite und ünvoreingenommenßeit dem
Problem der Form gegenüber, die an das Ei des Kolumbus denken läßt. Es berühren
fiel) alfo Eyck und Kandinfky enger als Eyck und Liebermann. Das will uns paradox
erfeßeinen, gibt es doeß viele, die in Kandinfky eine Überfteigerung des Impreffionismus
naeß einer Seite ßin feßen, den Abfcßluß der mit Seurat begonnenen Bewegung. Kan-
dinfky meint das fo, daß bei Eyck der innere Klang einer Darftellung fo wenig durd)
äftßetifcße 3utaten getrübt ift, wie auf feinen Kompoßtionen der innere Klang getrübt
ift dureß Gegenftändlicßes. Der innere Klang ift ißm das Entfcßeidende, meßt aber die
Frage: gegenftändlid) oder nicht. Er perfönlicß empfindet fogar feine Arbeiten erfüllt
von Dingen, die auch eine Art materiellen Dafeins haben. Ift denn der Gegenftand,
fo fragt er, aus dem Bild vertrieben, wenn die Linie auf der Leinwand nid)t meßr
Mittel zur Abgrenzung eines Dinges ift? Ift die Linie nießt aueß ein Ding? Es wird
nur rein malerifcß, oßne die anderen Seiten, die es fonft befitjjen kann, gebraucht, in
feinem inneren Klang. Eine Linie, befreit vom 3wang» eia Ding zu bezeichnen, fun-
giert felbft als ein folcßes. Die Abftraktion bedient ßcß alfo auch einer Art Ding, und
die größte Verneinung des Gegenftandes und feine größte Behauptung bekommen
wieder das 3eicßen des Gleicßniffes. Es ßat im Grunde keine Bedeutung, ob eine
reale oder abftrakte Form vom Künftler gebraucht wird, da beide Formen innerlich
gleich find. Die Hlaßl ßat der Künftler, der wiffen muß, dureß welches Mittel er am
klarften den Inhalt feiner Kunft verkörpern kann.
Damit ift die Schwierigkeit für uns noeß nießt aufgehoben. Klir empfinden in den
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der letzteren zerfällt in zwei Gruppen, die zeicßnerifcße und die malerifcße Form. Das
plan- und zweckmäßige Kombinieren der einzelnen Ceile aus beiden Gruppen hat zur
Folge das Bild. Der Begriff der Natur feßlt in diefer Eßeorie völlig. Nach Kandinfky
hat fiel) mit der Vergeiftigung der praktifchen Bedürfniffe ein Äbfondern des geiftigen
Elements vom körperlichen ergeben und deffen weitere felbftändige Entwicklung. Von
der realiftifchen Malerei ift die Menfcßßeit über die naturali[ti[d)e (imprefßoniftifche),
wo die Natur ein Vorwand ift, dem geiftigen Inhalt Ausdruck zu geben, zur kompo-
ßtorifchen Malerei gekommen, wo die rein künftlerifd)e Form dem Bild die Kraft des
felbftändigen Lebens verleiht. Diefe exiftiert ohne praktifcße 3wec^e (L Periode), oßne
gegenftändlid) unterftütjten geiftigen Inßalt (2. Periode), als konftruktives (Hefen (3. Pe-
riode) und foll jedem ohne weiteres klar erfeßeinen. Es würde zu weit füßren, die
unendlich verzweigte Formenlehre in Qmriffen wiederzugeben. Nur foviel: jede Form
und jede Farbe ßat einen Sinn für fid) und einen Sinn in der Verbindung, erßält ißre
wahre Bedeutung erft im Ganzen des düerks (Beziehungen zu Runge und zu Goetßes
Farbenlehre). Der feßematifeße Aufbau wäre: 1. organifeße 3ufammenftellung der ifo-
lierten Farbe mit der primitiven Form, 2. zweckmäßiger Aufbau der Farbe und Form,
Konftruktion der vollen Form, 3. untergeordnetes 3ufammenftellen der beiden Elemente
im Sinne der Komposition des Klerkes. Die (Haßl der Farbe und Form und die Art
ißrer kontrapunktifeßen 3ufammenfügung berußt ebenfo wie die (Haßl des Gegen-
ftandes auf dem Prinzip der zweckmäßigen Berührung der menfcßlicßen Seele. Diefe
Bafis ift fein Prinzip der inneren Notwendigkeit im Schaffen. Kandinfky ßat in den
lebten Jahren die Cßeorie in bezug auf die Grundformen vereinfacht, in bezug auf
ißre Anwendung entfeßieden erweitert, düießtig zu wiffen ift noeß dies: Kandinfky ßat
gefunden, daß eine quantitative Verringerung eine qualitative Vergrößerung ergibt, daß
demzufolge in der abftrakten Kunft das auf das Minimum gebrachte Gegenftändlicße
als das am ftärkften wirkende Reale erkannt wird, daß in der realiftifcßen Kunft das
auf das Minimum gebrachte Künftlerifcße als das am ftärkften wirkende Abftrakte
empfunden wird, daß die größte Verfcßiedenßeit im Äußeren größte Gleichheit im In-
neren fein kann, die realiftifcße und abftrakte Form im öüefenskern gleich find, alfo
keine Frage der Form im Prinzip exiftiert. Er fefet Abftraktion = Realiftik, Realiftik
— Abftraktion. Kandinfky erreicht damit eine Kleite und ünvoreingenommenßeit dem
Problem der Form gegenüber, die an das Ei des Kolumbus denken läßt. Es berühren
fiel) alfo Eyck und Kandinfky enger als Eyck und Liebermann. Das will uns paradox
erfeßeinen, gibt es doeß viele, die in Kandinfky eine Überfteigerung des Impreffionismus
naeß einer Seite ßin feßen, den Abfcßluß der mit Seurat begonnenen Bewegung. Kan-
dinfky meint das fo, daß bei Eyck der innere Klang einer Darftellung fo wenig durd)
äftßetifcße 3utaten getrübt ift, wie auf feinen Kompoßtionen der innere Klang getrübt
ift dureß Gegenftändlicßes. Der innere Klang ift ißm das Entfcßeidende, meßt aber die
Frage: gegenftändlid) oder nicht. Er perfönlicß empfindet fogar feine Arbeiten erfüllt
von Dingen, die auch eine Art materiellen Dafeins haben. Ift denn der Gegenftand,
fo fragt er, aus dem Bild vertrieben, wenn die Linie auf der Leinwand nid)t meßr
Mittel zur Abgrenzung eines Dinges ift? Ift die Linie nießt aueß ein Ding? Es wird
nur rein malerifcß, oßne die anderen Seiten, die es fonft befitjjen kann, gebraucht, in
feinem inneren Klang. Eine Linie, befreit vom 3wang» eia Ding zu bezeichnen, fun-
giert felbft als ein folcßes. Die Abftraktion bedient ßcß alfo auch einer Art Ding, und
die größte Verneinung des Gegenftandes und feine größte Behauptung bekommen
wieder das 3eicßen des Gleicßniffes. Es ßat im Grunde keine Bedeutung, ob eine
reale oder abftrakte Form vom Künftler gebraucht wird, da beide Formen innerlich
gleich find. Die Hlaßl ßat der Künftler, der wiffen muß, dureß welches Mittel er am
klarften den Inhalt feiner Kunft verkörpern kann.
Damit ift die Schwierigkeit für uns noeß nießt aufgehoben. Klir empfinden in den
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