iß. Es befand pd) feit feiner Entßebung in M. Durand-Ruels Privatfammlung. Vor einiger 3eit
war ein Hngebot von $ 150000 abgefdblagen worden.
Dem Coledo Museum of Art, das das Glück bat, den großen Sammler, Mr. Edward D. Lib-
bey, Eigentümer eines der berrlicbften fjolbeinporträts (das der Catherine Howard), zum Präp-
denten zu haben, erhielt von diefem die Summe von $ 850000 zum Gefcbenk, damit eine Erwei-
terung um vierzehn Säle vorgenommen werden könne. Außerdem füllen zwei Vortragsräume,
eine gotifdbe Halle und eine Kunftbücberei mit 15000 Bänden und Onterricbtsräume für die mit
dem Mufeum verbundene Kunftfcbule errichtet werden. Sobald der Erweiterungsbau fertig ge-
peilt ip, wird die erzieberifcbe Tätigkeit des Mufeums, wohl auch im Sinne Danas, bedeutend aus-
gedehnt werden.
Eine der Fjaupterwerbungen des Jahres war ein gurbaran: „Flucht nad) Ägypten“ aus der Samm-
lung des Earl of Clarendon. Auch diefes Gemälde pellt eine Gabe Mr. Libbeys an das Mufeum dar.
Schließlich möge noch kurz angeführt werden, daß das Pennfylvania Mufeum in der Me-
morial Fjall in Philadelphia eine Anzahl künftlerifch wie ardjäologifd) bedeutfamer früh<binefifeher
Skulpturen und Fresken erhalten hat, die der bekannte Kunftforfcber Langdon Gttarner in der
ödüfte Gobi kürzlich ausgegraben hat, und zwar bei dem Orte Kbarakold, das im 15. Jahrhundert
in Blüte ftand und damals von Marco Polo befud)t worden war; ferner, daß das Boftoner
Mufeum mit Hilfe des bekannten Bildhauers George Gray Barnard einen franzöpfchen Ältarauffafj,
Madonna mit Kind darftellend, aus dem 14. Jahrhundert erworben hat, der aus Pau ftammt und
für einen der febönften noch erhaltenen gilt.
Diefe Bemerkungen, die kein erfeböpfendes Bild der Jahrestätigkeit der Fjauptmufeen der Ver-
einigten Staaten, fondern nur einen Querfcbnitt fozufagen bieten follen, um vor allem die berr-
febenden Tendenzen zu zeigen, dürften aber wohl genügen, darzutun, daß fo mancherlei ober-
flächliche, auf geringer Kenntnis der Verbältniffe beruhende Anfichten über bießge Kunftzuftände,
die in Europa immer noch berrfeben, beper aufzugeben feien.
Nachwort des Herausgebers. Den vorpehenden Mitteilungen unferes New Yorker Redakteurs,
die ein für den Europäer geradezu überrafchendes Bild amerikanifcher Kunftpßege und lebendigen
Kulturwillens entwerfen, ip als Fazit dies eine vor allem zu entnehmen, wie febr es die Amerikaner
verpanden haben, aus den Cotenkammern antiquarifeber Kunft, wie pe zum großen Ceil noch
unfere Mufeen darftellen, Zentren lebendiger künftlerifcber Energien zu machen. Die müde Lange-
weile, denen heute gerade der künßlerifcbe Menfcb beim Befucb unferer Sammlungen verfällt,
weil für die Direktoren alter Schule mehr das bißorifebe als das künplerifcbe Äufpellungsprinzip
maßgebend ift, wobei taufend Bedeutungslopgkeiten ganze Ulände und Säle füllen, läßt feiten nur
den reinen Genuß des einzelnen HIerkes aufkommen und geftattet niemals das wirklich lebendige
Erleben einer Kulturepoche an ficb, deren buntfcbillerndes Bild erft aus dem unmittelbaren 3u-
fammenbang aller künftlerifcben Dokumente jedweder Cecbnik entfteben kann. Die in Amerika
vorbildlich beforgten Auspellungen aus den Beftänden der Sammlungen, die Epochen, Stile und
Querfchnitte in großer einheitlicher Äusrundung zeigen, follten zum mindeften auch für gewipe
Mufeen bei uns zu einer ftändigen Einrichtung werden. Man möge getroft, wo es anders nicht
geht, die Depots für die Studienobjekte vermehren, um Raum für Auspellungsfäle zu febapen
und zumal die jüngere Generation unferer Mufeumsbeamten dahin erziehen, derartige Äuspellungen
zu organiperen und als lebendige in ficb gefcbloPene, wipenfcbaftlicb und künftlerifch gleich in-
ftruktive Catfachen aufzubauen. BePer als beifpielsweife der riefenhaft in die Höhe getriebene
Bau des Deutfcben Mufeums auf der Spreeinfel in Berlin, mit feiner klaffiziftifeben Reißbrett-Faßaden-
arebitektur und feinen jede künßlerifcbe tüirkung mordenden Raumdimenponen wäre an diefer
Stelle pcber ein anftändiger Äusftellungsbau (mit entfpreebenden Depots und einem gut eingerich-
teten Vortragsfaal) gewefen, in dem das aufgeftapelte Kunftgut aus allen Berliner Mufeen 3ug
um 3ug — foweit das teebnifeb durchführbar ift — in feiner organifeben Verbundenheit als Ganzes
wahrhaft lebendig und kulturfördernd hätte in Erfcbeinung treten können. Diefe Dinge, über die
noch ein Breites zu fagen wäre, werden hopentlich auch in Europa eines Cages Catfache fein, weil
das Gefühl unferer 3eit einfach ans dem Moderduft unferer derzeitigen Mufeumskultur heraus
will. Es wird einmal fo fein, daß wir Konfervatoren brauchen, die Verwalter und wißenfebaft-
licbe Bearbeiter des Fundus unferer Sammlungen pnd, daneben aber univerfaler eingepellte Organi-
fatoren, denen die viel wichtigere Aufgabe anvertraut ift, das tote Kunftgut dauernd in eine
lebendige Beziehung zur Gegenwart zu bringen. Amerikas Beifpiel ift bahnbrechend und wird
ficb auch auf dem alten Kontinent eines Cages durebfefeen. B.
Der Cicerone, XVI. Jabrg., ßeft 19
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war ein Hngebot von $ 150000 abgefdblagen worden.
Dem Coledo Museum of Art, das das Glück bat, den großen Sammler, Mr. Edward D. Lib-
bey, Eigentümer eines der berrlicbften fjolbeinporträts (das der Catherine Howard), zum Präp-
denten zu haben, erhielt von diefem die Summe von $ 850000 zum Gefcbenk, damit eine Erwei-
terung um vierzehn Säle vorgenommen werden könne. Außerdem füllen zwei Vortragsräume,
eine gotifdbe Halle und eine Kunftbücberei mit 15000 Bänden und Onterricbtsräume für die mit
dem Mufeum verbundene Kunftfcbule errichtet werden. Sobald der Erweiterungsbau fertig ge-
peilt ip, wird die erzieberifcbe Tätigkeit des Mufeums, wohl auch im Sinne Danas, bedeutend aus-
gedehnt werden.
Eine der Fjaupterwerbungen des Jahres war ein gurbaran: „Flucht nad) Ägypten“ aus der Samm-
lung des Earl of Clarendon. Auch diefes Gemälde pellt eine Gabe Mr. Libbeys an das Mufeum dar.
Schließlich möge noch kurz angeführt werden, daß das Pennfylvania Mufeum in der Me-
morial Fjall in Philadelphia eine Anzahl künftlerifch wie ardjäologifd) bedeutfamer früh<binefifeher
Skulpturen und Fresken erhalten hat, die der bekannte Kunftforfcber Langdon Gttarner in der
ödüfte Gobi kürzlich ausgegraben hat, und zwar bei dem Orte Kbarakold, das im 15. Jahrhundert
in Blüte ftand und damals von Marco Polo befud)t worden war; ferner, daß das Boftoner
Mufeum mit Hilfe des bekannten Bildhauers George Gray Barnard einen franzöpfchen Ältarauffafj,
Madonna mit Kind darftellend, aus dem 14. Jahrhundert erworben hat, der aus Pau ftammt und
für einen der febönften noch erhaltenen gilt.
Diefe Bemerkungen, die kein erfeböpfendes Bild der Jahrestätigkeit der Fjauptmufeen der Ver-
einigten Staaten, fondern nur einen Querfcbnitt fozufagen bieten follen, um vor allem die berr-
febenden Tendenzen zu zeigen, dürften aber wohl genügen, darzutun, daß fo mancherlei ober-
flächliche, auf geringer Kenntnis der Verbältniffe beruhende Anfichten über bießge Kunftzuftände,
die in Europa immer noch berrfeben, beper aufzugeben feien.
Nachwort des Herausgebers. Den vorpehenden Mitteilungen unferes New Yorker Redakteurs,
die ein für den Europäer geradezu überrafchendes Bild amerikanifcher Kunftpßege und lebendigen
Kulturwillens entwerfen, ip als Fazit dies eine vor allem zu entnehmen, wie febr es die Amerikaner
verpanden haben, aus den Cotenkammern antiquarifeber Kunft, wie pe zum großen Ceil noch
unfere Mufeen darftellen, Zentren lebendiger künftlerifcber Energien zu machen. Die müde Lange-
weile, denen heute gerade der künßlerifcbe Menfcb beim Befucb unferer Sammlungen verfällt,
weil für die Direktoren alter Schule mehr das bißorifebe als das künplerifcbe Äufpellungsprinzip
maßgebend ift, wobei taufend Bedeutungslopgkeiten ganze Ulände und Säle füllen, läßt feiten nur
den reinen Genuß des einzelnen HIerkes aufkommen und geftattet niemals das wirklich lebendige
Erleben einer Kulturepoche an ficb, deren buntfcbillerndes Bild erft aus dem unmittelbaren 3u-
fammenbang aller künftlerifcben Dokumente jedweder Cecbnik entfteben kann. Die in Amerika
vorbildlich beforgten Auspellungen aus den Beftänden der Sammlungen, die Epochen, Stile und
Querfchnitte in großer einheitlicher Äusrundung zeigen, follten zum mindeften auch für gewipe
Mufeen bei uns zu einer ftändigen Einrichtung werden. Man möge getroft, wo es anders nicht
geht, die Depots für die Studienobjekte vermehren, um Raum für Auspellungsfäle zu febapen
und zumal die jüngere Generation unferer Mufeumsbeamten dahin erziehen, derartige Äuspellungen
zu organiperen und als lebendige in ficb gefcbloPene, wipenfcbaftlicb und künftlerifch gleich in-
ftruktive Catfachen aufzubauen. BePer als beifpielsweife der riefenhaft in die Höhe getriebene
Bau des Deutfcben Mufeums auf der Spreeinfel in Berlin, mit feiner klaffiziftifeben Reißbrett-Faßaden-
arebitektur und feinen jede künßlerifcbe tüirkung mordenden Raumdimenponen wäre an diefer
Stelle pcber ein anftändiger Äusftellungsbau (mit entfpreebenden Depots und einem gut eingerich-
teten Vortragsfaal) gewefen, in dem das aufgeftapelte Kunftgut aus allen Berliner Mufeen 3ug
um 3ug — foweit das teebnifeb durchführbar ift — in feiner organifeben Verbundenheit als Ganzes
wahrhaft lebendig und kulturfördernd hätte in Erfcbeinung treten können. Diefe Dinge, über die
noch ein Breites zu fagen wäre, werden hopentlich auch in Europa eines Cages Catfache fein, weil
das Gefühl unferer 3eit einfach ans dem Moderduft unferer derzeitigen Mufeumskultur heraus
will. Es wird einmal fo fein, daß wir Konfervatoren brauchen, die Verwalter und wißenfebaft-
licbe Bearbeiter des Fundus unferer Sammlungen pnd, daneben aber univerfaler eingepellte Organi-
fatoren, denen die viel wichtigere Aufgabe anvertraut ift, das tote Kunftgut dauernd in eine
lebendige Beziehung zur Gegenwart zu bringen. Amerikas Beifpiel ift bahnbrechend und wird
ficb auch auf dem alten Kontinent eines Cages durebfefeen. B.
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