Der Graphikfammler
der Ädreffe Engelbred)ts erklärlich. Qm fo an-
genehmer ip die Handhabe, die uns Schott mit
feinem Buche gegeben hat, Ordnung in diefe
Fülle zu bringen. Öl.
H.Curjel, Holzschnitte des Hans Baldung
Grien. Mit 50 Abb. Allgemeine Verlagsanstalt.
München 1924.
Der Autor hat diefe fchöne und reichliche Aus-
wahl aus dem Holzfchnittwerk des Baidung im
Anfdpuß an feine kürzlich erfdjienene Mono-
graphie des Künplers herausgegeben, die auch
ein kritifches Verzeichnis aller Blätter enthält.
Es ift kein 3weifel, daß C. Recht hat, wenn er
in der Einleitung zu diefem Buche fagt, die Art
des 5- B. Grien ftehe uns heutigen näher als
etwa der Generation vor uns. Qnd fid)er find
es wiederum mehr noch die Fjolzfchnitte als die
Bilder, in denen wir etwas von der ekftatifchen
Seite unferes heutigen Empßndens glaubenklingen
zu hören. Von Grünewald kennen wir keine
Holzfchnitte; Baidungs Bekehrung Pauli, Die
Himmelfahrt oder Die peben Pferde aber haben
etwas von der göttlichen Befeffenheit der Ifen-
beimer Cafeln. Qnd in Blättern wie dem Chrifto-
phorus, dem Aripoteles mit Phyllis, der Sippe
mit den Hafen, dem behexten Stallknecht oder
den Porträts ift eine klaffifdße Größe am CQerk,
die uns heute wieder gefangen nimmt. Curjel
hat uns diefe Schäle von neuem und bequem
zugänglich gemacht. KI.
Ferner erfcßienen:
Handzeichnungen alterMeifter aus deut-
fchem Privatbefitj. Herausgeg. von Georg
Swarzenski. Bearb. von Edmund Schil-
ling. Mit 64 Abb. In Hlbpgm. Gm. 25.—.
Frankfurter Verlags-Anpalt A.-G. Frankfurt
a. M. 1924.
Rene Ligeron, La gravure originale en
couleurs. 8°. Frs. 30.—.
Lefranc. Paris 1924.
Julius Rodenberg, Deutfcbe Preffen. Eine
bibliophile Bibliographie. 750 Expl. Subfkript.
Gm. 25.—. Erfcßeint im Horbp 1924.
E. P. Cal & Co., Verlag, Leipzig.
AxelRomdabL Anders3ornaquafortiste.
4°. Frs. 75.—.
Floury. Paris 1924.
Fr. Klalthardt, Mit Stichel und Stift. Ein-
führung in d. Cechniken d. Graphik. Gm. 8.—.
Verlag Ärt. Inft. Orell Füßli. 3ürid) 1924.
Bibliophiles
(Unter (tiefer Rubrik werden außer bibliograpßifcber Li-
eratur nur illuftrierte bibliophile Drucke angezeigt).
Homers Ilias, Deutsch von J. H. Voss. Mit Holz-
schnitten von Ludwig von Hof mann. 1923
erschienen im Askanischen Verlage zu Berlin.
Seitdem Ludwig von Hofmann den Kreide-
ftift des Lithographen mit dem Meffer des Holz-
schneiders vertäufd)te, hat pch der Stil feiner
3eicbnung entfdjeidend gewandelt. Das be-
zeugen die großen Einzelpolzfchnitte, die in den
Kriegsjahren entßanden pnd. Sie pnd ausdrucks-
voller in der CQiedergabe der einzelnen Geftalt,
herber in der Führung der Linie, ßrenger in der
Fügung des Bildes als alles, was er vorher an
Drucken gefchaffen hat. Ähnliches Streben zei-
gen auch feine neueren Buchilluftrationen zum
Hohenlied Salomos (1921) und zum Hiftenlied
von Gerhart Hauptmann (1922). Doch hat er in
ihnen auf etwas, das jenen großen Blättern
einen besonderen Reiz verlieh und pe in die
Nähe modernfter Graphik rückte, verzichtet: die
Aufteilung des Bildes in große weiße und fd) warze
Flecken. Daß er es tat, ip ein Beweis feines
feinen Gefühls für die Forderungen der Buch-
illupration, die aus der Nacßbarfchaft desCypen-
drucks erwachfen. Auf der Linie der genannten
Illuftrationen bewegen pch auch die soeben er-
fchienenen zur „Ilias“.
Diefe „Ilias“, in der alten vertrauten Über-
fettung von Johann Henrich Voß, hat für den
Äskanifchen Verlag zu Berlin Otto von Holten in
fchöner, von Marcus Behmer gezeichneter Schrift,
nach deffen Ängaben gedruckt: Ein ftarker Band
in großem Quartformat, deffen erfte 100 Exem-
plare, einfach und gefchmackvoll verziert, in
Schweinsleder gebunden pnd; nicht fo fcbwer,
daß pch Benützung und Lektüre verböten, aber
doch zu würdiger Monumentalität und Pracht
gepeigert. Hofmann hat ihn mit 49 eigenhän-
digen Holzfchnitten gefchmückt. Die Hauptmape
bilden als Kopf- oder Schlußpücke verwendete
kleine Bilder; feltener pnd größere Darftellungen
mitten in den Cext eingefügt.
Im Gegenfatj zu früheren Löfungen ähnlicher
Rufgaben hat Hofmann hier, wo die Qngleicb-
heit der Verszeilen von vorneherein arcßitek-
tonifch ftrenge Anordnung des Satzes ausfcbloß
bei den meiften Bildern ganz auf die Einfaf-
fungslinie verzichtet. Manchmal umgreift pe,
ähnlich wie bei vielen Buchbolzfchnitten des
15. Jahrhunderts, nur unten und feitlich den Erd-
boden der Kopfpücke, fo daß diefe pch gegen
die Überfchriften der Gefänge fcbließen, gegen die
oberen Blattränder öffnen. Bei den Schluß-
pücken ift mit befonderem Gefcpick entfprecßende
ttlirkung erreicht, indem Anlehnung gradlinigen
oberen AbfcbluPes an die letzte Verszeile, Ver-
jüngung und Lockerung nach unten zu Ausklang
pnnfällig andeuten. So entftehen Seiten von
fchöner Abgewogenheit. Bei den größeren Bil-
dern innerhalb des Cextes pnd drei Cypen deut-
lich zu erkennen: einige zeigen noch die voll-
pändige Einfapungslinie; bei anderen ift pe feit-
licb oder auch ringsum weggelapen, ohne daß
die Kompofition darauf Rückficht nähme; ge-
fchloffener wirken diejenigen, bei denen die
Linien des Bildes felbß es feitlich in gefchwun-
genen 3ügen einrahmen; die Einheitlichkeit fol-
d)er Seiten ip unvergleichlich ftärker, als die
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der Ädreffe Engelbred)ts erklärlich. Qm fo an-
genehmer ip die Handhabe, die uns Schott mit
feinem Buche gegeben hat, Ordnung in diefe
Fülle zu bringen. Öl.
H.Curjel, Holzschnitte des Hans Baldung
Grien. Mit 50 Abb. Allgemeine Verlagsanstalt.
München 1924.
Der Autor hat diefe fchöne und reichliche Aus-
wahl aus dem Holzfchnittwerk des Baidung im
Anfdpuß an feine kürzlich erfdjienene Mono-
graphie des Künplers herausgegeben, die auch
ein kritifches Verzeichnis aller Blätter enthält.
Es ift kein 3weifel, daß C. Recht hat, wenn er
in der Einleitung zu diefem Buche fagt, die Art
des 5- B. Grien ftehe uns heutigen näher als
etwa der Generation vor uns. Qnd fid)er find
es wiederum mehr noch die Fjolzfchnitte als die
Bilder, in denen wir etwas von der ekftatifchen
Seite unferes heutigen Empßndens glaubenklingen
zu hören. Von Grünewald kennen wir keine
Holzfchnitte; Baidungs Bekehrung Pauli, Die
Himmelfahrt oder Die peben Pferde aber haben
etwas von der göttlichen Befeffenheit der Ifen-
beimer Cafeln. Qnd in Blättern wie dem Chrifto-
phorus, dem Aripoteles mit Phyllis, der Sippe
mit den Hafen, dem behexten Stallknecht oder
den Porträts ift eine klaffifdße Größe am CQerk,
die uns heute wieder gefangen nimmt. Curjel
hat uns diefe Schäle von neuem und bequem
zugänglich gemacht. KI.
Ferner erfcßienen:
Handzeichnungen alterMeifter aus deut-
fchem Privatbefitj. Herausgeg. von Georg
Swarzenski. Bearb. von Edmund Schil-
ling. Mit 64 Abb. In Hlbpgm. Gm. 25.—.
Frankfurter Verlags-Anpalt A.-G. Frankfurt
a. M. 1924.
Rene Ligeron, La gravure originale en
couleurs. 8°. Frs. 30.—.
Lefranc. Paris 1924.
Julius Rodenberg, Deutfcbe Preffen. Eine
bibliophile Bibliographie. 750 Expl. Subfkript.
Gm. 25.—. Erfcßeint im Horbp 1924.
E. P. Cal & Co., Verlag, Leipzig.
AxelRomdabL Anders3ornaquafortiste.
4°. Frs. 75.—.
Floury. Paris 1924.
Fr. Klalthardt, Mit Stichel und Stift. Ein-
führung in d. Cechniken d. Graphik. Gm. 8.—.
Verlag Ärt. Inft. Orell Füßli. 3ürid) 1924.
Bibliophiles
(Unter (tiefer Rubrik werden außer bibliograpßifcber Li-
eratur nur illuftrierte bibliophile Drucke angezeigt).
Homers Ilias, Deutsch von J. H. Voss. Mit Holz-
schnitten von Ludwig von Hof mann. 1923
erschienen im Askanischen Verlage zu Berlin.
Seitdem Ludwig von Hofmann den Kreide-
ftift des Lithographen mit dem Meffer des Holz-
schneiders vertäufd)te, hat pch der Stil feiner
3eicbnung entfdjeidend gewandelt. Das be-
zeugen die großen Einzelpolzfchnitte, die in den
Kriegsjahren entßanden pnd. Sie pnd ausdrucks-
voller in der CQiedergabe der einzelnen Geftalt,
herber in der Führung der Linie, ßrenger in der
Fügung des Bildes als alles, was er vorher an
Drucken gefchaffen hat. Ähnliches Streben zei-
gen auch feine neueren Buchilluftrationen zum
Hohenlied Salomos (1921) und zum Hiftenlied
von Gerhart Hauptmann (1922). Doch hat er in
ihnen auf etwas, das jenen großen Blättern
einen besonderen Reiz verlieh und pe in die
Nähe modernfter Graphik rückte, verzichtet: die
Aufteilung des Bildes in große weiße und fd) warze
Flecken. Daß er es tat, ip ein Beweis feines
feinen Gefühls für die Forderungen der Buch-
illupration, die aus der Nacßbarfchaft desCypen-
drucks erwachfen. Auf der Linie der genannten
Illuftrationen bewegen pch auch die soeben er-
fchienenen zur „Ilias“.
Diefe „Ilias“, in der alten vertrauten Über-
fettung von Johann Henrich Voß, hat für den
Äskanifchen Verlag zu Berlin Otto von Holten in
fchöner, von Marcus Behmer gezeichneter Schrift,
nach deffen Ängaben gedruckt: Ein ftarker Band
in großem Quartformat, deffen erfte 100 Exem-
plare, einfach und gefchmackvoll verziert, in
Schweinsleder gebunden pnd; nicht fo fcbwer,
daß pch Benützung und Lektüre verböten, aber
doch zu würdiger Monumentalität und Pracht
gepeigert. Hofmann hat ihn mit 49 eigenhän-
digen Holzfchnitten gefchmückt. Die Hauptmape
bilden als Kopf- oder Schlußpücke verwendete
kleine Bilder; feltener pnd größere Darftellungen
mitten in den Cext eingefügt.
Im Gegenfatj zu früheren Löfungen ähnlicher
Rufgaben hat Hofmann hier, wo die Qngleicb-
heit der Verszeilen von vorneherein arcßitek-
tonifch ftrenge Anordnung des Satzes ausfcbloß
bei den meiften Bildern ganz auf die Einfaf-
fungslinie verzichtet. Manchmal umgreift pe,
ähnlich wie bei vielen Buchbolzfchnitten des
15. Jahrhunderts, nur unten und feitlich den Erd-
boden der Kopfpücke, fo daß diefe pch gegen
die Überfchriften der Gefänge fcbließen, gegen die
oberen Blattränder öffnen. Bei den Schluß-
pücken ift mit befonderem Gefcpick entfprecßende
ttlirkung erreicht, indem Anlehnung gradlinigen
oberen AbfcbluPes an die letzte Verszeile, Ver-
jüngung und Lockerung nach unten zu Ausklang
pnnfällig andeuten. So entftehen Seiten von
fchöner Abgewogenheit. Bei den größeren Bil-
dern innerhalb des Cextes pnd drei Cypen deut-
lich zu erkennen: einige zeigen noch die voll-
pändige Einfapungslinie; bei anderen ift pe feit-
licb oder auch ringsum weggelapen, ohne daß
die Kompofition darauf Rückficht nähme; ge-
fchloffener wirken diejenigen, bei denen die
Linien des Bildes felbß es feitlich in gefchwun-
genen 3ügen einrahmen; die Einheitlichkeit fol-
d)er Seiten ip unvergleichlich ftärker, als die
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