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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0965

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DIE ZEIT UND DER MÄRET

Sammlungen
Köln
Das Cüallraf-Richariä-Mufeum kaufte ein
vor einigen Jahren entftandenes Hauptwerk von
Otto Dix, „Porträt meiner Eitern“ für feine
moderne Abteilung an.
Stuttgart
Aus der „Aufteilung neuer deutfcher Kunft“,
die P. Fifdjer während der Sommermonate ver-
anftaltete, wurde ein Bild von Otto Dix, „Der
Arbeiter“, für die Kunftfammlungen des (Xlürt-
tembergifdjen Staates erworben.
Ulm ~
Das StädtifctjeMufeum konnte in der lebten
3eit einige wertvolle Erwerbungen machen. Aus
dem Hamburger Kunfthandel kaufte es einen,
früher in Buxheim befindlichen Sdjni^altar mit
einer Scßreinerdarftellung der Geburt Ctnifti von
Daniel Maud) und Flügelbilder mit Szenen
aus dem Marienleben und myftifchen, auf das
Leiden Chrißi bezüglichen Darftellungen eines
ülmer und Augsburger Art verfchmelzenden
Meifters; ferner mehrere Goldfdhmiedearbeiten,
darunter einen fehr ftattlichen Pokal mit aus
Elfenbein gefcbriiljten bacchantifchen Szenen,
Silber vergoldeter Faffung des Ulmers Klenlen,
endlich Gemälde von Karl Cafpar, Maria
Cafpar-Filfer, Jofef Eberz, Max Unold;
und Graphik hauptfächlich vonCorintb, Hofer,
Grosz, Kokofchka und Käthe Kollwi|.
Venedig
Durch Leihgabe der hiefigen Klohltätigkeitsftif-
tung wurde dasStädtifcheMufeum um einige
intereffanre Stücke vermehrt. In erfter Linie han-
delt es [ich um zwei Venezianer Kruzifixe aus der
Mitte des Crecento, die gleichzeitig byzantinifche
Reminifzenzen wie gotifche Elemente aufweifen.
Die Quiftusgeftalten fchweben mit gebogenen
Beinen, übereinandergelegten Füßen nach links
ab, wo [ich die Cotenfchädel befinden. An den
Kreuzenden find auf goldenem Hintergrund die
Madonna oder Heilige abgebildet. — Darin Gua-
rientos Erzengel Raffael, der fehr verputjt ift;
eine Bafel, welche merklich zeigt, wie der Pa-
duaner Meifter fid) vom byzantinifd)en Einfluß
befreite und fchon der Gotik huldigte, nid)t bar
gewiffer Grazie fowie koloriftifcher Empfindung.
Eine Madonna mit Putten auf goldenem Hinter-
grund möchte man dem Caterino Veneziano
zufprechen, weil dies tüerk auch das technifd)
Plumpe und Schwache in der Form diefer pri-
mitiven Schule aufweift. Von Gianbellinos Schüler
Marco Marziale, der fpäter Boccacino, ja
felbft Dürer nachahmte, befi^t dasMufeum ein
vollbezeichnetes, 1498 datiertes Bild „Chrifti Be-
fchneidung“. Herb» aber fchön in der Kompo-

fition mit glänzend ausgeführtem perfifchen
Seidenteppich im Vordergrund hat das ttlerk
Ähnlichkeit mit dem Bilde der National Gallery
in London, welches 1500 datiert ift. Das letjt-
ausgeführte ttlerk diefes Meifters von 1507 be-
fifÄ die Berliner Galerie. Eine thronende Ma-
donna in rotem Gewand, braunem Überwurf,
blauem Rock, auf den Knien ftehend das fegnende
Bambino, umgeben von Heiligen, entftarnmt
dem J. Ä. (Heißenkircher (geb. um 1615 in
Oberfteier, geft. 26. Januar 1695 in Graz). Von
diefem in feiner 3eit zurückgebliebenen Eklek-
tiker bepßt das Mufeum in Padua auch zwei
ttlerke. Über öüeißenkircher hat Suida in der
3eitfd)rift „Belvedere“ (Februar 1924) eine aus-
führliche Studie veröffentlicht. — So manches
aus dem 18. Jahrhundert ift im Mufeum neu
ausgeftelit. Ein zweifelhaftes Bild von Dome-
nico Biepolo mit fchön gemalten Händen,
doch ziemlich flau und wenig energifch im Strich-
Ferner die „Kommunion eines Kranken“ des Gre-
gorio Lazzarini (1655—1740), gut komponiert,
farbig und zeichnerifch nicht unbedeutend. Se-
baftiano Ricci nahefteherid ift ein Prokura-
torenporträt; fehenswert eine Replik des phan-
taftifchen Architekturbildes der hiepgen Akademie
von Canaletto. Uleiter zwei Supraporten wer-
den dem Portugiefen Maximilian Reis zu-
gefchrieben. Mehr oder wenig Bedeutendes
macht fid) hier breit. 3um Schluß feien noch
zwei Brühen im Sanfovino-Stil erwähnt, von
denen eine in Helldunkel bemalt ift. L. Br.
Äusftellungen
Berliner Äusftellungen
Liebermann-Seichnungen / Pascin /
Eckertj / P. Fuhrmann / Faiftauer / Mo-
faik und Glasmalerei
Eine gewiffe Ausftellungsmüdigkeit, die eher
in der gefchäftlichen Flaute und zudem in der
Verwäfferung ausftellerifchen Ehrgeizes als in
der häufig vorgefchütjten Ermangelung interef-
fanten künftlerifcheri Materials begründet fein
dürfte, hat den Saifonbeginn wohl verzögert,
aber fchließlich nicht hindern können. Die lebten
Bage brachten vielmehr ein volles Einfetjen auf
der ganzen Linie und bereits einige Veranftal-
tungen von Gewicht. 3unächft bei Paul Caf-
firer eine über dreihundert Blatt und mehr als
vierzig Schaffensjahre umfaffende Sammlung von
Handzeichnungen Max Liebermanns, zwar
eine etwas zufällige Sammlerfammlung und keine
konzentrierte Darfteüung feines gezeichneten
Oeuvres, gleichwohl ein höcpft feffelnder und
unbedingt beftätigender Eindruck. Vielfach pnd
es nur Studienblätter, die in mehrfachem Neben-
einander das gleiche Motiv konturieren, aber fie

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