Cüir haben in unferer Verwaltung daher von vornherein zwei Gruppen von Schlöffern klar
unterfchieden: die einen, bei denen die Rückfichten auf die Erhaltung des künftlerifch und hißorifch
ttlertvollen die erfte Rolle fpielen mußte — kurz gefagt Denkmalsbauten —, und die anderen, bei
denen Verwendung zu Nutjzwecken in erfter Linie in Betracht kommt — die Nutjbauten.
3unäd)ft Königsberg: In diefem Schloß wird [chon in der äußeren Erfcheinung das Echte zum
großen Geil von unvollkommen oder falfcß Nachgeahmtem überwuchert. Mufeumsmäßige Erhal-
tung kommt nur bei einem Geil der Räume in Frage; dagegen hat pch hier ein umfaffend ange-
legter Mufeumsplan verwirklichen laßen: das für die Prähiftorie bedeutende Mufeum der Gefell—
fcbaft Prufpa, das ftädtifche Kunftgewerbemufeum, die ftädtifche Gemäldegalerie find im Änfchluß
an die öffentlich zugänglichen Repräfentationsräume im Schloß untergebracht worden.
Ein ähnlicher Plan befteht für das Schloß in Breslau, wo das fchlefifche Kunftgewerbemufeum
in Verbindung mit den jetß wieder der Befid)tigung geöffneten Räumen Friedrichs des Großen
und Friedrich £üilhelms III. Unterkunft finden foll. Die in verfchiedenen Provinzen vorhandenen
Jagdfdjlöffer find bis auf eins als Baudenkmäler unbedeutend und dienen jetzt beinahe fämtlich
als Erholungsheime; bemerkenswert iß das bei Berlin belegene, einfache, aber wohlerhaltene
Renaißance-Schloß Grunewald, das zur 3eit noch unbenutzt iß. Das künftlerifch unbedeutende
Schloß in Kiel wird von Behörden eingenommen. Die nach 1866 in die Nutung der Krone
Preußen gelangten hannöverfcßen Scßlößer find, foweit pe in der Stadt FJannover liegen, der
Stadt mit der Äuflage der Pßege als Denkmäler auf 99 Jahre überlaßen worden; in Celle
wird die Schloßkapelle mit den Malereien des Marten de Vos von uns unterhalten, im übrigen
enthält der durch das Kriegsgefangenenlager ftark mitgenommene Bau Bureaus von Behörden und
Cüohnungen.
Von befonderer Bedeutung als Kunßdenkmäler find die h^ffifchen und rheinifchen Schlö ffer
Für das Problem fachgemäßer Verwendung möchte ich das Refidenzpalais in Kaffel als einen
Fall anführen, der fich aus bedrohlichen Änfängen allmählich ganz nach unferen öüünfchen ent-
wickelt hat. Diefes Palais enthält eine glänzende, faß unverfehrt erhaltene klaffiziftifche Hus-
ftattung. Das zweite Obergefchoß wurde im (Hinter 1918/19 unter dem Schule von Bewaßneten
mit vier Familien als 3wangsmietern befiedelt; die bewohnbaren Räume des Erdgeßhoßes wur-
den von militärifchen Bureaus eingenommen. Dank der verftändnisvollen Mitarbeit der Kaßeler
Fjerren gelang es zunäcbft, die vier Mietwohnungen zu befeitigen. Dafür wurde im zweiten Ober-
gefchoß die ftädtifche Gemäldegalerie mit einigen Annexen untergebracht. Dann glückte es auch,
die Bureaus zu verlegen. In ihren Räumen wurde das Deutfche Capetenmufeum eingerichtet, und
fchließlich wurde in diefem Sommer in den ietßen verfügbaren Räumen des Erdgefchoßes noch
eine ftädtifche Sammlung untergebracht. Äuf diefe (üeife ift das ganze Gebäude, foweit es nicht
an fich erhaltungswürdiges Denkmal ift, würdig und zweckmäßig ausgenutzt, zugleich kann es
wirtfchaftlich aus Mieten und Befichtigungseinnahmen unterhalten werden. Von den übrigen kur-
heffifchen Schlößern wird das künftlerifch bedeutendße, (üilhelmstal, feit langem von der Do-
mänenverwaltung mufeumsmäßig erhalten, ebenfo durch die Krongutsverwaltung lüilhelmshöhe
und Löwenburg.
Das Schloß in Fjomburg war jn dem \m Preußifchen Landtag nicht zuftande gekommenen Ver-
gleich mit dem Königshaufe • als (üohnung für die königliche Familie Vorbehalten und wurde da-
her zunächß unberührt gelaßen; als fpäter aus pnanziellen Gründen die Ausnutzung notwendig
wurde, fand man foviel bodenftändiges Inventar, daß inmitten der von Behörden benutzten neu-
tralen Räume ein mufealer Kern von mehr als lokaler Bedeutung erhalten bleiben wird. Das Schloß
in miesbaden ift noch immer Sitz eines franzöfifchen Generalkommandos.
Von den Schlößern der rßeini fcßen Kurfiirften, die 1815 an Preußen übergingen, befanden fich
zur 3eit der Staatsumwälzung nur noch zwei in unmittelbarer Verwaltung der Fjofbehörden, näm-
lich Brühl und Koblenz. Schloß Brühl iß fofort nach der Räumung durch die englifchen Gruppen
von feiten unferer Verwaltung wieder hergeftellt worden und feitdem derBefichtigung zugänglich;
zu einer irgendwie dauernden Ausnutzung der an ß<h vollkommen fchmuck- und inventarlofen
Räume iri den Obergefchoßen haben wir uns wegen der ftarken Gefährdung der darunter liegen-
den Prunkräume nicht entfdßießen können. Im Schloße Koblenz, daß feit 1918 Regierungsdienß-
gebäude ift, find die Repräfentationsräume, darunter auch der von der Königin Äugufta in feiner
Ausftattung teftamentarifd) pxierte fogen. Kurfürftenfaal, zu Mufeumszwecken in die Pßege der
Stadt Koblenz übergegangen. Schloß Stolzenfels wird als bemerkenswertes Denkmal der rhei-
nifcben Neugotik von uns mufeumsmäßig erhalten.
Qm zu den älteften Schlößern des preußifchen Königshaufes in die Mark Brandenburg zurück-
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unterfchieden: die einen, bei denen die Rückfichten auf die Erhaltung des künftlerifch und hißorifch
ttlertvollen die erfte Rolle fpielen mußte — kurz gefagt Denkmalsbauten —, und die anderen, bei
denen Verwendung zu Nutjzwecken in erfter Linie in Betracht kommt — die Nutjbauten.
3unäd)ft Königsberg: In diefem Schloß wird [chon in der äußeren Erfcheinung das Echte zum
großen Geil von unvollkommen oder falfcß Nachgeahmtem überwuchert. Mufeumsmäßige Erhal-
tung kommt nur bei einem Geil der Räume in Frage; dagegen hat pch hier ein umfaffend ange-
legter Mufeumsplan verwirklichen laßen: das für die Prähiftorie bedeutende Mufeum der Gefell—
fcbaft Prufpa, das ftädtifche Kunftgewerbemufeum, die ftädtifche Gemäldegalerie find im Änfchluß
an die öffentlich zugänglichen Repräfentationsräume im Schloß untergebracht worden.
Ein ähnlicher Plan befteht für das Schloß in Breslau, wo das fchlefifche Kunftgewerbemufeum
in Verbindung mit den jetß wieder der Befid)tigung geöffneten Räumen Friedrichs des Großen
und Friedrich £üilhelms III. Unterkunft finden foll. Die in verfchiedenen Provinzen vorhandenen
Jagdfdjlöffer find bis auf eins als Baudenkmäler unbedeutend und dienen jetzt beinahe fämtlich
als Erholungsheime; bemerkenswert iß das bei Berlin belegene, einfache, aber wohlerhaltene
Renaißance-Schloß Grunewald, das zur 3eit noch unbenutzt iß. Das künftlerifch unbedeutende
Schloß in Kiel wird von Behörden eingenommen. Die nach 1866 in die Nutung der Krone
Preußen gelangten hannöverfcßen Scßlößer find, foweit pe in der Stadt FJannover liegen, der
Stadt mit der Äuflage der Pßege als Denkmäler auf 99 Jahre überlaßen worden; in Celle
wird die Schloßkapelle mit den Malereien des Marten de Vos von uns unterhalten, im übrigen
enthält der durch das Kriegsgefangenenlager ftark mitgenommene Bau Bureaus von Behörden und
Cüohnungen.
Von befonderer Bedeutung als Kunßdenkmäler find die h^ffifchen und rheinifchen Schlö ffer
Für das Problem fachgemäßer Verwendung möchte ich das Refidenzpalais in Kaffel als einen
Fall anführen, der fich aus bedrohlichen Änfängen allmählich ganz nach unferen öüünfchen ent-
wickelt hat. Diefes Palais enthält eine glänzende, faß unverfehrt erhaltene klaffiziftifche Hus-
ftattung. Das zweite Obergefchoß wurde im (Hinter 1918/19 unter dem Schule von Bewaßneten
mit vier Familien als 3wangsmietern befiedelt; die bewohnbaren Räume des Erdgeßhoßes wur-
den von militärifchen Bureaus eingenommen. Dank der verftändnisvollen Mitarbeit der Kaßeler
Fjerren gelang es zunäcbft, die vier Mietwohnungen zu befeitigen. Dafür wurde im zweiten Ober-
gefchoß die ftädtifche Gemäldegalerie mit einigen Annexen untergebracht. Dann glückte es auch,
die Bureaus zu verlegen. In ihren Räumen wurde das Deutfche Capetenmufeum eingerichtet, und
fchließlich wurde in diefem Sommer in den ietßen verfügbaren Räumen des Erdgefchoßes noch
eine ftädtifche Sammlung untergebracht. Äuf diefe (üeife ift das ganze Gebäude, foweit es nicht
an fich erhaltungswürdiges Denkmal ift, würdig und zweckmäßig ausgenutzt, zugleich kann es
wirtfchaftlich aus Mieten und Befichtigungseinnahmen unterhalten werden. Von den übrigen kur-
heffifchen Schlößern wird das künftlerifch bedeutendße, (üilhelmstal, feit langem von der Do-
mänenverwaltung mufeumsmäßig erhalten, ebenfo durch die Krongutsverwaltung lüilhelmshöhe
und Löwenburg.
Das Schloß in Fjomburg war jn dem \m Preußifchen Landtag nicht zuftande gekommenen Ver-
gleich mit dem Königshaufe • als (üohnung für die königliche Familie Vorbehalten und wurde da-
her zunächß unberührt gelaßen; als fpäter aus pnanziellen Gründen die Ausnutzung notwendig
wurde, fand man foviel bodenftändiges Inventar, daß inmitten der von Behörden benutzten neu-
tralen Räume ein mufealer Kern von mehr als lokaler Bedeutung erhalten bleiben wird. Das Schloß
in miesbaden ift noch immer Sitz eines franzöfifchen Generalkommandos.
Von den Schlößern der rßeini fcßen Kurfiirften, die 1815 an Preußen übergingen, befanden fich
zur 3eit der Staatsumwälzung nur noch zwei in unmittelbarer Verwaltung der Fjofbehörden, näm-
lich Brühl und Koblenz. Schloß Brühl iß fofort nach der Räumung durch die englifchen Gruppen
von feiten unferer Verwaltung wieder hergeftellt worden und feitdem derBefichtigung zugänglich;
zu einer irgendwie dauernden Ausnutzung der an ß<h vollkommen fchmuck- und inventarlofen
Räume iri den Obergefchoßen haben wir uns wegen der ftarken Gefährdung der darunter liegen-
den Prunkräume nicht entfdßießen können. Im Schloße Koblenz, daß feit 1918 Regierungsdienß-
gebäude ift, find die Repräfentationsräume, darunter auch der von der Königin Äugufta in feiner
Ausftattung teftamentarifd) pxierte fogen. Kurfürftenfaal, zu Mufeumszwecken in die Pßege der
Stadt Koblenz übergegangen. Schloß Stolzenfels wird als bemerkenswertes Denkmal der rhei-
nifcben Neugotik von uns mufeumsmäßig erhalten.
Qm zu den älteften Schlößern des preußifchen Königshaufes in die Mark Brandenburg zurück-
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