Ausheilungen
barkeit der lediglich durch betonende oder ver-
deckende Fjängung ausgedrückten Bewertung
verbanden und die Graduierung und Anordnung
mit bemerkenswert pcberem ürteil und Stil-
empfinden durchgeführt ift. fo erfdjeint der
Bilderfchwall doch ftets gemeiftert, und man
findet einigermaßen direkt zu dem (nichtigen
durch. Immerhin fördern die äußeren Kmßände
ganz und gar nicht die fonft fo gut vorbereitete
Sichtungsarbeit, der das Material vorzulegen
fchließlich eine Fjauptaufgabe diefes (Internet)-
mens ift. Das befcßränkte Referat vollends wird
nur gerade die auffälligften Vorkommniffe ver-
zeichnen können, wobei unvermeidlich den (Inter-
fchlagungen des 3ufalls die durch die Fülle des
Stoffes verurfachten pcb zureihen.
Sinngemäß fehlen diesmal faft völlig die mehr
oder minder Berühmten, auf deren werbende
Ceilnaßme man früher nicht glaubte verzichten
zu können, es beherrfchen den Eindruck die
wohl fcßon Genannten, aber (Inabgeftempelten,
und aus dem t)eer der ganz Neuen treten nicht
wenige zu perfönlicher (Kirkung heraus. Ein
eigener Raum ift diesmal nur Franz Radzi-
will gewährt, und das ift nun allerdings eine
Niete. Denn die dekorative Einheitlichkeit feiner
jetjt durchwegs auf einen zähen Dunkelton ge-
sellten, gleichmäßig gerahmten Bilder kann
wohl niemanden mehr darüber täufchen, daß
hier mit allerlei altväterifchen Requipten und
altmeifterlichen Firnisreizen, mit raffinierten Ci-
zianeffekten und billigen Primitivismen ein ge-
fcbmäcklerifcher humbug getrieben wird, aus
dem [ich zu befreien es für den gewiß nicht
unfähigen Künftler die allerböcbfte Eifenbahn ift.
Als eine kleine Senfation war vielleicht das
Gaftfpiel des Römers Giorgio de Chirico ge-
dacht, der fich jeßt zum Barock feiner Väter
verfammelt hat, oft aber doch nur wie ein Nach-
fahre von Franz Stuck wirkt, Kläßrend ein
(Iliener Pfeudopicaffo namens Georg Merkel
Pouffin pouffiert, kokofcßkaipert fein jedenfalls
nicht To langweiliger Landsmann Gerhard
Frankl Rubens und Breughel in malerifcb be-
wegter Cranfkription, ohne daß man recht ein-
peht, wozu das taugen foll. Auch die ((Iiener
Floch und Fjarta überzeugen nicht, und voll-
ends Faiftauers dekorative Kirchenmalerei de-
mentiert fich durch eine wie von Briefmarken
oder Preismedaillen abgeguckte Idealität ßgür-
licher Pofen. Freilich erbringt die Ausftellung
noch ganz andere Beiträge zum Kapitel des
religiöfen Kitfehes, vom wehleidigen über den
flotten zum verkrallten, — nicht zu vergeffen
das Pafponstriptychon Karl Caspers, feine
wohlfeilen Attitüden, die wifchige Vibration
feiner myftißzierenden Malart. Doch foll eine
Ausftellung, deren Prinzip die allen offene Pforte
ift, nicht gleich auf ihre (Inhaltbarkeiten bin ge-
muftert werden, fondern mehr auf die vorhan-
denen Aktivpoften. Deren vielleicht unbeding-
tefter: Georg Scholz - Größingen, deffen
witjigkalte Ausführlichkeit keineswegs darin auf-
geht, kleinftädtifcbes Cun und Creiben, in Straßen
undStuben, beiCag und wenns dufter wird, detail-
dreift zu examinieren, fondern in Überholung der
karikaturiftifchen Anekdote wie der deskriptiven
Deutlichkeit pbantaftifcb pch zuzufpißen vermag,
wie etwa in jener aufregenden Kopulation
blanker Nudität und glänzender Stahlzylinder
zu einer durcbgefcßliffenen Vipon deffen, was
unfere Kielt bewegt, — oder etwa in dem Kak-
teenftilleben, deffen warzige Gewäcßfe graufam
beftacbelt und fo äußerft kontrahiert pnd der fpie-
gelnden Glätte elektrifcßer Glühbirnen, während
durch dasFenfter eine grüne Gegend pcßtbar ift,
der drei Signalmaften die 3eitverlorenßeit fteeben.
Scholz ift eminent vermöge eines durchdringend
präzifen Stils, der den Einfall gleicbfam kriftal-
lipert. — Dix ift vertreten durch den begabten
Fritj Skade, der die Profa verklebter Pßypo-
gnomien oder eines gewöhnlich beboften Mäd-
chens ebenfo nachdrücklich vollftre.ckt wie der
kunftlofe Otto Nagel die kalkweißen Vifagen
buckliger, ausgedienter Menfcßen. Auch Hug.
(üilb. Dreßler, deffen tonaler gehaltene Cha-
rakterbilder („Altes Fräulein“, „Ausländer“ ufw.)
durch die lakonifcße Melancholie kurz gefaßter
Figuren feffeln, durch einen Blick, der trifft; reiht
pch hier ungefähr ein. (Kelche .verzwickte Auf-
faffung zerfurchter Prople dagegen bei Birkle
oder Bur mann! ünd auch die rafpnierte Glätte
zweideutigen Ceints, der gefärbte Blick und das
polierte haar, das E. (K. Kallen Dielengents
oder einer Gar^onne zu verleben als feine Spe-
zialität ausgebildet hat, wirkt kaum mehr denn
intereffant. Auf einem gadz anderen Blatt ftebt
Otto Freytag, der pch immer feßöner aus-
formt und diesmal mit kühn und fict^r umrif-
fenen, räumlich erlebten Alltagsgeftalten wie
mit farbig mächtig ins 3eug gehenden, ßark
bewegten Geländen zu den nacbbaltigften Er-
febeinungen ringsum gehört. Anton Kerfcß-
baumer wirkt weit zahmer, feine Farben find
febimmernd gebrochen, und auch die Verwan-
kung und ßuebtige Brechung der räumlichen
Landfcbaftskoordinaten erfeßeint als ftereofko-
pifeßes Analogon des feßimmernden Kläffers
feiner Kanäle und Seen. h>er abermals fei ferner
auf Egon v. Kameke als einen Maler von
perfönlicher Auffaffung der winterlich kaßlen
und doch erdkräftig in braunblauem Klang fieß
reckenden Natur ßingewiefen, und die dring-
liche Anregung einer Kollektivausftellung ge-
geben, der man jedoch feine kurpv geratenen
plapifcßen Verfucße vorerft woßl beßer fern-
ßieite. In Otto Luke und (Kalter (Kellen-
pein feien zwei fubtile Landfcßafter erwähnt,
die abfeits der modernen Form Sympatßifches
feßaffen. Licßte Erntebilder, ländliche Prozefpon,
Felder fießt man von Charles Crodel, fein-
feßuppig gemalt, von einer lofen Knruße, die
1145
barkeit der lediglich durch betonende oder ver-
deckende Fjängung ausgedrückten Bewertung
verbanden und die Graduierung und Anordnung
mit bemerkenswert pcberem ürteil und Stil-
empfinden durchgeführt ift. fo erfdjeint der
Bilderfchwall doch ftets gemeiftert, und man
findet einigermaßen direkt zu dem (nichtigen
durch. Immerhin fördern die äußeren Kmßände
ganz und gar nicht die fonft fo gut vorbereitete
Sichtungsarbeit, der das Material vorzulegen
fchließlich eine Fjauptaufgabe diefes (Internet)-
mens ift. Das befcßränkte Referat vollends wird
nur gerade die auffälligften Vorkommniffe ver-
zeichnen können, wobei unvermeidlich den (Inter-
fchlagungen des 3ufalls die durch die Fülle des
Stoffes verurfachten pcb zureihen.
Sinngemäß fehlen diesmal faft völlig die mehr
oder minder Berühmten, auf deren werbende
Ceilnaßme man früher nicht glaubte verzichten
zu können, es beherrfchen den Eindruck die
wohl fcßon Genannten, aber (Inabgeftempelten,
und aus dem t)eer der ganz Neuen treten nicht
wenige zu perfönlicher (Kirkung heraus. Ein
eigener Raum ift diesmal nur Franz Radzi-
will gewährt, und das ift nun allerdings eine
Niete. Denn die dekorative Einheitlichkeit feiner
jetjt durchwegs auf einen zähen Dunkelton ge-
sellten, gleichmäßig gerahmten Bilder kann
wohl niemanden mehr darüber täufchen, daß
hier mit allerlei altväterifchen Requipten und
altmeifterlichen Firnisreizen, mit raffinierten Ci-
zianeffekten und billigen Primitivismen ein ge-
fcbmäcklerifcher humbug getrieben wird, aus
dem [ich zu befreien es für den gewiß nicht
unfähigen Künftler die allerböcbfte Eifenbahn ift.
Als eine kleine Senfation war vielleicht das
Gaftfpiel des Römers Giorgio de Chirico ge-
dacht, der fich jeßt zum Barock feiner Väter
verfammelt hat, oft aber doch nur wie ein Nach-
fahre von Franz Stuck wirkt, Kläßrend ein
(Iliener Pfeudopicaffo namens Georg Merkel
Pouffin pouffiert, kokofcßkaipert fein jedenfalls
nicht To langweiliger Landsmann Gerhard
Frankl Rubens und Breughel in malerifcb be-
wegter Cranfkription, ohne daß man recht ein-
peht, wozu das taugen foll. Auch die ((Iiener
Floch und Fjarta überzeugen nicht, und voll-
ends Faiftauers dekorative Kirchenmalerei de-
mentiert fich durch eine wie von Briefmarken
oder Preismedaillen abgeguckte Idealität ßgür-
licher Pofen. Freilich erbringt die Ausftellung
noch ganz andere Beiträge zum Kapitel des
religiöfen Kitfehes, vom wehleidigen über den
flotten zum verkrallten, — nicht zu vergeffen
das Pafponstriptychon Karl Caspers, feine
wohlfeilen Attitüden, die wifchige Vibration
feiner myftißzierenden Malart. Doch foll eine
Ausftellung, deren Prinzip die allen offene Pforte
ift, nicht gleich auf ihre (Inhaltbarkeiten bin ge-
muftert werden, fondern mehr auf die vorhan-
denen Aktivpoften. Deren vielleicht unbeding-
tefter: Georg Scholz - Größingen, deffen
witjigkalte Ausführlichkeit keineswegs darin auf-
geht, kleinftädtifcbes Cun und Creiben, in Straßen
undStuben, beiCag und wenns dufter wird, detail-
dreift zu examinieren, fondern in Überholung der
karikaturiftifchen Anekdote wie der deskriptiven
Deutlichkeit pbantaftifcb pch zuzufpißen vermag,
wie etwa in jener aufregenden Kopulation
blanker Nudität und glänzender Stahlzylinder
zu einer durcbgefcßliffenen Vipon deffen, was
unfere Kielt bewegt, — oder etwa in dem Kak-
teenftilleben, deffen warzige Gewäcßfe graufam
beftacbelt und fo äußerft kontrahiert pnd der fpie-
gelnden Glätte elektrifcßer Glühbirnen, während
durch dasFenfter eine grüne Gegend pcßtbar ift,
der drei Signalmaften die 3eitverlorenßeit fteeben.
Scholz ift eminent vermöge eines durchdringend
präzifen Stils, der den Einfall gleicbfam kriftal-
lipert. — Dix ift vertreten durch den begabten
Fritj Skade, der die Profa verklebter Pßypo-
gnomien oder eines gewöhnlich beboften Mäd-
chens ebenfo nachdrücklich vollftre.ckt wie der
kunftlofe Otto Nagel die kalkweißen Vifagen
buckliger, ausgedienter Menfcßen. Auch Hug.
(üilb. Dreßler, deffen tonaler gehaltene Cha-
rakterbilder („Altes Fräulein“, „Ausländer“ ufw.)
durch die lakonifcße Melancholie kurz gefaßter
Figuren feffeln, durch einen Blick, der trifft; reiht
pch hier ungefähr ein. (Kelche .verzwickte Auf-
faffung zerfurchter Prople dagegen bei Birkle
oder Bur mann! ünd auch die rafpnierte Glätte
zweideutigen Ceints, der gefärbte Blick und das
polierte haar, das E. (K. Kallen Dielengents
oder einer Gar^onne zu verleben als feine Spe-
zialität ausgebildet hat, wirkt kaum mehr denn
intereffant. Auf einem gadz anderen Blatt ftebt
Otto Freytag, der pch immer feßöner aus-
formt und diesmal mit kühn und fict^r umrif-
fenen, räumlich erlebten Alltagsgeftalten wie
mit farbig mächtig ins 3eug gehenden, ßark
bewegten Geländen zu den nacbbaltigften Er-
febeinungen ringsum gehört. Anton Kerfcß-
baumer wirkt weit zahmer, feine Farben find
febimmernd gebrochen, und auch die Verwan-
kung und ßuebtige Brechung der räumlichen
Landfcbaftskoordinaten erfeßeint als ftereofko-
pifeßes Analogon des feßimmernden Kläffers
feiner Kanäle und Seen. h>er abermals fei ferner
auf Egon v. Kameke als einen Maler von
perfönlicher Auffaffung der winterlich kaßlen
und doch erdkräftig in braunblauem Klang fieß
reckenden Natur ßingewiefen, und die dring-
liche Anregung einer Kollektivausftellung ge-
geben, der man jedoch feine kurpv geratenen
plapifcßen Verfucße vorerft woßl beßer fern-
ßieite. In Otto Luke und (Kalter (Kellen-
pein feien zwei fubtile Landfcßafter erwähnt,
die abfeits der modernen Form Sympatßifches
feßaffen. Licßte Erntebilder, ländliche Prozefpon,
Felder fießt man von Charles Crodel, fein-
feßuppig gemalt, von einer lofen Knruße, die
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