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Heidelberger Volksblatt (4) — 1871

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Nr. 17 - Nr. 25 (1. März - 29. März)
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Nr. 18.

Samſtag, den 4. März 1871.

4. Jahrg.

arſchent Mittwoch und „Samſtag. Preis monatlich 1 kr.
und bei den Trägern.


Einzelne Nummer à 2 kr.
Auswärts bei den Landboten und Poſtanſtalten.

Man abonnirt in der Druckerei, Schiffgaſſ 4

Des Freundes Sohn.
Ein Familiegemälde von Karl Haniſch.
(Fortſetzung.)

Schappler eilte in den Laden, um ſeine Doſe mit
Doppelmops zu füllen, während Samuel aus dem
Gaſtzimmer ſeine Tabakspfeife holte, die er, in der
Hand tragend, herunterbrachte.
Sie haben da ein ſchönes Gemälde auf dem Pfeik
fenkopfe, ſagte die begegnende Margarethe, die Gele-
genheit ergreifend, um durch ein freundliches Wort die
kühle Behandlung bei'm Mittagsmahle einigermaßen
bei dem Gaſte gut zu machen.
Er iſt ſehr gut gemalt,
Kopf zeigend.
Was ſtellt es denn vor? fragte ſie betrachtend.
Den Schweizerbund im Rütli, antwortete Samuel.

entgegnete Samuel,

Richtig! Drei Männer, die ſich die Hände reichen,

und drüber ſteht: „wir wollen frei ſein, wie die Vä-
ter waren.“ Ich danke und wünſche viel Vergnügen
Pfend. Spaziergarge, ſa te Margarethe, davonhü-
pfen
Beiden Mädchen war die trübe Laune der Eltern
aufgefallen, geſtern ſo freundlich und heute ſo zurück-
haltend, ſogar verlegen in Gegenwart des Gaſtes.
Sollte es bereits zu einer Erklärung über die Abſicht
des Beſuchs gekommen und eine abſchlägige Antwort
erſolgt ſein? Man reimte die Zuſammenkunft des
jungen Manues mit dem Vater im Comptoir und die

von dieſem Augenblicke an ſichtbar gewordene Kälte;

gegen den Gaſt zuſammen und ihro Vermuthung ſchien
dadurch an Wahrſcheinlichkeit zu gewinnen, obgleich Sa-
muel ebenncht ausgeſehen, wie ein abgewieſener Braut-
werber. Spinle konnte die Frende nicht bergen über
die Möglichkeit eines ſolchen Vorganges, der ſie von
aller Beängſtigung he freite; nur Margarer he ſchien da-
mit nicht ganz zufrieden und meinte, es ſei doch nicht
recht, den artigen jungen Mann ſo Knall und Fall ab·
zuweiſen.
Wesn ich nur wüßte, ſagte die
mit Anſtand an die Mutter: vringen koͤnntez ich möchte
gar⸗ zu gern Aufſchluß. ö ö

Dieſe, die unterdeſſen mit dem 6 Gatten eine geheime

Unierredung gehabt hatte, trat eben ein.

den

Mutter — nun,

Mukter,
Letztere, wie ich es rung,
ſie nicht begreifen konnte
Schlimmes zuſammengehören könne;

Gnt, Kinder, daß ich Euch beiſammen finde, ſagte
ſie, ich habe Euch elwas vorzutragen.
Beide traten näher.

Ihr ſeid in einem Alter, begann ſie, wo eine Mut-

ter ohne Zurückhaltuug einen Gegenſtand berühren

darf, der über kurz oder lang doch zur Sprache kom-
men wird. Es verſteht ſich, daß das, was ich jetzt
mit Euch abhandeln will, unter uns bleibt. Wißt ihr,
warum Samuel hier iſt?
Nein! antworteten beide Mädchen.
Hat auch Samuel während ſeines kurzen Hierſeins
nicht einer oder der andern von Euch eine beſondere
Aufmerkſamkeit gewidmet, eine Art von beſonderer
Zuneigung zu erkeunen gegeben?
Mir nicht, antwortete ſchnell Sybllle.
Mir auch nicht, verſetzte Margarethe, wenn das
nicht etwa dafür gelten ſoll, daß er mir ſeinen wun-
derſchoͤnen Pfeifenkopf gezeigt hat, auf dem die drei
Schweizer im Rütli den-Bund ſchliezen und frei ſein
wollen, wie die Väter waren.
Ein ſolches Gemea beſitzt er? fragte betroffen die
ſo iſt es doch wahr, was man dem
Vater geſchrieben hat. Hört alſo: Samuels Vater
wünſcht eine Verbindung ſeines Sohnes mit einer von
Euch; der Antrag wäre unter andern Umſtänden nicht
wegzuweiſen, wenn der junge Klarens nicht einer —
Sekte will ich es nennen — angehörte, die dem Vater
und mir in den Tod zuwider iſt; ſomit kann aus der
Sache nichts werden, vielmehr iſt es unſere Pflicht,
Euch vor dem jungen Manne zu warnen, und unſer
Bef fehl, jedes nähere Verhältniß mit ihm zu vermeiden.
Ich will mich wohl hüten, verſetzte raſch Sybille.“
3u weicher Sekte gehört er denn? fragte Margarethe.
Ich will es Euch ſagen, aber ſo leiſe, als möglich,
damit dieſe Wände nicht dos fatale Wort vernehmen,
er iſt ein — und nun wisperte ſie beiden das Wort
in's Ohr.
Ich weiß nicht, was das eigentlich iſt, Kagte Ey·
bile aber ich ge ehorche gern.

Iſt denn das ſo etwas Schlimmes 2fragte kleinlaut

Margarethe.

Ja Kinder, etwas ſehr Schlimmes, antwortete die
das glanbt meiner. und des Baters Verſiche-

Margarethe ſchüttelte zweifelnd das Köpfchen, weil
wie Samuel und. etwas
indeſſen. — die

Eltern mußten das beſſer wiſſen, und ſo ver ſprach
 
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