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Heidelberger Volksblatt (4) — 1871

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Nr. 26 - Nr. 34 (1. April - 29. April)
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Nr. 28.

Samſtag, den 8. April 1871.

4. Jahrg.

aahent WIT und Samſcag. Preis monatlich 12 kr.

und bet den Trägern.

Einzelne Nummer à 2 kr.
Auswärts bei den Landboten und Poſtanſtalten.

Man abonnirt in der Druckerei, Schiffgaſſe 4

Frieden! Frieden!

Und Frieden! erſchallt's vom Himmel herab und

Frieden! durchjubelt's die Lande,
So jubel 's vom Schiff, dem Verderben gedroht, winkt
Rettung vom ſonnigen Strande,

Wie ſchrecklich der Krieg! die tückiſche Liſt, der grau-

ö ſame Mord wird zur Tugend,
Darniedergeſtr auf die blutige Au' liegt röchelnd
die blühende Jugend.
die Fl uren zerſtampft und die Hütten verbrannt und
zwiſchen verkohlten Ruinen
Da kauert im Leid die unſchuldige Noth.
luing ſtarrt aus den Mienen
Des Elends heraus. Das ſchützende Dach — wer nahm
es dem zitternden Greiſe? ö
und Mutter und Kind — ſie wimmern vor Froſt.
Dies Wimmern, ſo zaghaft und leiſe,
Dies Seufzen ſo bang zum Himmel empor inmitten
der grauſen Zerſtörung,

ingt gräßlicher weit als der donnernde Fluch des

Hochmuths und der Bethörung.

Weh dem Gewiſſen, das auf ſich lud, all' dies Ver-
zweifeln und Dulden!
Kein Fels ſo ſchwer und ſo ſtechend kein Dorn als
dies furchtbare Verſchulden.
Saug' tief in Dich ein, germaniſches Volk, den Schau-
der vor blutigem Kriege,
Ertödt' in dir ſelbſt das rohe Gelüſt nach dem Tau-
mel berauſchender Siege. ö
ö Es dachte der Feind dir Uebles zu thun. Du ſollteſt
ö verbluten im Staube.
Er hoffte den Raub, den er frevelnd begehrt, zu fügen
zum früheren Raube.

S' iſt anders gekommen. Der Tiger nun liegt mit
blutigen Tatzen im Sande,
Der Heimath wieder zurückerkämpft ſind die fremdge ·
ö wordenen Lande.

Und aus dem Gewirr des entſetzlichen Krieges, aus

ö den blutig errungenen Siegen
Iſt herrich empor in leuchtender Pracht,
das Deutſche, geſtiegen.

Verzweif

das Reich,

Doch bleibe gedenk, woher wohl dem Feind die böſe
Verſuchung gekommen? ö

Aus welchem gehirnverwirrenden Quell den berauſchen-

den Trunk er genommen?
Haſt du nicht ſelbſt den Becher kredenzt,
den Taumel getrunken ?
Haſt du ihm nicht ſelbſt zur Flamme geſchürt die im-
mer ſchon glaſtenden Funkenn
Er ſah dich, verwirrt, voll Hader und Zank.
ſah. konnt“ wecken den Glauben, ö
Jetzt ſei's ihm ein Spiel, dich zu werfen, und frech dein
Land bis zum Rhein dir zu rauben.

woraus er

Was er

Sei einig, mein Volk, bleib einig wie jezt, dann
bleibt auch der Ruhm dir beſchieden,
In Einigkeit groß, in Einigkeit ſtark, die Wache zu ſein
für den Frieden.
feſt und treu und ſtark wie ein Leu zum Schutz

Steh'
für die heiligſten Güter,,

Den Tiger im Sprung ſchlag nieder mit Macht als

des Friedens gerüſteter Hüter.

O Frieden, wie klingt kein Wort doch ſ0 ſchön und
keins birgt köſtlichern Segen,
O jauchzet euch laut von Ort zu Ort dies himmliche
Wort nun entgegen!
O Frieden, du führſt ja die Theuren zurück — die
Söhne, die Brüder, die Gatten,
Zurück an die treu ſich ſehnende Bruſt, zurück in der
Häuslichkeit Schatten,
Zurück zum Fleiß des verwaisten Geſ ſchäf tes,
zum verlaſſenen Pfluge.
Wie harret das Herz die Stunde herbei, wo ſie kom-
men in eunmſei Zuge,
Heimkehrend mit Luſt zum friedlichen Werk von des
Ruhmes bluttriefenden Bahnen;

zurück

Laut wirbeln die Trommeln, es rauſcht die Muſik, ſtolz

flattern die Iurrmc Fahnen,

Den Theuern entgegen mit ſtürmiſcher Haſt —o wie

drängen ſich Maſſen an Maſſen.
„oc, abermals hoch!“ ſchallt's brauſend entlang die
im Feſtſchmuck vrangenden Gaſſen.

Und martigen Schritts in geſchloſßenen Reih'n, ſo
wie einſt zu Feld ſie gezogen,

ö So o ſchreiten ſie jetzt mit jubelndem Gruß ſtramm W

der Begeiſterung Wogen.
 
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