Unſer Goldblätt-
che, dir Palzer Vott,
macht ſich die vorig
Woch widder emool
mit unſerm Brofeſ-
ſer Dr. Bluntſchli
zu ſchaffe, un zwar
. Nr. 65, vum
zunnerſchdag, 8.
Juni. Wer Luſcht
dott, lees den lang-
weilige Kroom. Der
ganze Artikel is ſo
ländlich un ſitt-
lich g'halte, daß'es
nit emool dawerth
is, daß ma'n wid-
dergibt. Norr een
Schtellche hott for
mich e b'ſonders
Intreſſe g'hatt. D'r
Herr Brofeſſer
Bluntſchli ſoll näm-
lich innere Wies
badner Broteſchtan-
deverſammlung un-
ner Annerm aah ——
die Schtandesehr — —
d'r katholiſche Herrn Seelſorger angegriffe hawe. Do-
druff ſegt dann d'r Herr Landparre im Pälzer Bott:
„Andere Stände vertheidigen die gekränkte Standes-
ehre unter Umſtänden mit Berufung auf die Mündung
zweier Terzerolen; uns iſt eine ſolche Satisfaction
verſagt, uns bleibt einzig die Mündung der Feder. Mit
dieſer proteſtire ich gegen dieſe Ihre ehrenrührige Be-
hauptung.“ Un ſo weiter. Alſo uns bleibt einzig die
Mündung der Feder, ſegt'r. Ja, deß weeß d'r liewe
Gott. Awer mit der ſchwarze Rawefedder richte die
Herrn uff'm Land, wo noch ihr Waize blieht, mehr
D'r Nagglriaier.
Unheil an, als wann ſe mit d'r Piſchtool ihr angeeb-
lich Recht verdheidige dhäte. D'r Herr Landparre braucht
ſich alſo durchaus nit zu beklage, daß'r nit Jeden, der'm
nit uff die Geig redd, gleich mit d'r Terzerol angreife
kann. Bei ſeine Landleitcher draus iſſ'r jedenfalls im
Vortheil, wann'r mit d'r Fedder rausgibt. Dann mir
hawe leider Gottes noch immer Dauwerbiſchofsgegende
im badiſch Ländl, wo die Bauere alles glaawe, wann
ſe's gedruckt vum Herr Parre ſehe. — Daß ſich d'r
Brofeſſer Bluntſchli natierlich nit mit jedem Dorfpäffl
duellire kann, dem ſein Anſichte nit g'falle, verſchteht
ſich am Rand — aach wann ſich die Herrn vun d'r
Kanzlſchieße dirfte, dann die dummſcht Kuggt
kann de g'ſcheidſchte Mann aus'm Weg ſchaffe, un
weiter hat es keinen Zweck bei gewiſſe Leit. Norr weg
mit'n. Frieher mit Jeſuittegift, jetzt mit Kuggle,
wann's meeglich wör! — Um iwerigens uff de Puddls-
Kern in dem Pälzerbottartikl zu kumme, Männer,
norr noch ſo viel davun, daß d'r Pälzer Volks-
mann ſchließlich ſegt: „So weit das Schreiben an
Bluntſchli. ö
luntſe Was wird der Herr antworten?“ —
Da d'r Herr Brofeſſer Bluntſchli awer mehr zu dhun
werd hawe, als jedem Dorfpäffl uff ſein Zeitungsar-
tikl zu antworte, gew ich'm hiermit die Antwört vumme
Annere uff fein Artiklche, un zwar vummie ſchlichte
Katholik, der mer Folgendes driwer zu kumme loßt:
Mein lieber Anonymus vom Landen
Da Sie in Ihrem ländlichen Geſakbader in Rr. 65
des Pfälzer Boten ſich der Hoffnung hingeben, daß Hr,
Gh. Rath Bluntſchli Ihnen antworten, ja daß er ſich
ſogar nach Ihrem Namen erkundigen werde, ſo will ich
Ihnen einſtweilen ſagen, daß Herr Geh. Rath Bluntſchli
jedenfalls beſſeres zu thun weiß, als' mit folchem Ge-
wäſch ſeine Zeit zu verlieren. Daß Sie ein Land-
pfarrer ſind, hätten Sie nicht nöthig gehabt anzufuh-
ren, denn die in Ihrem Artikel los gelaſſene Weisheit
(2) riecht ſtark nach dem Lande. Da Sie das Bedürf-
niß fühlen, Ihr Licht über Ihren (Ihnen wahrſchein-
lich zu kleinen) Sprengel leuchten zu laſſen, ſo will
ich Ihnen gerne die Hand dazu bieten und, Arm in
Arm mit einander, fordern wir unſer Jahrhundert in
die Schranken! Und nun, gelehrtes Kirchenlicht, be-
antworten Sie mir auch meine Frage: Wie ſteht es
denn mit dem unfehlbaren Papſt, dem Nachfolger der
unfehlbaren Apoſtel, wie Sie ſagen, der den Galliläi
zwang, den von der Wiſſenſchaft aufgeſtelten uünfehl
bar wahren Satz: Die Sonne ſteht ſtill und die
Erde bewegt ſich um dieſelbe, abzuſchwören und das
Gegentheil zu behaupten? Um ſein Leben nicht auf
dem Scheiterhaufen einzubüßen, ein damals ſehr belieb-
tes Mittel, die verirrten Gläubigen wieder auf den
rechten (2) Weg zurück zu bringen, fügte ſich Galltläi;
aber ſobald er in Sicherheit war, ſagte er: Und ſie
bewegt ſich doch! So geht es auch mit den übrigen
Kirchenlichtern der Jetztzeit: Sie glauben an die Un.
fehlbarkeit des Papſtes nach dem Sprüchwort: Weſſ
Brod ich eß, deſſ Lied ich ſing! Zur Zeit der Evan-
geliſten glaubte man auch, daß Etias auf einem feuri-
gen Wagen in den Himmel gefahren ſei und daß die
Männer im ſeurigen Ofen nicht verbrannt ſind. Glau-
ben Sie das auch? Ich nicht; da würde ich noch
eher an den Stillſtand der Sonne glauben, denn Jo“
ſua ſagte: Sonne ſtehe ſtille, hieß ſie ſpäter aber nicht
weiter gehen. Bitte erklären Sie“ mir dies, gechrter
Herr Landpfarrer. Der Schlußſatz Ihrer ländlichen
Weisheit: Sie hätken den Müth, Ihre Standesegr-
mit der Piſtole in der Hand zu vertheidigen, wenn Sie
dürften, iſt wohl nur ein Scherz von Ihnen. Es
iſt doch ſo ſchön hier unten in aller Ruhe und Ge-
müthlichkeit ſeine Schäfchen zu ſcheeren, ſtatt durch eine
Piſtole dahin befördert zu werden, wo man möglicher ⸗
weiſe unter die Böcke kommen könnte
Soodele, Herr Parre. Deß is aah e Antwort!
Awer de Brofeſſer Bluntſchli loſſe Se gehn. Der hott
ke Zeit, ſich mit Dorſpäfflcher wedder mit Pulver noch.
mit Dinte zu duellire. Schwarz bleibt ſchwarz, denkt'r,
un Mohre weſcht ma nit mehr weißß
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.
che, dir Palzer Vott,
macht ſich die vorig
Woch widder emool
mit unſerm Brofeſ-
ſer Dr. Bluntſchli
zu ſchaffe, un zwar
. Nr. 65, vum
zunnerſchdag, 8.
Juni. Wer Luſcht
dott, lees den lang-
weilige Kroom. Der
ganze Artikel is ſo
ländlich un ſitt-
lich g'halte, daß'es
nit emool dawerth
is, daß ma'n wid-
dergibt. Norr een
Schtellche hott for
mich e b'ſonders
Intreſſe g'hatt. D'r
Herr Brofeſſer
Bluntſchli ſoll näm-
lich innere Wies
badner Broteſchtan-
deverſammlung un-
ner Annerm aah ——
die Schtandesehr — —
d'r katholiſche Herrn Seelſorger angegriffe hawe. Do-
druff ſegt dann d'r Herr Landparre im Pälzer Bott:
„Andere Stände vertheidigen die gekränkte Standes-
ehre unter Umſtänden mit Berufung auf die Mündung
zweier Terzerolen; uns iſt eine ſolche Satisfaction
verſagt, uns bleibt einzig die Mündung der Feder. Mit
dieſer proteſtire ich gegen dieſe Ihre ehrenrührige Be-
hauptung.“ Un ſo weiter. Alſo uns bleibt einzig die
Mündung der Feder, ſegt'r. Ja, deß weeß d'r liewe
Gott. Awer mit der ſchwarze Rawefedder richte die
Herrn uff'm Land, wo noch ihr Waize blieht, mehr
D'r Nagglriaier.
Unheil an, als wann ſe mit d'r Piſchtool ihr angeeb-
lich Recht verdheidige dhäte. D'r Herr Landparre braucht
ſich alſo durchaus nit zu beklage, daß'r nit Jeden, der'm
nit uff die Geig redd, gleich mit d'r Terzerol angreife
kann. Bei ſeine Landleitcher draus iſſ'r jedenfalls im
Vortheil, wann'r mit d'r Fedder rausgibt. Dann mir
hawe leider Gottes noch immer Dauwerbiſchofsgegende
im badiſch Ländl, wo die Bauere alles glaawe, wann
ſe's gedruckt vum Herr Parre ſehe. — Daß ſich d'r
Brofeſſer Bluntſchli natierlich nit mit jedem Dorfpäffl
duellire kann, dem ſein Anſichte nit g'falle, verſchteht
ſich am Rand — aach wann ſich die Herrn vun d'r
Kanzlſchieße dirfte, dann die dummſcht Kuggt
kann de g'ſcheidſchte Mann aus'm Weg ſchaffe, un
weiter hat es keinen Zweck bei gewiſſe Leit. Norr weg
mit'n. Frieher mit Jeſuittegift, jetzt mit Kuggle,
wann's meeglich wör! — Um iwerigens uff de Puddls-
Kern in dem Pälzerbottartikl zu kumme, Männer,
norr noch ſo viel davun, daß d'r Pälzer Volks-
mann ſchließlich ſegt: „So weit das Schreiben an
Bluntſchli. ö
luntſe Was wird der Herr antworten?“ —
Da d'r Herr Brofeſſer Bluntſchli awer mehr zu dhun
werd hawe, als jedem Dorfpäffl uff ſein Zeitungsar-
tikl zu antworte, gew ich'm hiermit die Antwört vumme
Annere uff fein Artiklche, un zwar vummie ſchlichte
Katholik, der mer Folgendes driwer zu kumme loßt:
Mein lieber Anonymus vom Landen
Da Sie in Ihrem ländlichen Geſakbader in Rr. 65
des Pfälzer Boten ſich der Hoffnung hingeben, daß Hr,
Gh. Rath Bluntſchli Ihnen antworten, ja daß er ſich
ſogar nach Ihrem Namen erkundigen werde, ſo will ich
Ihnen einſtweilen ſagen, daß Herr Geh. Rath Bluntſchli
jedenfalls beſſeres zu thun weiß, als' mit folchem Ge-
wäſch ſeine Zeit zu verlieren. Daß Sie ein Land-
pfarrer ſind, hätten Sie nicht nöthig gehabt anzufuh-
ren, denn die in Ihrem Artikel los gelaſſene Weisheit
(2) riecht ſtark nach dem Lande. Da Sie das Bedürf-
niß fühlen, Ihr Licht über Ihren (Ihnen wahrſchein-
lich zu kleinen) Sprengel leuchten zu laſſen, ſo will
ich Ihnen gerne die Hand dazu bieten und, Arm in
Arm mit einander, fordern wir unſer Jahrhundert in
die Schranken! Und nun, gelehrtes Kirchenlicht, be-
antworten Sie mir auch meine Frage: Wie ſteht es
denn mit dem unfehlbaren Papſt, dem Nachfolger der
unfehlbaren Apoſtel, wie Sie ſagen, der den Galliläi
zwang, den von der Wiſſenſchaft aufgeſtelten uünfehl
bar wahren Satz: Die Sonne ſteht ſtill und die
Erde bewegt ſich um dieſelbe, abzuſchwören und das
Gegentheil zu behaupten? Um ſein Leben nicht auf
dem Scheiterhaufen einzubüßen, ein damals ſehr belieb-
tes Mittel, die verirrten Gläubigen wieder auf den
rechten (2) Weg zurück zu bringen, fügte ſich Galltläi;
aber ſobald er in Sicherheit war, ſagte er: Und ſie
bewegt ſich doch! So geht es auch mit den übrigen
Kirchenlichtern der Jetztzeit: Sie glauben an die Un.
fehlbarkeit des Papſtes nach dem Sprüchwort: Weſſ
Brod ich eß, deſſ Lied ich ſing! Zur Zeit der Evan-
geliſten glaubte man auch, daß Etias auf einem feuri-
gen Wagen in den Himmel gefahren ſei und daß die
Männer im ſeurigen Ofen nicht verbrannt ſind. Glau-
ben Sie das auch? Ich nicht; da würde ich noch
eher an den Stillſtand der Sonne glauben, denn Jo“
ſua ſagte: Sonne ſtehe ſtille, hieß ſie ſpäter aber nicht
weiter gehen. Bitte erklären Sie“ mir dies, gechrter
Herr Landpfarrer. Der Schlußſatz Ihrer ländlichen
Weisheit: Sie hätken den Müth, Ihre Standesegr-
mit der Piſtole in der Hand zu vertheidigen, wenn Sie
dürften, iſt wohl nur ein Scherz von Ihnen. Es
iſt doch ſo ſchön hier unten in aller Ruhe und Ge-
müthlichkeit ſeine Schäfchen zu ſcheeren, ſtatt durch eine
Piſtole dahin befördert zu werden, wo man möglicher ⸗
weiſe unter die Böcke kommen könnte
Soodele, Herr Parre. Deß is aah e Antwort!
Awer de Brofeſſer Bluntſchli loſſe Se gehn. Der hott
ke Zeit, ſich mit Dorſpäfflcher wedder mit Pulver noch.
mit Dinte zu duellire. Schwarz bleibt ſchwarz, denkt'r,
un Mohre weſcht ma nit mehr weißß
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.