älteren Walther halblaut in's Ohr raunen ſollen, anſtatt
ſolche, wie er that, uno tenore mit ſeinem ſonſtigen er-
regten Vortrage in lauter Extaſe auszurufen. Auch die
übrigen Darſteller trugen ihr Möglichſtes bei, um die Vor-
ſtellung zu heben: hievon machte ſelbſt Hr. Höflich
(Kammerdiener) mit ſeiner kleinen Rolle keine Ausnahme.
Hr. Roloff gab in ſeiner Rolle des Secretärs Wurm
den kalten abgefeimten Böſewicht wieder, wie dieſes auch
in der Intention des Dichters liegt. Doch hätte es nichts
geychadet, wenn der Darſteller dieſen bösartigen Charakter
Jauch äußerlich, d. h. in der Darſtellung ſelbſt, etwas mehr
veranſchaulicht hätte: ſo aber war dieſer Charakter ſtets
mehr aus der Handlung ſelbſt zu entnehmen. Was den
Ort und die Zeit der Handlung betrifft, ſo kann jener, der
Abſicht des Dichters gemäß, in der 2. Hälfte des vorigen
Jahrhunderts in einer von den 3 deutſchen Reſidenzen:
Stuttgart, Kaſſel, Ansbach geſucht werden. In allen dreien
fand die vom Dichter als Merkmal gekennzeichnete und als
förmlicher Verkauf von Menſchen ſchwer gerügte Abtretung
von Hilfstruppen an England (für den Krieg mit Nord-
amerika) gegen bedeutende Subſidiengelder ſtatt. (Hiermit
ſtimmt auch Vehſe in ſeiner Geſchichte deutſcher Höfe überein.)
Auf anderen Bühnen wird Major Walther gewöhnlich
in blauer Uniform dargeſtellt. Hr. Lützenkirchen trug jedoch
eine gelblich weiße, der öſterreichiſchen ähnliche Uniform:
Ob er dabei die Repräſentation der Montur irgend eines
beſtimmten Staates, z. B. eines jener dreien, im Auge
hatte, oder ob dieſes nur Sache der Zufälligkeit war,
wollen wir dahingeſtellt ſein laſſen. — Noch können wir
nicht umhin, zu bemerken, daß Schiller den theilweiſe ſchon
geſammelten Stoff zu obiger Tragödie zu einer Zeit be-
arbeitete, wo er ſelbſt in ſchwerer Bedrängniß und faſt
ohne Subſiſtenzmittel war, nämlich zu Oggersheim, jenſeits
des Rheines, 1½¼ Stunde von Mannheim. Der Gedanke,
dem er durch Lady Milford Worte verleiht: „Ich ſann
nach, ob das Waſſer des Fluſſes, oder mein Leid tiefer
ſei“, ſtieg in dem Dichter ſelbſt auf, als er einmal nach
Frankfurt wanderte und von ſchwerem Wehe ergriffen von
der Mainbrücke dortſelbſt in den Strom hinabſchaute.
Kurz vorher hatte er oberhalb Sachſenhauſen, im Walde,
der ſich auf dortiger Anhöhe gegen Iſenburg hinzieht, ſich
ſtark ermüdet niedergelegt und wäre dort faſt herumziehen-
den Werbern in die Hände gefallen. Man ſchaudert bei
dem Gedanken, wie wenig gefehlt hätte — und dem nahezu
größten deutſchen Genius wäre das Loos des Sergeanten
Bleiſtift (in „Die Karlsſchüler“) zu Theil geworden! Bei
den Vorbereitungen zum 1. Schillerfeſte (1859) hat die
Regſamkeit und Pietät von Frankfurter Verehrern des
großen Dichters die betreffende Stelle im Stadtwalde mit
ziemlicher Wahrſcheinlichkeit ausfindig gemacht. — Die
Tragödie, deren Wiederholung auf hieſiger Bühne in Aus-
ſicht ſteht, trägt das Gepräge der alten patriarchaliſchen
Zeit, in der ſie entſtanden iſt, unverkennbar an ſich. Heute
wird es nicht mehr vorkommen, daß ein Vater ſeinem
Sohn, der bereits den Majorsrang einnimmt, faſt wie
einen Schuljungen behandelt; daß er ihn vollends zu
zwingen ſucht, eine Buhlerin zu heirathen, wird undenkbar
ſein. Es würde mit einem ſolchen, der eine derartige Hei-
-rath eingeht, kein anderer Offizier, nach den Begriffen der
militäriſchen Ehre, mehr dienen wollen.
Verſchiedenes.
— (Eine Wrangel-Anekdote.) Wrangel, der
ſtreng auf eine fachgemäße Ausdrucksweiſe hielt, ſchärfte
unter Anderem ſeinen Küraſſiren ein, den Sattel ſtets
„Bock“ zu nennen. Eine Umgehung dieſes terminus
lings gemacht.
illuſtrirte Zeitſchrift (herausgegeben von Eugen Frieſe,
von Jesko v. Puttkamer) ein vorzügliches Porträt des greiſen
technicus konnte ihn höchlichſt erzürnen. Einmal, den
Exerzitien eines Küraſſierregiments zuſchauend, gewahrte er
eine plötzliche Bewegung unter den Truppen und fragte
deßhalb einen jungen Offizier, was die Leute denn dort
eigentlich thäten: „Sie „bocken“, Excellenz,“ lautete die
prompte Antwort des ein wenig ironiſch angehauchten Offi-
ziers. Papa Wrangel ſah erſt etwas verblüfft d'rein, dann
aber nickte er beifällig mit dem Kopf und meinte freundlich:
„Der Witz iſt jut, wirklich ſehr ſut — koſtet aber 24
Stunden Arreſt.“
— Einen hübſchen Scherz mit Rubinſtein
hat ſich der verſtorbene amerikaniſche Humoriſt Joſh Bil-
Als Rubinſtein in Amerika war und dem
Schriftſteller vorgeſtellt wurde, bemühte er ſich, dieſem eine
hohe Meinung von dem bedeutenden Range ſeiner Vor-
fahren zu geben. „Meine Familie“ — ſagte er — „ſtammt
aus der Zeit der Kreuzzüge; in der That, meine Nach-
forſchungen in dieſer Richtung brachten mich zu der Ent-
deckung, daß einer meiner Vorfahren den Kaiſer Barbaroſſa
begleitete.. — „Auf dem Klavier natürlich“, bemerkte Joſh
Billings, der ſich lächelnd den Anſchein des gläubigen Zu-
hörers gab. — Sollte Rubinſtein wirklich ſo eitel auf
ſeine Vorfahren ſein?
n
3 7
5 ein Mädchenname,
9 Land in Südafrika,
9 4 10 ein Räuberhauptmann,
2 12 1 2 8 ein Thal,
1
15 ein Berg, ö
Religiöſer Begriff,
2 14 eine Stadt in Thüringen,
14 1 17 erſtrebtes Ziel vieler Dichter und
Gelehrter,
5 6 4 5 ein Himmelskörper.
Die Aufangsbuchſtaben, von oben nach unten geleſen, ergeben
den Namen eines deutſchen Dichters, und die Endbuchſtaben, von
oben nach unten geleſen, eines ſeiner Gedichte.
(Auflöſung in nächſter Nr.)
Auflöſung des Räthſels in Nr. 1:
Ganges, Roſſini, Jeruſalem, Mikroſkop, Menzel, Effendi, Languedoc,
Salbei, Hippopotamus, Auras, Uri, Silicium, Epheu, Nikolaus.
Grimmelshauſen — Simpliciſſimus.
Richtige Löſtngen gingen ein von Fr. Köhler, Alphonſe G.
Leonhard, Davus, Joſ. Bürgin, Gf., Philiyp K... Eliſabeth
und Klara K... ., Wilh. Mezger, G. G., Oedipus, Bertha
Dürr hier, Anna und Roſa Krauß in Neckargemünd, Hauyptl.
Nagel, Marie Schmitt in St. Ilgen, J. L. Laih in Wimpfen.
Literariſches.
—5 In C. Winter's Uniberſitätsbuchhandlung in Heidel-
berg erſchien in 2. Auflage und in netter handlicher Ausſtattung
Daſſelbe enthält eine
iederbuch für deutſche Studenten.
derf 1 Studenten⸗, Volks⸗ und
Auswahl der bekannteſten Vaterlands⸗,
Fidelitäts⸗Lieder. Preis 1.
Univerſum. Zur Feier des fünfundzwanzigjährigen
Regierungs⸗Jübiläums Sr. Majeſtät des deutſchen Kaiſers als
König von Preußen bringt das ſiebente Heft des „Univerſum“,
redigirt
Helden nach dem Gemälde von G. Richter, mit einer von hatrio-
tiſchem Feuer durchglühten Widmung „Zum 2. Januar 1886⁷.
Das Heft enthält ferner ſpannende Novellen und Erzählungen
u. ſ. w. Außer dem erwähnten Bild: „Kaiſer Wilhelm I.“ ent-
hält das ſiebente Heft an Kunſtbeilagen noch: „König Friedrich
Wilhelm I. begegnet einem Zuge Salzburger Emigranten“ von
F. Neuhaus und „Winterlandſchaft“ von C. Scherres in bekannter
vortrefflicher Ausführung, ſowie das Porträt von Adolf Menzel.
ö Druck u. Verlag von Adolph Emmerling u. Sohn in Heidelberg. Für die Redaction verantwortlich: Fr. E mmerling.
ſolche, wie er that, uno tenore mit ſeinem ſonſtigen er-
regten Vortrage in lauter Extaſe auszurufen. Auch die
übrigen Darſteller trugen ihr Möglichſtes bei, um die Vor-
ſtellung zu heben: hievon machte ſelbſt Hr. Höflich
(Kammerdiener) mit ſeiner kleinen Rolle keine Ausnahme.
Hr. Roloff gab in ſeiner Rolle des Secretärs Wurm
den kalten abgefeimten Böſewicht wieder, wie dieſes auch
in der Intention des Dichters liegt. Doch hätte es nichts
geychadet, wenn der Darſteller dieſen bösartigen Charakter
Jauch äußerlich, d. h. in der Darſtellung ſelbſt, etwas mehr
veranſchaulicht hätte: ſo aber war dieſer Charakter ſtets
mehr aus der Handlung ſelbſt zu entnehmen. Was den
Ort und die Zeit der Handlung betrifft, ſo kann jener, der
Abſicht des Dichters gemäß, in der 2. Hälfte des vorigen
Jahrhunderts in einer von den 3 deutſchen Reſidenzen:
Stuttgart, Kaſſel, Ansbach geſucht werden. In allen dreien
fand die vom Dichter als Merkmal gekennzeichnete und als
förmlicher Verkauf von Menſchen ſchwer gerügte Abtretung
von Hilfstruppen an England (für den Krieg mit Nord-
amerika) gegen bedeutende Subſidiengelder ſtatt. (Hiermit
ſtimmt auch Vehſe in ſeiner Geſchichte deutſcher Höfe überein.)
Auf anderen Bühnen wird Major Walther gewöhnlich
in blauer Uniform dargeſtellt. Hr. Lützenkirchen trug jedoch
eine gelblich weiße, der öſterreichiſchen ähnliche Uniform:
Ob er dabei die Repräſentation der Montur irgend eines
beſtimmten Staates, z. B. eines jener dreien, im Auge
hatte, oder ob dieſes nur Sache der Zufälligkeit war,
wollen wir dahingeſtellt ſein laſſen. — Noch können wir
nicht umhin, zu bemerken, daß Schiller den theilweiſe ſchon
geſammelten Stoff zu obiger Tragödie zu einer Zeit be-
arbeitete, wo er ſelbſt in ſchwerer Bedrängniß und faſt
ohne Subſiſtenzmittel war, nämlich zu Oggersheim, jenſeits
des Rheines, 1½¼ Stunde von Mannheim. Der Gedanke,
dem er durch Lady Milford Worte verleiht: „Ich ſann
nach, ob das Waſſer des Fluſſes, oder mein Leid tiefer
ſei“, ſtieg in dem Dichter ſelbſt auf, als er einmal nach
Frankfurt wanderte und von ſchwerem Wehe ergriffen von
der Mainbrücke dortſelbſt in den Strom hinabſchaute.
Kurz vorher hatte er oberhalb Sachſenhauſen, im Walde,
der ſich auf dortiger Anhöhe gegen Iſenburg hinzieht, ſich
ſtark ermüdet niedergelegt und wäre dort faſt herumziehen-
den Werbern in die Hände gefallen. Man ſchaudert bei
dem Gedanken, wie wenig gefehlt hätte — und dem nahezu
größten deutſchen Genius wäre das Loos des Sergeanten
Bleiſtift (in „Die Karlsſchüler“) zu Theil geworden! Bei
den Vorbereitungen zum 1. Schillerfeſte (1859) hat die
Regſamkeit und Pietät von Frankfurter Verehrern des
großen Dichters die betreffende Stelle im Stadtwalde mit
ziemlicher Wahrſcheinlichkeit ausfindig gemacht. — Die
Tragödie, deren Wiederholung auf hieſiger Bühne in Aus-
ſicht ſteht, trägt das Gepräge der alten patriarchaliſchen
Zeit, in der ſie entſtanden iſt, unverkennbar an ſich. Heute
wird es nicht mehr vorkommen, daß ein Vater ſeinem
Sohn, der bereits den Majorsrang einnimmt, faſt wie
einen Schuljungen behandelt; daß er ihn vollends zu
zwingen ſucht, eine Buhlerin zu heirathen, wird undenkbar
ſein. Es würde mit einem ſolchen, der eine derartige Hei-
-rath eingeht, kein anderer Offizier, nach den Begriffen der
militäriſchen Ehre, mehr dienen wollen.
Verſchiedenes.
— (Eine Wrangel-Anekdote.) Wrangel, der
ſtreng auf eine fachgemäße Ausdrucksweiſe hielt, ſchärfte
unter Anderem ſeinen Küraſſiren ein, den Sattel ſtets
„Bock“ zu nennen. Eine Umgehung dieſes terminus
lings gemacht.
illuſtrirte Zeitſchrift (herausgegeben von Eugen Frieſe,
von Jesko v. Puttkamer) ein vorzügliches Porträt des greiſen
technicus konnte ihn höchlichſt erzürnen. Einmal, den
Exerzitien eines Küraſſierregiments zuſchauend, gewahrte er
eine plötzliche Bewegung unter den Truppen und fragte
deßhalb einen jungen Offizier, was die Leute denn dort
eigentlich thäten: „Sie „bocken“, Excellenz,“ lautete die
prompte Antwort des ein wenig ironiſch angehauchten Offi-
ziers. Papa Wrangel ſah erſt etwas verblüfft d'rein, dann
aber nickte er beifällig mit dem Kopf und meinte freundlich:
„Der Witz iſt jut, wirklich ſehr ſut — koſtet aber 24
Stunden Arreſt.“
— Einen hübſchen Scherz mit Rubinſtein
hat ſich der verſtorbene amerikaniſche Humoriſt Joſh Bil-
Als Rubinſtein in Amerika war und dem
Schriftſteller vorgeſtellt wurde, bemühte er ſich, dieſem eine
hohe Meinung von dem bedeutenden Range ſeiner Vor-
fahren zu geben. „Meine Familie“ — ſagte er — „ſtammt
aus der Zeit der Kreuzzüge; in der That, meine Nach-
forſchungen in dieſer Richtung brachten mich zu der Ent-
deckung, daß einer meiner Vorfahren den Kaiſer Barbaroſſa
begleitete.. — „Auf dem Klavier natürlich“, bemerkte Joſh
Billings, der ſich lächelnd den Anſchein des gläubigen Zu-
hörers gab. — Sollte Rubinſtein wirklich ſo eitel auf
ſeine Vorfahren ſein?
n
3 7
5 ein Mädchenname,
9 Land in Südafrika,
9 4 10 ein Räuberhauptmann,
2 12 1 2 8 ein Thal,
1
15 ein Berg, ö
Religiöſer Begriff,
2 14 eine Stadt in Thüringen,
14 1 17 erſtrebtes Ziel vieler Dichter und
Gelehrter,
5 6 4 5 ein Himmelskörper.
Die Aufangsbuchſtaben, von oben nach unten geleſen, ergeben
den Namen eines deutſchen Dichters, und die Endbuchſtaben, von
oben nach unten geleſen, eines ſeiner Gedichte.
(Auflöſung in nächſter Nr.)
Auflöſung des Räthſels in Nr. 1:
Ganges, Roſſini, Jeruſalem, Mikroſkop, Menzel, Effendi, Languedoc,
Salbei, Hippopotamus, Auras, Uri, Silicium, Epheu, Nikolaus.
Grimmelshauſen — Simpliciſſimus.
Richtige Löſtngen gingen ein von Fr. Köhler, Alphonſe G.
Leonhard, Davus, Joſ. Bürgin, Gf., Philiyp K... Eliſabeth
und Klara K... ., Wilh. Mezger, G. G., Oedipus, Bertha
Dürr hier, Anna und Roſa Krauß in Neckargemünd, Hauyptl.
Nagel, Marie Schmitt in St. Ilgen, J. L. Laih in Wimpfen.
Literariſches.
—5 In C. Winter's Uniberſitätsbuchhandlung in Heidel-
berg erſchien in 2. Auflage und in netter handlicher Ausſtattung
Daſſelbe enthält eine
iederbuch für deutſche Studenten.
derf 1 Studenten⸗, Volks⸗ und
Auswahl der bekannteſten Vaterlands⸗,
Fidelitäts⸗Lieder. Preis 1.
Univerſum. Zur Feier des fünfundzwanzigjährigen
Regierungs⸗Jübiläums Sr. Majeſtät des deutſchen Kaiſers als
König von Preußen bringt das ſiebente Heft des „Univerſum“,
redigirt
Helden nach dem Gemälde von G. Richter, mit einer von hatrio-
tiſchem Feuer durchglühten Widmung „Zum 2. Januar 1886⁷.
Das Heft enthält ferner ſpannende Novellen und Erzählungen
u. ſ. w. Außer dem erwähnten Bild: „Kaiſer Wilhelm I.“ ent-
hält das ſiebente Heft an Kunſtbeilagen noch: „König Friedrich
Wilhelm I. begegnet einem Zuge Salzburger Emigranten“ von
F. Neuhaus und „Winterlandſchaft“ von C. Scherres in bekannter
vortrefflicher Ausführung, ſowie das Porträt von Adolf Menzel.
ö Druck u. Verlag von Adolph Emmerling u. Sohn in Heidelberg. Für die Redaction verantwortlich: Fr. E mmerling.