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Heidelberger Familienblätter — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.53862#0425

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4 .——

—. 267 —

Baſe zum Ofen tragen, wo kein Menſch ſi e weiter berührt

hat; Sophie Mansfeld hat den Zuſatz nicht gemacht, denn

ſie war gar nicht im Stande, die Handſchrift des Ange-
klagten nachzuahmen und dieſer letztere iſt um ſo ſchuldiger,
als er den Undank gegen ſeinen königlichen Gönner ſo weit
trieb, denſelben erſt von der Ferne aus zu beſchimpfen,
indem er es ſo einrichtete, daß die Schrift erſt in Paris
zum Vorſchein kommen ſollte, wo Seine Majeſtät mit dieſem
an ſich prächtigen Erzeugniſſe der preußiſchen Porzellan-
fabrik beſondere Ehre einzulegen beabſichtigten. Sie werden
ſich der Verurtheilung nicht entziehen können, wie es Ihnen
unmöglich iſt, die allgemeine Entrüſtung über eine ſolche
That zu verhehlen.“
Graf Laniska war ruhig und gefaßt geblieben.
Augen waren auf ihn gerichtet.
theidiger Altenberg und nun erbleichte er doch um einen
Schatten.
Lautloſes Schweigen verbreitete ſich im Saale; Alles
blickte auf den edelmüthigen Retter und Freund, der zuerſt
der Mutter des Grafen einen beruhigenden Blick zuwarf
und dann mit klarer Stimme und einem, an ſeine han-
noverſche Abkunft erinnernden Accent das Wort nahm:
„Meine Herren Geſchworenen! Sie ſind bisher dem
Gange der Verhandlungen mit Aufmerkſamkeit gefolgt; ich
hoffe, daß Sie das auch ferner noch thun und keine Vor-
eingenommenheit gegen den Angeklagten hegen werden. Ich
bin überzengt, daß aus den folgenden Verhandlungen die
Sache in einem ganz anderen Lichte hervorgehen wird.
Für jetzt bitte ich Sie, zu erwägen, daß der einzige, wich-
tige Beweis, Graf Laniska habe das Wort Tyran ge-
ſchrieben, nicht, erbracht worden iſt, daß es ſich vielmehr
nur um eine durch die Umſtände hervorgebrachte Wahr-
ſcheinlichkeit handelt, welche Sie indeſſen keineswegs genü-

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Jetzt erhob ſich ſein Ver-

„Wie lange mag die Vaſe wohl ungefähr auf dem
Brette geſtanden ſein, bis ſie in den Ofen kam?“
„Das weiß ich wirklich nicht genau; es kann eine
Viertelſtunde, eine halbe Stunde ſogar vergangen ſein; ich
habe im Eifer des Feuerns und im Aerger über den Ofen
gar nicht auf die Zeit geachtet und kann'sz unmöglich ſo
genau ſagen.“
„Blieb Er inzwiſchen immer beim Ofen und konnte Er
fortwährend dieſe Vaſe ſehen 2“
Vein, ich war manchmal hinter dem Ofen und ging
auch hinaus. Es war ja kein Fremder in der Werkſtatt
und warum ſollte ich die Vaſen bewachen, ſie waren ja
ſicher genug.“
„Wo ſtand die Vaſe, als Er ſie dann nehmen und in
den Ofen ſetzen wollte?“
„Mitten auf dem Tiſche.“
„Gewiß? Weiß Er das ganz beſtimmt?“
„Ganz genau.“
„Alſo ſtand die Vaſe nicht mehr auf dem Brette 2“
„Nein, ſie ſtand auf dem Tiſche.“
„Wie weiß Er denn das noch ſo beſtimmt? Er hatte
doch keinen Grund, gerade auf dieſe Vaſe beſonders zu
achten, unter den vielen anderen?“
„Doch, ich dachte ja daran, daß ich ſie ſofort einſetzen
ſollte und das Stück war ſehr ſchön gezeichnet. Ich ſetzte
Alles, was auf dem Brette ſtand, in den Ofen und da
kam die Vaſe zuletzt an die Reihe, weil ſie hinter dem
Brett auf dem Tiſche ſtand.“
ö „War Er immer allein bei ſeiner Arbeit?“
„Ja, nachdem mein Kamerad fort war.“ ö
„Alſo die ganze Zeit über, ſeit Er die Vaſe bekam,
bis Er ſie einſetzte? 2*
„Ich denke ja, ich habe Niemanden bemerkt; es war
auch gerade Mittagszeit und Alle waren zum Eſſen ge-
gangen, nur ich mußte bleiben wegen des Ofens.“
„Hat Er denn die Vaſe vom Brett heruntergenommen
und daneben geſtellt?“
„Nein, mir ſtand ſie ja auf dem Brett beſſer zur Hand;
aber ich fand ſie, als ich mit dem Einſetzen beginnen
wollte, daneben.“
ö „Aber von ſelbſt kann ſich doch dieſe Vaſe nicht ent-
fernt haben? Wer kann denn da in Seiner Abweſenheit
eingetreten ſein?“
Der König ſchien bei den letzten Fragen und Antworten
äußerſt überraſcht zu ſein; er machte eine Bewegung des
Erſtaunens und das gleiche Gefühl durchlief ſämmtliche
Anweſende. Der Zeuge entgegnete:
„Ich weiß es nicht; erſt jetzt fällt es mir ſelbſt auf;
ich achtete nicht darauf damals; jedenfalls muß Jemand
die Vaſe auf den andern Platz geſtellt haben. Gehört habe
ich Niemand.“
„Blieb Er lange draußen, als Er hinausgegangen war?“
„Nein; nur einen Moment, aber ich ließ die Thür
offen und hätte jedenfalls hören müſſen, wenn Jemand kam.“
„Entſinne Er ſich recht ſorgfältig. 0
„Doch, ja! es fällt mir ein, der Jude Salomon dort,
der das Einpacken der Stücke beſorgte, kam und fragte nach
Sophie Mansfeld.“
Durch die Verſammlung lief ein dumpfes Murmeln;
Salomon war in ſtarker Aufregung.
„Kam denn die Mansfeld manchmal an den Ofen? 7*
fuhr Altenberg fort.

„Nein, ſie arbeitete vorn im Atelier und war nie hinten
bei der Feuerung. 0
„Weßhalb konnte denn der Salomon nach ihr fragen?“
„Ich weiß es nicht; aber jedenfalls hat er die Vaſe
auf den Tiſch geſtellt, denn ich entſinne mich, daß er den

Fuß derſelben ſo genau beſah und von Aufſchriften redete.

Blue
White

Ich war mit dem Ofen beſchäftigt und achteté nicht
 
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