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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0105

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AMT UREISACH. — MERDINGEN.

9*

Die einfachen Rippen der ziemlich tief ansetzenden Gewölbe mit runden Schlusssteinen
nihen auf hübschen Konsolen auf, die zum Theil einfach abgeschrägt, zum Theil von
phantastischen Fratzen belebt werden.

Das Masswerk der ehemals zweitheiligen Fenster ist stellenweise noch erhalten,
ebenso wie die rechteckig umrahmte, in die Wand des Chors eingelassene Sakraments-
nische. Nach dem Thurme mit Staffelgiebeln, in dessen Glockengeschoss vier zwei-
theilige Masswerkfenster als SchallÖffhungen dienen, führt vom Chor ein schlichtes
Thürchen, dessen Holz noch den alten Beschlag zeigt. Von den Glocken ist eine älter
und stammt, gegossen von Andreas Rost zu Lörrach, aus dem Jahre 1770.

Die Sakristei wird von einfachen, rippenlosen Kreuzgewölben überspannt und durch
ein spätgothisch profilirtes Thürchen mit geradem Sturz vom Chor aus betreten.

In der Nähe der Kirche steht ein laufender Brunnen, dessen Brunnenstock, eine
Renaissance-Säule mit der Aufschrift I<5o7, von einem jetzt zerstörten Aufsatz, einem
schildhaltenden Löwen bekrönt war. Aus vier eisernen Rohren, die aus vier Masken
am Sockel der Säule hervorwachsen, strömt das Wasser in den Brunnentrog. (B.)

Der Ort war früher badisch-durlachisch (Herrschaft Hachberg).

MERDINGEN

Schreibweisen: 1273; 1284; Merwingen 1330; Mordingen 1528; Mördmgen 1528.

Prähistorisches: Im Walde 'Zwölferholz' (an dem 12 Besitzer theilhaben), Prähistorisches
1 km südwestlich von Merdingen, befindet sich ein dominirender Grabhügel', der
'Zwölferbuck', von 45 m Durchmesser und 5—6 m Höhe, der auf seinem Gipfel
einen zweiten kleineren Hügel von um
Durchmesser bei ca. 1 m Höhe trägt. Der-
selbe wurde 1888 von mir ausgegraben und
untersucht. Im oberen Hügel fand sich ein
von West nach Ost gelegtes Skelett mit
Langschädel, ohne Beigaben, vielleicht aus t
alemannischer Zeit. Der untere barg eine ß
Bestattung mit allerlei nicht unbedeutenden jl|
Gegenständen, leider
aber so sehr durch ein-
ander geworfen, dass
die Annahme eines
schon früher stattge-
habten Leichenraubs
— es fehlten Schmuck
und Waffen — nicht

abzuweisen schien. Von der Leiche war nichts mehr zu entdecken, da einige in einer
Ansammlung von Asche liegende calcinirte Knochenstückchen Thieren angehört haben
dürften. Von Beigaben waren die wichtigsten Eisen- und Holzreste eines zweirädrigen
Wagens, von dessen Rädern sich die Naben aus Eisen sowie die schmalen, seitlich um-
gebogenen und mit Nägeln an die Holzfelgen befestigten Eisenreife noch zusammensetzen

Fig. 29. Zwei Thongefösse (spätere Hallstadt-Periode) aus Merdingen.
 
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