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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0138

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124 KREIS FREIBURG.

DENZLINGEN

Schreibweisen: Denzilinga 984; 996; Denzelingen 1147 f.; Tenzelingen 1178 f.;
Dentzlingen 1384 f.

Der von schweren Streben gestützte Thurm der jetzt protestantischen Pfarrkirche
(plebanus sancti Micaelis in Tenzelingen in decanatu Gloter 1275 Lib. dec.; eccl. in T.
1319; in decanatu Bergen seu Bischoffingen 1324; in dec. Waltkilch, pertinet Theutonicis
in Friburg zw. 1360 bis 1370; Lib. marc.) ist in seiner Anlage sehr alt und lässt heute
noch die verschiedensten Bauperioden und Erhöhungen erkennen. Das rechteckige
Thurmerdgeschoss, der frühere Chor, das nach dem Langhaus zu in spitzbogigem, gleich
wie in der Stadtkirche zu Kenzingen und Schlosskapelle zu Landeck profilirtem Triumph-
bogen sich öffnet, ist von einem einfachen auf Konsolen aufruhenden Rippenkreuzgewölbe
mit Wandrippen und Ringschlussstein überwölbt.

Die beiden nächsten Geschosse werden nur durch schmale Lichtschlitze, darunter
einer mit Masswerkansätzen, erhellt, während das hierüber gelegene Stockwerk der Glocken-
raum des ältesten romanischen Thurmbaus gewesen zu sein scheint. Darauf deuten die
Doppelfensteranlagen hin, deren jetzt wieder von der Vermauerung befreite Rundbogen
auf je einem an den vier Ecken abgeschrägten Mittelpfeiler ohne Kapital und Basis, aber
mit weit ausladendem Tragbalken aufruhen. Die folgenden Stockwerke stammen wohl
aus der ersten Hälfte des 16. Jhs.; das zunächst gelegene erhält sein Licht durch schmale,
gerade abgedeckte Fensterlucken und durch die weiten Lichtöffnungen eines rechteckigen
nach dem Dorfe zu auf Kragsteinen aufruhenden Erkerausbaus, während das darauf
folgende, das jetzige Glockenhaus, vier weite zweitheilige Masswerkfenster als Schall-
Öffnungen besitzt. Dieser verhältnissmässig hohe Raum wird abgedeckt durch eine
monumentale Deckenkonstruktion aus mit Blei vergossenen Sandsteinplatten, die auf acht
auf Wandpfeilern aufruhenden und in der Mitte von einem Steinring zusammengefassten
Rippenbogen aufliegen. Die ganze eigenartige Konstruktion erinnert sehr an den ähn-
lichen Abschluss des Glockenhauses im Freiburger Münsterthurm, nur dass dort, ganz
abgesehen von Massen und Grössenverhältnissen, die Rippenstücke bis zu der Auflage
der Bodenplatten masswerkartig durchbrochen sind und die Ueberführung in das Achteck
in Verbindung mit der Deckenkonstruktion bereits innerhalb des Glockenraumes geschieht,
während in Denzlingen der Raum quadratisch bleibt. Derartige flache Steinplatten-
decken, Steinkonstruktionen, deren Motiv allerdings in nur beschränktem Masse auch
schon bei der Westfacade der Seitenschiffe des Freiburger Münsters und später bei der
Abdeckung der Chorkapellen ebendaselbst zur Anwendung kam, finden sich in ähnlicher
Weise auch bei der zweiten kirchlichen Anlage Denzlingens, am Thurm der S. Georgs-
kapelle. Der beschriebene Glockenraum, das oberste Stockwerk des Thurmbaus (s. Fig. 43)
trägt eine quadratische Plattform, deren mit vier Wasserspeiern versehenes rothes Sand-
steingeländer, als Füllung zwischen Boden und Brüstung, neben zwei Baden-Hochberg'schen
Wappenschilden in Lapidarschrift die durch senkrechte Querstangen getrennten Worte
enthält (B.):

(Wappen) MDXVIg (Wappen) [| A/E MARIA GRA jj ©IA PLENADOMI jj

N\S (Ornament) TECVM

welche Inschrift dieselbe ist, die auch der vom Volksmund als Erbauer der Denzlinger

Kirche genannte Erwin an der Brüstung der Marienkapelle im Strassburger Münster
 
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