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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0221

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2o6 KREIS FREIBURG.

RIEGEL

Schreibweisen: Rigola 763, Fälschung; Cop. 1457 bei Dümge" Regg. 2; in pago Bris-
gowe in villa Reigula z.J. 781 Cod. Lauresh.; Riegol 9 7 2 f.; Regale 984f.; in pagoBriscaugia
in comitatu Herimanni inRegol 1094; villa Regigula, Cod. Laur.; Rigol 1242; curtis 972 f.

Litteratur: G. Schaffner Beitr. zur Gesch. des Marktfleckens R. am Kaiserstuhl,
Freibg. 1843; Zell Antiq. Reisenotiz (Schriften d. Ver. v. Donauesch. 1846, I 44 f.);
Maurer Dorfordnung zu R. v.J. 1484 (Z. XXXVI 124 f.); Ders. Schau ins Land XIII 21.
1 Prähistorisches und Römisches: Die Bedeutung von Riegel als römischer

Fundstätte wurde erstmals 1825 durch Prof. H. Schreiber in Freiburg hervor-
gehoben (s. Programm des Freiburger Gymnasiums von 1825 'über die neuentdeckte
Römische Niederlassung zu Riegel im Breisgau', und 'Die römische Töpferei zu Riegel
im Breisgau' von Dr. H. Schreiber, Freiburg, Fr. Wangler 1867, Sonderabdruck aus der
Zeitschrift f. Geschichte Freiburgs und der angrenzenden Landschaften Bd. I 1—55).
Eine grössere Anzahl von Fundstücken, besonders Thongefässe und Thonscherben, gröbere
und verzierte aus terra sigillata, Stücke aus Bronze und Eisen, Münzen von Augustus
bis Theodosius (selbst eine Goldmünze von Justinian) kamen, soweit sie nicht in Riegel
selbst im Rathhaus bewahrt werden, in die Städtische Sammlung nach Freiburg, einiges
in die Grossh. Staatssammlung nach Karlsruhe.

Neuerdings, im Dezember 1900, hat sich Herr Brauereibesitzer E. Meyer in
Riegel um die Untersuchung der Fundstellen besonders verdient gemacht, indem er
orientirende Grabungen veranstaltete, welche unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Schu-
macher ausgeführt wurden. Sie führten-ungefähr zu folgendem Resultat:

Am linken Ufer des Dreisam-Kanals, am Fuss des Michelsbergs, wurde eine stein-
zeitliche Siedelung nachgewiesen, welcher ohne Zweifel Steinwerkzeuge, die im
Rathhaus aufbewahrt werden, entstammen (s. über dieselben H. Maurer Prähistorisches
aus Riegel, in Schau ins Land, 24. Jahrlauf 1897 p. 5 ff.). Ferner stiess man 1892 am
Abhang des Michelsbergs auf eine Bestattung aus der Bronzezeit mit Schmuck-
stücken, Ringen, Kettchen, Nadel aus Bronze (abgebildet a. a. O. p. 8). Dazu kamen
neu entdeckt an einer andern Stelle, am Sankert-Graben, Grubenwohnstätten aus
der Hallstadt-Periode, der, nach Thonscherbenfunden zu schliessen, auch ein Refugium
auf dem Michelsberg angehört haben mag. Das römische Fundgebiet erstreckt
sich über den nördlichen Theil des jetzigen Ortes und zieht sich um den Friedhof herum.
Hier dehnte sich ein ganzer römischer Vicus aus, welcher u. A. Töpfereien besessen
zu haben scheint. Ein Haus desselben wurde nach seinem Grundriss ziemlich vollständig
ermittelt, andere wurden wenigstens angeschürft. Ebenso Hessen sich im weiteren
Umkreis einige römische ländliche Villen feststellen (s. Korresp.-Bl. der Westdeutschen
Ztschr. f. Gesch. u. Kunst, Jahrg. XX 1901, p. 1).

Unter den Fundstücken sind besonders bemerkenswert!! ein augenärztlicher
Siegelstein {rechteckiges Steintäfelchen, an den vier Randseiten beschrieben), der zum
Bezeichnen der Heüpasten diente, und ein Grabstein mit der Inschrift:
D{ns) M(anibus)
C(aji) VINDEL(ici) PAD(inatis)

IOVI(us) SEN(ilis)
H(aeres) F(aciendum) C(uravit)
 
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