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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0504

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AMT STAUPEN. — TUNSEL. 481

TUNSEL

Schreibweisen: in pago Brisgaugensi in villa Tonsol dicta 852, Fälschung Z. XXX
77; Tonsul 1094; Tonsul 1185; Tunsei 1399; Donsell 1492; Thansul 1583 f.

Litteratur: R. Hugard Burg und Vogtei Thunsel (Schau ins Land XVIII 17—24
mit Abb. der Burg u. s. f.).

Prähistorisches: In der Stadt. Alterthümer-Sammlung in Freiburg finden sich von Prähistorisches
Thunsel zwei offene Armringe von Bronze von ca. 400 v. Chr., wahrscheinlich
ursprünglich einem Grabfund angehörig. (W.J

Römische Reste: in unmittelbarer Nähe des Ortes kreuzten sich die grosse römische Römische Reste
Heerstrasse und der sich vom Rhein nach dem Münsterthal ziehende alte Weg (Hugard
a. a. O. 17).

Die gefälschte Urkunde von 852 lässt die Freileute Junno, Wolfwin und Wolwroh
dem Kl. in S. Trudpert ihre zu Tonsol gelegenen Besitzungen schenken. Die urkund-
liche Geschichte des Ortes beginnt mit der Erwähnung des hier angesessenen zähringischen
Ministerialengeschlechtes der Herren von Tonsul, welche zw. 1091 bis 1122 zuerst auf-
treten (Rotal. Sanpetr.; vergl. Kindler von Knobloch Oberbad. Geschlechterbuch I
262) und welche um 1256 im Mannesstamm aussterben; Anna, die Tochter des letzten
Stammhalters Berthold, heirathete Rudolf von Rathsamhausen (erw. 1256, Z. IX 335).
Aus dieser Zeit (1258) wird eine Munitio der Fürstenberg in Xunsel erwähnt
(Fürstenb. ÜB. I n° 444). Eine Nebenlinie der Herren von Tunsei, die aber keine
Anrechte auf die Vogtei besass, erhielt sich bis ins 14. Jh.; ihr scheint Johannes v. Tunsei
anzugehören, der als Generalvikar des B. Heinrich III von Konstanz (bis 1383?) sich als
Gegner des Papstes Clemens VI auszeichnete, als Pfarrrector zu Walburg und Dekan
des Ruralkapitels Waldkirch-Freiburg 1374 eine grössere kirchliche Stiftung machte und
1395 starb. Die Herren v. Tunsei besassen die Vogtei Tunsei als herzoglich zähringisches,
seit 1218 als gräflich freiburgisches Lehen; der Uebergang der Vogtei an die Rathsam-
hausen blieb nicht ohne Anfechtung; um den Schwierigkeiten zu entgehen, kaufte
S. Trudpert die Vogtei 1256 (Z. IX 339), doch erhoben sowohl die Grafen von Freiburg
als die Herren v. Staufen noch lange Ansprüche, bis die völlige Vereinigung der Kirche
zu Tunsei mit der Abtei 1350 durch B. Ulrich von Konstanz vollzogen wurde. Seither
übertrug sie die Vogtei an verschiedene Adlige, bis (s. 1601:) dieselbe mit der Münster-
thäler vereinigt wurde. Das C a s t r u m de Tonsul wird urkundlich 1256 erwähnt {Z. XXI
467, NF. II 468). Es lag nach Hugards Ansicht auf der unterhalb des Dorfes sicht-
baren Anhöhe, wo sich die Bezeichnungen 'Burgbergle', 'Burgweg' erhalten haben. Die
am Fusse jener Anhöhe sich ausdehnenden 'Burghöfe' — Bauten mit Staffelgiebeln und
altern Fenstergewänden (s. die Abb. bei Hugard a. a. O. S. 19, 23) — gehörten zu
dem 'Dinghof' der Herrschaft.

Die Kirche erwähnt seit 1144 (Tonsul cum ecclesia; rector eccl. de Tonsul 1262; Kirche
plebanus in Tonsol in decanatu Wasenwiler 1275 Lib. deeim.; meister Johans von Tonsul,
vormals vicarie und official ze Costencz 1376). (K.) Die jetzige Pfarrkirche (üt.
s. Michaelis a.), die im 19. Jh. neu gebaut wurde, war bis zur Aufhebung des Klosters
S. Trudpert Ruhesitz seiner Aebte. So findet sich neben dem Thurme rechts des
Eintretenden das Epitaph des 1791 gestorbenen Abts Paulus II, ein Sarkophag aus Epitaph
rothem Sandstein, in die Mauer eingelassen, und ihm gegenüber ein ähnlicher Grab- Grabstein

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