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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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1. Heft
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Voss, Hermann: Die Zerstörung Messinas
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0025

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Heft 1

Die Zerstörung Messinas

11

Unter den einheimischen Meistern ragen zwei hervor, der an Domenichinos
Werken gebildete, seinem Meister gelegentlich ganz nahe kommende Barbalunga
und der vielseitige, besonders im Museum zu studierende Scilla. Wie in Neapel
blühte im XVII. und XVIII. Jahrhundert die Dekorationsmalerei. Es ist leider Gewiß-
heit, daß gerade die farbenschönen, reich komponierten Deckenmalereien, die die
meisten der Barockkirchen zierten, jetzt nicht mehr sind, und daß sie der Kunst-
forschung für immer verloren sein werden. Wir möchten daher unsere Leser durch
die Abbildung einer der schönsten, der des Monte Vergine, auf das hinweisen, was
am sichersten bei der furchtbaren Katastrophe zu Grunde gegangen ist, und zu dessen
Rekonstruktion leider meist auch die photographischen Aufnahmen fehlen, aus denen
man wenigstens einen Begriff von dem Verlorenen erhalten könnte.

Unter den großen sizilischen Städten ist Messina diejenige gewesen, die am
meisten vernachlässigt wurde. Ihr fehlten solche überraschende, außerordentliche
Bauwerke, wie sie Palermo in der Cappella Reale und dem Dom zu Monreale, wie
sie Syracus in seinen antiken Resten, Girgenti in seinen Tempeln besitzt. Wegen der
vielen Erdbeben war der Gesamteindruck der Stadt ein nüchterner geworden; und nur
wenn man durch die höhergelegenen Stadtteile streifte, bekam man infolge der un-
vergleichlichen Lage und der Aussicht über das gegenüberliegende Calabrien eine bessere
Vorstellung von der durch das Schicksal so häufig und sdiwer betroffenen Stadt, deren letzte
große Katastrophe das Entsetzen und das tätige Mitleid der ganzen Welt hervorgerufen hat.

LITTERIO PÄLRDINO, Deckenmalereien in der Kirche Monte Vergine, Messina
 
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