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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0033

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Heft 1

Sammlungen

19

Neubau ins Äuge gefaßt, ebenso für die natur-
wissenschaftlichen Sammlungen für den Fall
der Verlegung der Porzellansammlung in den
Zwinger.

Ob nach Ausführung dieser Bauvorhaben und
der Neu- und Umordnungen der Plan des von
Herrn von Seidlitz vorgeschlagenen Fürsten-
museums (d. h. eines Neubaues, in dem Werke
der Kunst und des Kunstgewerbes unter den
einzelnen sächsischen Herrschern albertinischer
Linie mit den besten den einzelnen Sammlungen
zu entnehmenden Stücken in geschichtlicher An-
ordnung veranschaulicht werden sollen) zu ver-
wirklichen sein wird, wird erst zu entscheiden
sein, wenn die jetzt ins Äuge gefaßten Er-
neuerungsabsichten verwirklicht sein werden.
Die Regierung steht, wie sich aus der Denk-
schrift ergibt, den Vorschlägen des Herrn von
Seidlitz wohlwollend gegenüber. wd.

S

LONDON = ====-

Victoria and Albert Museum (South
Kensington Museum): Das Unterrichtsministe-
rium hat den Report der Kommission ver-
öffentlicht, die zur Beratung der Reorgani-
sation des Museums in dem neuen großen
Gebäude eingesetzt worden war, und auf deren
Empfehlung hin das Ministerium, wie bereits
gemeldet, die Schätze des Museums in 8 Ab-
teilungen nach dem Material geordnet unter-
bringen will. U. a. dringt die Kommission dar-
auf, die Bilder, Miniaturen und Skizzen des
Museums den anderen öffentlichen Museen
Londons, der National Gallery und dem Briti-
schen Museum zuzuteilen, ein sehr zu be-
grüßender Vorschlag. — Erbschaften mit allerlei
bindenden Bedingungen sollen abgelehntwerden.
— Die geliehenen Stücke sollen zusammen in
einem „Leihsaal“ ausgestellt werden. — Das
wichtigste aber: bei Ankäufen usw. soll immer
als Ziel im Äuge behalten werden, daß die Mu-
seen Londons sich gegenseitig ergänzen und
unterstützen, nicht sich bekämpfen und mitein-
ander im Wettstreit liegen sollen. Die Funktion
eines jeden Museums soll daher deutlicher um-
schrieben und auf deren Erfüllung das Haupt-
gewicht gelegt werden. — Das Victoria and
Albert Museum soll ein Museum für Original-
werke sein, Abgüsse sollen nur vorhandene
Lücken ergänzen; es soll auch kein Museum
für Handelsprodukte sein; diese und solche von
rein historischem Charakter stören nur die Be-
stimmung des Museums und sollten daher ent-
fernt werden. — Alles bis auf die scharfe Tei-
lung der Schätze nach dem Material: Leder,

Holz usw. sehr gute und vernünftige Vorschläge,
die hoffentlich befolgt werden. Jene Material-
teilung geht, wie der Report zeigt, auf das
Muster des Industriemuseums in Wien zurück.
Das Museum soll eben zunächst dem Kunst-
handwerker und Kunstindustriellen, dann erst
dem übrigen Publikum dienen. So wollen es
die Herren.

Die National Gallery: Eine Reihe neuer
Turnerskizzen und Aquarelle (47 Stück) sind in
den offenbar unerschöpflichen unteren Gelassen
der Gallery von deren Direktor, Sir Ch. Holroyd
aus einer dunklen Ecke hervorgeholt und im
Turnersaal provisorisch aufgehängt worden.
Warum wird nicht einmal systematisch „großes
Aufräumen“ gemacht? Die Stücke sind bedeu-
tend und gehören meist wohl den Jahren 1798
bis 1802 an. Mehrere große Ölgemälde des-
selben Meisters, die zwei Generationen hin-
durch im Keller der Galerie gelegen, werden
jetzt gereinigt. — Zwei französische Bilder sind
der Gallery jüngst geschenkt worden: eine

große Skizze Delacroixs, „Ätilla“, die des Mei-
sters nicht würdig ist; und das Porträt des
Dr. Forlenze von Jacques-Antoine Vallin (1770
bis 1838), der nicht einmal in Louvre vertreten
ist und wohl mit Recht. Die kleine neufranzö-
sische Abteilung der Gallery ist so leider nicht
eigentlich bereichert worden. F.

s

PÄRIS -

Der kürzlich verstorbene Kunstliebhaber
Seguin hatte dem Louvre aus seinem Nachlasse
auszuwählende Kunstwerke im Betrage bis zu
einer Million vermacht. Würde diese Summe
von den für das Louvre erwerbenswerten Stücken
nicht erreicht, so sollte der fehlende Betrag in
Bar ausgezahlt werden. Diesem Vermächtnis
entsprechend hat die Kommission der National-
museen für 500 000 fs. Kunstwerke ausgewählt,
darunter einen sehr schönen Savonnerieteppich
des XVII. Jahrhunderts, sowie einen Äubusson-
teppich des XVIII. Jahrhunderts mit Figuren.
Die übrigen 500 000 fs. stehen dem Museum zu
Ankäufen zur Verfügung.

Die Sammlung Dutuit im Petit Palais soll
als „Abendmuseum“ mit elektrischer Beleuchtung
eingerichtet werden. Zugleich sollen hier ge-
meinverständliche Vorträge über Kunst gehalten
werden.

Die Abteilung der Antiken im Louvre hat
einen sehr schönen attischen Frauenkopf aus
Marmor erworben, der aus der Zeit kurz vor
450 a. Chr. stammt. Dieser schöne Kopf war
 
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