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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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2. Heft
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Voss, Hermann: Die Galerie Gaston von Mallmann in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0060

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46

Der Cicerone

Heft 2

nicht nur um der trefflichen Porträts willen bemerkenswert, sondern ganz besonders
wegen der hervorragenden, malerisch empfundenen landschaftlichen Hintergründe.

Noch weniger erschöpfe ich den Reichtum der Sammlung, wenn ich von den
italienischen Quattrocento- und Cinquecentobildern nur drei ganz besonders gute
nenne: eine „Madonna“ Giampietrinos, eine „Santa Conversazione“ von
Pinturicchio, die sich früher bei Huldschinski befand und ein interessantes Bild
„Tomyris mit dem Haupt des Cyrus“, über dessen präsumptivenZusammenhang mit

Giorgio ne sich Berufenere äußern
mögen.

Unter den vlämischen Meistern
ist der klangvollste Name: Rubens
wie die Rubenssche Richtung be-
neidenswert gut vertreten. Die in
mittelgroßen Verhältnissen gehal-
tene Tafel „Perseus befreit An-
dromeda“ (Abb. 2) ward bereits
von Frimmel als spätes eigenhän-
diges Werk des Meisters anerkannt
(Frimmel, Galeriestudien I, Ge-
schichte der Wiener Gemäldesamm-
lungen, S. 57) und in Zusammen-
hang mit den drei Grazien der
Wiener Akademie und dem Dresde-
ner Parisurteil gebracht. Auch zwei
Gemälde in Madrid, die drei Gra-
zien und die Befreiung der Andro-
meda, hätten als verwandt genannt
werden können. Rubens hat das
gleiche Thema öfter variiert, und
ein Vergleich des Bildes bei Mall-

Abb. l. BAYERISCHER MEISTER, die H. Horton' und mann milden Exemplaren in Berlin,
Sebastian □ Petersburg und Madrid zeigt un-

schwer das Gemeinsame wie die
immer erneuten Versuche einer definitiven Lösung. In der Malmannschen Version halte
ich das Landschaftliche und überhaupt die räumliche Anlage für besonders gelungen.

Zwei andere Tafeln von Rubens’ Hand sind kleiner, aber als Vorstudien
zu bekannten Bildern nicht weniger interessant. Die volle Frische einer ersten Nieder-
schrift verrät eine landschaftliche Skizze (Abb. 3), die als Studie zu dem größeren
Bilde in Windsor, dort „The summer“ genannt, sofort zu bestimmen ist. Die Skizze
gibt sich durch die geistreiche andeutende Behandlung evident als das frühere Stadium
zu erkennen; an Reichtum des Details tritt sie gegen das ausgeführte Bild zurück,
während sie in den wesentlichen Punkten schon ganz damit übereingeht. Aus Rubens’
mittlerer Zeit rührt eine andere, außerordentlich flüssig gemalte Skizze her, „Christus
 
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