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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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2. Heft
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Voss, Hermann: Die Galerie Gaston von Mallmann in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0063

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Heft 2

Die Galerie Gaston von Mallmann in Berlin

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und großen, ruhenden Wolkenmotiven, ein Egbert van der Poel und ein Roelof
de Vries.

Unter den Genre- und Figurenmalern steht Jan Steen obenan mit einem
signierten kleinen „Quacksalber“ und der sog. „Mageren Küche“, die schon
Frimmel zitierte. Ostade ist in einer „Fidelen Bauerngesellschaft“ von 1643, aus
ehemalig Esterhazyschem Besitz, gut vertreten. Von Bega eines seiner bekannten
Sujets „Der verliebte Alte“.

An Stilleben ist die Galerie besonders reich und bietet des Eigenartigen
recht viel. Das mehr dekorative, in vlämischem Sinne aufgefaßte Tierbild hat in
einem prachtvoll komponierten, sehr
bewegten großen „Geflügelhof“
des Jacomo Victor einen glänzen-
den Vertreter aufzuweisen. Den
jüngeren Weenix charakterisieren
zwei kleine Gegenstücke recht gut.

Von Abraham van Beijeren ist
ein gewohnt vortreffliches „Fisch-
stilleben“ da, von Jan Fyt ein sig-
niertes „Wildstück“.

Die spätere italienische Schule,
noch immer ein Schmerzenskind des
Kunsthandels, ist in einigen Proben
vorhanden. Ungewöhnlich gut ist
ein „Herrenporträt“ von pompös
repräsentativen Charakter, das dem
Leandro Bassano zugewiesen ist,
dem man eine so tüchtige Leistung
kaum Zutrauen möchte. Auch andere
Venezianer -— namentlich aus viel
späterer Zeit — sind in guten Bei-
spielen vorhanden; ich erwähne einen großen, qualitativ sehr ausgezeichneten
Canaletto („Canal Grande“), der früher bei Hoschek war, mehrere kleine Ge-
mälde von Guar di, darunter die „Piazza S. Marco“ gegen die Prokuratien
gesehen, die „Dogana“ und eine reizende kleine „Phantasielandschaft“ von
pikanter Beleuchtungswirkung.

Endlich noch ein flüchtiger Blick auf Werke der späteren französischen, eng-
lischen und deutschen Schule! Zum Geschmack des französischen Rokoko leiten über
eines der späteren Porträts des Nicolaes Maes („Bildnis einer jungen Dame ) und
eine von 1707 datierte Szene „Ariadne und Bacchus , die auf einen sonst unbe-
kannten Meister C. Mebeecq zurückgeht, der etwa in der Ait des Gerard de Lairesse
gearbeitet hat, und zwar mit beachtenswerter Begabung. Ein anderes Unicum ist die
von Frimmel beschriebene „Heilige Familie von L. Beugholt (1709 datiert), die
merkwürdigerweise besonders das Studium Michelangelos verrät.

Äbb. 4. J. VAN RUISDÄEL, Waldige Landschaft
 
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