Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
2. Heft
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
60

Der Cicerone

Heft 2

Datierung des noch schüchternen v. Kaufmann-
sehen Gemäldes konnte nach Voss „nur bei
ganz oberflächlicher Kenntnis des Huberschen
Stiles“ versucht werden. Das andere Bild, eine
stehende Frau (wohl Fragment) wird als Werk
des Rueland Frühauf oder seiner Richtung be-
stimmt.

Für die vorgeschichtliche Äbteilung
ward ein in der Neumark ausgegrabener Silber-
schatz erworben. Nach der Form des Ton-
gefäßes, in dem sich der Schatz befand, schließt
Götze auf slavischen Ursprung. Die einzelnen
Stücke sind ziemlich gut erhalten und lehren
uns einen neuen Typus kennen. In den For-
men verraten sich im Gegensatz zu anderen
derartigen Funden starke Beziehungen zur alt-
christlichen Kunst, dagegen tritt das Orientalische
zurück. Äus den vorzüglichen Abbildungen er-
sieht man sehr deutlich, daß es sich um vor-
trefflich gearbeitete und ungewöhnlich bedeu-
tende Stücke handelt. Die vorderasiatische
Äbteilung erwarb eine gut erhaltene syrisch-
phönizische Bronzeaxt, an der die ornamentale
Verwendung von zwei Tiervorderteilen für
Vorderasien typisch ist.

Das Kupferstichkabinett veranstaltete
eine Ausstellung von Buchmalereien, besonders
aus dem XV. Jahrhundert, von denen ein Ge-
betbuch für Maria von Burgund und ein Missale
von 1520 für den Kardinal Giulio de’ Medici
unter vielen anderen zu nennen sind.

Die Bibliothek des Kunstgewerbe-
museums ward um einen Band aus dem Be-
sitze der Katharina von Medici bereichert, der
sich durch eine Inschrift als ehemaliger Besitz
der Königin erweist. In der Ornamentik ent-
hält der Einband deutliche Hinweise auf Katha-
rinas Witwenschaft, wodurch eine nähere Da-
tierung zu gewinnen ist.

In die Nationalgalerie gelangten zwei
neuere Schöpfungen von Fritz Schaper und
Otto Stichling. Während der liegende weibliche
Akt von Schaper im wesentlichen die Rauchsche
Tradition fortführt, läßt sich in der lebensgroßen
Stichlingschen Bronze „Junges Weib“ ein ent-
schieden moderner Zug nicht verkennen. Donop
hebt an dem Werk mit Recht „eine gewisse
Herbe und Strenge“ hervor, die zu der Schöpfung
von Schaper in ausgesprochenem Gegensatz
steht. L.

* *

*

Es besteht hier von Seiten der Stadt die
Absicht, eine Anzahl von Werken Walter
Leistikows aus dem jüngst bei Cassirer aus-
gestellten Nachlaß des Künstlers anzukaufen
und sie an öffentlicher Stelle als ein bleibendes

Ehrendenkmal für den „Maler der Mark“ zu
vereinigen. Zu diesem Zwecke ist von der
städtischen Kunstdeputation bereits die Summe
15000 Mark bewilligt worden. Man geht wohl
nicht fehl in der Annahme, daß die Absicht be-
steht, im Märkischen Museum dies geplante
Leistikow-Kabinett einzurichten. Hier wäre in
der Tat der geeignetste Ort dazu.

S

RACHEN —= -

Die Skulpturensammlung des städtischen
Suermondt-Museums ist durch die Erwerbung
eines Kalkarer Schnitzaltares aus der Zeit um
1500 um ein wertvolles Stück bereichert worden.
In dem in der Mitte überhöhten Schrein er-
scheinen Szenen aus der Legende des heil. Petrus:
links Petrus als Prediger, darüber die Erweckung
der Tabitha, in der Mitte unten Petrus unter
Kirchenfürsten thronend, rechts Kreuzigung Petri,
darüber seine Verfolgung und Begegnung mit
Christus. Die ausdrucksvollen, figurenreichen
Gruppen sind den HItarwerken in Kalkar und
Xanten nahe verwandt. Für die niederrheini-
schen Bildwerke bildet der Altar einen glän-
zenden Mittelpunkt.

* *

*

Die Stadt hat die Errichtung eines historischen
Museums in dem wiederhergestellten Ponttor,
einer alten Stadtburg beschlossen. Dem Direktor
des städtischen Suermondt-Museums, Dr. H.
Schweitzer, wurde auch die Einrichtung und
Leitung dieses Museums übertragen.

S

DRESDEN - —

Die Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden
hat durch Vermächtnisse und Schenkungen im
letzten Vierteljahr 1908 einige Ölgemälde er-
worben, deren Urheber jenem „Ältdresdner
Kreise“ angehören, der durch die Berliner Jahr-
hundertausstellung 1906 erneute kunstgeschicht-
liche Bedeutung gewonnen hat. Einer der her-
vorragendsten dieses Kreises war eine Zeitlang
Johann Gottlob von Quandt (1787—1859), der
Sohn des reichen Leipziger Kaufherrn Quandt.
Herr von Quandt, Schriftsteller von Beruf, war
als feinsinniger Kunstkenner und Sammler be-
kannt; er wurde als solcher geehrt durch seine
Berufung in den Dresdner akademischen Rat
uud die Galeriekommission. Im vorigen Jahre
starb in Kaden in Böhmen sein Sohn Johann
Gustav von Quandt; dieser ist es, der der
 
Annotationen