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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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2. Heft
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66

Der Cicerone

Heft 2

inzwischen mit naturweniger Sicherheit genom-
men hat. Uns aber kann nichts Besseres ge-
schehen, als daß wir über diese Errungenschaft
unserer jüngsten Entwicklung wieder an das
Höhere anknüpfen, was Marees mit unzuläng-
lichen Mitteln gewollt hat. Nicht seine Werke
sollen uns zum Erzieher werden, sondern sein
Wollen und seine große Gesinnung.

W. Worrinqer.
* * a
*

Um die gegenwärtig in München stattfindende
Ausstellung aller Werke des Malers Hans von
Marees (vgl. den ausführlichen Bericht unter,, Mün-
chen“) auch dem Norden Deutschlands zugute
kommen zu lassen, hat sich ein Komitee aus
Künstlern und Kunstfreunden konstituiert, um
die Ausstellung in Berlin zu veranstalten. Das
Komitee besteht aus folgenden Herren: Paul
Cassirer. Professor Adolf v. Hildebrand, Pro-
fessor Max Klinger, Professor Dr. Alfred Licbt-
wark, Julius Meier-Graefe, Professor Dr. v. Reber,
Professor Max Slevogt, Professor Louis Tuaillon,
Professor Heinrich Wölfflin.

S

BRÜNN -=-

Am 16. März d. J. werden es 100 Jahre, daß
Patrizius Kittner, einer der jetzt wenigst be-
kannten, seinerzeit meist beschäftigten österrei-
chischen Miniaturmaler, in Brünn geboren wurde.
Aus diesem Anlasse bereitet das Erzherzog
Rainer-Museum für Kunst und Gewerbe in
Brünn eine „Patrizius Kittner-Äusstel-
lung“ vor und richtet an alle jene, welche Aqua-
relle, Lithographien oder Miniaturen von Patri-
zius Kittner besitzen, die Bitte, sie zur Ausstel-
lung freundlichst leihweise überlassen zu wollen.
Die Ausstellung wird am 14. März d. J. eröffnet
und bis Ostern dauern.

s

FRANKFURT a. M. ====-

Im Kunstgewerbemuseum hat vom
23. Dezember bis zum 24. Januar eine sehr
interessante Ausstellung des Schmuckes und
der Illustration von Musikwerken statt-
gefunden, die durch J. Baer & Co., Paul Hirsch,
F. N. Manskopf (musikhistorisches Museum)
und die Kunstgewerbebibliothek in Frankfurt
sowie durch Breitkopf und Härtel in Leip-
zig beschickt wurde. Die eigenartige Veran-
staltung brachte die künstlerische Verzierung
musikalischer Werke von der frühesten Zeit bis

zur Gegenwart durch Manuskripte mitMiniaturen,
Druckwerke (Collektorium von Gerson von 1473),
alte Noten, Kupferstiche usw. bis zu Stassens
Tristanausgabe und Klingers Brahmsphantasie
zu vorzüglicher Anschauung.

s

LONDON --

Wie immer hat uns das Neujahr eine Fülle
von Ausstellungen gebracht, die aber diesmal
von geringerem Interesse als in früheren Jah-
ren sind.

Die Royal Academy stellt die an Zahl
große, an Qualität sehr unterschiedliche, ja
eigentlich sehr armselige moderne Bildersamm-
lung des verstorbenen Millionärs George Mc.
Culloch aus, statt wie bisher eine gewählte
Sammlung alter Meister im Besitze britischer
Sammler. Hubert von Herkomer präparierte
einen schon für diese neue Wendung der Dinge,
indem er einen scharfen Vortrag gegen das
Spekulieren mit alten Meistern hielt, das den
modernen Künstler zum Elend verdamme. Da
war es klar, daß die Herren Akademiker ihre
schönen Räume nicht mehr diesen alten Kon-
kurrenten um des Publikums Gunst zur Ver-
fügung stellen würden, um so mehr als alte
Bilder durch das Äusgestelltwerden in der Aca-
demy gleichsam, wenn auch keineswegs immer
berechtigt, eine Art Stempel der Echtheit und
Bedeutendheit erhielten, was dann in den Äuk-
tionsräumen eine gewisse Rolle spielte. Hätte
man wenigstens eine gute Sammlung moderner
Bilder als Wegweiser für solche, die Sammler
werden wollen, ausgestellt! Aber unter den
ca. 400 Werken sind kaum mehr als zwei bis
drei Dutzend von individueller Bedeutung, und
eigentlich nur vier oder fünf, die man als wirk-
lich hervorragende Werke begrüßt: ein James
Maris „Holländische Landschaft“; ein Matthew
Maris „Am Brunnen“, eine zarte Mischung von
Natur und Legende, und zwei Whistlers: Selbst-
porträt und Valparaiso, einNocturn. Von hohem
Interesse ist außerdem ein ziemlich frühes Bild
Millais, sein bekannter „Sir Isumbras at the
Ford“. Die meisten Werke stammen von den
Akademikern selber, denen Mc. Culloch ein er-
wünschter Mäcen war. So unterscheidet sich,
abgesehen von den erwähnten paar Perlen,
diese Ausstellung nur in zwei Punkten von
der großen academischen jedes Frühjahrs: man
sieht diesmal doch etwas Wand da und dort,
weil statt ca. 2000 nur ca. 400 Bilder aufgehängt
sind, und die Landschaft dominiert diesmal sehr
stark, offenbar gemäß dem Geschmack des
 
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