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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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4. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0149

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Heft H

Ausstellungen

135

chiemsee und seine Villa im Park stehen Kalck-
reuths Cuxhavener Leuchtturm sehr nahe, und
hier ist der Wegzeiger, an dem sich beide
Künstler trafen und wiederum trennten. Daneben
hat Kalckreuth sich an Aufgaben versucht, die
entfernter liegen und die er als großes Talent
mit der Virtuosität des Charakterspielers löste,
der auch einmal als Liebhaber oder als Held
auftreten kann. Wer möchte unter das Ham-
burger Fleet Kalckreuths Namen setzen? Bei
der Glätte der technischen Behandlung, die auf
die Münchner des Anfanges der achtziger Jahre
weist, glaubt der Beschauer etwa an Thaulows
beste Stücke denken zu dürfen. Die Leichtigkeit,
mit der sich Kalckreuth an alles wagen darf und
die Gewissenhaftigkeit, die ihn trotzdem beim
Wagnis zu Werke gehen läßt, diese beiden
Eigenschaften bilden in ihrer Vereinigung das
Schöne, Bestechende, Verhängnisvolle der Kalck-
reuthschen Begabung, sie hindern uns aber für
sein Lebenswerk entscheidende künstlerische
Impulse aufzusuchen.

Neben Kalckreuth kam mit einer noch größeren
Zahl von Arbeiten der Münchner Walter
Püttner, der geborener Leipziger ist, zu Worte.
In Püttners künstlerischen Absichten, die ziel-
bewußt und selbständig auftreten, steckt ein
vorzügliches Stück der guten alten Münchner
Äteliertradition in ihrer malerischen, auf das
Studium der alten Holländer zurückgehenden
Bedeutung. Freilich bleibt Püttner, der konse-
quent genug gewesen ist, sich der Bewegung
der „Scholle“ anzuschließen, um wie ein Mittel-
glied zwischen Erler und Leo Putz als impres-
sionistischer Erzähler, als der Vertreter eines rück-
sichtslosen, aber im Ausdruck gemäßigten Kolo-
rismus zu treten, dem im väterlichen Atelier und
bei Höcker auf sich genommenen Zwang nicht
treu. Er wertet vielmehr das Tüchtige im Drängen
seiner Begabung nach eigenem Rezept um, das
mit den ebenfalls selbstgeschaffenen Prinzipien
der übrigen Schollenleute nur eines, das wenigst
wichtige gemein hat: den Gegenstand. Wenn
wir in technischen Fragen hier Habermanns, dort
Putzens und dann einmal Philipp Kleins Sprache
zu vernehmen glauben, ist dies doch nur ein
gedämpfter Unterton, der der gesamten neuen
Malerei der Münchner den Akzent der Zusam-
mengehörigkeit gibt. Püttner will als Maler
schaffen mit mathematischen Verteilungsbeding-
ungen — was er sieht, prägt sich ihm zunächst
ein nur als ein farbiger Fleck, der im Interesse
der bildmäßigen Harmonie nochmals wieder-
kehren muß, um nicht als aufdringlich zu ver-
letzen. Eine glückliche Scheu vor dem Kunterbunt
des Älizumodernen hat bei Püttner eine male-
rische Diskretion ausgebildet, die für seine

Werke erfreuliche Anerkennung einfordert, so-
bald es dem Beschauer gelingt, über das Un-
bekümmerte der Technik hinwegzukommen. Hier
war nun von den Anfängen, einem Tiroler Schloß
in dunkler Ateliertechnik (1896) bis zu der jüngsten
Studie, einer kleinen Landschaft das Fort-
schreiten Püttners deutlich zu erkennen. Als
besondere Marksteine seien genannt der baye-
rische Unteroffizier im Wirtshaus — ein Gegen-
stück zu dem bekannten Bilde der Münchner
Pinakothek —, ein vorzügliches Beispiel für das
Verstreuen bunter Farbwürfel auf der Leinwand,
für die das Blau und Rot der Uniformfläche
ein ruhiges Zentrum abgibt. Dann das Figuren-
bild des lesenden Mannes mit den beiden Frauen,
eine schöne auf graugrün und gelb gestimmte
weibliche Figur und die Spielzeugbilder, wo der
Gummiball mit seinen vier Farben als male-
rischer Mittelpunkt dienen muß. Diese Freude
am malerischen Problem, die natürlich ist
und ja nicht aus physikalischen Erörterungen
resultiert, dies künstlerische Interesse etwa
am schottischen Plaid, dessen Streifen sorglich
und ökonomisch verteilt, sich auf dem Bilde
wiederholen, wirken nicht langweilig oder auf-
fällig, da sie als bestimmende Kraft der Püttner-
schen Kunst auftreten, und diese Kunst ist, wie
schon gesagt wurde, bei aller Kühnheit des
Willens prachtvoll gemäßigt in der Wahl ihres
koloristischen Ausdrucks. U.-B.

s

MÜNCHEN -

Die Galerie Heinemann veranstaltet im
April 1909 eine Ausstellung von Werken der
Piloty-Schule, die Arbeiten umfassen soll,
welche in den Jahren 1858—88 entstanden sind. —
Um ein möglichst erschöpfendes Bild dieser Schule
geben zu können, wäre die Galerieleitung den
Besitzern derartiger Werke sehr verbunden,
wenn sie ihr solche für die Ausstellung leih-
weise zur Verfügung stellen würden und er-
bittet Anmeldungen baldigst an sie gelangen zu
lassen. Die mit der Zusendung der Bilder ver-
knüpften Kosten, wie Frachten, Versicherungen
usw. werden von der Galerie Heinemann ge-
tragen.

S

NIZZA -

Zur Feier des 88. Geburtstages des bekannten
französischen Malers Felix Ziem, der am
25. Februar stattfindet, veranstaltet der cercle
artistique in Nizza eine Ausstellung seines Ge-
samtwerkes, bei welcher der Meister selbst zu-
 
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