Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0167
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5. Heft
DOI Artikel:Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans
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Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans
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gründeten Schleif- und Polierwerke, den Schnitt der Ornamente sächsische und böhmische
Arbeiter. Reizvolle Wirkungen wurdeh erzielt, indem man in die schwarze Glasur
Ornamente bis zur roten Masse einschnitt (Äbb. 49). Die schwarze Glasur wurde
vielfach auch mit Lackmalerei in Gold und Farben versehen, zumeist in Anlehnung an
ostasiatische Vorbilder (Abb. 48). Interessant sind die plastischen Versuche. Büsten,
Figuren, Gruppen und Reliefs wurden entweder nur gebrannt, oder auch ganz oder
teilweise geschliffen, bisweilen finden sich schwarze Glasuren. Neben Abformungen
chinesischer Arbeiten kommen selbständige Schöpfungen und Anlehnungen an die
Antike oder den Barock vor. Den Schöpfer dieser selbständigen Werke, unter denen
Kruzifixe, Komödienfiguren (Abb. 56) u. a. hervorragen, hat man bisher noch nicht
festzustellen vermocht.
Es wäre ungerecht, wollte man Böttger einen Vorwurf daraus machen, daß er
für das ganz andersartige Porzellan noch nicht die dem Material entsprechenden Formen
und Dekorierungen fand. Die Formen sind größtenteils noch die gleichen wie beim
Steinzeug. Die Bemalung will noch nicht recht glücken. Vergoldungen und Ver-
silberungen gelingen am besten. Zierliche Ornamente im Laub- und Bandelwerkstil,
in Gold, Silber oder Emailfarben (Abb. 90) beleben die Gefäße. Fruchtstücke in
mehreren Farben und Landschaften in Eisenrot zieren die in jener Zeit gesuchten
Schokoladenbecher. Sehr früh gelingt schon die später unter Herold viel verwandte
Lüsterfarbe. Große Schwierigkeiten bereitete die blaue Unterglasurmalerei, die erst
nach Böttgers Tode sicher beherrscht wurde. Die Porzellanplastik der Böttgerschen
Zeit ist weniger erfreulich. Erhalten sind neben Abformungen chinesischer Arbeiten
eine Reihe von Callot-Figuren, zum Teil mit Emailfarben bemalt, dann eine recht
lebendige Statuette Augusts des Starken (Sammlung Gumprecht, Berlin). Hier möge
noch die Frage aufgeworfen werden, ob nicht die sehr unvollkommen in radiertem
Gold ausgeführten Chinoiserien mit ziemlich gedrungenen Figuren, die sich von den
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gründeten Schleif- und Polierwerke, den Schnitt der Ornamente sächsische und böhmische
Arbeiter. Reizvolle Wirkungen wurdeh erzielt, indem man in die schwarze Glasur
Ornamente bis zur roten Masse einschnitt (Äbb. 49). Die schwarze Glasur wurde
vielfach auch mit Lackmalerei in Gold und Farben versehen, zumeist in Anlehnung an
ostasiatische Vorbilder (Abb. 48). Interessant sind die plastischen Versuche. Büsten,
Figuren, Gruppen und Reliefs wurden entweder nur gebrannt, oder auch ganz oder
teilweise geschliffen, bisweilen finden sich schwarze Glasuren. Neben Abformungen
chinesischer Arbeiten kommen selbständige Schöpfungen und Anlehnungen an die
Antike oder den Barock vor. Den Schöpfer dieser selbständigen Werke, unter denen
Kruzifixe, Komödienfiguren (Abb. 56) u. a. hervorragen, hat man bisher noch nicht
festzustellen vermocht.
Es wäre ungerecht, wollte man Böttger einen Vorwurf daraus machen, daß er
für das ganz andersartige Porzellan noch nicht die dem Material entsprechenden Formen
und Dekorierungen fand. Die Formen sind größtenteils noch die gleichen wie beim
Steinzeug. Die Bemalung will noch nicht recht glücken. Vergoldungen und Ver-
silberungen gelingen am besten. Zierliche Ornamente im Laub- und Bandelwerkstil,
in Gold, Silber oder Emailfarben (Abb. 90) beleben die Gefäße. Fruchtstücke in
mehreren Farben und Landschaften in Eisenrot zieren die in jener Zeit gesuchten
Schokoladenbecher. Sehr früh gelingt schon die später unter Herold viel verwandte
Lüsterfarbe. Große Schwierigkeiten bereitete die blaue Unterglasurmalerei, die erst
nach Böttgers Tode sicher beherrscht wurde. Die Porzellanplastik der Böttgerschen
Zeit ist weniger erfreulich. Erhalten sind neben Abformungen chinesischer Arbeiten
eine Reihe von Callot-Figuren, zum Teil mit Emailfarben bemalt, dann eine recht
lebendige Statuette Augusts des Starken (Sammlung Gumprecht, Berlin). Hier möge
noch die Frage aufgeworfen werden, ob nicht die sehr unvollkommen in radiertem
Gold ausgeführten Chinoiserien mit ziemlich gedrungenen Figuren, die sich von den