Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0168
DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans
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Der Cicerone
Heft 5
Figuren aus der italienischen Komödie. Geschliffenes Böttgersteinzeug
□ Großherzogi. Museum, Gotha
schlanken „Goldchinesen“ Herolds beträchtlich unterscheiden, schon unter Böttger ent-
standen sind.
Der Eintritt des von Wien kommenden Herold bedeutete für die Meißner
Manufaktur ebensoviel, wie der Händlers Anfang der dreißiger Jahre. Unter ihm
erlebt die Fabrik ihre höchste Blüte. Er verbesserte nicht nur die Masse, sondern
schuf auch die für die Frühzeit Meißens so charakteristische Palette. Ostasiatische
Porzellane, z. B. die sogen, japanische Imariware, wurden oft bis zur Verwechs-
lung gut kopiert. Von Ostasien kam auch die Anwendung farbiger Gründe mit
„indianischen“ Blumen oder Chinoiserien in weiß ausgesparten Feldern. Das zur
Dekoration von Gebrauchsgeschirr unentbehrliche Unterglasurblau gelang unter
Herold bald in vollkommener Weise. Herold hat den echten Porzellanstil für
die Gefäßkunst gefunden, wie Kandier später für die Plastik. Ohne diese beiden
Männer hätte Meißen vielleicht nie das Primat unter den europäischen Manufak-
turen erlangt.
Das Buch Zimmermanns wendet sich seinem ganzen Charakter nach nicht an
einen größeren Kreis, verdient aber gerade deshalb um so mehr den Dank und die
Anerkennung aller, die sich mit den Inkunabeln des europäischen Porzellans befassen.
Sie allein werden die ernste, selbstlose Arbeit nach ihrem wahren Werte einschätzen.
Der Cicerone
Heft 5
Figuren aus der italienischen Komödie. Geschliffenes Böttgersteinzeug
□ Großherzogi. Museum, Gotha
schlanken „Goldchinesen“ Herolds beträchtlich unterscheiden, schon unter Böttger ent-
standen sind.
Der Eintritt des von Wien kommenden Herold bedeutete für die Meißner
Manufaktur ebensoviel, wie der Händlers Anfang der dreißiger Jahre. Unter ihm
erlebt die Fabrik ihre höchste Blüte. Er verbesserte nicht nur die Masse, sondern
schuf auch die für die Frühzeit Meißens so charakteristische Palette. Ostasiatische
Porzellane, z. B. die sogen, japanische Imariware, wurden oft bis zur Verwechs-
lung gut kopiert. Von Ostasien kam auch die Anwendung farbiger Gründe mit
„indianischen“ Blumen oder Chinoiserien in weiß ausgesparten Feldern. Das zur
Dekoration von Gebrauchsgeschirr unentbehrliche Unterglasurblau gelang unter
Herold bald in vollkommener Weise. Herold hat den echten Porzellanstil für
die Gefäßkunst gefunden, wie Kandier später für die Plastik. Ohne diese beiden
Männer hätte Meißen vielleicht nie das Primat unter den europäischen Manufak-
turen erlangt.
Das Buch Zimmermanns wendet sich seinem ganzen Charakter nach nicht an
einen größeren Kreis, verdient aber gerade deshalb um so mehr den Dank und die
Anerkennung aller, die sich mit den Inkunabeln des europäischen Porzellans befassen.
Sie allein werden die ernste, selbstlose Arbeit nach ihrem wahren Werte einschätzen.