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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0284

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268

Der Cicerone

Heft 8

GIOVANNI BELLINI, Maria mit Kind u
Das aus der Kirche Madonna dell’Orto in Venedig
gestohlene Bild.

hatte. Die Wiener Zeitungen rühmen bei dem
Abgang Hofrat von Scalas, daß er vor allem
den Anstoß gegeben habe zu den neuen Be-
strebungen auf dem Gebiete der Wiener Möbel-
industrie und des Österreichischen Kunst-
gewerbes. Als Nachfolger Scalas wird Re-
gierungsrat Dr. Leisching genannt.

VERMISCHTES

Leipzig. Zum Jubiläum derUniversität Leipzig
bereitet die dortige, unter Leitung MaxSeligers
stehende, Königliche Akademie für graphische
Künste und Buchgewerbe eine Gabe von un-
gewöhnlicher, künstlerischer und literarischer
Bedeutung vor. Goethes „Winckelmann“ wird
in Medianformat mit dem Aufgebot der hoch-
entwickelten Buchtechnik der Gegenwart in einer
mustergültigen Ausgabe der Schwesteranstalt
dargeboten werden. Die Leitung des Unter-
nehmens liegt in den Händen von Hugo Steiner-
Prag. Die Zeichnungen für den Einband, den
Hans Dannhorn ausführt, sowie für den Innen-

titel liefert Walter Tiemann, die Drucklegung
besorgt Georg Belwe, die verwendete Type ist
eine neue Schöpfung Georg Schillers. Alle an-
deren Lehrer der Akademie haben ihre Bereit-
willigkeit erklärt, zum Schmuck des Bandes
durch Porträts, architektonische Vignetten usw.
beizutragen. Mit der Redaktion und der Über-
wachung der Textgestaltung wurde Prof. Dr.
Witkowski beauftragt.

Venedig. Aus der gothischen Kirche Madonna
dell’Orto, wie bereits per Draht gemeldet, wurde
in der ersten Seitenkapelle links eine Madonna
mit Putte (0,80x0,54) von Giovanni Bellini ge-
stohlen (siehe Äbb.). Es ist ein Jugendwerk des
Künstlers und erinnert noch sehr an seinen
Vater Jacopo. Maria hebt sich von einem gol-
digen Hintergrund ab, ein blauer Mantel, der vom
Kopfe herabfällt, läßt zum Teil das rote Kleid
hervorschimmern. Ein rotes Hemdchen bedeckt
spärlich das Bambino. Rechts ein griechisches
Monogramm Th. V. (Muttergottes); links ein
römisch-byzantinisches M. P. (Mater Purissima).
In der Mitte der Tafel befindet sich die Unter-
schrift: Joannes Bellinnis; bemerkenswert
viel später der Meister seinen Namen nur mit
einem N schrieb. Nach Zanotto soll Bellini diese
Madonna für das Grabmal Luca Navageros,
dessen Überreste 1507 von Udine nach Venedig
überführt wurden, gemalt haben. Hingegen
meinen Crowe und Cavalcaselle, das Bild wäre
bereits 1486 vollendet. Man erinnert sich, daß
die Tafel 1868 von Eugenio Fabris und letzthin
1898 von Spoldi restauriert wurde. L. Br.

Hierzu erhalten wir vom kgl. Polizeipräsidium
in Berlin folgende amtliche Mitteilung:

Diebstahl des sehr wertvollen, aufHolz
gemalten Ölbildes der Jungfrau Maria
mit dem Jesuskinde aus der Kirche „Ma-
donna dell’Orto zu Venedig. In der Zeit
vom 1. d. M. vormittags 10 Uhr, bis 3. d. M.,
nachmittags 2 Uhr, ist aus der Kirche „Madon-
na dell’Orto“ zu Venedig das sehr wertvolle,
auf Holz gemalte Ölbild der Jungfrau Maria mit
dem Jesuskinde, erstere in Büstenform, des be-
rühmten Malers Giovanni Bellini, gestohlen
worden. Das Gemälde ist im Format 75x55 cm,
hat einen Wert von mehr als 200000 Lire und
gehört zu den nationalen Kunstschätzen. Es
wird um Nachforschung, Benachrichtigung der
Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen,
Bilderhändler u. dgl., sowie im Ermittelungs-
falle des Gemäldes und der Diebe um Nachricht
zu 1453. IV. 41. 09 ersucht. Eine Photographie
des Bildes ist hier vorhanden.

Berlin, 15. April 09.

Der Polizei-Präsident, Abt. IV.
 
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