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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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21. Heft
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Bevorstehende Auktionen
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684

Der Cicerone

Heft 21

großes Triptychon der Schule von Siena, zwei
Porträts von van der Heist, ein Reiterstück des
Ter Himpel, eine Landschaft von Berckheyde,
zwei biblische Szenen von Alexander Casteis
und ein kleines, dem Raffael zugeschriebenes
Bildchen. Es stammt nach den Angaben des
Katalogs, der sich hier der Meinung Paul Cle-
mens (Kunstdenkmäler der Rheinprovinz Bd. V, 3)
anschließt, aus der Predella des Madonnenalters
im Nonnenkloster Sant’ Antonio zu Perugia,
gelangte aus der 1789 versteigerten Sammlung
des Herzogs von Orleans in den Besitz der Fa-
milie des Peter von Cornelius, von der es Äus’m
Weerth auf Empfehlung des letzteren erwarb.
Die besten Stücke der Sammlung Äus’m
Weerth hat Paul Clemen in seinen „Kunstdenk-
mälern der Rheinprovinz“ (Bd. V, 3) eingehend
gewürdigt. Von dem übrigen Inhalt des Kata-
logs ist vor allem der reichhaltige archäologische
Teil erwähnenswert. Auch unter den Möbeln,
Steinzeugarbeiten und Gläsern ist manches gute
Stück. Die Hauptergebnisse der Auktion wer-
den im nächsten Hefte mitgeteilt.

S

LONDON -

Bei Sothebys hat die Saison nun angefangen,
aber nichts von Bedeutung ist bisher unter den
Hammer gekommen. Bei Christies ist noch
alles still. Messrs. Knight, Frank & Rutleys
scheinen eine interessante Saison vor sich zu
haben. Sie haben bereits die Bilder aus Kirtling-
ton Hall versteigert, und werden im kommenden
Januar den ganzen Inhalt des Hauses des Earl
von Chesterfield, Holme Lane, an Ort und Stelle
versteigern. Unter den Kunstwerken, die dieses
Haus umschließt, befinden sich Schnitzwerke von
Grinling Gibbons, eine Gemäldegalerie, die zum
Teil seit 200 Jahren im Besitz der Familie ist,
englische und französische Möbel der besten Zeit
und altes Porzellan von hohem Wert. Ein
Katalog ist in Vorbereitung. — Aus dem Ver-
kauf der Kirtlington Bilder seien folgende Re-
sultate hier angeführt: Ein dem Rubens zuge-
schriebenes Porträt des Königs Ladislaus von
Polen, 200 gs.; Calvario, zwei venezianische
Szenen, 170 gs.; vier Pastelle von Rosalba,
150 gs.; Diogenes von Jordaens, 105 gs. F.

s

MÜNCHEN -

Gemälde moderner Meister. In der
Galerie Helbing kommt am 15. November der
Nachlaß des Landschafters Joseph Hahn,

München, und mit diesem einige Werke anderer
moderner Meister aus Wiener Privatbesitz zur
Versteigerung. Unter letzteren treffen wir beste
Namen mit sehr bemerkenswerten Arbeiten. So
vorzügliche Landschaften: Norddeutsches Flach-
land im Vorfrühling von Ludwig Dettmann,
eine prächtige märkische Landschaft von Leisti-
kow, sodann charakteristische oberbayerische
Motive von Meistern wie Spitzweg (ein köst-
liches Landschaftsbildchen), Lier, Uhde, Trübner
(Chiemseemotiv), Deuchert. Das Porträt ist durch
Lenbach, Gabriel Max und andere vertreten.
Auch drei Studienblätter Menzels kommen vor.
Unter den Marinestücken zeichnen sich die Ar-
beiten von Achenbach, Bartels und Thomassin
besonders aus. Das Tierstück repräsentiert neben
Voltz vortrefflich ein hochbegabter Zügelschüler:
Victor von Eckhardt. Erwähnt seien auch die
Stilleben von Kunz und Schreyer. Die Moderne
ist vertreten durch mancherlei Werke, darunter
eine Arbeit des Meisters von „Neu-Dachau“,
Adolf Holzel, zwei charakteristische Werke des
eigenartigen Belgiers Henri de Groux und
manches andere.

Der Nachlaß Hahns — rund 400 Nummern —
zeigt uns einen fleißigen, schaffensfrohen Land-
schafter der Münchner Schule. Thaeter und
Stademann waren seine Meister und diese
Namen bezeichnen seine kunstgeschichtliche Stel-
lung. Modernen Problemen fern, interpretierte
er die einfache, in ihrer Großzügigkeit, wie in
ihren intimen Reizen doch unerschöpfliche Schön-
heit der deutschen, namentlich der oberbayerischen
Landschaft in der klassischen Weise der großen
Münchner der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts:
Alle die Motive aus dem Dachauer Moos, vom
Chiemsee und den anderen Seen, aus den Bergen
und Bergstädtchen Oberbayerns sind Land-
schaften von echt deutschem Charakter und vor-
trefflicher Bildwirkung, gut in der Zeichnung,
glatt im Vortrag, staffiert durch prächtigen
Baumschlag und alte, bodenständige Bauern-
architektur, durchflutet von warmer, lichtschöner
Sommerstimmung. Auch als Ärchitekturmaler
hat Hahn bemerkenswertes geleistet. Das zeigt
z. B. seine Auffassung der so vielfach ge-
schilderten Reize des alten Rothenburg. Der
illustrierte Katalog ist durch die Firma Hugo
Helbing zu beziehen.

*

* *

Waffen und alte Kostümbilder. An
gleicher Stelle kommt am 24. und 25. No-
vember der 2. Teil des Kunstbesitzes eines be-
kannten norddeutschen Sammlers zur Versteige-
rung. Er umfaßt die Waffensammlung: Eine
Rüstkammer von außerordentlich großem Um-
fang, reich namentlich an typologisch inter-
 
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