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22. Heft
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704
Der Cicerone
Heft 22
HÄLLE ' -'■
Die rührige Verwaltung des hiesigen Städti-
schen Museums für Kunst und Kunst-
gewerbe läßt eben ihren Bericht über die
Neuerwerbungen des Jahres 1908 herausgehen.
Wie wir dem frisch geschriebenen und hübsch
illustrierten Hefte entnehmen, beliefen sich die
Ausgaben des Verwaltungsjahres auf 6620 M.,
wofür insbesondere keramische Erzeugnisse,
Medaillen, Edelmetallarbeiten, ferner Gemälde
und graphische Blätter erworben wurden. Unter
den Bildern stehen obenan ein Reiterbild von
W. v. Kobell, ein Interieur von Joh. Sperl,
ein pilotysierendes Historienbild Trübners,
ferner Bilder der Berliner Meister Lieber-
mann, Leistikow und des jungen Fr. Rhein.
Ein typischer Thaulow von 1894 macht den
Beschluß.
Die Kunstgewerbesammlung ward einer
Neuaufstellung unterzogen, ferner wurden einige
ausgezeichnete Stücke aus den verschiedensten
Gebieten und Perioden erworben, u. a. ein
amüsanter Rokokoofen, farbig glasiert, ein
Schränkchen mit geschnitzten Auflagen im
Knorpelwerkstil um 1630, besonders aber meh-
rere Gefäße und Geschirre, mit denen das
deutsche Steingut und Goldschmiedehandwerk
des XVII. und die Porzellanindustrie des XVIII.
Jahrhunderts sehr günstig in der Sammlung
figurieren. Der ganze Bericht macht in seiner
sachlichen und zuverlässigen Art einen ausge-
zeichneten Eindruck und eröffnet der Weiter-
entwicklung des Museums die günstigsten Per-
spektiven. H. V.
s
KIEL ■ .-..
Am 15. November fand die Einweihung der
neuen Kunsthalle, die mit einem Kostenauf-
wand von über einer halben Million Mark an
der prächtigen Düsternbrooker Allee erbaut
worden ist, statt. Eine reichhaltige Eröffnungs-
ausstellung soll darauf hinweisen, daß fortan
auch die Provinz Schleswig-Holstein einenMittel-
punkt künstlerischer Bestrebungen besitzen wird.
Aus dieser Kunstschau Schleswig-Holsteinischer
Künstler sind vor allem Olde, Dettmann,
Fedddersen,Leipold,Älberts, Burmester,
Wilckens, Eitner, Westphalen, lllies, so-
wie der Bildhauer Brütt zu nennen. Hinzu
kommt eine große Kalckreuth-Ausstellung, zu
der auch die Hamburger Kunsthalle einige ihrer
Hauptwerke hergeliehen hat.
s
LONDON -
Der National Art Collections Fund gibt be-
kannt, daß er nunmehr Holbeins Catharina von
Dänemark der National Gallery als Geschenk
der Nation überwiesen habe, nachdem die noch
Testierenden £ 6 500 zusammengebracht worden
seien.
* *
*
Nach dem kürzlich erfolgten Tode der Witwe
des schon 1902 verstorbenen Mr. Charles Gassiot
sind nun eine Reihe Bilder, die schon bisher in
der Galerie der Londoner Guildhall ausgestellt
waren, deren Eigentum geworden. Das be-
deutendste dieser Bilder ist Constables „Fording
the River: Showery Weather“. Der Tate Gallery
sind vier Bilder von P. Nasmyth, W. Collins und
John Phillip überwiesen worden. F.
s
MÜNCHEN =— - -
Die alte Pinakothek ist vom 1. November bis
zum 1. Dezember geschlossen, um eine Reihe
von Veränderungen vornehmen zu können.
Jedoch handelt es sich — um dies nochmals
auszusprechen — nur um ein provisorisches
Umhängen, da Herr von Tschudi einstweilen mit
den vorhandenen Objekten und Mitteln rechnen
muß, und nicht in der Lage ist, die nötigen
großen Aufwendungen zu Ergänzungszwecken
zu machen. Zweck dieser „verbesserten“, nicht
definitiven Ordnung ist Auswahl unter dem
Vorhandenen, Streben, die guten Bilder gut zu
hängen, soweit dies bei den gegebenen Ver-
hältnissen möglich ist. Es sei die Hoffnung
ausgesprochen, daß doch in absehbarer Zeit die
Mittel Zusammenkommen, um eine würdige de-
finitive Aufstellung nach den Absichten Tschudis
zu gestatten. B.
8
PARIS '
Das Museum der Stadt Paris ist durch
ein Porträt Edouard Manets von Älphonse
Legros, das Manets Erben, Herr und Frau Loch-
noff, stifteten, bereichert worden. Das Bild
stammt aus der Zeit 1858 bis 1864.
* *
*
Fünf neue Säle, die militärische Zeichnungen
von 1777 bis auf die Gegenwart enthalten, sind
im Armeem useum des Invalidendoms zu Paris
eröffnet worden.
* *
*
Am 8. November wurde im Louvre die Aus-
stellung derjenigen kunstgewerblichen Kunst-
Der Cicerone
Heft 22
HÄLLE ' -'■
Die rührige Verwaltung des hiesigen Städti-
schen Museums für Kunst und Kunst-
gewerbe läßt eben ihren Bericht über die
Neuerwerbungen des Jahres 1908 herausgehen.
Wie wir dem frisch geschriebenen und hübsch
illustrierten Hefte entnehmen, beliefen sich die
Ausgaben des Verwaltungsjahres auf 6620 M.,
wofür insbesondere keramische Erzeugnisse,
Medaillen, Edelmetallarbeiten, ferner Gemälde
und graphische Blätter erworben wurden. Unter
den Bildern stehen obenan ein Reiterbild von
W. v. Kobell, ein Interieur von Joh. Sperl,
ein pilotysierendes Historienbild Trübners,
ferner Bilder der Berliner Meister Lieber-
mann, Leistikow und des jungen Fr. Rhein.
Ein typischer Thaulow von 1894 macht den
Beschluß.
Die Kunstgewerbesammlung ward einer
Neuaufstellung unterzogen, ferner wurden einige
ausgezeichnete Stücke aus den verschiedensten
Gebieten und Perioden erworben, u. a. ein
amüsanter Rokokoofen, farbig glasiert, ein
Schränkchen mit geschnitzten Auflagen im
Knorpelwerkstil um 1630, besonders aber meh-
rere Gefäße und Geschirre, mit denen das
deutsche Steingut und Goldschmiedehandwerk
des XVII. und die Porzellanindustrie des XVIII.
Jahrhunderts sehr günstig in der Sammlung
figurieren. Der ganze Bericht macht in seiner
sachlichen und zuverlässigen Art einen ausge-
zeichneten Eindruck und eröffnet der Weiter-
entwicklung des Museums die günstigsten Per-
spektiven. H. V.
s
KIEL ■ .-..
Am 15. November fand die Einweihung der
neuen Kunsthalle, die mit einem Kostenauf-
wand von über einer halben Million Mark an
der prächtigen Düsternbrooker Allee erbaut
worden ist, statt. Eine reichhaltige Eröffnungs-
ausstellung soll darauf hinweisen, daß fortan
auch die Provinz Schleswig-Holstein einenMittel-
punkt künstlerischer Bestrebungen besitzen wird.
Aus dieser Kunstschau Schleswig-Holsteinischer
Künstler sind vor allem Olde, Dettmann,
Fedddersen,Leipold,Älberts, Burmester,
Wilckens, Eitner, Westphalen, lllies, so-
wie der Bildhauer Brütt zu nennen. Hinzu
kommt eine große Kalckreuth-Ausstellung, zu
der auch die Hamburger Kunsthalle einige ihrer
Hauptwerke hergeliehen hat.
s
LONDON -
Der National Art Collections Fund gibt be-
kannt, daß er nunmehr Holbeins Catharina von
Dänemark der National Gallery als Geschenk
der Nation überwiesen habe, nachdem die noch
Testierenden £ 6 500 zusammengebracht worden
seien.
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Nach dem kürzlich erfolgten Tode der Witwe
des schon 1902 verstorbenen Mr. Charles Gassiot
sind nun eine Reihe Bilder, die schon bisher in
der Galerie der Londoner Guildhall ausgestellt
waren, deren Eigentum geworden. Das be-
deutendste dieser Bilder ist Constables „Fording
the River: Showery Weather“. Der Tate Gallery
sind vier Bilder von P. Nasmyth, W. Collins und
John Phillip überwiesen worden. F.
s
MÜNCHEN =— - -
Die alte Pinakothek ist vom 1. November bis
zum 1. Dezember geschlossen, um eine Reihe
von Veränderungen vornehmen zu können.
Jedoch handelt es sich — um dies nochmals
auszusprechen — nur um ein provisorisches
Umhängen, da Herr von Tschudi einstweilen mit
den vorhandenen Objekten und Mitteln rechnen
muß, und nicht in der Lage ist, die nötigen
großen Aufwendungen zu Ergänzungszwecken
zu machen. Zweck dieser „verbesserten“, nicht
definitiven Ordnung ist Auswahl unter dem
Vorhandenen, Streben, die guten Bilder gut zu
hängen, soweit dies bei den gegebenen Ver-
hältnissen möglich ist. Es sei die Hoffnung
ausgesprochen, daß doch in absehbarer Zeit die
Mittel Zusammenkommen, um eine würdige de-
finitive Aufstellung nach den Absichten Tschudis
zu gestatten. B.
8
PARIS '
Das Museum der Stadt Paris ist durch
ein Porträt Edouard Manets von Älphonse
Legros, das Manets Erben, Herr und Frau Loch-
noff, stifteten, bereichert worden. Das Bild
stammt aus der Zeit 1858 bis 1864.
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Fünf neue Säle, die militärische Zeichnungen
von 1777 bis auf die Gegenwart enthalten, sind
im Armeem useum des Invalidendoms zu Paris
eröffnet worden.
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Am 8. November wurde im Louvre die Aus-
stellung derjenigen kunstgewerblichen Kunst-