Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI Artikel:
Die Zeit und der Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0072

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ausheilungen

zur Genüge beweift, daß jene Veranftaltung in
meßr als einer Beziehung aud) für das neue
Barockmufeum ricßtungweifend gewefen ift,
zumal fcßon damals in Darmftadt faßt alle die
in der neuen Sammlung vereinigten Persönlich-
keiten entfcßeidendßerausgeftellt werden konnten.
Vieles aber, was damals in Darmftadt fcßon
mit Recht interefperte, ift jetß Dauerbefi^ des
Kliener Barockmufeums geworden, das feine
Entftehung ebenfo fehr der Anteilnahme von
Privaten und Behörden, in erfter Linie aber
doch der elfmonatigen vorbildlichen Arbeit des
Direktors Fjaberdiljl und feines bewährten Mit-
arbeiters Bruno Grimfcßijö dankt. B.
Köln
Das Scßnütgen-Mufeum zeigt fünf Glas-
fenfter, die der Kölner Architekt und Maler
F)-Fjanfen für die Kirche in Buer-Erle gefcßaffen
hat. Seine reiffte Leiftung. Der Gegenftand, um
Cbrifti Auferftehung, Auszug desSoldaten, Kriegs-
tod, Beweinung und fegnendes Paar über zer-
ftörter Landfchaft, ift durch die lineare Ver-
wendung der Stege ganz materiellgerecht ge-
meutert. Die leuchtenden Farben machen Fabrik-
gebäude und moderne Uniform kirchenfeierlich,
r , A. S.
London
3wei Meifterwerke von Vincent van Gogh,
die diefen Maler zum erftenmal in einer eng-
lifchen Staatsfammlung würdig repräfentieren,
pnd für die Londoner Cate-Galerie erworben
worden. Es handelt pcß um die beiden wohl-
bekannten Bilder „Der Briefträger“ und „Der
gelbe Stuhl“. Die Klerke waren in den Leicefter-
Galeries ausgeftellt und erregten dort großes
Auffehen, fo daß die beträchtliche Summe für
ihre Erwerbung aus den vorhandenen Stiftungen
aufgebracht wurde.
Mailand
Die kürzlich verftorbene Fjerzogin Melzi D’Eril
Barbö hat der Stadt Mailand einen bisher im
Speifefaal ihres Mailänder Palaftes aufgeftellten
fechsfeitigen Altar des Cefare di Sefto ver-
macht. Das aus der Kirche San Rocco bei der
Porta Romana ftammende Altarwerk ftellt die
Madonna dar, umgeben von den Fjeiligen Rochus
Sebaftian, Chriftoph und den beiden Johannes.
München
Die Schadegalerie hat einen Katalog ßer-
ausgegeben (München, Georg F)irtß, Verlag, 1923),
in dem Ludwig Jufti den Begründer der Ga-
lerie, den Grafen Schack felber die Führung
durch feine Sammlung übernehmen läßt. 3u
jedem Bild find die heute noch auffcßlußreicßen
Stellen Schacks aus feinem Klerk „Meine Ge-
mäldefammlung “ herangezogen. Ferner pnd
unter jeder Bildnummer aus der Briefliteratur
der Künftler die einfehlägigen Berichte abge-

druckt. So ift ein Katalog entftanden, in dem
eigentlich nur die gefcbicbtlichen Perfonen felber
fpreeben und der moderne Interpret einmal völlig
zu fchweigen pd) entfchließt. R.
Ausftellungen
Berliner Äusftellungen
Bela Czobel / IJerbert Garbe j E.KIeife/
Eugen Spiro / Bruno Krauskopf / Bela
Kädär / Graphik moderner Bildhauer
u. a. m.
Immer wieder berückt auf feine dunkel ftille
Kleife BelaCzobels fammetiger Klang, nimmt
einen auf in die fanfte Schwerfälligkeit diefer
unendlich einfachen und verdichteten Bilder.
(Sie erfcheinen wieder bei Goldfchmidt und
Klallerftein.) Das talhin gebettete Dorf, die
Gänfehüterinnen im Klald, der Förfter mit der
Pfeife: fie laffen fich der 3eit, pe pnd das gerade
vor fich hin harrende, ruhende Leben. Die ge-
dämpfte Purpurtiefe der Cöne, das wattigfchwere
3ufammenrücken wortkarger Formen, die regel-
lofe Rhythmik des Selbftverftändlichen erfüllen
Czobels Flächen mit einer fchönen Nachhaltigkeit.
Auch wenn ein Aquarell die Kreuzung von
Kanal und Eifenkonftruktion des Viadukts bringt,
drängt die Dicke der Umrandungen, das Ge-
tränkte gebundener Farben ins rembrandtifch
Unergründliche. In anderem 3urammenhang
werde ich demnächft die Art Czobels hier näher
fchildern. — Beigegeben war ihm Plaßik von
Herbert Garbe, deffen breithüftige, feßwer-
fchenklige Frauenkörper bei manchmal recht
gezierter Gebärdung und mitunter etwas abpeßt-
licher Voluminofität doch eine feße ttlucßt und
jedenfalls nicht geringe Statur haben. Der große
Frauentorfo bezeugt Garbes Ernft ganz unzwei-
deutig, — ein nicht etwa nur maffiges, fondern
geftrafftes Stüde von ftrenger Schönheit. Arcßi-
penkos Linie klingt in einer gepßegten Marmor-
arbeit auf; bei IJolzfkulpturen verfällt Garbe oft
der Gefahr, expreffioniftifcß zu ftampfen. Doch
bleibt ein Streben offenbar, das Refpekt ver-
dient. —
In E. Kleife, den 5eil er einführte, darf eine
entfeßiedene Begabung offen begrüßt werden.
Eine frifeße Üppigkeit der Klänge paart fich mit
bemerkenswerter Sicherheit des Gliederns, ein
an Matiffe gefchulter, hell und voll blühender
Kolorismus ermangelt nicht eines rhytßmifch-for-
malen Komplements etwa Fjeckelfcßer Obfervanz.
Doch diefe Namen nur zur Orientierung: in diefer
Malerei wirkt nichts übernommen. Sie ent-
wickelt in Stilleben einefaft zu feßön leuchtende,
in Landfcßaften eine faft zu weich dunkelnde
Farbe, — pe macht in ihren beftedjenden Quali-
täten die diefen innewohnenden Gefahren nicht
immer vergeffen. Porträts zeigen mitunter eine
gewiffe Verwafcßenßeit ä conto malerifcßer

48
 
Annotationen