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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0022

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I Die Minifier nnd Generale, welche ihre De«
! miffion angeboken, haben dieselbe zurückge-
! nommen. Der Präfldent hat der Armee vvm
Potomak für den bewiesenen Muth gedankt,
der nur dnrch Zufäliigkeit keinen beff-ren Er-
folg hatte. Bnrnsioe crklärte, er sei von Hal-
leck unterstätzi worden, seine Armee sei indeß
nicht demoraliflrt. Zn Nordcarolina sind meh-
rere den Unionisten günstige Gefechte vorge-
fallen. Der Finanzminister hat seine Vor-
schläge dcm Congreßcomite eingereicht, unb
verlangt eine Anleihe von 900 Millionen
Dollars.

Die Folgeu des mißlungenen Angriffs dcr
Unionisten aus die Linieu der Südländer sind,
wie flch nun zeigt, von den „Timcs" und den
für das Sclaventhum gewonnenen französi-
schen Blättern arg übertrieben worden. Burn-
stde berichtct darüber aus dem Hauptquartier
am Potomac: „Die Armee hat sich über den
Rappahannock zurückgezogen, weil ich sicher
war, daß die Positionkn, die wir vor uns
hatten, uicht genommen werden konnten und
es militärisch nothwendig war, entweder an-
zugreifen oder uns zurückzuziehen; ein miß-
lungener Angriff wäre für uns verderblich ge-
wesen. Die Armee hat sich daher in letzter
Nacht zurückgezogev, ohne daß der Feind da-
von Kenntniß erhielt und ohne daß wir einen
Man» »der Wagen verloren hätten." Damit
stimmt auch der Bericht des conföderirtcn Ge-
neralS Lee im Wesentliche» überei».

D eu t sch la n d

Darmstadt. Nach dem „Mainzer Anz."
haben die Abgeordnelen Lothary und Metz
folgenden Antrag gestelit: „Jn Erwägung, daß
die Bewegung der Jahre 1848 und 1849 und
die hiermit verbundenen harten Principien-
kämpfe etwaige einzelne Verletzungcn der po-
sitiven Rechtsbestimmungen leicht erklärlich
machen; in Erwägung, daß sogar Großher-
zoglich Heffische StaatSregierung und mit ihr
die meisten andcren Regicrimgen die Gültig-
keit der Reichsverfaffung anerkannt und dercn
Durchführung versprochen hatten, und daß da-
her alle mit dicser Reichsverfazfungsbewegung
zusammenhängenden politischen Anklagen von
vornherem unbegründet oder mindestens höchst
zweiselhaft waren; in Erwägung, daß aber
die meisten politischen Versolgungcn in unse-
rem Großherzogthum geradc auS Vorsäilen
entspranacn, welche mit der Bewegung für
die Reichsverfaffung zusammenhingen; in end-
licher Erwägung, daß die etwaige Schulb ein-
zelner Angeklagten durch die mehr als zwölf-
jährigen Verfolgungen und Leiden der Verban-
nung mehr als genug gebüßt erscheint, und
daß es daher an der Zcit erscheint, gleich
einer Reihe anderer Staaten durch cine all-
gemeine Amuestie dem öffentlichen Nechtsbe-
wußtscin und der Volksanschauiing der Gegen-
wart Genüge zu thun, beantragen wir: Groß-
herzvgliche Staatsregierung um baldigstkn Er-
laß eincr allgeuieineii und unbedingten Am
nestie für alle politischen Verbrcchen und Ver-
gehen zu ersuchen."

München, 3. Jan. DaS sett mehrerea
Monaten vacante Portefeuille des Kriegsmi-
nksteriums ist gestern dem früheren Kriegs-
minister, Generaüieutenank v. Manz, einem
, wegen seiner Vei faffungStreue und feines Ver-
walkungstalenteS aüg mcin geschäßten Manne,
wieder übcrtragen worden.

Leipzig, i. Jan. Vor circa 7 Jahren
war durch Kreisdirectionsverordnung Herrn
Schulze. Delitzsch untersagt worden, hier ia
Versammlungen zu sprechen. Wir erfahrcn,
daß vor einigen Tagen diese Verordnung wie»
der aufgehoben ist. Jn Folqe deffen wird
Hr. Schulze-Delitzsch in der hier am 3. Zan.
im Tivoli veranstalteten Versammlnng des
Nationalvereins das erste Mal wieder hier
als Nedncr auftreten.

Berlin. Der bisherige Vicekanzler der
Friebensklaffe des Ordens pour le merits für
Wiffcnschaften und Künste, Director von Cor-
neliiis, ist zum Kanzler und an dcffen Stelle
der Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Boeckh
zu Berlin, zum Vicekanzler dieses OrdenS er-
nannt worvcn.

Köln, 4. Jan. Die „Kölnischc Zeitung"
wurde gestcrn mit Beschlag bclegt, und sogar
zweimai; zuerst wegen einer Correspondenz
aus Petersburg, enthaltend Urtheile der ruffi»
schen Preffe über Preußcn; sobann nachträg-
iich wegen einer kleinen Notiz untcr den Ver-
mischten Nachrichten, die schon durch mehrere
preußische Blätter unbeanstandet geaangen ist.

tK. Z.>

Königsberg, 3. Zannar. Der hicr neu
erjcheiiieudcii „Königsberger Montagszeitnng",
vvn Dr. Minden hcrausgegebcn, ist die übliche
Versenbung und Veriheiiung der Pisbenum-
mer durch die Postämtcr versagt worden.

Wien» 2. Zan. Die liberalen Wähler
Znnsbrucks feierten am 30. v. M. Abends
ihren Sieg mit einem Bankette, an dem u. A.
auch bie militärischen Notabilitäten der Skabt
thfilnahmen; Trinksprüche wurben ausgebracht
auf den Kaiser, auf ven Skaatsininister von
Schmerling rc. rc. Die Versammlung beschloß,
an den Staatsminister sogleich folgendes Tele-
gramm zu richten: „Dic Wählcr der liberalen
Partei, znr Feter ihres Wahlsieges vereinigt,
bringen Sr. Ercellenz e,n dreisaches Hoch!"

Wien, 3. Jan. Eine vom Landtagsab-
geordneten Franz Schuselka veranstaltete Pri-
Vat-Besprcchung der Wähler bes ncunten Be-
zirkes, wurde von Seiken bes Staaisministe-
riums in letzter Stunde gestern spät Abenvs
verboten. — Bckanntlrch wurde im Gemeinve-
rathe auf Antrag Dr. Kluckp's der Antrag
wegen Aufstellung eines MonumentS äm
Schmelzer Friedhofe sür die Märzgefalleuen
vom Jahrc 1848 bis zum Zahre l863 vertagk.
Nachdem nun das Zahr 1863 erschicncn, wird
in einer ver nächsten Sitzungen des Geineiiide-
rathes der vertagte Antrag wegen Errichtung
beS oberwähnten Monumentes wieder erncuert
werden, so daß die Angelegenheit viellcicht bis
zum Monat März erlebigt sein dürfte.

Gn g l a « -

! Lonbon» 30. Dec. Ueber den Nothstand

der Politik fich gerechtfertigt hätte. DaS ge«
uannie Blatt bencidet dic gegnerischen föbera-
listischen Organc uin ihr Märtyrerthum uiid
versichert, daß ihm der Rückblick auf das ver-
gangenc Jahr öerleidet wurde, als es sich er-
innerte, daß mehrere politische Schriftstcller in
Kerkcrhaft sitzen. Wir schließen uns gern
unserer Collegin an und fügen bei, daß die
Enttäuschung um so größer ist, als bekannt-
lich die jetzt hier erwartete Amnestie in Ungarn
bcrkl'ls vor cin paar Wochen verkündet wurde.
Daß die außerungarische Bevölkcrung eincS
glkl'chen Gnadenactes nicht theilhaftig wurde,
muß jedcnfalls politische Motive habea, die
ben Laien nicht zugänglich sind.

Der Gemeinde-Ausschuß von Zglau hat den
Skaatsminister v. Schmcrling zum Ehrenbür-
ger ernannt.

Die „Times" sagen in ihrem 9 Spalten
süllenden Rückblick auf das Zahr 1862: Zn
Ocsterreich könnte der Constitutionalismus
Wurzel faffen, wenn nicht die Hälfte der Mo-
narchie im Neichsrathe unvertreten wäre. Der
Streit mit Ungarn hat noch keine Lösung ge-
funden, und in Venetien prallt jeder Versuch
. einer Versvhnimg ab. Der Kaiser ist daher
in der eigenthümlichen Lage, daß die Hälste
seiner Unterthanen constitulionelle Rechte auS-
ühen, während er die andere HSlfte mit Waf-
fengcwalt beherrschen rnuß.

Bei der Neujahrscour hat dcr Kaiscr Na-
pvleon dem prcußischen Geschäftsträger die
Hoffnung ausgesprochen, daß sein König mit
Billigung des Landes die Schwierigkeiten, dc-
nen er begegne, überwinden werde.

„Debats" sagen, das neue Zahr sei nicht
untcr günstigen UmstSndeii eingetreten. Jn
England und Frankreich stche die Arbeit stillc,
der amerikanische Krieg scheinc ein zweiter
peloponesischer zu werden, französische Solda-
ten hätten die beiden einzigen unbesiegbaren
Feindc, Klima und Krankheit, zu bckämpfen,
von Spanien her zcige stch eine sinsterc Wolke,
Jtalicn könne nicht zum Ziel kommen, die
wcltli'che Macht des Papstes sei dem Tode
nahe lind sterbe nicht, das Geheimniß, Oester-
reich und Ungarn zu versöhnen, sei nvch nicht
gefunden, so wenig wic das, einc Bundesver-
fassung zu schaffcn, die Oesterreich und Preu-
ßen zufrieden stelle, und zwischen den Gottes-
gnaden von Preußen und Heffen könne eS
leicht zum Streite kommen.

Der Minister des Auswärtigen Pasolini,
sagt in einem Circular an die italienischen
Gesandten u. a., dic Regierung werde ihr
Augenmerk auf dii innere Organisativn rich-
ten nnd mit den fremden Staaten in freund-
Il'Wn Bezichungen bleiben, dabei aber die
Streitkräfte des Landes vermehren und kein
Princip aufgeben, auf welchcm die Erfüllung
der nationalen Geschicke beruhe; auch werbe
sie die Allianz der Mvnarchie mit der Frei-
heit wahren. „France" kuüpft daran ihre
gewöhnlichen giftigen Bemerkungen gegen daS,
was sie die chimärische italienische Einheit
nennt, und hofft, daß man von nun an in
Ztalien nicht weiter an Nom denken werde.

Jn Washingtoa bleibt Alles bcim Alten.

tn keincm Lande und in kciner Sprache ein ähn-
liches Unternehmen eristirt, welcheS fich eincr nur
entfernt annahernden Verhreitung rühmen könnte.

Es ist nicht unsere Aufgabe und kann es nicht
sein, t» eine speciellc Kritik dcs JnhalteS der Zei-
tung einzugehcn. Auch glauben wir, daß der enormc
Erfolg des Blattcs die treffendste Kritik desselben
ist. Wir «ollen nur ctnen Blick auf dte verschic-
dcnen Anstalten zur Herstcllung des llnternehmcns
wcrfen, um zu zcigen, «elche große Bedeutung dem-
felben vom gewerblichen Standpunkte aus zugc-
schrteben werden muß.

Ucbcr die Redaction des „Bazar", wclche nach
wie vor ihren Sitz in Berltn hat und durch eine
Zweigrcdaction in Paris untcrstützt wird, können
wir leidcr nur unvollständig berichten. Wir wiffen
nur, daß das Pcrsonal dersclben aus 7 Personen,
darunter 4 Damen, bcsteht. Zhre Hauptaufgabe
ist: dic aus dcn Pariser und Bcrltner Magazinen
beschafften Originale und das von den verschiedencn
Mitarbeitern gelicferte Material zu fichten, zu «er-
beffern und die bcschreibenden Manuscripte anzu-
fertigen.

Aer „Bazar" beschifttgt fortivährend 7 Zeichner,

von dencn Sihren Wohnfitz in PariS haben, durch-
schnittlich 40—45 Holzschneider (in Leipzig und Bcr-
ltn), 6 Gravcure u. s. w., so daß, abgcsehen »on
den Schriftstellcrn für den untcrhaltenden Theil
deS Blattes, circa 60 Pcrsoncn dcr Zeitung an-
haltend thre Thätigkeit zu widmen haben, bevor
nur an den Druck gedacht werdcn kaun.

Zur Herstellung des Druckcs felbst aber ist eine
noch viel bcdcutendcre Menschen- und Maschinen- ^
kraft crforderiich. Es find nämlich miunterbrochcn
für den „Bazar" und seinc Supplemente beschäf-
tigt: durchschnittlich 5—6 Schriftsetzer, 4 Papier-
feuchter, 6 Satiutrer, 4 Skereotypcure, 2 Galva-
niscure, 1 Tischler, 4 Falzerliinen, 8 Mädchcn zum
Einlegen der Supplemcnte nnd zu anderen Reben-
arbeitcn, 2 Papierzähler, 1—2 Packer, während
zum wirklichen Abdruck der fertigcn Formcn fort-
während 6 große Druckmaschtncn nöthig find, welche
von 6 Maschinenmeistern, 15 Drehern nnd 15 Mäd-
chen bedient werden. Rcchnet man nochll—8Per-
sonen htnzu, dcnen die ebeiifalls in Leipzig bcsorgte
Erpedition, das Austragen der Packcte u. s. w.
obliegt, so ergibt fich eine Gesammtzahl vou 140
großtenthkilS in Lktpztg leb«nd«n Persvnen, «elche

ihren Lebensunterhalt direct bei der Herstellung des
,,Bazar<' stnden. Die Zabl derjcnigen aber, wclchc
indircct und zettwcise dafür beschäftigt «erben, ist
jedenfalls eine noch vicl größere, denn cs werdcn
zum „Bazar", seinen Supplementen und Beiblät-
tern älljährlich bei dcr Auflage von 100,000 Erem-
plarcn 14,764 Rics Papicr auS sächsischen Fabri-
ken in ctnem Gcsammtwerthe von circa 80,000
Thlr. und ca. 105 Ctnr. Druckerschwärze im Werthe
von ca. 8000 Thlr. verbraucht, außer mannigfa-
cheu anderen Materialien, als Buchsbaum, Blci,
Ztnk, Gypö, Kienöl, Emballagc u. s. w., wclche
theilwcise in großen Quantitäten erforderlich siud.

(Schluß folgt.)

Allcs Begräbnißgeräthe, daS bet der Bestattung
des Herzogs von Wellington im November 1852
gebraucht worden, ift dtescr Tage auf Befehl der
cnglischen Regierung öffcntlich versteigert und im
Ganzen zu Spottprciscn losgeschlagen worden;
z. B. dret prachtoollc Fahncn aus goldgesticktcm
Sammct, mit dem W ippen des Herzogs, sür je
1 Pf. St.
 
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