Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Januar
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0034

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
kurze, sichere und wohlfeilc Durchfahrtslime
für große Schiffe, die von der Nvrd- in rie
Ostsec gehen, umgewanvelt würde. Dics ift
eine Angelegenhcit, an der besonderS England
ein Jntcreffe hat. so lange dagcgen Däne«
mark'S Politik der Einverleibung und Entna«
tionalisirung geduldct wird, ist der Kopenhage»
ner Hof gcradezu darauf angewiesen, dic
Staats- und Handelsintereffen EnglandS zu
benachtheiligen r denn dic Vernachläffigung des
Eider-Canals, die Aufrechthaltung des ruffi-
schen Erbfolgeplanes, und daS Einverstänvniß
zwischen den Höfen von Kopeuhagen und Pa-
ris, sind die unvcrmeidlichen Resultate der
Utticrdrücknng der Herzogthümer.

Man wird aus diesen Bcmerkungen ersehen,
daß das Volk von Schleswig - Holstein, daß
die Bewohner jenes Angelsachsenlandes,
von welchem die Engländer zum großcn Theil
abstammen, i» der That sowohl die Schlach-
ten EnglandS wie ihre eigenen schlugen, als
sie von 1848/1851 ihren UnabhängigkeitSkrieg
führten. Wie bald dieser Kampf wieder auf-
genvmmen werden wird, das hängt von der
Entwicklung der Dinge im übrkgen Dcutsch-
land ab. So viel jedoch ist sicher, daß die
Verblendung der deutschen Machthabcr und
besonderS jeneS Monarchen, auf welchen so
thörichter und gedankcnlvser Weise Hoffnungen
für die Wiedcrgeburt Gesammt - Deutschlands
gesrtzt wordm waren, nach einem Znstande
hindrängt, wo eS keinen Ausweg mehr gibt,
alS den Appell an jene natürlichen Menschcn-
rechke, vor denen die Kronen, die man „vom
Tisch deS HERRN nimmt", cin reines Nichts
sind.

Bereits stehcn wir, in gewiffer Weise, wie-
der in den gahren, die 1848 vorangingen.
Die Conseguenzen werden zur entsprechenden
Zeit nicht ausblciben. Unterdeffen erlauben
Sie mir, Zhncn, geehrter Herr, für die Spm-
pathie zu danken, die Sie unsern Bemühungen
unier schwiertgen Umständen zu Theil werden
ließcn, wie auch unsern Dank für die Bereit-
willigkeit auszusprechen, mit der Sic eine Sache
Vertheidigt haben, die von der Unwiffenheit
und dem bösen Willen so vtel und so unauS-
gesetzt zu leiden hat.

* Politische Umschau.

Der Präsident der Deputirtenkammer sagte
dem König bei der Neujahrscour: Wcder Si-
cherheit noch Einheit besteht in Jtalien, so
lange Sie nicht triumphirend ven Marcus-
platz in der alten Dogenstadt bctreten, denn
Niemand kann ein Haus scin cigen nennen,
deffen Thor und Schlüssel in Händen eines
bösen Nachbars sind; erst wenn unsere Fahne
auf den Thürmen von Trient wcht, und sich
von den Höhen bei Pola ins adriatische Meer
abspiegelt, können Sie Jhrcm Sohn Humbert
sagen, ich habe Dir dic schönste Kronc Euro-
pas erworben. — Das klingt sehr romantisch,
erinnert abcr doch gar zu sehr an die Sage
von der Milchfrau; ein Angriff Jtalrens auf
deutsches Gcdict, vder ohne fremdc Hülfe auf
östcrrcichisches Gebr'et wäre eine Handlung des

„Oh, das «ar eine gräßliche Stundc! .

„Soll ich Zhnen sagen, was in diesen Briefen
war? Dte niederträchtigstc, jc gegen einen Mann
geübte Verrätherei. Mcin bester Freund hatte fie
geschricben; aber tn welchcm Ton? Mit welchcr
übcrzeugenden und leidenschaftlichen Beredtsamkeit
sprach cr nicht darin! Wie entwarf und rieth er
nicht den Weg, «elchcn eine Frau cinschlagcn muß,
um ihren Mann zu räuschen! Und alle diese Briefe
waren seit unserer Ehe geschrieben, währcnd der
Zeit, wo ich so glücklich war! Zch stnde kcinc Worte,
um meinc Gefühle während deS LescnS dcrselbcn
zu beschrctben. ES war cin Gefühl Lhnlich der
Wirkung cines tödtlichen GifteS. Jch trank dieseS
bis auf den letzten Tropfcn. Zch las jcden dteser
Briefe einzeln durch; dann legte ich fie i» Ord-
nuug, ban d fie zusammcn, bedeckte fie mit bcn Spitzen
und schloß dic Schublade.

„Jch «ar gewiß, daß meine Frau, wenn ich ihr
nicht nachfolgtc, vor Abend «ieder nach Hause cilen
«erde. Und so war cs auch. Wie schnell sprang
fic auS dem Wagcn und kam auf mich zu! Wie
umarmte fie mich! Wte glücklich fie war, wieder
het mir zu scin!

Wahnsinns und der Selbstvernichtung, fügt j
die „N. F. Z." bei.

Nach dcr „Norddcutschen Allg. Ztg." cir-
culirt in Berlin eine Adreffe an den König
wegen gänz!'cher Abschaffung der consti'tutio-
nellen Slaatsform und Wiederherstellung des
monarchksch-christli'chen Staats.

Die Wahl v. Ünruh's zum Abgeordneten
ist in Magdeburg gesichert.

Am 29. Dec. wurde der Laudrag des Für-
stenthumS Liechtensteio in Vaduz feierlich er-
öffnet.

Hapnau hat den Klugen gespielt und auf
das Recht, die Armeeuniform lragen zu dür.
fcn, Verzicht geleistet.

Die „Wiener Preffe", „Oesterr. Zeitung«,
„Ostveutsche Post", „Wanderer" und „Mor-
genpost" beschäftigen fich heute abermals mit
der Bismarck'schen Politik, indem sie dicse
thcils in ernstcr Weise sck sdsurckum führen,
theilS in humoristischem Tone lächerlich machen.

Deutschland

Frankfurt, 7. Januar. Man macht der
„Allg. Ztg." von hier folgende Mittheilung
swelche in diesem Blatte zu findcn besonders
auffallen muß): Ein großer Theil unserer
Preffe wiegt sich in dem Glauben, daß Preu-
ße» auch heute nur Säbelgeraffel mache, um
die Freunde deS Delegirtenprojects abzuschrek-
ken, daß abcr die ganze Affaire wieder wic
früher mit einem Compromiß endi'gen werde.
Jch kann Sie aber mit Bestimmtheit ver-
sichern, und wahrscheinlich wird der Telcgraph
Sic schon dieser Tage davon unterrichten, daß
es Preußen vollständig Ernst ist, und dcm
Bundestag cbenso entschieden seine Erklärung
machen wird. Diese qcht einfach dahin, daß
Preußen alle, auch die kleinste Majorität für
das Delegirtenproject sür einen Bunbesbruch
erklärt, und aüe Vcrantwortlichkeit für sämmt-
liche daraus entspringcnde Eventualitätcn von
sich ablehnen und dcr anderseitigen Partei zu-
wälzen wird. Jrrc ich nicht, so ist selbst die
Form dcr Erklärung eher noch schärfer als
diese Fassung. Uebrigens soll Preußen in
seiner erwarteten Antwort auf eine weitgehende
Bundesreform verweisen, für welche nur der
jetzige Moment noch nicht der ri'chtigc sei.
Man glaubt, daß morgen schon diesc Erklä-
rung erfolgen werde, und Leute, welche den
neuen preußischen BundestagSgesandten kcnnen,
versichern einstimmig, daß er die Mission gar
nicht angenommen HStte, wenn er nicht die feste
Ueberzeugung i» sich trüge, daß er keine leeren
Worte zu sprechen habe."

Frankfurt» 8. Jan. Nach der hiesigen
„Reform" hat der Senat den Bundestagsge-
sandten jetzt im Sinne einer Entfernung der
Bundesgarnison instruirt, auf dic der gesetz-
gebendc Körper bekanntlich schon länger ge-
-drungen hat.

München, 7. Jan. Die „Baper. Ztg."
veröffentlicht die den französischen Handelsver-
trag betreffcn.de neueste, bereits in Nr. 6 kurz
erwähnte Depesche des Frhrn. v. Schrcnck,
welche unter dem 31. Decbr. v. I. an den

„Jch ließ fie nichts von dcr Umwandlung mer-
ken, welche in mir siattgcfundcn hatte. Wir spra-
chen miteinander, aßcn miteinandcr zu Abend und
zogen unS wtc gcwöhnltch in unscre Gcmächcr zu-
rück, welche aneinandcr stießen. Zch schlvß mcine
Augenlider ntcht; wachcnd zählte ich dte Stundcn.
AlS eS cin Viertcl nach Mitternacht schlug, stand
tch in threm Zimmer. Wie ein klciner Engcl in
mittcn schncclgcr Wolken lag ihr lieblicher, schöncr
Kopf tn friedlichcm Schlummcr auf den blendcnd
weißcn Kiffcn. Welchc monströsc Lüge der Natur,
dcr Sünde so unschuldige Züge zu leihen! Ach war
so entschloffen, so unbcugsam wic ein Wahnfinnt-
ger mit einer strcn Zdcc. DaS rasende Gist dcr
Etfersucht hatte fich in meine Scele eingcfreffcn.
Sachte legte ich meine Hände auf thren Hals, und
dan» drückte ich fie plötzlich zusammen. Jn diesem
Augenblick öffnete fie ihrc großcu dunkelhlaucn
Augen, sah mich bestürzt an; dann schloß fie fie
langsam. Sie «ar todt. Sie starb, ohne Zeit gc-
habt zu haben, cin Wort zu ihrer Vertheidigung
zu Lußern, friedlich wtc im Traum. Als ich fic
ermordcte, hatte fie keinen Groll auf mich.' Nur
ein eiuztger Tropfen Blut, auS thrrm Munde her-

I baperischen Gefaadten i'n Berli'n crgangen i'fi.
Si'e beantwortet die letzte Bismarck'sche De-
pesche vom 12. Dec. v. I. Frhr. v. Schrenck
entspricht der Aufforderung des Hrii. v. Bis«
marck und Sußert sich uäher über den i» einer
früheren baperischen Dcpeschc enthalienen Aus-
spruch, daß eine befriedigende Löiung der ge-
genwärtigen Krisis von bapcrischcr Seite auf
das Lebhafteste gewünscht wcrde, und daß eine
Verständigung auch wohl ohne besvndere
Schwierigkeiten herbeigeführt wcrden könne.
Frhr. v. Schrcnck verlangt demgemäß offene
Ruckkehr zn einem allseitig anzuerkennenden
Standpunkte, auf welchem sich alle Thcile mit
glcichem Rcchte und gleicher Freiheit zu be-
wegen vermöchten. Ausdrücklich betont Frhr.
v. Schrenck die Rücksichtnahme auf den Februar-
vertrag mit Oesterreich nnd eine angemeffene
Acnverung des proponirten Vertrags mit Frank-
reich, bedauerk, daß seine frühere-Aeußerung
nicht schon in dem Sinne auf preußischer Seite
verstanden worden sei und bemerkt, daß Wür-
temberg und Großherzogthum Heffen in der
beregten Sache fest zu der baperischen Auffas-
sung stehen. Auf der bevorstehenden General-
zollconferenz könne ja die Besprechung zum
Behufe einer Verständigung vor sich gehen.

Hermannstadt. Durch cin Rundschreiben
an jämmtlichc Kreise des Sachsenlandes sind
die Abgeordneten dcr Stühle und Districte auf
den 14. Zan. zur Wiedercröffiiung der Sitzun-
gen der sächsischen Nationaluniversität einbe-
rufen worden.

Wien, 8. Jan. Die Provinziallandtage
wurden heute eröffnet. Officiös verlautet,
daß die Landtage jcnseits oer Leitha noch vor
dem Schluß der Landtagssession einberufen
werden würden.

S ch w e i z.

A«s der Schweiz, 4. Zan. Auf der
Bahnlinie Constanz-Schaffhaufen ist die erste
Probefahrt gemacht worden; die ganze Linie
Waldshut-Constanz soll im Frühjahr eröffnet
werten. Alsvann wird der Rhein von Chur
an, meistcns doppelt, umschient sein.

G n g t a n d

Londvn, 8. Jan. Dic „Times" briagt
folgende Nachrichten aus New-Iork vom 27.
Dccbr. Zn dic von der Regierung entveckten
großen Bctrügereien find viele Kaufleute ver-
wickelt. Die Regierung büßt davurch gegen
1 Mill. Dollars ein.

Z ta tt « «

Neapel, 29. Dec. Das Brigantenwesen
ist zu einer Lebensfrage für Neapel gewor-
den, dcren Lösung auch ver vvm Parlament
crnannten UntersuchungS - Commiffion wohl
schwerlich gelingen wird. Ueber die Affaire,
bei welcher 15 BrigaNten lebendig verbrannt
wurden, gibt der Correspondenz dcr „Patric"
aus Potenza einigc DetailS. Es war eine
18 Mann starke Bande, welchc, von den Trnp-
pcn und von der Nationalgarde verfolgl, fich
am 22. d. in einen Pachthof bei Venosa hinein-
warf. Um sich den Angriff zu ersparen, iieß

vorauellend, ficl auf den Rückcn meincr Hand;
«ohin, wtffcn Ste nur zu gut."

„Meine Frau hattc kcine Verwandte, welch» der
ltrsache threS Todes nachforschten, und ich verzö-
gertc abfichtlich, Einladungen zu ihrem Begräbniß
an meinc Freunde abzuscndcn, bts cS zu spät «ar,
daß trgcnd ciner zeitig genug bci mir eintreffcn
konnte. Kcin Mensch auf meinen Gütcrn hegte
irgend welchcn Vcrdacht. UebrigcnS war ich der
Hcrr; wer hatte ein Recht, mich zu bcfragen?

„AlS AlleS vorübcr war und ich nach Hausc zu-
rückkchrte, war mein Gewiffen nicht tm Geringsten
bclästigt. Sie hatte ihr Schickfal verdtent. Ich
dachte nicht mchr an sie."

cFortsetzung folgt.)

Paffau, 31. Dec. Zn dcr Oberhauser Letthe» bciindet
sich -in Kirschcnbaum iu vollstcr Blüthe. Gcwiß etuc große
Sellenheit um diese ZahreSzetl.

Za Erlange» wurdeu. ohne Zweifcl iu Fotge dc«
Auflösung eines Corps, jenen Proscfforen, wclche Mit-
glieder dci SeuatS stud, nälhtttlher Weile hte Fenster «tn-
gewnft».
 
Annotationen