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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0130

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Zuzüge Freiwtlliger nach Russisch-Polen statt.
Vorgestern wurdc in üemberg ein öffentlicheS
Werbebureau aufgeschlagen und wurden sunge
Leute gegen 15 Silberrubel und Eguipirung
angeworben. Abends wurde dieses Werbe-
bureau von der Polizei geschlossen, doch wer-
den die geheimen Werbungcn fortgesetzt. Der
Redacteur der tn Lemberg erscheinenden „Ga-
zetta Narodowa" wurde verhaftct und das
Blatt selbst wegen des Abdrucks dcr Procla-
mation deS Revolutionscomi'te's untcrdrückt.
Mehrere Regimenter der Wiener Garnison sind
nach Galizien abmarschirt.

Die griechischeu Journale erklären, daß in
Lakonieu dic Auarchie vollständig sei; Räuber
verheercn diese Provinz und machen Einfälle
in die benachbarten Provinzen. Mehrere Ab-
geordnete haben ein Geseß vorgeschlagen, durch
welches alle bi'S zur Ankunft dcs (neuen)
Königs verübten Verbrcchen und Vergehen
von der Amnestie ausgeschloffcn werden sollen.

Deutschland

Heidelberg, 6. Febr. Heute aus dcm
Königreich Polen angelangte Privatbriefe be-
stätigen die von den Zcitungen als Gerücht
mitgetheilte Nachricht von der Ankunft des
Generals MieroSlawski. Ferner wird
berichtet, daß die von einigen Blättern be-
hauptete, vvn andern dagegen wiverrufene Be-
theiligung der polnischen Bauern am Aufstande
eine wirklich allgemeine und großartige sei
(im nationalen Sinne nämlich). Man darf
daher wohl annehmen, daß dcr jetzigc Auf-
stand sich nicht mehr so leicht untcrdrücken läßt.

Gotha, 5. Febr. Der Landtag beschloß
heute einstimmig, dcm Herzog den Dank und
die Freudc des Landes darüber auszusprechen,
daß er daS Ancrbietcn der Candibatur für
den griechischcn Thron abgelehnt habe. Der
sofvrt abgesandten Deputation gab der Herzvg
scine Freude über die Theilnahme des Landes
auf's wärmste zu erkennen.

Berlin, 4. Februar. Bekannllich genießt
Prinz Wilhclm von Baden eine allgemeine
Popularität. Außer der ganzen Art scines
persönlichen Auftretens trägt die Spmpathie
nicht wenig dazu bei, welche man hier für
die Zustände in Baden überhsupt hegt. Bet
den starken Disharmonien, wic sie jetzt sich
vernehmlich machen, ist es begreiflich, daß man
das Glück eines Landes, in welchem zwischen
Krone und Volk die vollständigste Harmvnie
herrscht, um so besser zu würdigen weiß, je
mehr man es selbst für sich crsehnt.

Berli«, 5. Febr. Man meldet aus War-
schau, daß ein Bergiftungsversuch mit Bella«
donna an dem Marquis Wielopolski und sei-
ner Familie gemacht wurde. Das Verbrechen
wurde vereitelt. Ein bedeutender Waffentrans-
pork, der für Polen bestimmt war, wurde in
Thorn auf der Eisenbahn aufgegriffen.

Pose«, 5. Febr. Das hier erscheinende
dcmokratische polnische Blatt „Dziennik Poz.
nanzki" meldet: „Die Warschauer Regierung
sange an, die Aushebungsmaßregeln zurückzu-
»ehmen. Ein Befehl des GeneralS Ramsap

unter den dumpfen Gerüchten, dte von allen Set-
ten über ihn herfielen, blieb unser Mann unbc-
wegltch.

Zwet Monate daraus kam tn oem Flecken ctn
Mann an, Namens Georg Thomson, der durch
daS Gerücht den Tod dcs Krcmden erfahren hatte
und denselben, wte er vermuthete, für seinen Bru-
der htelr; er snchte fich so vicl als möglich Nach-
rtchtcn und Nachweise zu vcrschaffen. Das Pfcrd
und die Kleidungsstückc des Tvdten besanden fich
noch in den Händrn der Justtz. Man zcigtc fie
thm und er erkannte fie; es war grwiß sein Bru-
der Heinrtch Thomson. Der Leichnam wurde aus-
gegraben. Die für John Smtth so nachtheiligen
Gerüchte, «elche langc in dcr Umgegend circulirt
hatten, ohne cinc b-stimmte Form anzunchmen,
vereintcn fich endlich und bildeten eine imposante
Maffe, welche auch die Aufmerksamkeit des Georg
Thomson erregte. Die öffentliche Meinung nannte
Zohn Smtth den Mörder Heinrich Thomsons. Ob-
gleich diesc Beschuldigung sich aus ketncn offenbarcn
Beweis stützte, mußtc die Bchörde sich doch der Sache
annehmen, und dic bcstimmtc Behauptung dcr gan-
zen Rachbarschaft glich gewiffermaffen den gänzli-

I gibt die i'n der Nacht vom 26. auf den 27.
Januar auSgehobenen Personen frei. Wie
weit der Befehl auSgeführt wurde, ist unbe-
kannt. Die Ausführung in Suwalki und
Petrikau steht fest.

Wien, 3. Febr. Dr. Kratkp, Kallab's
Vcrtheidiger, ist vom Oberlandesgericht aus
der Liste der Vertheidiger in Strafsachen ge-
strichen wvrden.

Arankretch.

Paris, 5. Febr. Jm gesetzgebenden Kör.
per wurde daS dic Freiheit im Znnern betref-
fende Amcndement ZuleS Favres nach einer
langen Nede Baroches und einer Beantwor-
tung derselben durch Ollivier verworfen. Gu-
pard de Lalain spricht sodann zu Gunsten Pv-
lcns und fragt, ob man diesem dic von Kai-
ser Alcrander verliehene Verfaffung zurückgeben
wolle? Anch Jules Favre ergrcift für Polen
das Wort. Hierauf antwortete dcr Sprech-
minister Billault: der gegenwärtige Augenblick
sei nicht günftig für das Eintrcten in eine
Discuffion über die polnische Lage. Frankreich
habe seine alten Spmpathien für Polen nicht
verloren; aber er sci dcr Ansicht, und die Re-
gierung mit ihm, daß die Polen mehr von der
großmüthigen und liberalen Gesinnung des
Kaisers von Rußland erwarten dürften, als
von einem Aufstandsversuch, dcr nur neues
Unheil für das unglücklichc Land herbeiführen
würde. Julcs Favre bemerkt: Dies ist daS
Gcgenstück deS bcrühmten Wortes; „Jn War-
schau herrscht Ordnung." Billault bedauert
diesc trügerischen Aufreizungen. Jules Favrc
fragt, ob Frankreich denn stets auf der Seit«
der Gcwalt stehen soll? Worauf Billault:
Die Regierung des Kaisers ist zu vernünftig,
um die insurrectionellen Lcidenschaften durch
uanütze Wortc zu nähren, und zu cifersüchtig
auf die Würde Frankreichs, um während 15
Jahren in den Adreffen unnütze Protestationeu
wiederholen zu laffen. — Der Art. 2 des
Adreßentwurfs wird angenommen.

Paris, 5. Februar. Nach cinem Berichte
des „Paps" ist am 17. December in Cochin-
china eine VolkSerhebung losgebrochen. Die
Anamiteu habcn in der Nachl die Franzosen
in Saigou angcgriffen und sind in das Jnnere
ihrcr Forts gedrungcn, aber nach einem schrcck-
lichen Blutbad wieder herauSgeworfen worden.
Der Verlust der Anamiten an Verwundeicn
und Gefangenen beträgt 2000 Mann. — Nach
dem „Moniteur" ist jcdoch die Znsurrection
schnell gedämpft worden.

Z ta lte n

T«ei«, 4. Febr. Ratazzi hat sich gestern
mit der bekannten Prinzessin Solms verhei-
rathet. Dcr Bischof von Fanv ist wegen Ver-
leitung der Truppen zum Treubruch angeklagt
wordcn.

T«ri«, 4. Febr. Das officielle Journal
von Neapel bcmentirt die Nachricht von dem
Zusammentritt der Senalore» und der ncapo-
litanischen Deputirten, welchen eine Marseiller
Depesche angekündigt hatte. Es hat sich in
Ncapel eine liberale Verbindung constituirt,

chen Mangel an gerichtlichen Beweisen aus. Aohn
Smith wurde festgcnommen und verhört, abcr es
ergab fich wciter nichtS, alS. was wir erzählt haben.
Die Richtcr zweifeltcn nicht, daß der Angeklagte
frcigesprochen werden würdc. Die Nachbarn da-
gegen meinten, rr würde für schuldig erklärt wer-
den. Diese sich «idcrsprcchende Ueberzeugung stütztc
fich auf der cincn Seitc auf das unfruchtbare Ver-
hör des Zohn Smith und auf der andern auf daö
allgemeine Ucbclwollen gegen dcn Angeklagten.

Der Tag deS Prozcffes kam. Dcr Präsident war
eincr jencr MLnner, die übcrall, wo fie crschcincn,
ttefc Spuren zurücklaffen, Lord Mansfield. Nie
zeichnete größerer Scharssinn, nte cin sichercr Tact
dte Laufbahn eineS Richters auS. Selten konnte
sich der Schuldige seinem scharscn Blicke entziehcn,
und da man seine hohe Rechtschaffenheit kannte,
hatte seinc Mcinung inmer das größtc Gcwicht;
Richter und Geschworene licßen fich von ihm
leitcn.

Dieser merkwürdige Mann widmctc der Untcr-
suchung dieser wichtigen Sachc viel Zeit und Auf-
merksamkcit. Seine Rcde an die große Jury kann
für ein Muster gelten. „Ach rathe Euch," sagte

l welche die der Vereiniqung feindlichen Elemente
bekämpfen will. Das Gerücht wiederholt stch,
daß Tristanp sich vorbereitet, ,'n Terea di
Laboro mit einer betiächtlichen Banbe einzu«
fallen. Die Bchörden haben gecignete Maß-
regeln ergriffen.

R u ß l a n d.

Petersburg, 5. Febr. Ein Artikel im
heutigen „Journal de St. Petersbourg" sagt
im Wesentlichen: Wir bestreiten nicht die Ab.
normität einer die Städte schwer treffenden
und das Land verschonenden Recrutirung; abcr
die Regiernng kanntc seit Monaten die PlÜne
der Zusurgenten und wußte, daß die Recru-
tirung bas Signal zum Aufstand in Polen
sein würde. Unfähig, deffen im Auslandc le-
bende Häupter zu errcichen, war die Regie-
rung genöthigt, die armen Werkzeuge dersel-
ben zu treffen. '

Warschau, 2. Febr. Zn Ermangklung
offizieller Berichte kurstren hier Gerüchte von
Fortschritten der Znsurgenten, die, wenn ste
auch zum Theil übertrieben, doch auch nicht
ganz unbegründct sind. Man behauptet, daß
der Aufstand immer größere Dimensivnen an-
nehme, und daß die Znsurgenten stch in förm-
li'che Regimentcr organisiren, die uniformirt
und mit Gewehr, Piken, Sensen, Revolverü
u. s. w. bewaffnet sind. Auch spricht man von
ciner Anzahl berittener Mannschaft, da sie
theils Pferde aufkaufen, theils auch solche von
den GutSbesitzern unentgeltlich erhalten. Bei
dem Städtchen Wengrowo, 6 bis 7 Meilen von
hier, soüen 10,000 Mann in dcn Wäldern
versammelt sein, Auch im Kalischer Gvuvcr-
nement, wo bekanntlich alle Gutsbesitzer eif-
rige Patrioten sind, soüen sich große Maffen
Aufständischer bilden und ein ganzcs Regiment
Kavallerie bercits kvmplet bewaffnet sein. Dic
Regierung ist augenblicklich nicht im Stande,
bie Bewegung zu untcrdrücken da zu wenig
Truppen im Lande sind, indem ein grvßer
Theil derselben als Besatzungen der War-
schauer Citadelle und der Festungen Modlin,
Zamosc und Zwangrod oder Demblin gebrancht
wird. Da der Aufstand in vielcn Gegenden
des Landes ausgebrochen ist, so können nur
kleine Dctachements von Truppen dcn Jnsur-
genten, die sich nach jedem Treffen sogleich
in die Wälder zurückziehen, entgegengestcllt
werden.

Griechenland

Athe«, ,31. Jan. Heute legte die prvvi-
sorische Regierung ihre Gewalt in die Hänbe
dcr Nationalversammlung nieder. Gestern
haben Unordnungen in der Militärschule im
Piräus stattgefillidcn.

Die Nachrichten aus den Provinzen lau-
tcn beffcr. Es wurden viele Räuber einge-
fangen. Äus Thessalien wird vie Ueber-
handnahme von Räubereien in den Gränzbc-
zirken gemelvet.

Die Artillerie verwcigertc die Annahme ihrer
neuen Chcfs; die Regierung gab nach. Die
Bewohner von Eleusis setzten ihre Bchörden
ab und erklärten stch gegen dic Regierung.

er zu den Geschworenen, „im Falle Zhr glaubt,
dcr Angeklagtc sci nicht schuldig, dic Anklageacte
zu verwerfen. Denkk, es könntcn etnst ncuc Be-
wcise gegcn den Angcklagten vorgebracht werdcn;
wenn Jhr dem Proceffe seinen Lauf laßr, muß
er für immer freigesprochcn werden. Vcrwcrft Jhr
dagcgen die Anklageaktc, so HLngt es von Euch
ab, in eincr belicbigen Zcit dcn Proceß von
Neucm anzufangen, den Beschuldigtcn in Anklage-
stand zu versetzcn und das Berbrecheu zu bcstrafcn."

(Fortsetzung folgt.)

Jn Wien schrcibt man der „Bohemia", sei es
seit undcnklicheu Zeitcn Mode, daß die Damen bcim
Cotillon in I» bis 15 die ganze Breitc deS Saales
cinnehmrndcn Rcibcn aufgcstcllt werde», um nach
dem Klangeciner Zapperl-Polka vor der an denLän-
gensettcn aufgestellten Männcrwelt erst im Schritt,
dann im Trabe und endlich im Galopp vorbcizu-
dcfilircn. Auch auf dcm demnächst stattfindenden
Straußh'chen Beneficeballe svll dieses rlizende Ma-
növcr aufgcführt wcrden und Strauß habe für die-
ses Dcfiliren cinc eigene Zukunftszapperl compo-
nirt, dte er Wagner zu Ehrcn „Ritt der Wallküren"
gctauft habc.
 
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