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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0139

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unserc »badische» Saaten" ketnen „gedeihltche-
ren Stand" hätten, als dte von dcr B. L.-Z.
gesäeten, so imißten wtr ste sehr bedauern;
uud wenn unsere „Bürger und Landleute"
ketne befferen Frennde hätten, als eben dlese
stch als svlchen anpretsende Zettung mlt lhrem
„doctrenden" Tone und threr gelehrtthuenden
Phrasenmacheret, so möchten ste aus unserer
journallstlschen Preffe kelnen großen Gewinn
ztchen.

») Obgl-ich wtr den Streit durch die Sntgegming !n
der gestkige» Nummer str erledigt ausahen, vermigen wir
dvch dem Hru. Einsender, gegen den der Artilel der Lan-
deSzettung vorzugsweise gerichtct ist, d-s Wort nicht zu
entziehen, hoffen abcr, damit dte Polemik unserersctts
schltcßcn zu können. Die Red. der Heidelb. Ztg.

Coburg, 8. Febr. Die „Coburger Zei-
tung" brtngt etn Resume über dte Verhanb-
lungen tn Betreff der grtechtschen Kroncandt-
datur. Der Herzog Ernst H. stellte vter Be-
dtngungen: Etne lopale Ausetnandersetzung
mtt der bapertschen Dpnastte, dte Etnwilltgung
der Gothaer Lanbstände, etne materteüe Ver>
stärkung Grtechenlands, ketn Ausgebe» setncr
deutschen Stellung, sondern nur tntertmtsttsche
Uebernahme der grtechtschen Geschäfte bts
zur Etnführung setnes Neffen. Dte Verhanb-
lungen wurdcn abgcbrochcu durch dte Er-
klärung bes Herzogs, daß eln ersprleßltches
Resultat ntcht abzusehen set.

Berlin, 5. Febr. Sttzung des Herren-
hauses. (Forts. u. Schluß). Herrv.Kletst-
Retzow geht von der Bedeutung der Adreffen
der Kammern an den Köntg aus; Adreffen
bekunden Ueberetnsttmmung mtt ber Krone oder
Consitkl mtt thr unter Beabstchttgung etnes
Rücktrttts dcö Mtntstertums. DaS Haus set
dteser Absicht fern, es wolle etn starkes
Köntgthum, und wetl cs dtes wolle^ deß-
halb votlre es.elne Adresse wle dte vorltegende;
das Haus stehe dabel fest auf demStandpunkte,
dcn es bei der Thronbestelgung Sr. Maj. des
Könlgs und setncr damaltgen Adreffe behauptet
habe. Dle Zett sei ernst und ber von 1848
mehr als ähnllch. Werde doch der Erzfelnd
des Könlgs, Zohann Jacobp, wteder tm
Lande gesetert. Das Bewußtsetn der Maje-
stäten als Gottesgesalbte set verloren gegan-
gen, deßhalb erkühne man sich, dle Macht des
KönigS zu untergraben, das sei die Sünde
der Gegenwart, der man enkgegcn arbetten
müffe, bevor die Zeit der Sühne kommt. Dcr
Gesetzgeber sei u»d bletbe derKönig, (I!) er
gebc und müffe ben Ausschlag geben, die Kam-
mern seten nur mttwtrkeud bet der Gesetzgeb- .
ung. (!!) Man wnnverc stch, daß das andere
Haus noch nicht aufgelöst sei, der Rebner und
setne Freunde hofftcn und erwarteten auch die
Ausiösung. Dtese werbe schon erfolgen, wenn
nur erst ber ganze obschwebende Jrrthum ge-
brochen sei. Das Abgeordnetenhaus habe kein
Recht, von einer Verfaffungsverletzung zu spre-
chen; warum solle, wenn die Präsumtion etncs
günstige», wcnn auch ntcht bewtlligten Bud-
gets auf 6 Monate sich erstrecke, etne gleiche
Präsnmtion nicht auf 3, 4, 5 oder 6 Zahre
möglich sein? So viel Zett werde es nicht be-
dürfcn, die Rcgicruiig werbe vorher etn zwci-
tes Haus an chrcc Seite icheii, welche daS
Budgct für 1862 bewtlltge. Auf ein starkes
Königthum komme es an, vas zu stützen sei
das Ztcl und die Hauptaufgabc des Hauses;
ein Ausdruck dteses Bkstredcns set die Adreffe.
Der Redner frage wentg darnach, wte man
thn als eincn Fendalen ansehe, er sehe tn die-
ser Bezetchnung etnen Ehreiiiiamen, der thn
vor AUem zur Köntgstreue verpfltchte. Wte
vor 50 Zahren dte Väter und Brüder der
Mitglieder des Hauses, ja wie viele noch le-
benve Mitglieder ausgezogen seien zum Kampfe
sür den König, so auch solle das Haus ein-
treten in dem Bewußtsetn, daß es das Land
hinter sich hgbe, wic dies bie unzahltgen De-
putalioneii und Adreffen aus dem Lande an
Se. Majestät den König bewetsen; es möge
das Haus eintreten in den Kampf mit bem
Bewußlsetn zu streben mit Gott für Köntg u.
Vaterland, aber ntcht ohne Gott für eine
deutiche Republtk! (Betfall.) — Hr. v. Wal-
daw-Steiuhövel. Ntchts sei seltsamer als
die Wehklagcn gegen den Conflict, das Land
lebe tm tiessten Frieden, Ackerbau u. Judustrte
Hlühten, Spärsamkeit lei'te üie Veiwaltung ü.

- von dkn 18 Mtlltonen Prreußcn fühlc kaum
der kleinste Bruchthetl irgend wte etnen Nach-
thetl von dem budgetlosen Regtment. Nur
einige Literaten suchcn ein Feuer anzuschüren,
das aber ntcht brennen wolle. Dtc Gefahr,
welche in einem Schutze des Köntgthums gegeu
daS Andrängen der Demokratic licge, vermag
der Redncr ntcht zu erkennen. WaS stände
denn ctgentltch der Demvkratie zur Seite.
Etwa dte'Wahle»? Dtefe sei'en nicht von po-
litischen, sondern von communtsttschen Jnte-
reffen gelcitet gewesen, der Jrrthum im Lande
werde gebrochen werden und das Königthum
wieder in hellster Glorte strahlen. Wenu bas
Haus dahtn strebe, das Köuigthum zu schützen
uud zu stützen, so erfülle es nur setnen Berus.
Es »nöge auf setne Fahne dte schöne Devise
seßeni „Zch dten'!-i bas wiege schwerer, als
dic französische Revolutionsdevtse: Frethett,
Gleichheit, Brüderlichkeit. Der Rebner werdc
im Stnne der ersteren Devise für dte Adresse
sttmmen und hofft, die übrigen Mttglteder des
Hauses wcrden dasselbe thun. Nach einigen
Bemerkungen des Hrn. v. Dantels in glei-
chem Stnne und des Hrn. Brüggeman»,
wclcher zwar dcn jetztgen Zustand nichk für
vcrfassungsmäßtg hält, aber doch'Lösung des
Conflickes unb Rückkehr zum frühereu Zustande
wünscht, schließt, da weitere Rcbncr stch ntcht
gemeldet, dte allgemetne Debatte. Graf Ri'tt-
bcrg rechtfertigt als Anlragsteller noch dte
Adreffe unter Widerlegung des Etnwaiides,
daß dteselbe zu diplomatifch sei. Nachdem noch
der Berichterstatter Graf Arnim-Bottzen-
burg gesprochen, tri'tt man in vte Spectal-
bebatte etn, es verlangt jedoch zu ketnem der
acht Sätze ein Mitglied bes Hauses bas Wort
und so wtrd ver ganze Eulwurf ohne Spectal-
debatte und zwar einsttmmig angenommen.

Hrankretch.

Paris, 7. Febr. Jm geseßgcbenden Kör-
per antwortete der Sprechmintster Billault
auf die tn Betreff der Mkri'kantschen Frage
gefallenen Aeußerungen. Der Sprechmtnister
protestirt energisch gegen Worte wie die, dte
Regierung habe ketne Voraussichk gehabt, und
gegen Unterstellungen und Uebcrtreibungen des
Jnhalts, „unsere Forderungen seicn scandalöse
Speculattonen, welche stch hinter die Schulv-
forderung Jeckers verstecken"; der Sprechmini-
ster vertheidigt die Ehrenhaftigkeit Jcckers und
die Rechtsgilttgkeit der Forderungeu und ver-
langt vom Körper ebenfalls energisch gegen
ungerechte Bcschuldigungen zu protestiren, >
welche von einer „abenteuerlichen Politik" der
Regierung sprechen (Beifall). Dem Hcrrn ^
Billault antwortet Zules Favre.

Dic Zeitungen berichten von neuen, nach
Cochinchina geschickten verstärkungen.

G »i g l a n d

London, 8. Febr. Auf dte am 11. No-
vember von Odo Ruffell gegebene Erklärung
antwortete Cardinal Antonelli, daß wenn der !
Papst Rom verlaffe, der Kaiser seine Trup-
pen abberufen würde. Es wäre dies das !
Zeichen von der Entsagung aus die weltliche ^
Macht. Wenn die sranzösischen Truppen zu-
rückgeruscn uuv die Piemoiitcsen tn Nvm ein-
gezogen seien, dann, fügte der Cardinal hin-
zu, würde der Papst die Gastfreundschaft
Englands annehmen.

London, 8. Febr. Man versichert, Eng-
lanb halie die Candidatur des Herzogs von
Coburg aufrecht und wolle vorerst bewirken,
daß dic griechische Nationalversammlung den
Herzvg wähie; dan» sollen weitere Unterhand-
lungen statlstnden.

Nachrichten über Polen

Bon -erpolnifch-schlefifchen Grenze

schreibi mau: Aus dem Jnnern Rußlands
haben starke Truppenheranziehungen stattge-
funden, und die russische Regierung scheint
entschloffen, mit großer Energie zu Werke zu
gehen. Eine Compagnie bes in der Grenz-
stadt Praschke stativnirten russischen Militärs
ist von dvrt abmarschirk und näher an die
Grenze der preußischen Provinz Posen ge-
rückt. Nachrichten aus Czenstochau zufolge
ist bie Beendigung der Znsurrertion tn dor-
tigcr Gegend als nahe bevorstehend anzu-
Iiehu»»; in der Nähe der preußijch«» Grenze,

Kreis Lubltnitz, flnd jedoch tn Folge. von Be-
wegungen der Jnsurgenten die russischen
Grenzwachen zusammengezogen.

Myslowitz, 7. Febr. Zn der 'nächsten
Nähe sollen sich 3000 Jnsurgenten bestnden,
die Warschau - Wiener Eisenbahn ist vollstän-
dig in deren Gewalt.

Warfchau, 8. Febr. Das Gerücht von
etnem großen Gefechte bei Wonachok bestätigt
sich. Die Znsurgenten wurben mit großem
Berluste geschlagen. Amtliche Nachrichten feh-
len noch.

Myslowitz, 8. Febr. Die Jnsurgenten
bestßen alle Punkle zwischeu Czenstochau unb
der preußischen Grenze. Die auf preußisches
Gebiei übergetretenen russischen Truppen sind
nach Gleiwitz verbracht worden. Zwischen
Warschau und Brcslau ist die Eisenbahnver-
bindung wiederhergestellt.

' Berlin, 9. Febr. Die „Nordd. Allg. Ztg."
meldet: Es stnd beunruhigende Nachrichien
aus Westpreußen eingegangen. Währenb die
polnische Agitation bisher die polnische Grenzc
nicht Lberschritten hatte, ift jctzt in einzelnen
Gegenden, namenllich im Kreise Kulm, eine
starke Bewegung unter den Polen, besonders
uuter Gutsbesixern, bemerkbar. Es scheint,
daß ein ernstes Einschreiten erfvrderlich wer-
den wird. — Die „Kceuzzeitung" melbet r
Da die Ausdehnung deS polnischen Ausstandes
zugenommcn hal, so werben das erste und das
sechste Armeecorps und eine Diviston des zwet-
ten Armeecorps zusammengezogen. Es ver-
lautet, daß die Bataillonsstärke 800 Maun
betragcn wird.

. Wilna, 9. Februar. General Maninktne
zersprengie eine Bande in ber Rähe von
Semiaticzp vollkommen. Der Znsurgenlen-
Verlust belausk stch auf 1000, bie Nuffen hat-
ten 12 Todle, worunter 6 Osficiere. Das
Dorf Semiaticze wurde verbrannt.

Neueste Atachrüpien
Berlin, 9. Febr. Zn der heutigen Sl'tzung
des HerreuhauscS wurde die Antwort des
Königö auf die Adresse bes Hauses mttgetheilt.
tLs wird darin die volle Uebereinstimmung
dieser lopalen Adreffe mit den Gesinnungen
des Köuigö ausgesprochen, die seinem Herzen
wohlthut. Das Ziel der Regieruug sel: fesi
aus dem eingenommenen Stanvpunkte zu ver-
harren, aber einer 'verjohulichen Annäherung,
welche Preußens MachtsteÜung im Auge br-
hält, zugänglich zu blelben.

Lemberg, 9. Kebr. Der galizische Land-
tag wurde vts zum 2. k. M. vertagt, angeb-
lich weil Fürst Sapieha eine Adrcffe an den
Kaiser um diplomatische Verweudung für Po-
len beamragen woUte. Es geht das Gerücht,
Wielopolski sei ermordet worden.

Aus Baden. Prof. Bücheter tn Fretburg hat
etnen Ruf nach Basel, alS Nachfolger RibbeckS, abgelebnt.
Bei der dorttgen philosophtschen Facultät hat fich vr.
Eckert, fcüher tn Hetdelberg, als Prtvatdoccnt für Musik
und Aesthetik habtlittrt. — Wte dte B. L.-Ztg. hört, ist
ketne Hoffnung, den Hrn. Prof. Sandberger, welcher
bekanntlich etne Berufung an etne bayertfche Untversität er-
halten hat, unserer polytechnlschrn Schule crhalten zu sehen.

Karlsruhe, 9. Februar. 70. öffentltche Sitzung der
Zwetten Kammer. TageSorbnung auf Dienstag, den 10.
Februar, VormtttagS 9 Uhr. 1 ) Anzeige neuer Etngaben.
2) Fortsetzuiig der Wahlprüfungen.

Karlsruhe, 7. Fcbr. DaS rvang- VerordnungSblatt

enthält dte Ernennung des von dcr Gemeinde Prechthal
vorgeschlagenen PfarrverweserS Hoffinger zum Pfarrer da-
selbst und deS Vtcar ZultuS Zärtnger zum Stadtvicar tn
Mannbetm; sodann von Veroldnungen, daS RechnungS-
wesen deS örtltchen evangel. KtrchenvermögenS betr. Ver-
setzt wurden: Vicar Lang von Altenhetm als PastorationS-
getstltcher nach St. Blasien und Vicar Degen von Feuden-
heim nach Altenhetm. Erledtgt sinv bie Pfarreten Wttt-
ltngen (890 fl.) und Singcn (Durlach, 660 fl.). Gestorben
find: Pfarrer Schlatter tn Wittlingcn und Pfarrer a. D.
Dell von Zchenheim.

DaS SchulverordnungSblatt ordnet an, daß dte Mittel-
und höheren Bürgerfchulen den Kostenbetrag des Verord-
nungSblatteS auf daS Blbllothekaversum zu nehmen haben
und daß dte Vorstände dteser Schulen jeweilS betm AuS-
trttt etneS SchülerS, welcher das Alter der gesetzltchen
Schulpsttchtigkeit noch ntcht zurückgelegt hat, dte betreffende
OrtSschultkispection daoon tn Kennlntß zu setzen hat, wetl
schon Fälle vorgekommen find, daß solche AuStretende in
ketne andere UnterrichtSanstalt traten. — Dte Znspectton
der höheren Bürgerschule tn Schopsheim tst dem Amtmann
Seybel daselbst, dte kath. Beztrksschulvtsitatur Engen dem
Pfr. Noppcl tn Weiterdtngen, jene zu Achern dem Decan
Müller tn Großweyer, jene zu Badcn dem Pfarrer Graf-
müller dortselbst übertragen worden. Der Sttz der kathol.
Schulvifitatur für Wetnheim-Ladenburg hefindet fich jetzt tn

Handschuchsheim.
 
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