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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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fie entmuthistt Diejeniqen, die auf emc ruhiqe
gedeihUchc Entwicklunq cer deutschen Zustände
hoffcn. Es ist deßhalb eine Fraqe, in der die
mannigfachen Nuancirungen diescs Hauses
übeieinstiuimen werten, wir Alle hcgen dcn
Wunsch und die Hoffnung auf alsbaldige Lö-
sung des Conflicts, denn sein Hinauszögern
hat für Deutschland die schlimmsten Folgcn.
Zur Erfüllung dieser Hoffnung ist aber die
erste Bedingung die Anerkennung der Verfas-
sung in Prenßen. Jn ganz Süddeutschland
bestehe, wie er glaube, darüber nur Eine Mei-
nung, daß die Vertreler deS preußischen Volks
ihre Pfiicht gethau haben. Er wolle den be-
stehenden Cvnflict nicht schärfen, aber durch
die mannhafte Haltung der preußischcn Volks-
Vertreter sei auch unser Recht vertheidigt wor«
den, und er wolle deßhalb, daß es auch hier
ausgesprochen werde, daß die preuß. Kammer
thre Pflicht gethan habe.

Während die Versammlung im Begriff ist,
fich zum Zeichen der Zustimmung von ihren
Sitzen zu erheben, bemerkt der Abgeordnete
Regenauer: Es werde hier ein Gcgeustand
vor das Haus gebracht, der gewiß AUe über-
rasche. Die Kammer könne nicht urtheilen,
ehe sic nach der Geschäftsordnung den Gegen-
stand geprüft; er stimme dcßhalb für Ueber-
weisung an eine Commiffion. (Schluß f.)

Karlsruhe, im Febr. Dic Grundzüge
der dein Landiag vorgelegten Anwaltsordnüug
find fvlgende: Sämmtliche Anwälte sollen fortan
thren Wohnfitz an dem Orle eines Collegialge-
richts haben. Die Regierung kann die Zahl der
Anwaltsstellen bel dem einzelnen Gerichtshofe
scstsktzen. Jeder Anwalt ist zur Praris bei
allcn Gerichten des Landes, azisgenommen bei
dem Oberhofgericht, bcrechtigt. Zum Erwerb
der Anwaltschast ist jeder Referendärnach zwci-
jähriger Arbeit bei einer Staatsbehörde oder
eiuem Anwaltc befugt. Alle Anwältc eines
Appellationsgerichtsbezirks bilden den Anwalts-
verein, welchem die Berathung gemeinschaft-
licher Angelegenheiten und die Wahl der An»
waltskammer vbliegt. Letztere besteht auS 5
Miigliedern unv ist mit dcr Handhabung der
Disziplin über die Anwälte ihres Bezirkes
betraut. Sie kann Verweise, Geldstrascn bis
zu 300 fi. und Suspcnsion bis zu drei Mo»
naten aussprechen. Eine Suspension auf län-
gere Zeit bis zu zwei Jahrcn kann der An-
wältsausschuß erkennen, welcher aus dem
Vvrsteher der Anwaliskammcr am Sitzc des
Oberhofgerichts und je zwei Mitgliedern jeder
Anwaltskammer besteht. Der Ausschuß kann
auch den Strich aus der Anwaltschaft bei
dem Zustizministerium bcantragen. Vvn je-
dem Disziplinarerkenntniß ist dem Staats-
anwält Nachricht zu geben. Diesem steht,
wie dem Angeschuldigten, die Berufung an
das Apellationsgericht zu; auch hat er das
Recht, vie Einleitung des Disziplinarverfah-
rens bei den Anwaltskammern zn beantraqen,
und wenn seinem Begihren nicht entsprochen
wird, die Unkcrsuchung und Aburiheilung durch
das Appellationsgericht zu vcranlaffen.

(Südd. Ztg.)

Kafsel, 12. Febr. Einer der unvergeßli-

währt acht Tage und besteht vorzüglrch in Maö-
keraden und Wcttrenncn aus dem Corso. Es geht
abcr dermalen nicdt mehr so lustig her, wie in
früherer Zcit. Dic viclbksprochcne römischc Fragc,
dic dcn Statthalter Lhristi um bie Schenkung Con-
stantins und um dic Herrschaft auf Erdcn bringcn
will, verbittert viclrn guten Katholiken und gläu-
bigen Anhängcrn dcS Pontificats die Faschingslust.
Der Larncval von Vcneoig daucrt vvn Wcihnach-
ten bis Aschermittwoch, während welcher Zeit Schau-
spiele aller Art auf dcm Markusplatzc aufgeführt
wcrden. Aber auch hicr sind dic MaSkcnbälle und
MaSkenzüge find nicht mehr so prachtig und herr-
lich wie rhedcm, dcnn auch hier übt die durch Zta-
liens Neugestaltung hcrvorgerufcnc Sttmmung oder
auch Vcrstimmung ihren sichtbaren Einfluß; bei
der Vcrbittcrung so vicler Gcmüther will dic Fa-
schingslust nicht recht gedcihen.

Cvln, das vcutjche Rom, huldigt jcdes Iahr mchr
oder minder scincm allerdurchlauchtigsten und groß-
mächtigstcn Prinz Carncval und bei dcn öffentli-
chen Aufzügen, die jedeSinal großc Schaaren Schau-
luskigcr herbeilocken, fchlt cs uicht an derbcn Volks-
päffen und sathrischer Verspottung verkehrter Zeit- .

chen Sechziger-Minister ist also qlücklich wie-
der am Ruder; «S muß Herrn Abee ein ganz
besonders wohlthuendcs Gefühl sein, nun die
Verfaffunq von 1831 eine Wahrheit werden
zu laffen. Was sagt nun Preußen dazu?
Darum Moi ilmachung und Feldjäger? Wer
weiß, bei der nächsten Krisis tritt Herr Vol-
mar wieder ein, Oberst v. Ende nimmt in-
zwischen die Stelle eines Gencraladjutanten
ein — und die „Heffenzeitunq" ahnt den An-
fang einer neucsten Aeral Man spricht von
Conceffivnen, dic an Preußen gemacht seien,
und vvn Bersprechunqen, die der Kurfürst ge-
geben habe. Wer aber kann zu Herrn Abee
das Vertrauen heqen, daß er mit Energie an
den Ausbau der Verfaffung gchen werde, die
in seinen Auqen doch aufgezwungen u. wider-
rechtlich ist! Wird er selbst so über seine ganze
politischc Vergangenhcit den Stab brechen
wollen? Die allernächste Zukunft muß zeiqcn,
wie ein Urhebcr der Verfaffung von 1860
sich auf dem Boden der Verfassung von 1831
bewegt! (N. F. Z.)

Berlin. Nach einer auS Kopenhage» hier
eingetroffenen Mittheilung hat die dänische Re-
gierung durch ein Circularschreiben allen Po-
lizeiämtern in Schlcswig-Holstein dcn Befehl
zugehen lassen, den Schriftsteller Dr. G. Rasch,
wo er fich in den dänischen Staaten bctreffen
läßt, zu verhaften und unter sicherer Bedcckung
gefanqen nach Kopenhagen zu führcn.

Berlin, 13. Febr. Niemals ist von einer
Regierunq ein unklugerer Schritt geschehen,
als dic Bvrlaqe eines Gesetzes von der Art,
wic die Militär-Novellc ist, und mit einer
Motivirung, welchc in dcr Abficht, dem ganzen
Volkc in's Gesicht zu schlaqen, entworfcn zu
sein scheint. Kaum hat das Publikum nähere
Kenntniß von ihr genommen, so erklärt eS
sich auch gegen die Noveüc und gegen Herrn
von Roon, und gerade die Mittelpartei, die
crst jetzt ganz von ihren Hoffnungen läßt, ist
eS, welche fich am stärksten ausspricht. —
Welchc Vortheile die zweijähriqe Dicnstzeit,
welche Nachtheile dic vierjährige Reservepflicht
gewährt, das fühlt jedcr Bauer, jeder Hand«
werker im ersten Augenblick; hat er doch selbst
einst dic Wassen getragen vder seine Söhne in
der Armee unterhalten müffen. Nicht rinmal
auf die Zustimmnng der vcrmögenderen Classen
wird durch die Vorlage hingewirkt; während
die einjährigen Freiwilligen biSher nur zwei
Jahre in der Rcserve standen, sollen sie dort
sortan sechs Jahre bleiben, was ungefähr bc-
deutet: sie können vor dem vollendeten 27.
LebenSjahrc weder heirathen, nvch stch etabliren,
noch auch eine dauerndc, vcrantwortliche Stel-
lung annehmen. Könnte das Bolk über dic
Roon'sche Novclle abstimmcn, es würden unter
ken ö—6 Millionen Preußen stch nicht zehn-
tausend, nicht sünftausend finden, die sic an-
nehmen möchte». So wird das Militärgcsctz,
das die Reaktion, trotzdem fle wnßte, daß es
unverändert nicht angcnvmmen werden könne,
zur Berathunq qestellt hat, nicht einc Falle
für dic Abgeordneten, sondern ein Panier wer-
de», unter drm die Volksvertretung zum Sieg
gelangen muß.

richtungen. Der cölnischc Carneval gelangte deS-
halb zu großer Berühmthcit; tn unserer Zett ver-
suchten es München und Frankfurt mit ihm zu
rivalifircn.

Den Larnevalsmummcreten verdankt übrigens
daS dcutsche Lustspiel scine Entwickelung. Man
verfaßtc nämlich Fastnachtsspicle, von denen
unfere Literatur cine bcträchtltchc Menge aufzuwci-
sen hat aus dcm 15., 16. und 17. Zahrhundert.
Zn Franken und Schwaben, tn dcn rheinischen
Städten und in Niedersachscn wurden solche Fast-
nachtsspiele aufgeführt, derb und lustig geschricbcn,
wie sie füv das Volk paßten. AuS dcr rühmlich
bekannten Genoffenschaft der Nürnbcrgcr Meister-
sänger sind zahlreiche Fastnachtsspicle hcrvorgegan-
gen. Zhre Bcrfaffer «aren Hans Folz, der Bar-
bier, und Hans Rosenplüt, dcr Wappenmaler, gc-
n.annt Schnepperer d. h. der losc Schwätzer, wegen
der Zügellofigkcit, mit welchcr sich sein Witz ergoß.
Anständiger und züchtiger trat späterhin dcr bie- ,
dcre und ehrbarc Hans Sachs auf, dcr gegcn ^
zweihundcrt solcher Stücke liefcrte, allc mit »iclcr ^
Launc und muntcrem Humor gcschriebcn, dabei j
trruherzig, voll komischer Scenen »us dem Alltags- ,

Berli«, 13. Febr. Für die Militär.
novelle ist v. Forckenbeck znm Referenten
designirt. Die Morgenblätter verurtheilen die
Novelle einstimmig.

Berlin» 14. Febr. Zn der heutigen Sitzung
der Budqet-Commission legte die Reqicrung
einen schön gcarbeiten Bauplan zur Errichtung
eines neuen Gebäudes für das Haus der Ab»
geordneten vor; allein es ist nicht daran zu
denken, daß man jetzt auf die Sache eingehe;
in einem Augenblick, wo die Verfassung selbst
in Frage stehe. Die Budget-Commiffion hat
fcrner hcute 31,000 Thlr. geheime Fvnds für
politische Zwecke mit allen gegen 2 Stimmc»
ganz qestrichen.

Dortmund, 13. Feb. Zm zweiten Wahl-
gang ist Dr Loewe Calbe, der letzte Prästdent
der deutschen National-Versammlung, zum
dritten Abqeordneten deS Wahlkrcises Dort-
mund-Bochum gewählt. Er erhielt von 539
Stimmen 333, v. BerSworth 182.

(Rh. Ztg.)

Graz, 10. Februar. Der Kaiser Hat, der
„Grazer Zeitunq" zufolge, die Vervollständi-
gung der Univcrsität in Graz durch Errichtung
einer medicinischen Facultät mit dem Beginne
des Studienjahres 1863>64 genehmigt.

Krankretch.

Paris, 10. Febr. Jm gesetzgebenden Kör-
per sprach Arman gegen die doch nicht durch-
führbare Blvkadc der Südbäsen; Larabure
spricht den Verträgen jedc Geltung für die
Vereinigten Staaten ab, da ste der Pariscr
Declaration nicht beiqetreten wären. Quin
erklärt im Namen der Adreßcommisfion, Frank-
reich sei nicht verbunden, Rom den Jtalienern
herauszugeben, vielmehr es dem Papste zu
erhalten. Jules Favre verlangt bie Räu-
mung RomS, die Occupation sei den Rcchten
der Römer zuwider und bedrohe den Frieden
Europa's wie den der Kirche; die Römer soll-
ten stch vor dem göttlichen Recht beugen und
die Herrschaft des Papstes dulden; allc Unter»
handlungen mit und über Rom würden zu
nichts führen. Für die seit 14 Jahren jähr-
lich gcvpferten 25 Millionen habe man von
Rom nichts weiter als eine Erleichterung des
Paßwescns erlanqt; die ebenso machtlose als
zweideutige Pvlitik der Regierung sci verwerf.
lich. Picard interpellirte den Minister über
die gestrige Moniteurnotc; dieser erwidcrte,
der Gebranch, interpelliren zu können, beftehe
nicht mehr; er habe sich über die Moniteur«
note daher hier nicht zu erklären; diese beireffe
eine Rechtsfrage und eine Auslegung der Ver-
faffunq. Dann debattiren wir hier vergeblich,
bemerkt Picard.

Paris, 13. Febr. Zn der gestrigen Sitzung
des gesetzgeb enden Körpers wurde dic
Adreßdebatte zu Ende gebracht. Die Amende-
ments der Fünf wurden sämmtlich verworfen.
Dcr Adreßentwurf wurde schließlich mit 145
Stimmen gegen 5 angcnommen.

Paris, 14. Fkbr. Der Kaiser hat aus
den Händen der dazu ernannten Deputation die
Adrcffc des qesctzgebenden Körpers entgegen-
gknommen. Jn seiner Antwort heißt es: Er,

leben, manchc durch Lachen erregendc Späffe ge-
würzt. Diese Fasinachtsspiele wurden jedesmal
durch einen Herold eröffnet und geschlossen.
(Schluß folgt.)

(Ein seltsames Testamcnt.) Zn Korneuburg
starb kürzljch der Landesadvocat Dr. Joseph Kischer,
der etncr Katzc und einem Lanarienvogel, wclche
cr besaß, ein Legat von 1000 fl. und einem Hunde
glcichfallS den Betrag von 1000 fl. hinterließ. Die
Jntcreffcn fallen einem Manne zu, der init dcr
Pflege dicfer brei Thiere betraut wurde. Sobald
die so wohl versorqtcn Drei abcr ihr Leben geen-
det habcn, fallen die 2000 fl. wiedcr an die recht-
mäßigen Erbcn des Dr. Fischer zurück. Dcr Ver-
pflegcr hat alfo daS höchste Jntereffc daran, die
Thiere mögltcksi lange zu erhalten, was ihm auch
gewiß gclingcn wird, wenn die Thicre nicht selbst
thren Nachtheil wollen, was leichtgcschehcn könnte,
wenn die Katzc den Canarienvogel auffräße und
dann thrcrseits einmal mtt dem Hund« in Streit
gertethe.
 
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