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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0178

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wesen, weil dort schon ei'n KreksgerichtSge-
bäude stehe; aber bn!d hobe sie anerkennen
müffen, daß die Wahi von körrach vvrzuziehen
sei und zwar in Urtereiniiunmung aUer Per-
sonen jener Gegenden, welche sich darüber aus-
gesprochen, und zwar jelbst svlcher, die an der
Wahl von Müllheim ein bcsvnderes Jntereffe
haben. Redner weist auf die städtische Be-
völkerung Lörrachs, auf dcssen Lage ganz an
der Eisenbahn u. anbcre Vvrzüge hin. Der
Wohnungsmangel in Löirach beweise nur, daß
diese Siadt rasch ausblühe und zum Mittel-
punkt jener Gegend ausersehen sei. Die Rich-
ter würden vicllcicht Müllheim wegen deffcn
liellicher Lage, Wohlhabenheit, der dortigen
billigen Lebensweise, der Nähe von Baden-
weiler, vvrziehen, allcin wir schaffen keine
Kreisgerichte, damit die Richter angenehm u.
billig wvhnen. Die geistige und wiffenschaft-
liche Strebsauikert der Richter werde in dem
fiädtischen Lörrach mehr gehegt werden kön-
nen, alS in dem ländlichen Müllheim. Er-
bauung einer neuen Straße sei schon in Aus-
sicht gestellt, die Ersparniß in Müllheim würde
daourch ausgeglichen werden. Nachdem Achen-
bach sich gegen Müllheim auSgesprochen, Hc i-
denrcich die verschiedcnen Einwände gegen
Müllheim zu widerlegen gesucht, Minister
Stabel den Regierungsvorschlag einfach em-
pfohlen und Berichterstatter Frick den Eom-
missivnsantrag vertheidigt hatte, wird der Re-
gierungsantrag — also Lörrach — mit allen
gegen eiwa 12 Stiinmen angenoMmen.jForis.f.)

— Mannheim, 20. Fkbr. Enblich sikht
dic Sirciisrage übcr Urwahl vter Selbster-
gänzung des hiesigen kaiholischen Bürgerhvspi-
talvorstanbes ihrer Lösung entgegen. Da der
Vorstand der von großh. Staatsministerium
erhaltenen Auflagc, Vorschläge zu machen,
wclche bie Gemeinbe zufrieden zu stellcn ge-
eignet seien/nicht in besriedigknder Weise nach«
gekvinmen war, so wurbe ihm aus Anrufen
der Gemeinde eine peremptviische Frist von
zwei Moiiatcn hierzu anberaumt, die im An-
fange dieses Monats zu Ende ging. Die
Erklärung dcS Vorstandes bestand einfach in
der Wiederholung seines sriiheren ungeiuigen-
den Autrages, Alles beim Alten zu laffen.
Es war von dieser Behörde kaum etwaö An-
dcres zu erwarten; denn nachdem sitzden For-
derungen der Zeir so lange hartnäckigen Widcr-
stanb cntgegengesetzt hatte, blieb ihr eine eiserne
Consequenz alS letzte Tugcnd übrig, um ihr
Grab damit zu schmücken. Hoffenilich wird
nun von hohcr Regierung in Kürze eine Er-
neuerung des Vorstanbes durch Urwahlen an-
geordnet werden. Der Vorstand selbst scheint
biesen Ausgang zu ahnen, denn eineS seincr
Mitglieder hat bereits, wie man hört, seine
Stelle nictergelcgt, und ein andercs, welches
im Hvspital seine Dienstwohnung hatte, svll
fich cinstweilen nach einer Privatwvhiuing
umsehen. Sobald biese Hospitalangelcgcnheit
in entsprechender Weise geordnet ist, wird man
zur Abstellung eines ähnlichen Mißbrauchs
in dem allgemeinen städtischen Krankenhause
schrcitezi.

Berchjn, den 17. Febr. (Abgeordnetenhaus.)
Erster Ge^enstand der heutigen Berathung ist
»°r Vorvvricht dcr Kvmmission über den
Staatshaü«haltsetat pro 1863. Die
Kommisston stib^ mi, gegen 2 Stimmen ben
Antrag: „Das HMs der Abgeordneten wollebe-
schließen, zu erklärX: 1) raß es der Berathung
des GeseßentwurfsXLber die Ausgaben und
Einnahmen des 3ahr,Xi862 vorbehalten wird,
die Summcn derjenigen Ausgaben des Jahres
1862 festzusteüen, sür wchchk, als verfaffungS-
widrigc, die Ministcr mch jhrer Person und
ihrem Vermögen verhaftetXbleiben; 2) daß
die Verfaffungsverletzung Seltens der Mini-
stcr dic Berathung deS EtatS >wo 1863 wc-
der rechtlich nvch thatsächlich zm, Unmöglich-
keit macht, das Haus vielmehr dürch Wahr-
nehmung seiner verfaffungsmäßigen Stellung
der Verlängerung verfaffungswibriger Zu-
stänre, so viel an ihni liegt, vorbeugen muß;
3) daß es demgemäß in rie Berathunff. deS
EtatSentwurfs pro 1863 eintritt." Aus den
Berhandlungen, welche mehrere Stnnden dauer,
ten, ist folgendc Episodk hervorzuheben: Der
Abg. p. Gottberg (z» den 11 feudalen Mit-
gliedern deS HauseS gehörend) behauplete,

die beantragte Resolutron solle nur eine Ant«
wort auf die neuliche Antwort der Krone
sein(O!O!), und es würde sichdarum nach
Annahme der Resolution nicht mehr um eine
Differenz dieses Hauses mit der Regiernna,
sondirn riesis Hauses mit der Krone (O!
O! Lärm) handeln. Fortgesetzter Lärm be-
gleitet die Aussührnng des Rednersj die
sich in der ungenirtesten Weise um die Persou
des Königs selbst drehcn. Endlich bemerkt er:
Ja, auch die konservativc Partei wvlle die
Verfaffung, aber die ganze preußische Verfas-
sung eben, also auch die frühcre. (Gelächter.)
Lcdiglich in diesem Sinne sei die Verfassung
allerhöchsten Orts beschworen worden. (Gro-
ßer Lärm unterbricht hier den Rebner; Rufe:
„Zur Ordnung! Zur Ordnung!" Glocke des
Präsidentcn.) Vicepräsident Bchrend: Er
habe den Redner bis jetzt ruhig weiter reden
lassen, vbgleich cr ihn eigenklich schvn längst
hätte unterbrechen müffen. Es sei nicht gestat-
tet, die allerhöchste Persvn in die Diskussion zu
ziehen, und er müffe den Redner also zur Ord-
nung verweisen. Schulze-Delitzsch: Na>
mens der preußischen Verfaffung müsse er gegen
ein Auftreten, wie das v. Gottbergs, Protest
erheben. (Stürmischcs Bravo!) Bei anderen
Gelegenhciten habe man sich durch die Krone
schon wiederhvlt zu decken gesucht und die
Krone ohne Scheu in die Debatte hineingezo-
gen. v. Gottberg sei aber noch weitergegangen,
er habe sich angemaßt, den Sinn, in wclchem
die Krone die Verfassung beschworen, zu deu-
ten. Das se, eine ungeheuere Frivolität.
(Stürmischer Beisall.) Sollte das Haus nur
einsach das thun, was der Wille der Krone
sei oder als solchcrdargestelltwerde, so brauchte
es sich wohl kaum noch zu versammeln; das
Haus habe einfach das zu thun, waS nach der
Versaffung seine Pflicht sei. (Bravo!) Bei
der Abstimmung erfvlg« die Annahme d;r Re-
solution mit 274 gegen 47 Sümmen.

Berlin» 19. Acbr. Heute srüh wurde dik
Commission für die gestern von v. Hoverbeck
und Carlowitz eingebrachte Resolution bezüg-
lich Polens gewählt; Vorsitzender ist Schulze-
Delitzjch, Stellvertreter v. Carlowitz, währcud
Hummel und Meibauer Schriftsührer sind.
Das Reserat hat der Vorsitzende dem Abg.
v. Spbel übergcbcn.

SPan t en

Madrid, 18. Febr. Es ist weder von
ciner Ministerkrisis noch von Wiedereröffnung
ber Kammer die Rede.

Griechenlan-

Athen, 14. Febr. Die bisherigen Mit-
glieder der Regierung wurden wieder gewählt.

Tü r k e t

Konstantinopel, 19. Febr. Die Ange-
legeicheit des Waffenschmuggels nach Serbien
ist beendigt. Die Ladung dcs SchiffeS, welche
als aus Blei und, Salpeter bestehend ange-
geben wurde, wird zurückgcgebeii. Bezüglich
der Entschädigungssorderung erläßt Legations-
rath Novikoff eine Noie an die Psorte.

A m e r i k a

Ncw-Nvrk, 5. Febr. Man glaubt, die
Unionisten werden große Anstrengungen machen,
um sich Charlestons schnell zu bemächtigen.
— Es heißt, der Angriff anf Sgvanuah habe
begonneü. — Banks Erpedition nach Port-
Hudson ist wegen Mangels hinreichcnder Kräfte
verschoben worden. — Die Südlichen haben
nördliche Kanonenboote an der Mississtppi-
Jnscl Nr. 10 angcariffkii, sind aber zurückge-
worfen worden. — Der Militärcommandant
GeorgicnS und der Gouverneur von Nordca-
rolina haben ein Manifest veröffentlicht, in
welchem sic die Bevölkerung auffordern, bei
der Vertheidigung des Baterlandes zu behar-
ren, und fcrner erklären, daß jeder Bersuch,
sich der Aushebung zu entzichcn, streng bestraft
werden wird. — Der gesetzgebende Körper
von New - Iork hat Lincoln's Proclamation
wegen Besreiung der Schwarzen gebilligt. —
Die Handelskammcr von New-Aork hat einen
Antrag angenommen, in welchcm fle ihr Ver-
trauen >'n die Regierung auödrückt und sich

> verpflichtet, derselben in Erdrückung des Auf-

> standes beizustehen.

New-Avrk» 7. Febr. Das unionistische
Dampfschiff „Queen - West* hat dcn BlocuS
von Vicksburq durchbrochen 100 consöderirte
Kauonen haben aus dasselbe geschoffcn, als
j es i» die Durchsahrt einlief; auch eiu südli-
ckcr Dampfer hat es angegi iffcn; abcr die
Queen ist trotz bes sürchtcrlichen Feuers, dem
sie drei Viertelstunden lang ausgesctzt war,
siegreich durchqekommen. Es heißt, General
Butler solle Halleck ersetzen. — Der neue
Merrimac besindet stch 8 Meilen von Rich-
mond, zu deffen Vertheidigung die Cvnföde-
rirten große Anstalten trcffen. 100 Fahrzeuge
des Nordens haben Newburn verlaffen und
sind nach dem Süden abgefahren. Es geht
das Gerücht, daß der Congreß allc Specula-
, tionen und Transacnonen in Gold mit eiurr
, Tare von pCt. belegen werde.
i->-

Rachrichten über Polen

j Der „Oest. Gcn.-Corr." wird geschrikben:

, Die Landleute der polnischen Ortschaften Ja-
, nowice, Niedzwi'edz, Postronna und Zbiegne-
! wice, unweit' des Weichselufers, haben die
! Waffen gegen die Edelleute und Anfständischen
ergriffen und in diesen Orten alles gutsherr-
! liche Eigenthum theils geplündert, theils zer-
stört.

Zn Ianow (Grenzork) überschrilk, wie der
' „CzaS" bestimmt wiffen will, preußisches
Militär dic Gienze, kam auf polnisches Gc-
biet und half de» Nuffcn. Jn dcr Gegend
, von Lipnow (Plocker Gebiet) ist der Aufstand
ausgkbrvchen.

Der hcutige „Czas" meldet: Die Ruffen
! haben am 17. d. bei Staszow (Gubernium
Radvm, nicht fern von dcr hicr die galizische
' Grenze bildenden Weichsel) einen Angriff auf
di'e Schaar nnter Langiewicz versucht, wur-
, den jedoch zurückgeschlagen, und haben sich
gegen Stobnica zurückgezogen.

Die polnische Emiqratiou beabsichtigt, wie
man der „K. Z." von Berlin referirt, für
jeden europäischen Grvßstaat einen diploma-
tischen Agenten zu erncnnen: für Paris ist
i Ladislaus Czartorpski, für, London Graf La°
j di'slaus Zamopski, für Wi'eii Fürst Leo Sa-
j pieha und für Berlin Graf Czieskowski be-
j stimmt.

! Dic „Pos. Z." berichtet aus Polen, den
15. Fcbr.: I» Uniewo, wo sich eine Abthei»
lung dcr provisorischen Regierung etablirt
hat, wurden bei einem vorgestern statkgehab-
ten Gefecht die angreifeiibcii Trnppen zurück-
gcschlagen; ein Kosacken - Otficier wnrde ge-
, fangen uiid an Hä»d>n uud Füßen gebunden
in den dort vorbeiflikßeuden Bach geworfen.

, Die Aufständischen haben sich im Leßpcer Kreise
bedeulend angesammclt, man spricht von 10
bis 12,000. — Ein aufgkgriffener Bcschl an
einen Capitän Kosinski war nnterzei'chnet:
Wyiockp, Tribnn der dieizehnten Centuric.

Krakau, 19. Febr. Ueber den Angriff
der Äufständischen anf Miechow meldet man
der „Zndep." noch, daß 100 Studenten dcr
Krakaner Ilniveisität auf Seitcn der Polen
i getödtet wurdcn. Di'e Rnssen vcrloren 150
Mann. Die Aufständischen zogen sich in guter
Ordnung auf Proszowisc zurück.

Krakau, 20. Fkbr. Die Gerüchte von
dem grausamen Verfahrcn der ruffischen Sol-
, daten gkge» die Verwnndetcn und die in Ojcow
gebliebenen Jnsurgeuten bestäti'ge» sich. Ojcow
ist verbrannt.

Lemberg, 20. Febr. Langiewicz ist noch
, in Staszow; der Zusgminenstoß vom 17. d.
war nichk entscheideiid.

Netteste Rachrichtsu.

Alexandria» 19. Febr. Der Vi'cekönig
Jsmail Pafcha ist nach Konstaniinopel (zur
Huldigung) abgcreist.

Posen» 20. Febr, Dic „Posener Ztg."
enthält eine Erklärung des Vorstaudes des
Vereines zur Förderung der deutschen Jnter-
cffen in der Prvvinz Posen, welche nach ans-
sührlicher Motivirung mit den Worten schließt:
„Alle Schutzinaßregelu znr Sichkruug der
Grenze sind dankhar aiijuerkknnen. Weiter-
 
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