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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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abgrschlossene Convrntion babrn Verhandlun-
gen zwi'schen Oesterrei'ch. Englaiit und Frank-
reich stattgefunden, wclche in s» sern zu einer
Verständiqung geführt haben, als alle drei
Mächte fich gegen diese Convention ausgesprv-
chen. Man hat dieselbe nicht nur als einen
großen pvlitischen Fehler bezcichnet, sondern
fieht darin auch eine Gefahr sür den euro-
päischen Frieden. ' Als gewiß kann die K. Z.
nvch wittheilen, daß sich England in sehr be-
stimmter Weise gegen die Bestrebungen Ruß-
lands ausgesprochen hat, die polnische Natio-
nalität zu vernichten. Oesterreichischerseits
hat man sich beeilt, dieser Anschauung beizu-
stimmen, ka die Erhaltung dcr polnische» Na^
lionalität schon darum im wohlverstandenen
Jnteresse Oesterrcichs gelegen ist, weil durch
fie die panslawistischcn Plane, welche anf die
Russificirung des ganzen europäischen Ostens
hinzielen, durchkreuzt und unmöglich gemacht
werden.

„Times" sagen u. a., die Zeit sei vvrüber,
wo Europa den Schinips einer heiligen Allianz
enragen konnte; die Civilisation sei nnii so
n>it vorgcschriilen, daß jede Regierung, die
bü unerlräglichem Druck aus Widerstand stoße,
sich lklbst helsen müsse. Die Geschichte bicte
kcia ähnlichcS Beispiel wie das Polens, wo
der Starke sich die größte Mühe gegeben habe,
dae Recht des Lichwachen rccht klar hiuzu-
stellen. Polfns Recht aus Hülfe sci dasselbe
wie das des sriedlichen Reisenden, vom Räuber
seine Habe zurückzuverlangen; außerdem habe
ihm Enropa, wenn auch nicht seine Wieder-
hcrsteUung, doch seine Nalionalitäl garautirt;
Macht uiid Gewalt haben sich aber darum
nicht gekiiiumert. Der König von Preußcn
habe unbcdroht und vhne aüen Grund Ruß-
lands Partei ergriffen; er habe die größten
Gewaltthalen gegen ein Vvlk, das fich gegen !
ihn nichts zu Schulden kommen ließ, gebilligt; !
er habe dcn Polen ein Aspl versagt und er-
laubt, daß man sie auf seiiiem Gebiet nirdcr-
hetze; unprovocirt habe er ihnen alles Unrecht
gethau, was Rußland erst nach schwerer Pro-
vocation und auS Rache thut. Jn ganz Eu- i
ropa herrsche darüber allgemeiner Unwillen; ^
in Preußen betrachte man es alS einen Schand- ^
fleck für die Nation; jeder Engländer habe !
instl'nctmäßig dagegen protestirt. Jn Fpank-
reich zeigc sich seitdem eine offene Sprache
und dic ganze franzöfische Prcffe sei darüber
einig, daß Frankreich seine Politik ausgespro-
chen habe, und Preußen erführe nun, daß es
ohne Entschuldigung, gegen das Völkcrrecht,
den alten Aüürten Frankreichs lNrannifiren
wolle. Dic Sache sehc bei Preußens innercr
stage schlimm aus und man müffe der Be-
iürchtung Raum geben, daß der mittelalter-
liche Unsinn und der einfältige Dünkel der
prcußischeu Regicrung ihrem mächtigcn Nach-
bar eine grvße und fatalc Gelegenheit gcben
werde.

Nach genauen Ermittlungen und überein-
stimmcnden AuSsagen Unterrichteter, so wird
der ,,Köln. Z." aus Bcrlin vvm 28. d. ver-
sichert, ist gar keine Vcrändcrung im Mini-
sterium bevorstehend.

Der „Cvnstitutionnel" spricht die Hoffnung
aus, daß die russisch - preußische Cvnvention
wieder aufgegcben wcrden dürfte. Er sagi:
Die Stimmex welche sich aus ganz Europa
gegen das Verfahren Prcußens erhebe, sei nvch
ein Rath, die preußische Regierung werde
nicht wvllen, daß dieser Rath eine Drohung
iverde.

Der „Constitutionnel" enthält wieder einen
Artikel von Bonifacc, dessen wesenilichcr Jn-
halt der nachstehende ist: ,/Die übertriebenen
Besürchtungen, welche wir am verfloffeuen
Montag sigualisirten, sind jetzt wieder zer.
strcut. Die Börse, welche sich gestern einer
keineswegs gerechtsertigten Art von Panique
hingab, betrachtct heute die Lage mit mehr
Einficht und Gelaffenheit. Der pvlnische Auf-
stand hatte von Anfang an die einstiwmigcn
Sxmpathien des liberalen Europa, und die
freundschasklichen Vvrschristen der Mächle wür-
Den genügt haben, um den schmerzlichen Con-
flict aufzuhalten. Aber dic ruffisch-preußische
Convention verwandelte die Frage in eine
enropäische niid erfuhr einstimmige Mißbilli-
gung. DaS Einverstäntniß Frankreichs, Eng-

lands und OesterreichS war indeffen gewiß,
bcvor es einen förmlichen Ausdruck gesimden.
Es war das fichere Pfand dcr Ausrcchthal-
tung des Friedcns, und eS wurde klar, daß
der Weg der Versöhnung gköffnet war, daß
Recht und Gerechtigkeit durch friedliche Mitte!
triumphiren mußten. Das scheint die öffent-
liche Meinung jetzt zu begreifen, und wir sind
glücklich, dieS constatiren zu dürsen. „Siecle"
und „Opinion nationale" eröffneten eine Sub-
scription für Polen.

Deutschland

Karlsruhe, 25. Febr. Unter dcn von
der großh. L-taatsrcgierung den kürzlich versain-
melt gewesenen Ständcn gemachten Vorlagen
ist unstrcisig der Gesetzentwurf über Organi-
sation dcr innern Verwaltung eine der wich.
tigsten, da sie tief in die bürgerlichen Verhält-
niffe eingreift. Die Commiffion, welche aus
den Abgg. Eckhard, Kirsner, Häuffer, Fröh-
lich, Krausmann, Fingado, Spohn, Artaria,
Seitz, Allinang und Paravicini besteht, hat
daher eine schwierige Aufgabe und arbeitet
sehr fleißig und anhaltend an der Durchbe-
rathung des Gesetzesentwurfs. Mehr konnte
man bis jetzt nicht erfahren alS daß die Com-
miffion in dem Grundprincip der Bciziehung
des bürgerlichen Elements zu verschiedenen Vcr-
waltungSzweigen des Staates vollständig einig
ist. Vorausstchtlich wird dic Commiffion noch
einige Zeit mit ihren Berathungen beschäftigt
sein. Zum Berichterstätter wurbe der Abg.
Ki'rsuer gewählt. Auch die Commiffion wegen
Abänberung der Civil- und Strafprozeßord-
nung hat ihre Arbeiten begonnen und wird
ohne Zweifel cinigc Wochen damit in Anspruch
genommcn. Berichterstatter ist der Abgeordnete
Kusel.

Karlsruhe, 23. Febr. Die „Allg. Ztg.«
hat unlängst die Nachricht gebracht, daß Ba-
den im Begriff stehe, das Königreich und den
König von Jtalien feierlichst anzuerkennen.
Dicse Nachricht bestätigt sich, und man siehl
schon in laufender Woche den betreffenden
Kundgebungen cntgcgen. (A. Z.)

Wien, 25. Fcbr. Das Abcndblalt der
„Wiener Zeitung" enthält einen Bericht aus
Warschau vom 2ä., nach welchcm am 22.
zwischen Jaline und Swierce eine Abtheiluiig
Ruffen unter dcm Obersten Rumski eine 500
Mann starke Znsurgentenbandc geschlagen hat.
Die Jnsurgenten hälten 150Todle; ihr Füh-
rer sei gcsanqcn.

Aus Pksth erhält die Wicner „Presse"
ein Telegramm, woruach aus dem „Nemor-
queur Kübek", 200 Pferdckraft, heute bei der
Thalfahrt nach Promovtor der eine Keffel
erplodirte, in Folge dessen von der Mann-
schaft Vicle getödlet und verwundel, das
Schiff aber holb zcrspreugt wurbe. Details
fehlen noch. Der Dampfcr „Ferdinand" wurde
mit Aerzten und Hilfsmannschaft zu Hilse ent-
sendet.

Oesterretchtsche Monarchte.

Verona, 21. Febr. Dic bei der zweitcn
Armce vorzunehmenden Reducirungen sind im
voüen Zuge und wirklich sehr bedeutend, wenn
auch nicht gerade in der Ausdehnung, wie dic-
ses die meisten Blätter darstclle», wohl aber
dürste sic Alles in Allem genommcn nahczu
an 18,000 Mann betragen.

Griechenland

Athe«, 22. Febr. Die neue provisorische
Regicrung ist gestern, wic schon gemeldet, durch
eine Dcmonstraeion, welchcr die Besatzung
theilweise beitrat, gestürzt lporden. Die Na-
tionalversammlnng übertrug daraus dem Prä-
sidenten Moraitini für einstweilen die Erecu-
tivgewalt. Heute ist AUes ruhig. Die Na-
tionalversammlung discutirt die neue Regie-
rungssorm.

T ü r k e t.

Konstantinopel- Der Sultan verzichtet
auf 30 Millionen von der Civilliste u. min-
dert die Bczüge der Sultaninnen, sowie die
Zahl der Beamten. JSmael Pascha (Vicc-
köiiig von Egppten) ist eingetroffen. Ge-
sandtenzusammenkunft wcgen der Angelegen-
heit ker Fürstenthümer.

A m e r t k a.

New-Aork, 13. Febr. Zn seinem Bericht
an den Cvngreß leugnet Sewarb katcgorisch,
daß er je der confödcrirtcn Obrigkcit in Rich-
mond durch Verinittlung dcs sranzösischen
MinisterS irgenb eine Mittheilung gemacht.
Was die über eine Vermittelung zwischen der
französischen und der amerikauischcn Rcgierung
gewechselte Correspondenz betreffe, so seien dic
Aklenstücke veöffentlicht, ebenso wie der fran-
zösische Vorschlag wegen Vereinigung nörd-
licher und süblicher Commiffäre auf neutra-
lem Boden, um übcr die Einstellung der Feind-
seligkeiten zu verhanbeln. Scward verweigert
ben Congreß mit allen Vorschlägen zu behel-
ligen, die von fremden Mächten über Führung,
ihrer innern Angelcgenheiten eingegangen.

Richmonder Blättcr sagen, daß die Ergeb-
nisse des Seekampfes von Charleston we-
niger bedeutend sind, als man zucrst gcglaubt
hatte. Die officiellen Berichte der conföberirten
Befehlshaber Zngrayam und Tucher erweisen
nicht daS Ausheben des Blocus. Der englische
Consul hat Charleston verlaffen.

New-Aork, 11. Febr. 35,000 Mann wer-
den von der Poromacarmee detachirt und nach
Suffolk (Virginia) gesandt werden. Ein Theil
dieser Truppen ist schon auf dem Marsch;
Burnsidc wird dieses Corps commandiren.

Der Unionsdampfer „Queen-West" ist von
seincr Fahrt aus bem Mississippi oberhalb
Vicksburg zurück, er hat drei südliche Dampfer
zerstört. Die Südlichen schicken Verstärkung
nach Vicksburg.

Zn ber Legislatur von New-Iersey ist
ein Vorschlag gemacht wvrden, nach Richinond
Commiffäre zu schicken, beauftragt, zu erfor-
schen, ob der Süden sich dazu verstehen will,'
in die Union wieder einzutreten, und cntgc-
gengesetztcn Falles, unter welchen Bedingungcn
die freundschaftlichen Bezichungcn hergestellt
werden können.

Die Legislatur von Zllinois hat fried-
fertige Vorschläge angenommen.

Nachrichten über Polen

Jn der Prvviiiz Poseu uud >u Polcn wird ein
Ausruf zu Beendigung des Äiisstaudes untcr
der Ueberschrifti „Stiuimc eines polnischen
Patrioten an die Aiisständischeu", in Tausen-
de» von Eremplaren vcrbreitet, worin der
Ausstand alS ein hoffnungslvses Unternehmen
bezeichnet und diejenigcn, die sich zur Bethei-
ligung am Ausstande tzabni vcrleiten laffen,
werdcn beim Heile dcs Vaterlandes beschwo-
i ren, svsort die Waffen niederzulegeil und aus-
einander zu gehen. Die erste Bedingung zur
Durchsührung des begvnnenen Werkes bcr Re-
formen im Königrcich, sowie sür die zur Ver-
stärkung der moralischen und materieüeu Machl
der Polen durchaus nvthwendige vrganischc
Arbeit sei dic, daß im Lande Ruhe und Ord-
nung herrsche. Die aristokratisch - klerikale
Partei hat außerdein an den Erzbischof von
Felinski in Warschau die dringende Aufforbe-
rung gerichtet, zur Bcruhigung der Gemüther
eineil Hirtenbrief zu crlaffeu, und darin na-
mentlich zur Nieberlegung ber Waffen zu er-
mahnen,

Der Selbstmord des Gardeobersten Baron
Korff, der es mit sciner Ehre nicht für ver-
einbar hielt, die barbarischen Befehle auszu-
sührcn, uud sich lieber das Lcben nahm, hat
auf das russische Osfiziercorps eiuen großen
Eindruck gemacht, und insofcrn bürste jeneö
tragische Ereigniß für das schwcr heimgesuchte
Land von guten Folgen scin.

Der preiiß. General v. Werder (Coniman-
dirender im Osten) sagt »'n einem Schreiben
an den Oberpräsidenten: „Zch habe bestimmt,
daß alle Märschc kricgsmäßig einzurichtcn
finb, daß daher die Truppen, wenn sie Quar-
tiere nehmen wollen, sich selbst an Ort und
Stelle cinquariiercn und weder die bctreffen-
den Behörden vorher beuachrichtigen, noch
Quartieriiiacher vvrausschicken."

Von dcn verhasteten Polen, welche in dem
militärischen Gesängnißgebäude in Thorn un-
tergebracht wurden, sind sieben, die sich vor
ihrer Verhastung in Rpnsk aushielten und in
Preußen heimisch sind, in ihre Heimath zurück-
geschickt. Dagegen wurden die vker, welche
 
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