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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0202

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Penstonen der Mllkär-Jnvaüden und die Ver-
stärkung der UnterstüßnngSfonds für hülfsbc-
dürftige Veteranen, welche die Feldzüge von
1806—1S Mikgemacht haben, verhandklt. Von
Seiten der Commistion stnd mehrfache Ans-
dchnungen nnd Erhöhungen beantragt worde».
Jn den Debatten wird allgemei'n darauf hin-
gcwiesen, wie es endlich an der Zeit sei', daß
das Land diesen Dank an die allen Jnvaliden
abstaiie; wi'e es zu wünschen gewesen, daß
die Regierung mehr gcsordert häkte, und wie
die Commiffi'on, um das Zustandekommen des
Gesetzes nicht zu verhindern, darauf habe ver-
zichten müsten, das Gesctz noch wei'ter aus-
zudchnen, als sie es gethan. v. Bonin er>
wähnt der Ungunst, wclche einc Feier des 3.
Fcbruar von den Behörden erfahren. Was
man aber auch thue, der 3. Fcbruar wcrde
doch i'mmer der wichtigste Tag aus sener Zeit
blkiben. (Bravo!) Der Ministcrpräsi-
dent: Die Regierung habe den 3. Februar
und die stch an diesen Jahrestag knüpscnden
Gefühle dadurch nicht in Schatten stellen wol-
len, daß sie ihrerseits den 17. März als Ge-
denktag gewählt. Hinderniffe seien einer Feier
des 3. Febr. auch nicht entgegengesetzt wvrden
(o! o! links), dies beweisen fa die stattgc-
habten Aufzüge. (Aber der Fabrikbesitzer El«
bers in Hagen ist bestraft wvrden, daß cr das
patriokische Volksfest als Landwehr - Officier
mit den Bürgern fcierie.) Dic Regierung
habe den 17. März gewählt, weil sie diesen
Tag sür den wichtigeren halte, denn dies sei
der Zahrestag des Auiruss „an mein Volk"
und rer Stiftung dcr Landwehr; am 3. Febr.
sei damals, so vi'el er wiffe, nur die Auffor-
derung des Ministers v. Hardenberg zur Bil-
dung freiwilliger Jägerabtheilungen erfolgt.
Waldeck spricht scin tiefes Bcdauer» darüber
aus, daß dic Landwehr, die damals so grvße
Thaien gethan, durch die neuc Armeevrgani-
satlvn vrrdrängt werde. Offiolere der dama-
Ilflkii Zeit würdcn vor dik Ehrengerichte gk-
stellt, die gkheiligkstcn Erinnerungen der Na-
tion würden zerkrümmert. Au diescm Hause
sei cs, die Znstitutioncn aus jener Zcit fest>
znhalten und, wie jcne Kämpser ihr Blut hin-
gegeben für die Besreinng dcs Laudes, aus-
zuhalten bis zum Aeußeisten sür die Rcchte
dcs Volks. Schließlich werden die Geseßes-
enkwürfe nach den Vvrschlägen der Cvmmis-
sion und mit dem Zusatze, daß die belrcffen-
den Pensionen bereits vom 1. Januar d. Z.
ab gezahit werden sollen, einstimmig ange-
nommen.

Berlin, 26. Fibr. Jm Abgeordnetenhaus
sand heute die polnische Debatte statt. Nef.
Sybel: di'c Ncgierung habe nur die Wahl
zwischen einem trübseligen Rückzug und einer
unabsehbaren Gefahr. Das Haus müffe war-
nen, salls Umkehr noch möglich, sonst dic Re-
gierungspolitik fcierlich desavouiren. Minister
Graf Eukenburg: Ausgelicfert seien vicle
der l'n Thorn Verhafteten nicht, sondern nur
über die ruffische Grenze ausgewiesen. (!)
Die Maßnahmen der Regierung hätten zum
Absterben des Aufstandes beigetragen. Die
bchauptete Grenzüberschreitung bei Gollub habe
nicht statigefunden. Bismarck: Dic Regie-
rung habe über die brennende Frage sich nicht
äußern können; in jedem andern Lande hätte
die Opposition sich dabei beruhigt. „Geben
Sie uns ein englisches Unterhaus und dann
verlange» Sic englische Zustände." Der Mi-
nisterpräsident nennt dic bcantragtc Resolu-
tion sympathisch für die Jnsurrection und er-
klärt die Gerüchte über den Znhalt der Con>
venkion sür mpthisch. Aus einer verweigerten
Auskunft dürfe das Haus nicht Schlüffe auf
den Jnhalt machen, die Negierung könne nichl
schwebcndk Fragen in ganzer europäischer Be-
deutung besprechen. Der Antrag habe den
Zweck, die Regierung zu erschüttern, nicht er-
reicht. Zu jeder Ucberschreitung preußischer
Grenze durch Rnffen und umgckehrt gchöre
nach der Conveniivn ausdrücklich die Einwilli-
gung der betreffendcn Regierung. Bismarck
erklärt ferner: Die Rcgicrung habe keine Sti-
pnlation mit Rußlaud gcschloffen, auf wclche
Ruffell's Worte Paßten. Der preußische Gc-
sandte in London, Bcrnstvrff, habe dcn Wort-
ISut selbst noch nicht gekanur. Die Regierunq
hahe nichts zurückzunchuien, das werde sich

zeigen, wenn erst der Wortlaut bekannt werde.
Rach mehr als sechsstündiger Debatte, in der
die Landcsvertrctung die Regierungspolitik
aufs heftigste aiigriff, wurde die Sitzung auf
morgen vertagt.

S ch w e i z.

Solothurn, 26. Febr. Zum Bischof von
Basel wurde Herr Lachat, Pfarrer und De-
kan in Delsberg, gewählt.

E n g l a n -

London, 25. Febr. Jn der gestrigen
Sitzung keS Unicrhauses erwiederte Lapard
auf eine JnterpeÜaiion Bowper's, die italie-
nische Regierung habe bei der englischen die
Auslicferung nach Malla geflüchteter italie-
nischer gemeiner Verbrecher, keineswegs aber
politischer Flüchklinge nachgesucht. Als Antwort
aus eine Jalerpellativn Hopwvvd's erklärt
Lord Palmerston, die französtfchen Vermitt-
lungs-Vvrschlägc in Beireff America's seien
nicht vorlegbar.

Z t a l i e ».

Turin, 22. Febr. Der heutige Tag der
Polenvkriammlungen gewinnt an Bedeutsam-
keit durch einen geharnischten Aufruf Gari-
balris. Derselbc lautet: „An die Völker
Europa'S. Verlaffet Polen »icht! AUe Bölker
habcn die Pflicht, bieser unglücklichen Nation
bkizustcheii, die ber Welt zeigt, was die Ver-
zweiflung vermag. Unbewafsnct, ihrer besten
Jugend, — theils erilirt, theils gefangen —
beraubt, mit einer zahlreichen Armee auf dem
Nacken — erhebt sie sich wie ein Riese. Die
Mäiiner vcrlaffen bie Städte und werfen sich
in die Wälder, entschloffen zu siegen oder zu
sterben — die Frauen werfen sich auf die
Schergen, Lie ihre Söhne rauben und blenden
sie. Verlaffek Polen nicht! Wartet nicht zu,
bis ihr wie es zur Verzweiflung gebracht seid.
Laßt nicht das Haus des Nachdars abdrennen,
wenn ihr wolll, daß man euch helfe, wenn
das eure in glammen steht. Rumäuen, Ma-
gparen, Deuische, Skandinavier! Zhr sciv die
kriegerischc Vorhut der Völker in bem Kampfe
auf Lebcn unb Tod, der heute auf ber ruhm«
reichen Erbe Svbieski's und Kosciusko's ge-
schlagen wird. Es ist dieses ein Kampf des
Despotismus mit bem Recht, eine tragische
Episode aus dem von den 3 Geiern des Nor-
dens an dein Lebcn und der Freiheit einer dcr
mächligsten Nationen Europa'S begangenen
Diebstahle. Es ist die Ausschweifung der bru-
talen Gewalt gege» die Gesetze dcs Mcnschrn,
der ruhig in seiner Hütte und von seiner Ar-
beit leben will — eine Ausschweifung, die so
lange dauern wird, als ein Zeder an seinen
eigenen Bauch benkt, und seincn unglücklichen
Nachbar unter dem Beil.... verendcn läßt.
Verlaffel Polen nicht! Ahmt wenigstcnö euere
Gebieter nach, dic sich nicht verlaffcn. Die
tapferen Ungarn hatten eine Probe davon;
siegreich über Habsburg wurden sie von deffen
hpperboreischeu Schulvgenossen erdrückl. Und
du, Wächlcrin ber Alpen, Herz Eurvpa's, Ab-
kömmlinge dcr Grütlimänner, werfe deine rc-
publikanische Karabiner auf bie Wagschaale
Europa's, und du wirst gewahr werden, was
sie wiegt. Heute sind eS die freien Völker,
welche in die, durch den ohnmächligen Willen
des sterbenden DespotiSmus gestörte Well die
Ordnung zurückbringen müffen. Vcrlaffet Pv-
len nichl! Wenn wir ihm Alle nach Krästen
geholfe» haben w.erden, dann haben u>ir einc
heilige Pflicht erfüllt, und die Welt wird sich
dann dem Wvhlergehen dcs nun Vvn Gotl
gesegnetcn Menschengeschlechts gemäß cousti-
tiiiren können. G. Garibalbi. Caprera, den
15. Febrnar."

Turin» 25. Fcbr. (Deputirtenkammer.)
Auf der Tagcsordnung steht die Beraihung
übcr die Anleihe von 700 Mill. Laporta be-
antragt Vorsrage und Aufschub der Debatten
bis nach Voiirung des Budgets, da die Kam-
mer nicht die nöthige Auskunft übcr die Fi-
nanzlage habe. Dieser Vorschlag wird ver-
worfen. Mvrdini bekämpft das politische Sp-
stcm des Ministers. Er glaubt nicht, daß man
vo» Turin aus Jtalien gut regieren könne.
Das Räuberwksen nehme nicht ab; da dic
Negierung Widersacherin der Actionöpartei sc>, j

so werde die Sache der Einheit immer schwä-
cher, die Glcichgültigkeit, ber allgemeinc Zwei-
felmuth nehme zu. Wir seien der ausländi-
schcn Politik zu unterwürsig, wcnn wir Frank-
reich gegenüber m'ehr Unabhängigkeit zeigten,
so würden wir die wirksamere Fremibschaft
Englands erhalten. Er schließk damit, daß er
gegen das Gesetz stimmen werdc, weil er kein
Vertrauen ins Ministerium habe, und weil er
die gefvrderte Summe für über dic Bedürf-
niffe des Landes hinausgehend ansehe. Crispi
bekämpft scinerseits den Entwurf, indem er
das Verwaltungs- und Finanzspstem des Mi-
nisteriums tadelt. Die Beraihung danert fort.
— Die Ei'senbahn vvn Rom nach Neapel ifl
dem Verkehr vollständig übergeben. — Die
letzten, diesen Nachmitlag aus Malta einge-
troffenen Telegramme melbcn, daß in dem Be-
finden des Prinzen Alfrev eine enlschiedene
Befferung eingetreten ist.

Dänemark

Jtzehoe, 26. Febr. Der Präsidcnt theilte
der Siändeversammluiig mit, daß er dic von
der Versammlung beschloffene Adreffe dem Re-
gierungscommissar zugesandt, der Commiffär
aber dieselbe zurückgesanvl habe.

S P a n t e n.

Madrid, 26. Febr. Die Königin hat die
Entlaffung bes Muiisteriums angenvmmen.

Griechenland

Athen, 20. Febr. Die Nationalversamm-
luug hat die Thronentsagung König Oiio's
und seiner Dpnastic ausgciprochcn und der
Regierung baö Recht, eine Amnestie zu bewil-
ligen oder Krieg zu führen, entzogcii.

T ü r k e i.

Konstantinopel, 19. Febr. Auf Can-
dia haben blutige Handel zwischen Türken und
Griechen stattgc,uliden. Die Jnsurgentcii haben
sich an die Grenze gezogen; Verstärkungen sind
nach der Znsel gesandt wordcn.

Nachrichten über Polen.

Reisende von Lublin versichern, daß der
todtgeglaubte Leon Frankowski „auf Befehl
deS Großfürsten" lebe, und i» dec Behand-
lung der geschicktesten Aerzte desOrkes stehe.
Man wiü ihn zur Zncsuiririiiig lebend haben;
wiewohl sein Zustand noch immcr ein höchst
gefährlicher sci, und ihm die Kugel noch nicht
herausgezogen wurde, hat Gcneral Chruözcw
mit ihm bercits seine Znquisition begonnen.
Mit ciner staunenswerthcn Gedulb unv Ruhc
crträgt Frankowski die Qualen der Krankheit
und der Znquisiiion. Sein älterer Bruber,
Zohann Frankowski, der noch vor Jahresfrist
aus uiibekannten Gründen in die Warschauer
Citadeüe eingekerkert wurdc, ist nun jetzt zu
zwanzigjähriger Bergwerksarbeit in Sibiricn
verurtheilt worden. Dieses, so viel man weiß,
ohne vorhergegangene Gerichtsvcrhandlung ge-
fäüte schreckliche Urihcil ift vom Großfürstcn
Constanliii unterzeichnet.

Thvrn, 21. Febr. Die Notiz von dem
Uebergaug preußischcn Militärs übcr
die Grenze bei Goüub, auf Ersuchen eineS
russischen Obersten, bestätigt dic„Bromb. Ztg."
nach mündlichen Miiihcilungen aus Gollub.

Tarnvtvitz, 26. Febr. Mitiags kamen
unter preußischer Husarenbcgleituiig ruffischeS
Beamtenpersonal, Kaffe, Munilion und Pri«
vathabscligkeiten aus dem Grenzort Niesdara
an. Di- iliffischen Bcauiten Niesdaras haben
von Kalisch auS das prcußische Gebiet betrc-
ten, weil die Znsurgenten im Anzuge warcn.
Eine Breslaucr Zeitungscorrespondenz meldet:
Warschau, 21. Fcbr. Mprvslawski ist nicht
über die Grcnze gcflohen, sondern nach Kolo,
Gouverncmenr Kalijch, gedrungen, wo er ge-
stern und heute mit den Ruffen kämpfte. Lan-
giewicz ist übcr die Wcichsel gegangen, und
agirt iin Lubieschcn.

Bresla«, 26. Febr. Dic „Bresl. Ztg."
meldet aus Warschau, daß Miroslawski nicht,
wic behaupret worben war, über die Grenze
geflohen, soiivern daß er viclinehr nach Kolo
(Gouvcrucmeii! Warschau, an der Wariha,
zwischen Kalisch u»d Plozk) vvrgedrunge» sei,
 
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