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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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sind diejeniqen Feinbe dcs Katholicismus wklche
jcne zeil und iachqcmäßc Maßregcl bekämpicn,
und dcm Laicniiand »oceuthalien, was sie ihm
nach urchristlichcr iLinseßung von Got! und
Kirchcnrechlsweqrn schuldigsind. Diese Feiude
werden dcn Katholicisuius vertilqcn, unb dieses
sind die Roinanisten, vom Papst herab bis
aus ben lktztcii ultrainontanen Hilssgeistlichen.
Denn: nicht der Zwcck heiligt die Mittcl,
sondcrn: wer den Zweck wiU, muß auch die
erlaubten izeei>zneteu Mittel wollen. Wer biesen
gerechten Grunbsatz uicht beiolgt, hat dic Ver-
antwortlichkeit dasür aus sich. Dicse Gesin»
nung thcilen alle die vielen Resormsrcunde,
dercn Abneigung gege» daS „nbeschränkte Papst«
thuin in der grundlichcn Einsicht dcr Unrich»
trgkcit und Geiährlichkeit des Bcharrens aus
dcm Ausspruch „aon possumus" beruht. Denn
das ist und blcidt wahr: bicseS starre „non
possomlls" von oben bis unten ist unheilvoll
>ur tcn jiatholicismus, und wirv verderbcnd
für das Papsttdum. Rom wird es erfahren,
svbalb er ihm scinen, gewiß nicht auf kirch-
lichcn Prjncipien gebauicn, Schutz cnizirht.
Dann ist auch die deulsche Kirche nicht mehr
fern. —

Darmstadt, 4. März. Der Zusammcn-
triti der Kamincrn ist jrxt dcfinitiv aus ben
10. März angesctzt.

Berlin» 4. März. Abg. Rönne intcrpkl-
liri ini AbgcorkNllcuhaus, vb unb welche Paß-
Erlcichteruug seil der Thrvarede staltgcsundeii
habe. Minister Gras Euleuburg aniwortet,
dcr liönig habe ihn auivrifirl, reglciiieutarische
Bestiiniiiuugen dcs Paßckictes von 1817 de-
züglich ber Nothwciidigkcil dcs Bifircns und
der Ausenihallskartcii aUgcmcin odcr disiricls-
weise außer Krast zu scßen. Svbald die poli-
tischen Unruhkn es gcstattcn, soll diese Sus«
pendiriing allgcuiein cr>olgen.

Stettin, 2. Marz. Ein höchst bemerkens-
werihcs Acicnstuck ist gcstrrn durch bie „Ncue
Stetiincr Zkiluug" v.ivffcnllicht worden; die
Zustruciivn fnr dcn ObeicommÄndirenbcn des
1., 2, L. uiid 6. Aniicccoips v. Werbrr, aus
wclche in den Ictztcn Tagcn vielfach die Auf-
mcrksaiiikeit gelenkt ist unb die eiu mcrkwür-
diges Licht aus die Lchauptuiig dcs,Miiiisters
des Znnern c» der Freiiagssitzliiig bcs Abge-
vrdneteuhauscs wirsi, daß die Eivilbehörden
den Anwcisuiigen uud Beikhlcn des Gcnerals
v. Wcrdcr nicht unbebingl Folge zu leisten
hätten. Wahrscheinlich hat ber Minister von
dieser Ordre keine Kciiiitniß gehabt, soust
hätle er jene Bchauptung uicht ausstcllcii kön-
ncn z denii iu jcncr Znstrurtion heißi cs aus-
drücklich, daß kie Civilbchördcil gehaltcn sind,
,den rntsprcchendcn Weiiungen des Obcrcom-
manbo'S unverzüglich die angcmksscne Folge
zu gcben." Ferncr ist auffallig, daß dcr
Obcrbeschlshabcr ohnc wcitere Ansrage bei
dcm Mtnisteriuni oder dcm Könige Sicscrvcn,
ja sclbst die Laudwchr klnzicben kanii. Da
svnach die Rcchkc des „obcisteu Kricgshcrrn"
factisch in die Händc tcs Generals v. Wer-
der gclegt, ihm die iinbeichränkie Bersüguug
über Hab und Gut dcr Eiiiwvhucr übcrtra-
gcn ist, dcnn bis dahin' läßl sich tas un-
bckinglc Folgelristen austkhlicii, i» dürstc die
Mililardiciaiur iu kcu Ostprovinzcn lactisch
schon eiliakirrtkii sciu.

lLeipzig- 28. Februar. Eilik hicr in dem
großci, -aale dcr EeiuralhaUe gestcrn stait-
grhabte Bolksvcrsauimliiiig war uach der „D.
A. Z." von uiiiideslkiis 21)00 Pcrsonen be-
sucht. Dr. Hcpiicr fuhrle dcn Bvrsitz. Ab<
Vvcat Rose begrundcte lol^euben Äntrag: Die
Versaiiimlung deschlicßt, dcm prcußischcn Ab-
gcvrdiictenhaiise wegcii dcr uiilrichüilerlichcn
Vciiheibigung dcr Berfassung, wrgeu dcs un-
erinudlichei, Strcbens »ach Berwirklichung der
in dcrselbeii gkgkbcneii Berhiißungeu, wigen
der weisen Adwrhr dcr zur Beruichtung des
volksihuinlichcii InstuutS der Landwchr süh-
rcnden Bvrschläge und Planc, wcgeu kcr bc-
wahrien deutschen Gesiunung von Ncuem An-
erkcnniing uuk Dank anszuipikcheii.' Hieraus
brachie Advocat Wimer tolgende auch Von
Pros-ffor Noßmäßlcr, Kauiuiann Hansen und
Dr. Burckhardt 'emp ohlene Rciolution ein:
1) Wir halien eS sür die Pflicht cines jebcn
culiivirtki, Volks unsercr Zeii, vom huuianen
Standpunkie auS daS Bcrsahren bcr russischeii

und preußit'chcn Regierung gegen die Polen
als aller Civilisation Hohn sprcchend zu vcr-
dainmen und im Namen der Sittlichkeit gegen
dassclbe zu prokestiren. 2) Wir halien es für
Pslicht dcs deutschcn Volkes, dcm Auslande
gegenüber feierliche Berwahrung cinziilegen
gegen bie Schändung des deutschen Namens
durch dcn Äbschluß bcr preußischen Convcn»
tion und dic darin liegende ebenso unrühmliche
wic unmenschliche, schergenmäßige Unterstützuug
ber stärkerea Partei. 3) Wic halten es für
Pflicht aller beuischen Regierungen, burch Ver-
cinigung ihres ganzen EiufluffeS bci dcm Kö-
nig von Preußcn das Vatcrlaub von' ber gan-
zen Herrschast einer Partei zu befreicn, welche
für ihre Bcstrebungen, sür bie auf dem Sä-
bel beruhende Hcrrschast ben Fricben von Eu-
ropa, die Ruhc Deutschlands und bas-Blut
der Söhne Preußens auszuopcern sich nicht
scheut und einen eurvpäischcn Krieg in frivo-
ler, ja frevcnilicher Wcise hcrvorrust. 4)
Wir halten es für Pflicht, im Namen aller
materiellcn Jiitercsscn uus gegcn bie unscr gc-
sammtes wirthschaftlichcS Wvhl gefährdenbe
ruffische Politik Preußcns auszut'prechen, und
alle Regierungen bes ZoUvercins auszuforbern,
daß sie diesem die gcs'chäsllichen Beziehungen
schon jrtzt beeiiiträchtigkiibcn Vorgrhen ein
cncrgischeS Halt gebiclen. Beide Anträge
wurdcn einstimmig angeiiomnieii. Ein Antrag
von Dr. ineb. Götz aus Linceuau, einen Fort-
schriltsvercin z» gründcii, der alle aUgcmeine»
Fragcn dcS VatcrlanbeS und der stadtischen
Ziitereffc» bespreche, wurde einem AuSschusse
Übcrwiescu.

Nürnberg, 26. Febr. Es likgen uns,
bericvlki bcr hiesige Auzciger, jetzt bie Ansich-
lcn saiiimtlicher bapritche» KreiS», Gewrrbe-
und HandclSkaminern über dcn französi«
schen Hanbelsvertrag iu Bezug aus den
Zvllverei» vor. Dic Nhei»p,alz hal sich mit
allcii Sliuimeii gegen eine ,ür beffen unbedingte
Auiiahmk ausgesprvchen, Lic Odeipsalz geräde
Uingckehrt, namlich sur beffcn Vrrwcrsung.
tliiebcibapern dankt der Regicruug sür ihre
Haltung in bicser Frage, wunscht aber boch die
Aniiahiiie des sraglicheuZoUveilrags mit einigen
Abankeruiigeii zu Gunsten Oesterreichs. Ebrnso
wiinscheu Oderbaperii u. Mittclfiauken beffen
Aniiahmeuill kleiiieii Modifikatioiien; Schwaben,
Ober- und Unlersrankin tprechen sich ader ener-
gisch für Erhaltung bes ZoUvereins aus. So
enlschicben rechts und links, wic bie beiben
Pfälzer Kreisc, hat sich aber kein andcrcr
ausgkspivcheii, und ein Antrag sür Annahme
dcs iraiizösischen Vertrags, rem Rhcinpsälzer
ähnlich, sand in Uiitersranken nur beei Stim-
men. AUe Kreise wüiischcn inbeffcn den Zoll-
verein eehaltcn.

Prag, 27. Fkbr. Bei kiucm zu Ehren des
Ministeis Schmerling vcraiistaltete» großen
Bauk.ite hiclt bieser eine Redc, von ber be-
jonbers der Schluß Beachtuug verdient. Der-
sclbe lautet: „Es sind zwei Jahre, seitdcin
Ocsterreich cin versaffliugsinaßigkS Leben gc-
iiiißt. Es ginge zu wcit, AUeS zu gedenken,
was während bieser Zeit fur die Sache des
ForlschrittS wie für dic Wohlfahrt des Rcichs
üderhaupt gkschehkii. Abcr aut cin cs kaun
jcder Oestcrreichcr jetzt mit Stolz hinweiseii:
Oesterreich eniwassuct in dicscm Augenblick,
beiiii sein Wahlipruch ist: Mulh uud Vcr-
traucn! Uuter dieser Devise kaun Oesterrcich
werdcn was seiu Wahlfpruch prvphezcit, das
erste Rcich ber Wrlt, und so den Platz ein-
nchmeii, der ihm gebührk."

S p a n i e n.

MadriP, 4. März. Die anilliche Zkitung
mclbet, daß Mouares ziiin Justizininister,
Mata p AloS zum Mariuemiuister u. Morcno
Lopez zun, Minister ber öffciitlichen Arbeiten
ernauiit worden.

Die Eröffuung der Kammern wird nächstens
statihabe».

Die Zeilungen drücken ihre Ziitricdenhelt
darüber aus, daß die Ministerkrisis beeudigt ist.

A m e r t k a

New-Aork, 17. Feb. Dic Comniandan-
teii bes Unions.Geschwaders vor Charles-
ton haben amtlich de» Bericht dcs GeneralS
Beauregarb übcr bie vorgedliche Auihebung

deS Blocus widerlegt. Sie erklärm, daß sie
nie die von ihren Schiffen gewöhnlich einge«
nommene BlocuSlinie verlaffen haben und
daß kein südlichcS Schiff diesclbe überschrit»
ten hak.

Man erwartet einen Zusammenstoß zwischen
Nördlichen nnd Südlichen auf der Jnsel
Roanoke.

Eine iin Congreß der Separatistcn einge«
brachte Motion schlägt vor, bie Schiffsahrt
auf dcm Misstisippi frei zu erhalten.

Die „World" glaubt, Hr. Seward habe
einen Fehler begangen, indcm er bie freund-
schaftlichen Ralhschlägc bes KaiserS Napoleon
verwars unv daß der Rorden sich auf ncue
Bcrwicklungen gcfaßt machcn müffe, wclche
bie Anerkenniing des Südens in ben Kampf
brinqen könue.

New-Nork, 19. Febr. Dougal, Se»
natsmiiglicd für Kaliforuien, spricht bic Mei-
nung aus, daß vor dem Zusaminentritl des
nächsten Congreffes die vcreinigten Staaten in
cilien Kricg mit dcm Auslanve vcrwickelt sein
werden. Er wünschl, das Land möge dazu
vorbereitet sein.

Zn Richmond geht das Gerücht, dic
nordwestlichen Slaatcn wollten einen eigenen
Buud bilden.

Die consöberirte Armee des GeneralS Hind-
man svll demoralisirt sein.

Nachrichten über Polen-

Dcr „Ostsee-Ztg." wird von der polnischcn
Grenze, 1. März, geschrieben: Nach zuver»
laffigen Mitthellungen von Reiscnden befinbet
sich bas Haupiquarlier Mieroslawski's gegen-
wärlig i» Brubzewo (cüba 6 Meile» nord-
östlich von Kalifch); eS soll die Absicht Mie-
rvslawski'S seiu, bori sämintliche unier seinem
Oberbefehl stchendcii Banbcn im Goiiverneuient
Plvck zutamuieuzujichcn, um einen sorcirten
Angriff aus Kalifch zu unternehmen. Die be-
rcilS bestehenben Banbcn werden sortwährend
durch zahlrciche Zuzugc von allen Seiken ver-
starkl, uub di? Oiganljativn schreilet um so
schneller vor, alS bie mcisten Zuzugler jetzt
bewaffuet uno uuiformirt sind, was bishcr ber
Kall „ichi war.

Petersburg, 25. Febr. Neuestcn Be-
richlen ziovlge behiu sich bie Znsurrection biS
Minsk unb Sluzk iin Wcsteu aus. Jndcß
berichten bie Kriegschess der Gouvernenieiits
Kiew und Wolhpuicn, dic Versuche ber Revo«
lutionäre, Aufilanbe in Wvlhpnien und West-
rußland hervorzurusen, blieden erfolgloS;
lrvtz dcr Bcmnhungkn der Aqenleii (Pricster
nnb kleinabel) bezeigt das Volk keine Spm-
paihien fur die Redellen. — Der russischen
Preffe ist nicht gestattet, über bie polnische
Frage unb bie daruber statifinbenden Erör-
lerungcn im englifchen Parlamenie unb der
auSIanbischeu Preffe zu derichten oder Tele-
gramuie zu vervssentlichen.

Von der poinischen Gränze, 26. Febr.
Mleiosiawötl hai >eine neue gelbherriilauf-
bahn mit klitschiedcuem UnglUck begonnen: er
ist bcreitS iu zwc, Trcffen gcichlagen wvrden.
Das erste Tresscn sanv ain 22. dei Krzywo-
soncz zwifcheu Rabzewo unb Sluzew statt
unb enbeie nach zweistundigcm Kainpie mit
gauzlicher Zerstreuung ber vou Mieroslawski
befehligten Banbc. Der Verlust ber letzicren
au Tobtcn uud Berwunbeten betrug gcgcn
100. Nachbem am lolgenbcn Tage bic Trüm-
mer der Bande bei Neuborf (5 Werst vom
Goploiee) sich wieber gesammelt und eine
von Mielencki ge,uhrke Zniurgenlknbaiibe sich
mit lhuen vereinigt hattc, crfvlgte auf sie cin
ueuer hartuackiger Angriff seitcns ber Rnsse».
Bcim Beginil veffelben befanb sich MieroS-
lawski auf bem nahe gclegeiicn Gute Neu-
bors. Kaum haitc cr baö Hurrah der an-
greitcnten Nusseii vernoiumen, so eilte cr so-
,ort aus beu Kaiuptplatz. Der Augriff dcr
Nuffen crsolgte vou brei Seikcn unb war so
heilig, daß alle Austrcngungen MieroSlawski's
nichi vcrinochten, die Fluchk der Znsnrgenten
autjuhaltcn. Letztere wurven durch bie nach-
sktzenben Kosackrtt uach dem Goplosee zu ge«
draugt. 'Die Senseumänner warscn sich in
bereitsteheiike Prahme unb Kähue und ,etzten
nach bcm jl,i,eiiigen User bes an bieser Slelle
 
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