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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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vnmittklbar« Grundlage des EndurtheilS bil-
dende Hauptverhandlmiq sein ssü. (S. M.)

Karlsruhe, 1l März. Die Bestimmnn-
gen unserer disherigen StrafprvzeHordnun,,,
welche von dem Bollzug der LodeSstrafe han-
deln, find unveränderl in den neuen der Kam-
mer vorgelegten Entwurf aufgenommen wor-
den; indeffeu bemerkt die Begründunq des
Eniwurfs darüber Fvlgendes: „Die Anfichk,
daß die Todesstrafe, mit Ausnahme der Fälle,
in denen das Skandrecht zur Anivendung kom-
men muß, ohne Nachtheil für das Staats-
wohl abgeschafft werden könne, gewinnt überall
mehr und mehr Boden, und man kann wohl
behaupten, daß diese Frage nur noch eine
Frage der Zeit sei. Auch die großh. Regie-
rnng wird fich einer ernfilichen Erwägung der
Fvrtkauer dieser Strafart nichi entschlagen,
svbald die in mehrercn Punkten ohnedies »n-
vermcidliche Revifion der Bestl'inmungen des
Strafgesctzbuchs in Anariff genommen werden
kaiin. Dagegen fanb fie es nicht für ange-
mrffrn, diese einzelne Beflimmimg deS Straf-
gksexbnchs herauszugreifen und gesondert zur
Erledigung zu bringen. Sie fand dies um
so weniger angemeffrn, als der gegenwärtige
Landtag, wie die Regiernng, ohnedies vicle
große Aufgaben zu lösen hat, unb das lan-
tesherrliche Begnadigungsrecht immerhin die
Möglichkeit bietet, diese Strafe in einzelnen
etwa vorkvmmenden Fällen außer Wirksamkeit
zu setzen.

Berlin, 7. März. Der Staatsanzei«
ger enthält in seinem nichtamtli'chen Theil
FolgrndeS: Die gleich nach ,'hrem Erlaß ver«
öffentlichte östreichische Cirkular-De-
pesche vom 28. Febr. d. Z., welche fich auf
das vertrauliche Cirkular an die preußischen
Gesantken vom 24. Zan. bezieht, vcranlaßt
uns zu nachstehender Bemerkung: Es kann
füglich dahin gestellt bleiben, auf welchc Weise
das letztgedachte vertrauliche Cirkular den Weg
in ei» öffcntliches Blatt gefunden hat. Ei-
nes darf aber der jüngsten östreichischen De«
pesche gegenüber, die unverkennbar zum Zwecke
der Veröffentlichung geschrieben ist, nicht nn-
erwähnt gelaffen werbcn. Die Thatsache näm-
lich, daß das preußische Cirkular seine Ent-
stehung lediglich denjenigen Enisteüungen ber
veriraulichcn Gespräche zwischen dcm Herrn
Ministerpräsidenten und dem kaiserlich östrei-
chischen Gesandten am königlichen Hofe vcr-
dankt, welche verschiekene Zeitungsorgane dcs
Zn- und Auslandes gegen Preußen zu ver-
breiten in der Lagc waren. Den sachlichen
Znhalt jener Gcspräche den königli'Len Ge-
sandten mitzutheilen und fie dadurch in Stand
zu setzen, cin richtiges Lichk auf bcdenkliche
Aiislegungen derselben zu werfen, welchen fie
an verschiedenen Höfen begegneten, diescS
war der einzigc Zwcck der vertraiilichen preu-
ßischeu Depesche vom 24. Jan. d. I. Auch
über fic brachte indeffen die in Frankfurt er-
schcinende Europc in jüngster Zeit sehr ent-
steücnde Angaben in die Ocffcntlichkeit, wclche
sodann erst durch das Erscheincn der vollstän»
digen Depesche vom 24. Jan. d. Z. ihre rich-
tige Bclcuchtung erhielten."

Constructton der Locomotive», tn mcteorologischen
Einfiüffen, im GrdmagnetismuS vergebcns gesucht
hatte, kam man «ndlich auf dcn Gedanken, daß fich
das Phänomcn durch den ümschwung der Erde von
Ost nach West erktärcn laffe. Die wcitcrc Unter-
suchung füchrte auch wirklich zu befricdigenden Re-
sultaten, und diese Wahrnchmung «ird nun als
«eiterer Beweis für die Arenumdrehung der Erde
geltend gemacht.

Herzog Larl Eugen von Würtcmbcrg hatte etnst
Katser Aoseph II. eingcladcn, währcnd feines Auf-
rnthalts in Stuttgart scin Schloß zu bewohnen.
Da dicser das Anerbietcn abgelehnt, so gerieth Larl
Eugen auf den Einfall, von allen Gasthöfen der
Sbadt dte Schildc abnchmen «nd dafür über daS
Portal des Schloffcs in ungeheuren Buchstaben dic
Uebcrschrift „liütel >is ILmporeur" setzcn zu laffcn.
Da dcr Kaiser nun in der ganzcn Stadt ketn ein-
ziges WirthshauS findcn konnte, so mußte cr fich
lachend entschießen, in diescm abzusteigen, «o noch
dazu Herzog Earl sclbst ihn als Wirth gcklcidet
empfing, wShrend alle Hofleute die Stelle »o« Kell-

Berlrn, 10. März. Wider Erwarten wer-
den zum Fest des 17. März nicht nur Magi-
strat und Stadtvkrordnkte, sondern neben dem
Hei ienhaus auch das Abgeordnetenhaus cinge-
laden werden; soebe» errichtet man im Lust-
qarlen cine eigcnc Tribüne sür die Mitglieder
des Landtages. Jm Allgemeinen erhält das
ganze Fest durchweg einen militärischen Cha-
rakter. Zwar sind auch die Handwerker-Ge-
werke aufgkfordert, aber fie sollen fich im Hia-
tergrund aufsteüen, und für daS große Piibli-
kum ist gar kein Platz vorhanden. Die Theil-
nahmc desselben wird indeß, aüen Anzeichen
zufolge, auch aus andern Gründen nur eine
sehr geringe sei'n, und was die Handwerker
betrifft, so will sich die Mehrzahl der Zünfte
ganz zuriickzi'eyen, weil sic durch die Art und
Weise, wie der Feier am dritten Februar,
dcm Taqe des Anfrufes, verstimmt wordcn ist.

Haunover, 10. März. v. Hkdemaiin ist,
nachvcm sei» Gnadengesuch abgeschlagen und
seine Caffalion vollzogen ist, l'n das Zuchthaus
zu Celle abgeführt, woselbst i'hm nach dem
„Tagbl." keinerlei Bevorzugung zu Theil wer-
den darf.

Wie«, 10. März. Die hentige »Wiener
Ztg." enrhält ein Handschreiben des KaiserS
an den Erzherzog Rainer, welches dic unver-
zügliche Errichtung eines österreichischen Mu-
seums für Kunst und Zndustrie an»rdnet.

Wien, 11. März. Aus authentischer Queüe
vernchmen wir, daß in einem gestern Nach-
mitlag abgehaltenen Ministerrathc cine weitere
Vertagung des galizischen Landtages bi'S 29.
März d. Z. beschloffen wurde.

Wien, 11. März. Die „Generalcorrespon-
denz" glaubt, die Einberufung des siebenbür-
gischen Landtages dürste spätestens Anfangs
April erscheinen, anch bezüglich des ungari-
schen Landtageß dürften nächstens maßgebende
Erscheinungcn zu erwarten sein.

K r. a n k r e i ch.

Paris, 11. März. Der Strcit über die
Orleanisten-Vcrsammlung i'm Hotel deS Hcr-
zogs von Broglkc dauert noch immer fort.
Der „Constitutionnel" schi'ebt cs den Männern
der alien Partei'en, die als Candidaien sich an
das allgemeine Stiminrecht wcnden, noch im-
mer als Ehrenpflichl zu, sich vorher über ihre
Pläne unb Absichten vffen vor dem Lande aus-
zusprechcn. Die „Patrie" ihrerseitS läßt auch
cincn sehr-heftigen Artikel des Hrn. Dreoüe:
„Dle Emigrantc» i'm Znlande" los. „Glau-
bcn di'ese Auserkornen (ruft gedachter Pubkicist
den Orlcanisten zu) den rollenden Wagen auf-
halten zu köiinen, der in seinem raschcn Lauf
allc früherrn Spsteme nnd Mißbräuche zer-
malmt hat? Gedenkt man wohl Freiheit und
Fortschriit anrufen zu können, um daS unter
dem Kaiserreich erstanvene politische Geschlecht
wieder rückwärts zu drängen? Das wäre
sicherlich die curiose Seite dieseS mit anschei-
nend so großer Harmlosigkeit unternommenen
Wahlfeldzugs, und wenn diese uncrschrockenen
Greise nach zwei Nicderlagen gelüstet, so be-
fürchten wlr sehr, daß dcr boshafte Geist der

nern vcrtraten. Dcr Schcrz war so güt ersonnen
und so trcfflich durchgeführt, daß er die größte Hei-
terkett bervorrief.

An einem auS Baton Rouge (Louifiana) an seine
Angchvrigen gcrichteten Bricfc vom 27. Dcccmber
schreibt ei» als Lapitän im Unionshecre dicnender
Kölner: „Die hier herrschcnde Theuerung ist uncr-
hört. Jch «ill euch einige Bcispiele anführen, wo-
nach thr euch ungefähr einen Begriff machcn könnt.
Ein Pfund schlechten Rauchtabaks kostet 3 prcußische
Thalrr, cin Döschcn Schwcfelhöker (100 Stück)
V- Thlr., cin Bogcn Schreibpapier 10 Sgr., etne
Cigarre 5—10 Sgr., ein Bcefstcak okit zwei Kar-
toffcln 1 r/z Thlr., rin GlaS Syrupwaffcr 6—7 Sgr.,
cin Glas Branntwcin 1Thlr., rin Paar Schuhe
ganz gewöhnlichcr Art 40 Thlr. (sagc vierzig Thalcr),
und dann muß man noch froh sein, «enn man scl-
bige überhaupt bekommt."

Dic „R. Z. Z.» rcgistrirt ein Witzwort des Prof.
Vischer über Zürtch. Dersrlbe habe die Stadt

I großen Maffe es Lbernkmmt, shnen ;u der
zweiten zu verheifen."

G n g l a n d

LvndvN, 11 März. Die Hochzeitsfest-
ll'chkeiten stiid allelithalben, so weit brkannt,
großartig und ohnc Unfall vorübergkgangen.
Das hohe Brautpaar crreichtc gestern Abend
halb 8 Uhr wvhlbehalten Osborue.

Z ta li e n

Rom» 2. März. Die Fausti - AngelegeN-
heit sährt sort, unter den Römern gewaltige
Sensation zu machcn. Bei der Verhandlung
des ProzeffcS Vcnanzi strllte sich actengemäß
heraus, daß Fausti, die Kreatur Antonelli'S,
nicht nur Thcilnehmer dieses rcvoluli'onären
Comite's gewesen war, sondern sogar den
Cassier desselben gespielt haltc. Alle Gelver,
wclchc von dem Eomite für hiesigc Bomben»
dcmonstrationen, Unsug in den Theatern, Ver-
suche, päpstlichc Soldaten zum Desertiren zu
verführen, geheimc Druckereien rc. ausgegeben
wurbeii, floffen indirect aus dem Bcittel dgs
Fürsten Cesarini', der bisher eine Anzahl von
Häusern, iieqenden Gründen, Weinbergen
u. s, w. verkanfen und den Erlös dem Rc-
voluiionscomite durch Fausti überweisen ließ.
Nachdem durch den Prozeß Vcnanzi die Schuld
Fausti'S festgestellt war, erließ das Tribunal
der Consulta gestern vor achl Tagen den Be-
fehl. Fausti zu verhaften.

Turin, 3. März. Durch dic fortgesctzten
Verhaftungen unter den Mikgliedern der
reaktionär-klerikalen C o tcrie inNea-
ptl und durch die Beschlagnahme von Do-
kumenten, welche in dcren Bcsttz gefnnden
worden, fiel vor einigen Tagen der Behörde
ein Brief in die Hänve, woraus hervorqeht,
daß diese ehrbare Partci ein förmliches Com»
plott gegen das Leben Vikior EmanuelS bet
seiner letzten Anwcscnheit in Ncapel geschmie-
det hattc. Tag und Stunde, sowie der
Ort des Ailentats in der Tolcdostraße wa-
ren festgesetzt. Die Mörder schacherten mit
ihren Patronen nur noch um einigc Dukaten,
und man konnte stch schließlich nicht einigen.

Turi«, 8. März. Heute hat hier ein
Meeting nnter dem Vorfltze dcs Abgeordneten
Brofferio zu Gunsten Polens stattgesunden.
Die Hauptredner, welche das Wort nahmen,
sind dic Abgcordneten Cairoli und Sino, Ge-
neral Klapka und Hr. Pascal Duprat. ES
wurve beschloffen, an das Parlament cine Pe-
titi'on zu Gunsten Polens .zu richtcn »nd eine
Subscription zur Unterstützung des AufstandeS
zu eröffnen. — Jn Neapel ist ,'n einem Mee-
ting, bci welchem der Abgeordnete Ricciardl
den Vorsitz führte, der Beschluß gefaßt wor-
den, den Polen ei'ne Kundqebung ver Spm-
pathien des ikalienischen VolkeS zu überschi'-
ckcn. Sodann wurdc ein Antrag auf Ausvruck
deS Wunsches, daß der Sitz der Regierung
Jtaliens in eine i» der Nähe der römischen
Grenze gelegene Stadt verlegt werde, ange-
nommen. — Jn Breseiä ist unter dem Vor-
sitze des Abgeordncten Zanardeül' ebenfalls ein
Polen-Meeting gehalten worden. Nach einem

Zürtch Persepolis getauft, «cil je daS dritte Wort
des Zürcher „ker se" sei.

An einem tm MartinSstifte zu Erfnrt heraus-
gekommenen„Fcstbüchlein", wclcheS den bczeichnen-
den Titel führt: „Die KönigSkrone. Nnferm Kö-
»ige von GottcS Gnaden ein Hofianna sciner Lan-
deskinder", findc» wir i» dem Hofianna-Lted Rr.
27 folgenden VerS:

Dcin Namc sagt's — Wilhelm —

Dein Wtll tst Preußens Helm
Zum LandeShcil!

Und dein Helm, strahlend rein
Jst GottcS Will allein,

Daß er mag ewlg sein

Dein Hrrrscherthcil!

Und diescr BerS, in wclchem der fromme Dich-
t,r aus GotteS Wille cine Pickelhaube f-brictrt,
wtrd in der Kreuzzeitung als Muster cittrt. Der
Kladderadatsch kann wirklich abtrctc». Die Kreuz-
zrttung sammt Collegen ersetzcn ihn.
 
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