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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0246

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schrieben große Schufte, rechte Lumpe des
preußischen Staales ;" tle zwelte: „Man wE.d
die Seffion vertLngern, denn 3 Thlr. Diäken
schmecken gnt." ^ Der prändoik schlägt unter
dem Beifall des HauseS vor, die Bewilligunq
zu versagen. Die Würde des HanscS stche
zu hoch, um dem Gegcnstande Beachtulig an-
gedcihen zu laffen. Herr Reichenspcrqer
(Beckum) wünschr eine Schlußberathung. Das
Haus lehnt indeffen diese wie die Bcwilligiing
der gerichtlichen Bersolgung ab. Dasür stimm-
ten die Katholiken und die Conservativen. —
'Die Tagesordnung führt zur Beralhung übcr
den Etar des Ministtriums dcs Znnern. Cs
werden durchgängig die Änträge der Commis-
fivn angenommen, welchc viele Abseßi^igea
beantragt. 3000 Thlr. zu persvnlichen Zu-
lagen der landräthlichen Gehalte werden ge-
strichen. Zu wkitlänfigen Dehatten führt dcr
CommiffionSankrag ans Slreichung von 35,000
Thlr. für geheiine Zwecke. — Schulze (Ber-
lin). Es sci sicher und nachweisllch, daß dcr
Fonds früher zu Zwecken verwendet wordcn
sei, welche nicht zum Besten des Landes ge-
fühit hätten. Zuletzt könntc es scheinen, als
ob uiikcr Andercm auch ber Fvnds zum Schutze
des Hauses verwendet werden svllte. Der
Schutz, den der Herr Justizminister heute dem
Hause angedeihen laffen wollte, habe den Red-
»er anfänglich üderrascht, abcr balv sei er
enttäuscht wvrdcn, da cr gehört, es handle
sich nur um ben kleinen Rcactionär; er habe
gedacht, cs soll Schutz vsr dem „Staatsan-
zeiger" gewährt werden (Heiterkeit); dcn klei-
nen Rcaciionär solle man doch nicht hängen,
da man den großen Ncactiönär laufen laffe;
jener sei das Organ einer Partei, die doch
nicht anderS im Lande zu Wort kommen könne,
und nach dem Wunsche des Ministerpräsiden-
ten im Lande recht bekannt werden müffe,
dagegen müffe man nichts unternehmen, und
unabhängige Abgeordnete machen gehcime Fonds
unnütz. Auch gegen enropäische Rrvolutionen
sei damit nichts auszurichken: diesc seien keine
geheimen, sondern öffentliche und wcrden nicht
in Conspiralivnen, sondcrn in Cabineten ge-
pflegt. Die Hauptfonds sür jede Regierung:
Licbc und Vertrauen des Volkcs, beiäße die
Regierung nicht. (Beisaü.) Der Minister
des Znnern ift bereik, das Wort „geheim"
aufzugebcn; geheim sei der Fvnds nicht, da
er von einer Rendantur verwaltct werde. Die
Regiernng verwende allerdings den Fonds in
jhrem Sinne unö nicht in dem der ihr feind-
lichen Parici. Die Summe von 35,000 Thlr.
gehe zuerst durch die Hande der Provinzial-
behörden, dem Minister bleibe nur eine sehr
kleine Summe zur Disposiiion. Zu Preß-
zwecken werde der Fonds nicht verwendet. Dcr
Minister bittet, den gonvs nicht zu streichkii,
die Regierilng müffe die bctreffcnde» Ausgaben
doch iiiachen. Das Haus beschließt bie Strci-
chung der Sninme.

Berlin» 12. März. Heute begann dic
Specialdrbalte der Militär.Rovellc. Sämint-
liche Mitgiicder dcr Commiffion ware» erschie-
nen, nur Herr v. Binckc fehlte. Die Amrn-
dements des Abgeordnelkn v. Fvrckenbeck waren
gestern Abend den Commiffions - Mitgliedern
zugegangcn; heute wurde außcrdein nvch eine
aussührliche Motivirung des Abg. v. Bacrst
übergeben. Roch vor dem Beginn der Debatte
übergab dcr CommiffariiiS tes Kriegsministers
eine statistische Zuiammknstelluug der Necru-
tirungen der Zahre 18bO und 1861, welche
hei viclen der Anweseiiten Aufsehen erregte,
indem durch sie iiachgcwicsell werden soll, daß
von den jedcs Zahr vorhaiitencn zwanzigjäh-
rigen Männern, deren Zahl 200,000 über-
stcigt, nur 63—69,000 Mann vorhanden sind,
welche dlenstkauglich ullv znglcich abkömmlich
sind. Uninöglich kaiin die Thatsachc richtig
sein, sie würte ein sehr trübes Licht aus unser.
Volk wcrfen, wenn sie unwiderleglich nachge-
wiesen werden könnte. Die Specialdiscussion
dot, so weit sic übcrhaupt staltsand, kein be-
deiuendes Zntercffe.

Berlin, 12- März. Hr. Bentkowski', Ab-
gevrdiicter von Posen ,u dem prenß. Parla-
mente und AitiUerre-Officie,, ist zum Adjutan-
ten Lonkowski'S, eiiieS der Chcss reepolittschril
Jiisiirrection, eriianitt worden. Seine An-
nahme hat die größte Sensaiioii gemachi..

Pofe«, 10. März. Wie wir soeben ver-
, nehinen, ist die. Bestiminung geiroffen worden,
daß alle aus bem Auslande hier einkreffenden
Bücherpackete vom sieueramte zu revidiren
imd bie neu eingehendcn Bücher, welche dem
Revisor nochBlinbekannt erscheinen, in eincm
Cremplar dem Herrn Polizciprästventen von
Bärensprung vorzulegen si»v, bevor sre hcraus-
gcgcbcn werden. Erst nach geschchener Durch-
sicht und Begnlachtung von demftlben wird
dem Skeueramie die Erlaubniß zur Verab.
sölguii.q der Eremplare gcgebcn. Confiscirt
wird AUes", was die polnische Alsgelegenheit
betrifft und zur Aufmunterung der Poien ge-
schrieben sst.

I ta lten

Turin, 12. März. Der König hat das
Anleihcgesetz unkerzeichnet. Der Finanz-
minister hat das Anlehen mit Roihschild und
der Nationalbank in Turin abgeschloffen. Der
Conkract enthält 700 Millionen. Doch ist
die Ausgabe aus 500 Mlü. deschränkt; dic
übrigcn 200 Mill. werden m'cht ausgegeben
werden. Die Einzahlung wird nach Zehn-
teln geschehen. 75 Mill. stnd für dic öffcnt-
liche Unkerzcichnung in Jtalien vorbehalken,
die am 16., 17., 18. und 19. März stattsin-
den wird.

B e l g i e n.

Brüffel, 10. Mürz. Proicffor Langenbeck
ist dnrch den Telegraphen hierher berusen wor-
, den, da ber König wleber stark an Fleber
j und Schlaflosigkeit leidet..

Griech e « land

j Athen, 7. März. Der baNerische Consul
l hat eingestandkii, er habe als Privatmaun und
^ m der Ucberzeugung, zum Besten des LandeS
^ zu handelii, moralische Mitlel angewendet, um
^ bie Caudidatur des baperischen Prinzen Lud-
wig pvpulär zu machen, seine Bcmuhungen
in dieser Nichtung aber eiiigestellt, als der
AnsschließuiigSbeschluß von der Naliönalver-
sammluiig gefaßt war. Eine angeblich Geld
uud comprvintttircnde Papiere enthaltende Kiste
wiirde im Hause dcs Consuls seguestrirt. Un-
gefähr zehn Ossiciere sind verhastet und nach
Angiiia litternirt. Jn Sparla, Kalamata,
Trikala und Lokeis finden Demonstrationeii zu
Otto's Gunsten statk. — Die Nettionalver-
! sammluna hat das Ausgabeiibudget um zchu
, Mi'll. Drachmen (s 25^ kr.) herabgesetzt,

> die Ausfuhr von Waffen und Munition vor-
' boten uiiv eine Coinmiffion zur Prüsung bcr
a»f die Privatcorrespondcnz deS Königs Otio
s bezüglichen Ncclamativn ernannt. Der 8tstus
! guo wird beibchalten, bis kie Nationalver
jammlung anders beschließt.

Türkei

Konstantinopel, 11. März. Einc tür-
kische Armee wird dei Schumla zusammcnge-
zogen,

A ni e r i k a

! New-Uvrk, 28, Febr. Nach ei'ner Corre- s
I fpondenz der „Ciiicinnati-Gaz." aus Was- !
! hiugion hätte die Potomac-Armee allein ei'nen !
Bcrlust von 22,000 Mann an Deserteuren s
erlltten.

Nachrichten über Polen

Warfchau, 9. März. Uebcr das größte
bisher bekanntc Tressen, welches am 6. d, M.
zwische» Gencralinvjor Fffrstcü Szachowskoi
und den ,'n u»d bei der Stadt Skala „nd dem
Dorfc Piaskowa-Skala versammelt gewescnen
6000 Ziisurgeitten (bereii Anführer Langiewicz,
Wysvcki und Andere gcwesen sein sollen) vor-
gcfallkn ist, bri'ngen die Regieruiigsblätter fol-
gendes NSHere, dem ich aus eigencr Kenntniß
dcr Gegend Einiges beifügc. Die nach den
im Gliderniiim Nadom und der Gegend von
Czenstochau vorgefallenen Gcfechten zcrspreng-
ten Znsurgentkii-Baiiden hatten sich nach dcm
Städtchen Skala und dem Dorfe Piaskowa-
Skaia, eiiic halbe Meilc anf der Straßc nach
Oiknsz, gezvgkii und dort gesammelt, um re.
organisirt zu werden. Diesc beiden Orte lie-
ge» nur 3—3^/, Meilen von Krakau unb eine

Meile vün der östepreichischen Grenze. Gene-
ralmajor Fürst SzachowSkoi' dirigirte seine
Abkhktlnng in drei Colonnen aus Piaskowa-
Skala, dcffen Schloß auf einer steilen Höhe
licgk und durch Hohlwegr, Hügel und Wälber
fnr die Vertheidigkr eine sichere Stellüng unv
sür die Angreisendeii vielc Sch'rvicrigkcittn bie-
tct. Dic eiue ruffische Abkheilung kam von
Olknsz, die zweite von Wolbrom uiib dic drilte
von Mftchow. Das Schloß voii Piaskowa-
Skala war vvn 300 Jnsnrgeittcll besetzt uns
stark verbarrlkadirt. Die Uebrigen ber 6000
Mann betragenden Znsurgentenschaar standen
bei' und m dem »ahcgelegeiien Walbe alö Re-
scrve. Der Angriff geschah auf beiden Punc-
ten gleichzcitig und zwar auf daS Schloß erst
durch Beschießen, dann durch eine Attacke. ES
wurde mit Sturm genommen und alle 300
Maim niedergemacht, da an em Ergeben nicht
zu denkcn war. Beim Angriff auf die Rescrve
der Aufständischen, di'e am und im Walde
stand, war das Reftiltat geringer; denn der
Berlust ber Ausstäiidischen betrug nur gegen
200 Maim, da sie sich, wie es immer bei den
Jnsurgkiiten geschieht, im Wälde ausiösten und
ihre Bersölgung, des schwierigen, bergigen
Terrains halber, nicht rathsam crschien. Nach
Lage dcr Dinge müffen die Verlufte-der ruff.
Truppen ittchl unbeveutend, gewesen sein.

Warfchau, 11. März. Alle polnischen
Miiglieder deS StaatsrathS, seibst der Erz-
bischof Filinskp haben ihrc Demiffion gege-
ben; ebenso der Municipalrath.

Breslau, 12. März. Die „Schlestsche
Ztg." hak em Telegramm aus Kaklowitz vom
Heutigeii, des Jnhalis: Heute ist bei Sosno-
wlce eine Znsurgentenschaar mit Ruffe» zu-
sammengestoßen, unb es entspann sich ein blu-
liger Kamps. Die ruffischen Beamten waren
bereits wiever ihres Amles enlseßi, als uner-
wartet ruffisches Militär eintras. Die Znsur-
genten wuibkn zersprengt, ein Theil berseibe»
auf preußisches Gebiet gctri'ebkli.

Krakau, 12. März, AbendS. Der Dic-
tawr Langiewicz hat Zezioranski und Wali-
gorski zu Gciierälen ernannt, acht zum Tobe
Verurtyeilte begnadigt unb Bauern, welche
verwundete Znsurgenlen ausgelieftrt hatte»,
hängen lassen.

Neueste NachrichteN

Breslau» 13. März. Nach der Schlesi-
scheu Zeiiuiig fehlen seit gcstern alle War-
schauer Nachrichte». Die Znsurgenien söllen
hmter Sosnowice mehrerc Eisendahnbriicken
abgebraimt haben, um ben Truppcn-Zuzug zu
veihindern. Langiewicz hat in Domdrowa
Posto gesaßi, um aus günstigem Terrain eine
SLIacht zu llcsern.

Paris, 13. März. Die Blätter bestätigen
dle Abreise bes österr. Gesandtcn Furften v.
Metternich nach Wien.

Vrrmij'chte Aachrichten.

Oetigheim (Ob-ramt Rastatt), 10. März. Dn
sonbeidarile Selbsimordversuch, der rvohl je vorkam, ist heute
von cinear 72jährigen verheiratheten Manne hter gemacht
wordea. Es lrieb sich bteser uutten aus bem Schädel zwet
über 2 Zoll lange Drahtstifte in einiger Entfernung von
etnander rin. ÄlS der nach mehreren Stunven herbelge,
rufene Arzt dte Nägcl, welche tics tu dte Gchtrnmaffe ein»
gedrungen waren, mit großer Mühe enlfernte, war tn dem
körperlichen Befinden und dem Bewußtseia dcs Letbenden
noch keinerlei Storung eingetreten, und er erläuterte den
Anwesenden mit größker Ruhe, daß er, dcS ffeten Familien-
zwisteS müde, sich dtesem durch rüeendtgung scines LebenS
aus dte sicherste und schnellste Wetse hade entztehen wolleu.

Arrs Büden. Zn Mannheim fand bereits am
13. ctne Leisammlung der verschiebeuen Comitemitglieder
zur Besprechung über daö vom 2l. bis 28. Zunt daselbst
abzuhaltende er,le badtsche Landesschleßcn Statt. Mtl Be-
geisterung wurde dte bcjchlossene Einlabung Sr. Königl.
Hohett deS Großhcrzogs zu bem erstcn Lanbesschteßen auf-
genommen. Die Einladung soll durch rtne Deputation
deS Centralcomitc's währcnd der Anwesenheit unsercs Groß»
herzogs tn den nächsten Lagen hter geschehen. Die Ge-
metade, dcr Staal und die Bürger sollen um Bethilfe zu
dem Fcste angcgangen werben. Ueber dte Elbauung etner
FesthaUe wird ln etner nächffen Gcneralversammlung der
ILomtte'ö beschloffen weidey, auf Grund vorzulegenber Pläne
des Finanz- unb WirlhschaftScomite's. Vorher soll der
Gemeindcrath um Bcwilltgung und Etnfrievigung deS zu
allen Feffzwelkcn nöthigen Gcländes gebeten werden. —
Nach der ^N. Preuß. Ztg." wird Se. Großh. Hoheit der
Prtnz Wtlhelm von Baden nebst Gemahlin am 10. d.
 
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