Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
März
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0250

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Berlin, 12. März. Di'e Mili'tärcommis.
ston hielt beuie Sitzung. Kein Minister war
anweseud, indeß mehrere Commiffare derselben.
Dte Fvrckenbeck'schen Amendemenls wurdeu ein-
gebracht. Die Hauptpunkte derselben sind:
Der 8 3 des Gesetzes von 1814 wird ersctzt
durch den Satz: „Die Slärke des Heeres für
FricdenSzustand soll durch ein Gcsetz festgestellt
werden; auf Grund dieses Gesetzes erfolgt rie
jährliche Veranschlagung der Ausgabcn für
das Heer." — 8 8 behält ein Recrutirungs-
gesetz vor, biS dahin soll die Aushebung höch-
stens 60,000, die Präsenzzeit soll höchstens
für die Jnfanterie zweijähri'g, für die Special-
waffen dreijährig sein; Rescrvepflicht dreijäh-
rig für jene, zweijährig für diesc; — dic
Di'knstpflicht zur Landwchr erstcn Aufgebots
fünfjährig, zweiten Aufgebots vierjährig. Die
Anordnungcn dcs Gesetzes von 1814 über die
Bestimmung der Landwehr soll unverändert
beibchalten werden, auch die Landwehr-Recru-
ten unter Vorbehalt, die Landwehr-Ordnung
im Wege deS Gesctzcs zu ändcrn. 8 11 (statt
des bi'Sheri'gen § 12) stchert die bürgerliche
Stellung entlaffener Reservisten und Wehr-
leute; di'ese sind mit Ausnahme der im zweiten
Thcile in § 6 No.> 1 bis 5 des Militärstraf-
gesetzbuches aufgcführten Fälle in Strafsachen
nur den Civi'lgerichtcn unterworfcn. Di'e Aus-
übnng der ihnen zustehenden staatsbürgerlichen
Rechte darf ihnen nicht durch Befehlc inilitä-
rischer Borgesetzter untersagt oder geschmälert
worden. Entlaffene Reservisten bedürfen kei-
ncs Heiraths. Consenses. 8 15, der zweite
Satz soll lanten: „Jm Kri'ege sinden für die
Einberufenen Ueberführnngcii von den jüngeren
i» di'c ältercn Heeres-Abtheilungen nicht Statt,
und werden'die Einberufencn Heeres-Ablhei«
lungen nach dcm durch den Kriegsverlnst eut-
flandkncn Bedürfniffe von den Zurückgcbliebk.
nen und Heraiigewachseneii ergänzt." Der
Kriegsminister war für heute dnrch Geschäfte
, entschuldigt. Von dcm Abg. v. Leeden ist ein
detaillirter Gesetzentwurf eingebrachi, Der Ab-
geordnete v. Vaerst legte cinen aussührlichcn
Anfsatz vor, worin dic Nachtheile der jctzigen
Reorganisation nachgewikscn sind und ein Ge-
genplan eiitlvi'ckclt ist. Di'e Hauptpuiikte sind
zwei'jähri'ge Dienstzeit, dreijährigc Reserve,»
neunjährige Landwehrcn, jährliche Aushebnng
rund 60,000, verminderte Zahl der CadrcS
auf 172 Bataillone, verstärkte Zahl der Trnp-
pcn inncrhalb der Cadres; vcrstärkte Zahl der
Landwchr - Bataillone auf 162; Kriegsstärke
ei'nschli'kßlich Lanvwehr 448,700; dazu Be-
satzung iu 29 Festungen 176,000 Mann; To-
talsumme 618,000; wodurch jährlich eine Er-
sparniß von zwei Mill. erziclt wird. Der
Abg. v. Forckenbeck bezeichnete seine Amende-
ments als ein geschloffenes Ganzes. Der Com-
miffar des Kriegsmiiiisters wünschte eine Frist
von ki'ni'gen Tagen Behufs Erklärung der Re-
gierung, weil die Amendements erst ftit gcstern
Abend bekannt gcworden sind. Auf den Bor-
schlag des Äbg. v. Bockum-Dolfss sollen da-
her die Beschlüffe zunächst nur eventueü sein,
bi'S die Regierung stch erklärt hak.

Berlin, 14. März. Dcr Minister-Präsi-

Literarisches.

Bon der im Gcbicte dcr Kunst auf das Vorthetl-
hafteste bekanntcn Firma dcs Herrn Payne in
Leipzig ist kürzlich dcr 7. Jahrgang des „Jllustrir-
ten Familicnkalenders für 1863" erschienen. Wie
wir es gewohnt sind, hat dir Verlagshandlung auch
dem neuestcn Iahrgang die sorgfältigste nnd reich-
haltigsteAusschmückung vcrliehcn, uns werden desscn
Leser mn großcr Bcfriedigung den Kalender aus
drr Hand legen. Der geringe Preis von 18 kr.
fteht in ketnem Verhältniß zu den vielen Jllustra-
tionen und dem wahrhaft gediegenen und beleh-
rendcn Znhalte. Fcrner ift in dcm obengenannten
Bcrlage erschienen: „Das illustrirtc Familirn-Jvur-
nal" und „dic Glocke." Nach dem vor uns ltegen-
den rrsten Hestr deS ZahreS 1863 zu schlicßcn, sucht
sich das scit zrhn Jahren erschcinende „Zllustrirte
Familien-Zournal" rinen Ehrcnplatz bei dcn Le-
sern aller Stände zu erringen und bei der unauS-
gefttzten Bemühungen sür einc gcdiegene Lectürc
immcr mehr und mehr Leser zu gcwinncn, scheint
ftlches dcr Redacston in hohcm Grade bcreits gc-
lllngen. Bclchrende AufsätzeinuntkrhaltendcrForm,
da« ist es, was das „Familien-Zournal"

dent v. Bismarck verliest ei'ne Königli'che Bot-
schaft, in welcher beiden Häusern die Aner-
kennung des Königs ausgesprochen wird für
ihre Unterstützung der landesvätcrlicheii Ab-
sichten bei dcn nunmehr pnblicirten Veteranen-
Gesetzen. — Jm Hcrrenhause steht einc
Sitzung zii demselben Zwecke noch heute bevor.

Hermannstadt, 12. März. Die sächsische
Nations-Universität hat heute für das
Sachsenland folgende Reichsgesetze angenom»
uien: daS allgemei'ne HandelSgesetzbuch, dic
Gefttze zum Schntze der persönlichen Frciheit,
des Hausrechtes, das Preßgesetz, Verfahren in
Preßsachen, und di'e Ergänzungen des allgemei-
nen und Militär-Strafgesetzes.

Gotha, 13. März. An der Nachricht von
einer durch die hiesige Zollstellc bewirkten Con-
fiscation eines bedeutenden, nicht dcclarirtcn
Waffentransporls, dcr aus Polen gekommen
und nach Belgien bestiuiiiit gcwesen wäre, ist
nach der „Goth. Ztg." kcin Wvrt wahr.

Hamburg, 10. März. Vorgestern hat
stch hicr zu Gunsten der polnischen Znsurrec-
tion ein Comite gebildct.

Wien, 12. MLrz. Die Vertreter dcr
sämmtlichen süddeutschcn Eiftnbahnverwaltun-
gen, welche seit dem 3. d. im Directionsge-
bäude der Kaiserin Elisabeth - Westbahn ihre
- Berathungen gepflogen, haben ihre Arbeiten
vollendet, und ist „das angestrcbte Ziel voll-
kommen erreicht worden." — Ein zusammen-
hängendes und geschloffenes Schiencnnetz von
mehr als 500 Meilen ist für das Vcrkehr
treibende Publikum »unmchr eine einzige, nach
dcn nämlichen Princi'pi'en behandeltc Verkehrs-
anstalt, Die betheiligtcn Skaatsregieruiigen
werden wohl nicht sämnen, dicse Vereinba-
rungen zu sanctioiiiren, und sür dieftn Fall
ist beabsichtigt, längstcns mit dem 1. Mas d.
I. die vcreinbarlen Normen iu Wirksamkcit
trcten zu laffen.

Triest, 13. März. Die Ueberlandpvst
bringt Nachrichten aus Shanghai vom 26.
Januar; Dre Ratificativnen des preußisch-
chinesischen Vertrages wurden am 14. Jan.
ausgewechselt. Die preußischcn Behördcn
übcrnkhmen die Vcrtretung der Deutschcn in
China. Die Hanftstäbte behftlten sich Er-
neniiuiig kiyiger Consuln vor. Hcrr v. Reh-
fues ist mit dcm Auslausche der Raiificatio-
ncn des preußisch-japanischen Vertrages be-
auftragt und geht im April nach Ieddo.

Krankretch.

Paris, 11. März. Der General Dem-
binski hat folgendes Schrelben an die „Preffe"
gerichtet: >„Jch left so eben in Jhrem
Journale einen Ariikel, den ich für unftre
Sache und de» Kamps, den meine unglückli-
chen Landsleute gcgen Rußland führen, so
schädlich finde, daß ich die Nacht ntcht dahin
gehen laffen kann, ohne darauf zu antworlen;
ich antwortc also am 11. März auf Jhre
Niiuimer, datirt vom 12. März. (Die „Pressc"
ist bekanntlich vordaürl.) Es handelt sich
um einen Ariikel des Herrn Ladislaus Mickie-
wi'cz, der auf ein Manisest Koffuih's geant-
wortet hat. Sie sagen, daß alie Polen die

Gefühle des Herrn Mickiewicz theilenz ich
habe daher bie Ehre, Jhiien zu sagen, daß,
wei't davon entfernt, vikselben zu thcilen, tch
jeden als einen Feind Polens betrachte, möge
cr stch Koffuth oder Mickiewicz nen-ncii, der
sich bemüht, Ocsterreich die geringste Unruhe
wegen der Haltung Ungarus einzuflößen. Mit
Vertrauen in Jhrc Unparteilichkcit bitle ich
Sic, den Ausdruck rc. General Heinrrch Dem-
binski."

Paris, 13. März. Der Answeis der
franzöflschen Bank zeigt eine Vermehrung deS
Baarvorraths um 54'/s Mill., deS Guthabens
des Staatsschatzes um 9 Mill., des Conto-
Corrents dcr Privaten um ^ Mill., dagegen
ei'ne Verminderung des Portefeuilles um 61^
Mill., der Vorschüffe auf Unterpfänder um
33^/, Mill. und des Notenumlaufs um 51^/z
MiUionen.

E ng land

London, 13. März. Uiiterhaus-Sitzung.
J,i der gestrigen Sißung interpellirt Hennessp
abermalö wegen der beiden nach Warschau
gesaüdten Polizisten. Sir G. Grep wieder-
holt seine frühere Erklärung, legt mit Brun-
now's Gknehmigung dcffen Brief vor und
verspricht die Vorlegung des bezüglichen Po-
lizeiberichteS. Scine Erklärung wird beifäüig
aufgcnommen.

Die „Mor»ing-Post" sagt, England habe
sich geweigert, mit Frankretch eiiie Collcctiv-
Note wegcn der preußisch-ruffischen Conven-
tion abzusendcn, um die Angelegeuheil ni'chl
zu verbiltern, jevoch freimdschaftlichc Noten
nach Bcrlin und Petersburg geschickk, um von
einer Jnterventivn Preiißens abzumahnen, und
Rußland Mäßigung uud EefüUung der Ber-
lräge anzurathen. Englanb beabsichtige keine
Zntervention zwischen Rnßlanb unv Polen.

Schwede n

Stockholm, 14. März. Der Frciherr
Staei vou Holstein steüte heute im Reichstag
den Antrag: die Regierung möge für Polen
wirksam auftreten.

S p a n t e n.

Madrid, 13. März. Gonzalez hat ftliie
Ciiilaffang alö Gejandtcr in London eingcreicht
und wird durch Hrn. Compn erseßt werbc».
Der Ministcr des Jnnern beabsichtigt eine
Modifikation des Preßgefttzes.

Grtechenland

Athc«, 7. März. Die Rationalversamm«
lung hat eine Cvnimiffion niebergcftßt, welche
mil bem Ministcr deö Znnern über die Thron»
folge beraihen und seibstständig beschlicßen
wird. Zum Präsidenten der Versammluiig ist
Marailinis gewählt.

T ü r k e t.

Kvnstantinopel, 5. März. Man er-
wartet ein »eueö Auleheii. — Mehrere Mini-
ster haben auf ihre Gehalte verzichtet.

Man spricht von eiuem dänischen oder
schwedischcn Prinzen für dcn griechischcn Thron

ftinen Lestrn bietcn will, was cs ihncn wirkltch
in vorzüglicher Weise bietct. Aber unsere Zeit
ist mit dem Kern nicht zufriedcn, sie fordcrt auch
eine grsällige Schale, und auch dicftm Verlangen
trägt das „Zllustrirtc Familicn-Aournal" durch cine
nctte Ausstattung, durch dic feine Ausführung fcincr
Holzschnitte Rechnung. Dic „Glocke" hat cin po-
litisches Bciblatt crhaltcn, in welchem Leitartikcl
und cine gcdrängte Zusammenstellung der TageS-
ereigniffc gegeben «ird. Die Novclle von Heinrich
Schmidt: „Oppcrvall und Lagervall", welchc in dem
ersten Hcftc begonnen hat, scheint spannend und
bclehrend zu sein. Außerdcm brtngt dic „Glocke"
Biographien, Aufsätzc über Ländcr- und Völker-
kunde, über VolkSwirthschaftliches, Wiffenschaft und
Kunst, Verbrechen und Unglückssälle rc. — Wir
können die drei crwähntcn Zeitschriften dem Publi-
kum nur bestens empfehlen.

(Rcclame für unächte Steine.) Eine ganz neuc
Art, Reclame zu machen, findcn wir in folgendcm
Znftrat eincS Wicner Blattcs: „Ein Raub in dcr
i Redoute! Zener schwarzen DominomaSke, welchc

mir auf dcr letzten Redoute untcr meinem schetn-
baren Widerstandc etnen schwarz emaillirtcn mit
Brillantstein gczierten Ring vom Fingcr zog und
^ dcnftlbcn als Souvcnir mitnahm, erkläre ich, daß
! dicftr Ring, dcn man zwar von ächten nicht unter-
! scheiden kann, unächt ist, und daß tch denftlbcn
^ gcgen frankirte Einftndung von 1 st. 35 kr. aus
der Galanterie-Nicdcrlage „zur Stadt Paris" in
Prag (Zeltncrgassc) crhalten habc. Sollte deine
^ Sammtlarvc auch ein schvnes Antlitz verborgen
! haben, so btn ich gerne bercit, den unächtc» Ring
gegen cinen ächten umzutanschcn, denn du Räuberin
. hast mir auch mcin Hcpz geraubt! Btst du aber
meder rcich noch schön, dann will ich dich nie mehr
! wicderfthcn. Flodoardo Flottwell, zu trcffen zwi-
schen 12—1 Uhr am Graben."

Bon dem frühere» Finanzminister Regenauer tst
cine Schrift erschieuen, welchc den Staatshaushalt
des Großherzogthums Baden in seinen EinrichtUn-
gen, Ergedniffen uud ftit der Wirksamkeit der land-
ständischen Vcrfaffung eingetretenen Umgestaltnng
behandelt.
 
Annotationen