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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0262

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leser und Bibelsreunde, die es nicht vorher
scho» sind; im Gegeuihkil lagen Ersahrunqen
vor, daß ric auf solche Weise geschenkten Bi-
beln aisbald wieder verkauft unv zu ganz
anderen Zwecken verwendet wurden. Die
Gemel'nde gtng von ver richtiqen Ansicht ans,
daß man auch geistiqe Güter Niemanden auf-
zwingen soll, und daß bei dcm Zeringen Preis,
um welchen jetzt Bibeln zn haben sind, es
auch den ärmeren Brautleuten nicht schwer
fallen kaan, sich bieses Buch anzuschaffen, wenu
sie auf deffen Besitz einen Werth legen. Jn
den Händen srivoler Brautlente würde da-
gegen das Geschenk nur enlweihet werden.

Das sinv rie enksetziichen Dinge, die in dem
Lande Baden vorkommen und dic, nach Heng-
stenbergs Versicherimg, das Schriftwort be-
stätigen; „in den letzten Tagen werden gräu-
liche Zerten kommen." ES ist hiernach mehr
als wahrscheinlich, baß das Ende der Welt
nahe bevorsteht; der Antichrist wird balb auf-
treien und zunächst im Großherzogtyum Baden
sein Wesen treiben, wo ihm durch seine Bor-
, länfer schon wacker vorgkarbeitel ist. Jn
Prenßen wird iym dcr mit dem Junkerthum
im Bunde stehende PietismuS schon den Weg
Vcrrennen.

-s- Bvm Rhein, 18. März. Es läßt
sich nicht verkennkn, daß die vvn der Preffe
dcs Aiislaudes wie von der des Jiilandes
vülbksprochene preußisch-russtsche Conveniion
nach ihrem Wortlaut zu dcr Gaktung vvn
Verlrägen gehört, welche factisch dem Staate
Lasten und einzelieeli Staatsbürgern Pfiichten
auserlcgt. Svmit war und ist zu dercn Gil-
tigkeit die Zustimmung ber Landesvertretung
erforderlich, wie dies ber Artikel 48 der preu-
ßischen Vcrfassllngsurkllnde ausdrücklich her.
vorhebt. Es steht jeßt fest und ist eine aus-
gemachte Sache, daß diese Cvnvcntion eine
sehr beklagenswerthe diplomatische Uebcreilung
war, ein Vorgang, welcher ein Zeugniß des
Scharfblicks sür das jetzige preußische Mini-
fierium wahrlich nichi ablegt. Die persön-
lichen Aeußerungcn und Erläuterungen des
Herrn v. Bismarck-Schönhausen, daß Ruß.
lanv nachgerade flch sehne, Polcn los zu wer-
den und Preußen nach Anneckirung dieses
großen Gebietes in drci Zahren deffen
Germanistrung bewerkstelligen würde, streifen
an so hvhe Genialität, daß wir mit keinem
Maßstab des Urtheils an dieselbe hinanzu-
reichcn vermögen. Auch der Gedanke, daß die
andern europäischen Mächte sich der fertigen
Thatsache fügen würden, überfliegt und über-
flatterk so sehr dcn gewötznlichcn schlichten
Menschenverstand, daß wir den kühncn Com-
binationen des verwcgenen Premierministers
mit unseren profanen Blicken kaum mehr zu
folgen vrrmögen. Aus diesem hohen Flug und
Ausschwnng ersieht man übrigens, daß auch
Herr von Bismarck zuweilen Zukiinftspolitik
treibt, frcilich einc eiwas absviiderliche und
selisame wie die Melodien mancher Zukunsts-
musiker. Nun er wird schön hausen in
Nufsisch-Polen, indem er diescs gelobte Land
zu germanisiren versucht, ci» Lanb, welches
ihm bis jetzi weder gclobt noch zugcsagt, noch

sätzen, sobald je 1V Stuscn fertig warcn, wobet der
abwärts gestrecktc Atpcnslachcl vorzüglichc Dienstc
leistctc. Oft in den eintretendcn Pausen mußte
Doctor Pitschncr von dem erwähnten Mittcl zur
Perscheuchung dcs Schlafcs Gcbrauch machcn. Nach
einer Stundc waren Va der Mauer ersticgcn. Mit
ängstlicher Aufmcrksamkcit sahen die Führer bald
hinauf, bald hiaab; ein einzigcr Fehitritt konnte
dic drei ersten »erbundencn Kührcr in dcn tiefen
Abgrund ztehen. Roch cinc halbe Stundc dcS
Sckreckens verging, endlich war dic Firste dcr Maucr
um S Ubr erklommen, und frei lag dcr Glctscher-
dom drs Mont Blanc da.

Noch abcr hatten sie ein Eisgebäude zu erklim-
men, d« noch cinmal so hoch ist, wie die kühnsten
Bauwerke von McnschrnhLndcn. Es war ein etwaS
flach gedrücktcr, 800 Kuß hohcr Eismonolith, dcffcn
Gestalt an die Kuppel dcr Bcrliner Hedwigskirche
«rinncrt. Von Neuem mußte cine Trcppc im Zick-
zack gchauen «erden. Von dcn ermatteten Füh-
rcrn sank dcr cinc hier, dcr anterc dort nicdcr und
«S HLtte nicht viel geschlt, so wäre dcr Rückzug,
wenige hundert Fuß »om Gtpfel entfcrnt, ange-
tretcn worden.

verhei'ßen worden ist, weder von dem Peters-
burger Cabinet, noch von den Enkeln der
Jagellonen, noch von dem Oberlaiidrabbiner
in Warschau. .< Man mache sich um deS Him-
mels mid der Erde willen kcine Zllusionen.
Man germanisire daheim und ernähre unv be-
nehme sich rediich und halte getreulich die be-
schworcne Verfaffung! Man beachie, be«
herzige und crfülle die gerechten Wünschc und
Forderungen vrr Germanen in Preußen!

Darmstadt, 17. März. Jn dcr heullgen
Sitzung der zweiten Kammer wirrde die For-
derüng der Staatsregierung von 15,000 fl.
zu periodischem Garnisonswechsel rm't allen
gegen 6 Stimmen abgelehnt.

Bckrlin. Am 14. fand eine Versammlung
der Maschinenfabrikanten statt, welche der
Magistrat aufgefordert hatre sich an dcr
Grundsteinlegung durch Deputatioa zu dcthei-
ligen. Die Versammelten beschloffen einstimmig,
dies nicht zn thun, da die jetzigen Verhältniffe
nicht dazu angethan scien, Anfzüge zu ma-
chen. — Der Verein der Stadtbezirke 14 bis
17 hat i'n der Sitzung vom 17. d, Mts. in
Erwägung, daß baS eigentliche Fest drr Volks-
erhebüng bercits am 3. Februar d. Z. gefeiert
worde» ist, beschloffen: „sich in keiner Weise
an der Feier des 17. März zn betheiligen, so-
wie auch durch Veröffentlichung dieses Beschlus-
ses dahin zu wirken, daß derselbe in möglichst
wciten Kreisen zur Geltung komme, damil
nicht diesem miliiärischen Feste durch Neugie-
rigc eine erwünschte volksihümliche Staffage
zu Theil werde." Das Gleiche beschloß dcr
Vorstand und Ausschuß der Fabrikarbeiterkaffe
einsti'mini'g.

Berlin, 14. MSrz. Außcr dem „Fort--
schritl" und der „Tribüne" consiscirle die hie-
sigc Polizei die „Heitere Welt" und den
„Kladderadatsch." Letzterer brachte die Por-
träts der Herrn v. Mantcufsel, v. d. Hepdt
uiid v. Bismarck, bie verschiedeue Stellungen
derselben zur Versaffung darstellend, mil dcr
Unterschrist: Ze länger der Tag, je schöncr
die Leutc.

Berlin, 15. März. Die ständige Depu«
tatio» des volkswirlhschaftlichen Congrcffe«
ist (nach der „Köln. Ztg.") scit gestcrn hier
versammelt; von auswärtigen Mitgliedern
sind Braun aus Wiesbaden, Mar Wirth aus
Frankfurt, Hopf aus Gotha, Wolff aus Stettin
u. A. erschienen. Die Orlsfrage für den im
nächsten September abzuhaltenden volkswirth-
schafiliche» Congrcß ist zu Gunsten Dresdens
(gcgen Kaffel) entschieden. Als Tagesordnung
ist festgestcUi: die ZollvereinS-Krisis (Referent;
Braun), Bankgesetzgebung (Referent: Hopf),
Patentgsktzgebulig (Referenten: Prince-Smith
und Röhrig).

Berli«, 17. März. Dl'e Fkier der Grund«
steinlegiing fand hcute Mittag im Lustgarten
ftatt. Die Fcicrlichkei! hatte einen durchaus
militärische» Charakter, und cs ist ganz in der
Ordnung, daß die Gewerke cs ablehnten, dem
militärischen Schauspicl im Hintergrunde alS
Staffage zii dienen. Vo» Bcdeukiing war in-
mittcn der Fcierlichkeit nur der Aufzug der
Vetcrankn und Nittcr des Eiscrnen Kreuzes,

Endlich uach LOstündiger Abwescnheit von Eha-
mounir nnb 22 Stunden fast unaufhörlichcr Gc-
sahrcn und Kämpfe, errcichten dic Wanderer am
Montag, den 1. August, VormittagS I I Uhr, dcn
letzten, äußcrsten Gipfel dcs Bergcs. Dnrch Ka-
noneusalvca in Chamounir wurde dcn Angehöri-
gen dcr Führcr und den Lhalbewohnern die glück-
lichc Ankunft auf dem crhabencn Hauptc des curv-
päischen Alpenkönigs angekündigt.

Der Anblick, der hicr den erschöpften Wanderer
erwartct, wenn daS dunstbcfreite Luftmccr dcn trü-
bcn Schleicr hinwegzicht, bictet jedcr Beschreibung
Trotz. DaS Gcbiet, wclches dicse Aussicht umfaßt,
ist ein so weit ausgedehntes, wic es in Europa nur
noch einmal tn ctwas geringercm Umfange vom
GcbirgSstocke des Mvnte Rosa erblickt werden kann,
denn es schließt allc 22 Kantonc der Schwetz, so
wie ansehnliche Thcilc von Frankreick, Ztalicn und
Deutschland ein und umfaßt eincn Klächenraum
«on 4000 Q.-Meilen.

(Schluß folgt.)

dke vo» der Karlsstraße aus bis zum Fest-
platzc vom Publikum mit lautcm Zubel be«
grüßt wucdeii. — Die Zahl dcr Neugierigen,
die zum Schauspiel hcrbeigeströmt waren,
schl'en roß, doch bedeiikend klciner, als sonst
öffenkliche Aufzüge in Bcrlin zusammensührcn.
Das Weiter war trübe und regnerisch. Da
man für di'e Beteranen kei'ne besonverc Vor-
sorge getroffen hatie, s» daß di'eselben fast 2
Stundcn lang anf bcm nassen Rasen stehen
mußten, so möchte für Viele von ihnen der
heulige Tag ein verderblicher scin. (B.-Z.)

Berlin, 17. März. Petersburger Prioat«
briese vom 14. d. M. versichern, die Herab-
setzung des EiirfuhrzolleS auf Zucker sei hin-
ausaeschoben bis zum 1. Zanuar 1865,

München, 15. März. Die griechischm
Majestäien scheinen bezüglich des künftigen
Aufenthaüs ihre Enlscheidung zu Gunsten der
Stadt Bamberg getroffen zu haben. Die
Uebcrsiedelung dürfte jeboch kaum vor dem
kommendcn Herbste statifinden. (Zsarz.)

Paffau, 12. März. Zm hiesigen Ost-
bahnhose licgen, wie d(e Paffauer „Don.-Z,"
melbet, 50 Kisten mit Waffen füc vie Auf-
ständischen in Polen, ohne AuSsicht auf Wei-
Icrbefördekung, ba ohne Erlaubnißschein (sog.
Waffcnpaß) Waffen in Oesterreich nicht ein-
gelaffen werven.

Wien, 15. März. Am 13. d. wurden
auf dem Schmelzer Fricdhofe auf deo Gräbern
der Märzgefallenen reiche Blumenkränze nie-
dergelegl.

Jnnsbrnck, 12. März. Die neugewähl-
ten wälsch-iyrolischen Landtags-Abgeordneten
haben in einer an den Siatlhalier, Fürsten
Lobkowitz, übersendeten Eingabe die Bereit«
wiüigkeit, am Landtage zu erscheiiie», erklärt,
wenii die kaiserliche Regierung dem Landtag«
einen Gesetzvorschlag macht, welcher vie Rea-
lisirung jencr Wünsche des italienischen Lan-
deSthciles ermögliche, die in den letzken Wah»
len ihren kiaren AuSdruck finden. Die Ant-
wort des Statkhaliers lantet dahin, daß eS
mit den constikutionellen Gepflogenheilen ganz
unvcreinbarlich erschcint, mil einzelnkn Depu-
ti'rten, welche ihr Erschcinen im Landtage von
eincr ihre» Wiinschen entsprechcndea Regie-
rungsvorlage abhängig macheu, und welche
außerhalb des Laudtages kcin Bertretungs-
recht haben, in eine förmliche Unterhanvlung
zu treten.,

Krankretch.

Paris, 16. März. AuS der Orl eanisten-
versammlung beim Herzog von Broglie
hat flch ein Comiie für die bevorstehenden
Wahlen gcdildet, unter dem Vorsitz von Du-
faure. Ein andercs, von. fortgcschriktenerer
Färbung bildet sich um Earnot. Jn den Pro»
vinzen scheint die Wahlbewegung noch lebhaf-
ter zu sein, als in Paris, unb die heute vom
Moniteur gemelbete Ernennung deG Senators
Pietri zum Präfekte» von Bordeaur scheint
keinen anderen Sinn zu haben, alS die Wahl
eines OppositionSkandidaten daselbst zu ver-
hindern.

Paris, 17. März. Senai. Tagesorbnung:

Dcr „Mannheimer Anzeiger" enthält nachstehen-
des schöne Sonctt zur Begrüßung unsereS Groß-
herzvgS und seincr Familie.

Willkommen!

Detn „Friedenswort" hat einst t» banger Stnnde
Die Nacht verscheucht, die auf den Herzen lag;
Der Winter schwand, es wnrde Frühlingstag,

Dic Sonnc lächelte dcm „neuen Bnnde!"

Drum weil dem Frühltng Du gerufen, streucn
Anf Deincn Weg wir diese Blumen hin,

Die ersten Veilchen, und das erste Grün,

Daß sie im Bild dcn FriedcnSbund crneuen!

Sic rufen Dir, auch ohne Worte, zu:

Willkomm! WiUkomm! Die Hcrzen schlagen Dir!
Uns eincn freicr Licbe hcil'gc Bande!

Du hast grhalten, was versprochen Du!

Wir woücn's auch! Und elns nur flehen «it:

O, ivär' es so im ganzcn Vaterland«!
 
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