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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0266

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kt», als dit meines Oedkns.« Daß eS aber
dieser Partei keineswl 's blos um klnen ?In»
griff auf die in dem Heidelberger Prediger-
seminare vertretene Theologie zu ihun ist, das
geht auS den bei jeder Gelegenhrit geführten
Seitknhi'eben hervor, welche die neue Kivchen-
verfaffung von dem Kirchen- und Volksblatk
erfährt, weil diese Verfaffung dem Muckerre-
gl'mentk, welcheS im Volke keinen Boden fin-
det, für immer ein Ziel setzt. Znsofcrn ist
denn freilich der Zorn dieser Leute sehr er-
klärbar; sie fühlen die Wahrheit der Bemer-
kung des ev. WochenblaitS: „daß das Wahl-
recht der Gemeinben zn einer furchtbaren Waffe
gegen ei'ne ganze Ri'chkung werden kann."
Jirael, daß du verbirbst, ist deine eigene
Schuld!

Ulm, 18. März. Stadtschuldheiß Schnster
dahier, mehrjähriges Mitgli'ed der Abgeord-
netenkammer und deS weiteren ständischen
Ausschuffes, ist gestern in Angsburg (wo er
zu Besuch weilte), 45 Jahre alt, init Tod
abgegangen. Zm Jahre 1848 der Linken an-
gehörcnd, war er in der letzten Zeit scines
Lebens der großdeutfchen Sache zug'ethan.

Wefel» 17. März. Lieutenant Plock,
welcher zu 15 Jahren Festung verurtheilt war,
weil er einem Wachtposten,, den er entfernt
vvm Schilderhaus schlasend getrvffen, eine
Ohrfeige gegeben, ist nach 2t/zinonatlicher Ge-
fangenschaft begnadigt und wieder in Dienst
gcireten. (Rh. Z.)

Berlin, 16. März. Die znr Erinnerung
an rie F.wzügc von 1813, 1814 und 1815
gestiftete Medaille trägt auf der Vorderseite
das Bildniß des Königs Friedrich Wilhelin III.
und auf der Rückfeite die Namens-Chiffre des
Königs Wilhelm I. Die Medaille wird in gel-
bem Metall und schwarzem Eisen hergesteüt.
Dieselbe verbleibt nach dem Ableben der da-
mit Ausgezeichnetcn zum ehrenden Andenken
in den beireffendcn Familien.

Berlin, 17. März. Wic gestern, so war
auch heuie der Himmel bezogen und mit Un-
terbrechungen fiel bei gänzlicher Windstillc ein
feiner Sprühregen. Doch wurde die Feierlich-
keit und die damit verbundene Grundsteinle-
gung zu dem Denkinal Friedeich Wilhelms lll.
dadurch nicht im Minoesten gestört. Gegen
Ilp/^ Uhr verkündiglen die Klänqe des
Pariier EinzugsmarscheS die Annäherung deS
Belcranenzuges von der Karlsstraße her. AlS-
bald erschien der König in Paradeuniform
mit de« großen Bande des schwarzen Adler-
ordenS auf dem Balkvn untcr der Verunda
deS PalaiS und begrüßte die vorbeidefilirenden
krieger. ES waren deren mehr als 3000,
die in bicht aufeinanderfolgenden Abtheilungen
dem Deukmalsplatze zuzogen. Jcder Ab'thei-
lung wurde von einem Feldwebel oder Unter-
officier des Gardecorps in Begleitung zweier
Officiere ein lorbeerbekränzter weißer Ehren-
schild mit der in großer schwarzer Schrift
«nthaltenen Bezeichnung deS früheren Heer.
lörperS — Iork'fches Corps, Bülow'scheS
EorpS, Tauenzien'scheS Corps rc. — voran-
getragen. Hinter diesen Bannern folgten zu-
nächst immcr die Generale, welche in den ein-

schwollenen Gesichter und die rothunterlaufenen Au-
gen »on dem, «aS dle Glctschersonnc gethan. Nach
zehn Tagcn lvSte sich die Haut von den Gesichtern.
Doctor Pitschner'S Sehvcnnögen nahm nur sehr
langsam an Kraft zu, aber längcr daucrten noch
die Uebel, welche der Frost in seincm linkcn Arm
und der linken Hand zurückgelaffen hatte. — Am
2. August AbendS um dte neunte Stunde zog Dr.
Pitschncr mit den unerschrockcnen Savoyardcn, be°
gleitet von Freunden und Fremden, unter den
KlLngen der preußischen Nationalhymne und Ka-
»onriisalven, begrüßt von den lcbhaftesten Freuden-
bezeugungen der Bcwohncr mit Zlluminatio» und
Keuerwerk, «ieder in das Dorf Chamounir etn.

Der Staub als Verräther.

Sin Herr R. in Paris ist der glückiiche Gatte
eincr sehr hübschen und liebcnSwürdlgcn Frau, der
er den einzigen Vorwurf zu machen hatte, daß sie
ki» klein wenig zu gesallsüchtig sei und fich ntcht
ungern von andcrn Männern dcn Hof machen laffe.
Ramcntlich machte der Ehcmann dic Bemcrkung,
daß cin jnnger eleganter Baron allzu feurige Blicke
mit stiner Fra« wechsele, «nd d» er dte Bcsuche des l

zelnen CorpS noch die Feldzüge von 1813 bis
1815 mitgemacht haben; dann in bunter Mi»
schung Militärs und Civilistcn, letztcre theil-
weise noch in den alten Uniformen. Den zu
Fuß marschirenden Vcteranen schlossen fich die
gcbrcchlichcn Jnvaliden in zahlreichen königl.
und Privatequipagen, sowie in Städtwagen
an. Mit jubelndem Zurufen bcgrüßte das
maffenhaft versammelke Piiblikum jede Abthei-
lung dcr greisen Käinpfer auf ihrem ganzen
Wege. Besondere Aufmerksamkeit crregte der
alte Graf Nostiz, Blücher's Adjutant. Der
König verblieb bis zum Enbe des Vorbeimar-
sches auf dem Balkon und begab stch dann
um 111/^ Uhr mit den königlichen Prinzen
nach dem Lustgarten, wo alsbalb die feierliche
Griindsteinlegung vollzogen wurde. Glocken-
geläuke von allen Thürmen der Hauptstadt
leitete die Feier ein und begleitete mit dem
Donner von 101 Kanonenschüssen und den
Fanfaren der Militärmufik deren Schlußact.
Die Weihrede sodann am Grundstein dcs Denk-
mals wurde von eincm Veteranen der Be-
freiungSkriege, dem OberhofpredigerDr. Sneih-
lage gehalten. Die kirchlichen Gesänge führte
der Domchor aus. Enihusiastische Jubelrufe
der Festversammlung, wie der fie umgebenden
Volksmenge begrüßie die königl. Majestäten
bei der Ankunft und bei der Abfahrt. Auf
die Grundsteinlegung fvlgte Nachmiitags um
2 Uhr die im KroÜ'schen Etabliffcment ver-
anstaltete Festtafel für die mit der Kriegs-
deiikinünze decorirtcn Veteranen aus Berlin,
Potsdam und Charlottenburg. Dcn Vorsitz
dabei führtc der Feldmarschall v. Wrangel,
welcher vorher auch als Führer ^em Vetera-
nenzug vorangeschritten war. Gegen 3 Uhr
begann im köiu'gl. Schlosse die Festtafel für
sämmtliche nach Berlin enibotenen inländischen
und auskändischen Ritter deS eisernen Kreu-
zes. Für heute Abend find sämmtliche Betc-
ranen zu den Festvorstellungen im königlichen
Opernhausc und im kvniglichcn Schauspiel-
hause eingeladen. AuS Anlaß der heutigen
Feier hat der König zahlreiche Beförderungen
in der Armee vorgenommen.

Der „Köln. Zig." schreibt man am 17.:
Das heutige Fcst wird bei trübcr und regne-
rischer Wikterung gefeicrt. Wenige Häuser
habcn gefiaggt. Die Stadt Berlin ist bei der
Feier nur durch Depukationen deS MagistrateS
und dcr Stadtverordneten vertrelen. Alle
Handwerkerinnungen, mit Ausnahme der Bür-
stenbinder, haben die Betheiligung an der Feier
abgelehnt. Die Zurückhaltung der Berliner
Bürgerschaft gilt nicht dem Feste, sondcrn den
Vcrhältniffen, unker denen dasselbe gefeiert
wird, und den Urhebern dieser Verhältniffe.
ES war leider kein Volksfcst, mit welchem
dcr Ehrentag des preußischcn Volkes gefeicrt
wurde.

Krankretch.

Paris, 17. März. Unter den namhaften
Polen, welche von hier in ihre Heiniath ab-
gereist find, befindet stch auch der 75jährige
Graf Ledochowski, ein Vetter von Graf Wa-
lewski. Er begab sich nach dem Lager Langie

jungen Herrn nicht gern sah, gab cr dtcS demselben
in fctncr Weisc und seiner Gattin tn deutlichen
Worten zu verstehen.

Die junge Frau beruhigte die Eifersucht ihrcS
Manncs mit heiterm Lachen, und da er den Baron
nie mehr im Salon Madamc's traf, so gab er sich
völlig zufricden und freute fich, dcn Feind so schnell
los gcworden zu stin.

EincS Abends ging der Gatte ganz vergnügltch
in stinen Club; als cr sich von stiner Frau verab-
schiedete, fand cr fie in ihrem Zimmer, ganz ver-
ticst in die Lcciüre deS neuen SchauerromanS Sa-
lammbo. Als er im Begriff war, wieder heimzu-
kehren, trifft cr im Vorzimmcr dcS Clublocals den
gefürchtcten Baron, welchcr ebcn hincintreten wollte.
Dtestr zieht, höflich grüßend, dcn Hut und Herr N.
redet ihn an:

„Abcr Herr Baron, wo Tcufel haben Sic dcnn
Jhren Hut stchen gehabt?"

Der Baron nimmt den Hut wiedcr vom Kvpf,
betrachtet ihn erstaunt und bemerkt, daß dcr Deckel
förmlich mit einer dicken Lage Staub überzogen ist,
der fich tn dcm Plüsch festgesctzt hat; er ruft eineik
l Garzon, läßt sich den Hut ausbürsten, indem er

wicz' und konnte, wie der Zndep. erzählt wird
die Thränen nicht zurückhalten beim Änblick
der naiionalen Banner, der gnten Haltung
der improvifirten Truppen und der Disciplin,
die in den Reihen der Aufständischen herrscht.

Paris, 18. März. Senat. Fortsetzung
der Verhandlung üder die Petiiionen wegen
Polen. Larochejacquclin verdammt die pol»
nische Bewegung als eine revolutionäre, wo»
gegen Graf Walewski protestirt. Der Prinz
Napoleon bestreitct ebenfalls, daß dic Bewe-
gung eine revolutionäre sei, und wiü von den
Verträgen von 1815 nur in dem Fall gespro-
chen wiffen, daß man sie verwünschen wolle.
Die gegenwärtigen Verfolgungen in Polen,
sagt er, stnd mehr als hinreichend, um den
Unwillrn FrankreichS herauszuforbern: Ruß»
land sucht Frankreich mit England zu ent«
zivejen. Es hat dic Convention mit Preußcn
abgcschlossen, damit seine Truppenmacht
gegen die freigelassenen Leibcigeiien vcrwenden
kann. Die Haitung Ocsterreichs ist bcfriedi-
gend. Der Prinz schlicßt mit den Worten:
Die Umstände sind günstig: der Kaiser befinvet
flch in bcr Kraft seines Genies, die innere und
die änßere Lage ist vortreffiich, der Augenblick
zum Handeln ist gekonimen. Billault verlangt
Ausseßung dcr Discussion bis morgen, wo er
auf die unklugen Wortc, wclche heute gespro-
chen wurhen, antworle» werde.

S ch w e t z.

SchaMaufen, im MSrz. Jn der hic-
flgen Bahnholfrage ist nach Schw. Bl. eine
Verstänbigung getrvffen worden, die, wenn sie
ratificirt werden wird, die demnächstige Voll-
endung und Eröffnung der Linie Waldshut-
Schaffhausen-Konstanz hoffen läßt.

St. Gallen. Einc Versammlung von
Polenfreundcn in Rorschach beschloß, eine
Abreffe an den Bundesrath zu richte», worin
berselbc aufgefordert wird, bei befreundeten
Mächten dahin zu wirken, daß den das »cun-
zehnie Jahrhundert schändenben Polenschläch-
tereien Einhalt geboten werde.

Italt en

Rom, 17. März. Jn seiner Rede hat
der Papst sich folgendcrmaßen über Polen
ausgebrückt: „Die klägliche Lage Polens hat
i'm höchsten Grade die päpstliche Bekümmer-
niß, die wir stetS für dieses katholische Köuig-
reich empfanbcn, erregk. Sv glaubten wir auch
u. A. für die Wiederbesetzung einiger erledig»
ten polnischen Bischossitze Sorge tragen zu
müffen. Wir haben verschiedene Bischöfe er-
nannt, die gemeinsam mit ihren Amtsbrüdern
das Wohl der Kirche verfolgen, und keine Ar-
beit, keine Mühe und Sorge sparen svllen, um
für immer die Religion in dieseni Königreiche
zu befestigen und die Ucbel zu entfernen,
wclche seit so langer Zeit die katholische
Kirche PolenS heimsuchcn." — Die päpstliche
Rede hat gleichfalls den Abschluß ernes Con-
kordatS mit den Republiken' von Ecua-
dor und San Salvador angezeigt

Turin, 16. März. Ein Decret verord-
net, daß Verfügungen auswärtiger geistlicher

seine Verwunderung auSspricht uud tritt dann in
die Salons, während Herr N. nach Hause «an-
dert, wo er sein Frauchen noch ganz in ihren Ro-
man vcrticft, antrifft.

Am andcrn Morgen sucht der Mann irgend einen
verlegten Schlüffci und da er ihn nirgends finden
kann, stöbert cr jcden Winkel durch und sucht an
allcn Ortcn, «o der Schlüffel vernünftigcrweise gar
nicht sein kann. So greift er auch mit der Hand
auf eine Ehiffonniere, sindet indcffen kcinen Schlus-
sel, aber sehr viel Staub.

Diesc Dienstboten find doch zu nachläsfig!

Er hat die Fingcr so voll Staub, daß er sich dte
Händc «aschcn muß und dabei fällt ihm plötzlich
der Staub auf dcm Hut des Barons am vorhcri-
gcn Abend ein. Ein unbestimmtcs Gcfühl treibt
ihn an, die Sache näherzu untersuchcn und„Eifer-
süchtige finden oft mehr, als ste suchcn." Er stcigt
auf cinen Stuhl, betrachtet die Marmorplatte der
Chisfoniere und sieht außer den Strichcn, die von
scinen Fingern hcrrühren, in dem Staube dcn run-
den Abdruck eines Hutdcckels!

Er vcrgißt nun total dcn vcrlorenen Schlüffcl,
und was nun solgte, kann man sich denken!
 
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