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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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Chaur de FondS el'ne Bekanntmachung deS
VorstandeS dcS deotschen Schützenbundes, wo»
rin zu zahlreicher Theilnahme an einem gro-
ßen gemeinsamen Schützeuzuge nach Chaur de
Fonds aufgefordert wird, wozu Frankfurt den
Sammlungsplatz bildfn solle. Jm Anschluß
an diese Bekanntmachung giebt der Vorstand
des SchützenvereinS in Franksurt, vr. S. Müller,
dieVersicherung.daßin Frankfurt AlleSgeschehen
werde, um zur Verwirklichung dieseS PlaneS
behülflich zu sein.

Berlia» 26. März. Auf telegraphischem
Wcge hier eingetroffene Mittheilungen aus
St. PeterSburg vom neueste» Datum mel«
den FolgendeS: Gortschakoff soll den west-
mächtlichen Grsandten die positive Erklä-
rung abgegeben haben, jetzt nachdem der pol-
nische Aufstand als niedergeworfcn zu
bctrachten sei, werde Kaiser Alerander bestrebt
sein, im Einverständniß mit den beidcn an-
deren Lheilungsmächten, seinen polnischen Un-
terthanen Jnstitutionen zn verleihcn, welche
Europa den Beweis liefern werden, daß der
russischen Regierung das Wohl ihrer polnischen
Unterthanen nicht minder am Hcrzen liege,
alS das dcr eigentli'chen Russcn. Auch ist einc
General-Amnestie zwar nicht versprochen, aber
in Aussicht gestellt. (Pressc.)

Berlin, 27. März. Jn der heutigen
Sitzung dcr Militär-Commisflon, wo wiederum
kein Minister zugegen war, wurde eine neue
Gegenschrift des MinisteriumS gegen die Denk-
schrist deS Hrn. Vaerst vvrgelegt, in der eine
nachdrückliche wiedcrholte Zurückweisung der
gesetzlichcn zwcijährigcn Dienstzeit ausge-
sprochen wird. Die Regierung hält aus reif-
lich erwogenen Gründen mit voller Ueber«
zeugung das Princip Ler gesetzlich bestehendcn
Dicnstzeit fest; vereinzeltc vorübergehende Ab-
weichungcn bewcisen, daß die Regierung die
militärischen Rücksichten nicht einseitig und
ausschließlich zur Richtschnur ihrer vrganisato-
rischen Maßregeln niache. Der Schlußsatz
lautet: Die gesetzlich verkürzte Dienstzeit würdc
nach ihrer technischen Ansicht und den Erfah-
rungen aller Länder und aller Zeiten die
KriegStüchtigkeit des HeereS auss Ernstlichste
gcfährden. Gestern sprachen in der gemein-
samen Conferenz Kerst, Waldeck und Löwc
gegen, Gneist und Spbel für Amendirung.
Heute epfolgt die Fvrtsetzung der Debattc.

(K. Z.)

Wie«, 26. März. Ueber eine aus Anlaß
der Verfolgung flüchtigcr Znsurgcnten durch
russische Truppen bei Czulice und Karniow
erfolgte freche Verletzung östcrreichischen Ge-
bicteS wird Folgcndes mitgetheilt: Der Grenz-
übcrgang der Jnsurgcnten begann am 21. d.
M. um 11 Uhr Vorm. Gegen 12 Uhr langte
einc größere Zahl Jnsurgenten in Czulice an.
Etwa 300 Kosaken versolgten sie bis zu den
Edelhöfcn in Czillicc und Karniew auf Lster-
reichisches Gebiet, tödtcten drei und verwnn-
dctcn zwci der Flüchilinge. Von den tzi das
Dorf Czulice eingedrungenen 40 bis 50 Kosaken
wurde dic dort zur Bewachung der Grcnze
stationirte Abtheilung Lsterrelchischen Militärs
evtwaffnet «nd ein als Schildwache bei der

Der junge Mann war bald nach dem Dicbstahl
»us dcm Orte abgerctst. Tnrch cincn glücklichen
Zusall fand ich seine Spur, ich rciste ihm mit zwei
andrrn Beamten nach und bemächtigte mich seiner
«ndlich in einer kleinen Grenzstadt. Mcine Er-
mittlungcn ergaben sofort, daß cr fich einen fal-
schen Ramcn gegeben hatte. Er war gar nicht »on
Adel, war früher Malcr, dann Schauspieler gc-
«esen uird dann als Avanturier im wahren Sinne
deS Wortes z« bctrachten.

cSortsetzung folgt.)

Eim Vifite bei Frimlein Henriette Pusto-
wojtow in Krakau. *)

Neben Langiewtcz ist bckanntlich auch scin weib-
lichcr Adjutant seit Sonntag früh in Krakau in-
ternirt und die dortige Polizcibehördc hat galant
grnug der jungen Damc nicht die einsame Zcllc tm
Castelt, sondern eine recht freundliche, wenn auch

») Aus drr „Schles. Zlg."

Kirche postirter Soldat des Rrgiments Preußcn
durch eine« Schuß getödtet. Glcichzeitig dran-
gen mehrere Kosaken auf den ihnen cntgcgen-
kommcndcn, dic Abtheilung commandirenden
östcrreichischcn k. k. Lieutenant cin; seine Vor-
stellnngen, sic seien auf österreichischem Gebicte
und er östcrreichischer Ofsicier, wurden nicht
beachtet, zxiederholt anS nächster Nähe auf ihn
gcfeuert und er endlich mit der entwaffnetcn
Mannschaft alS Gefangener vor dcn an der
Grenzsäule mit etwa 7—800 Dragvnern hal-
tcnden russischen Obersten dcs Regimcnts gc«
bracht. Auf die Vorstellung, daß eine Grcnz-
verletzung stattgefunden, soll derselbe entgegnct
haben, daß daS österreichische Militär nicht
hätte die Jnsurgenten in Schutz nehmen sollen.
Er ließ hernach dem Ossicier und den Solda-
ten die Waffen zurückstellen und sic auf öster-
rcichischeS Gebiet zurückkehren, verweigerte
jedoch seinen Namen und den scines Regiments
zu nennen.

Wie«, 26. März. Langiewicz ist heute
sammt scincr nächsten Umgebung auf Ehren-
wort nach Brünn entlaffen worden. Ausge-
liefert wird kein einziger von den übergc-
tretenen Jnsnrgcnten.

Laibach, 26. März. (Krainer Landtag.)
Für Einführung der Schwurgerichtc sprechen
Tvman, Bleiweis und Dr. Suppan; dagege»
Strahl, Apfaltern und Krommer. Der Aus-
schußantrag, die Einführung der Schwurge-
richte zu befürworten, wird mit überwiegender
Majorität angenommeu.

K r a n k r e t ch.

Paris, 24. März. Jndem Ludwig Na-
poleon dem Minister Billault in einem offe-
nen Sendschreiben das Zeugniß ausstellte,
scine Politik ganz gcnau ausgelegt zu haben,
ricf cr nicht bloß dcn Pri'nzen Napolcon znr
Ordnung, soiidern er läutete auch dem pol«
nischen Ausstand die Todtenglocke, denn
dieser Absagcbiief ist ein vicl härterer Schlag
für die „Frankreich so thenre Sache der Po-
len", alS die Lahmlegung deS DiktatorS Lan-
giewicz, und wir müßten uns schr irren, aber
wir werden bald erfahren, daß die Gewißheit,
auf keine militärische Unterstützung rechnen zu
können, Entmuthi'giiiig unter den Aiifständischen
hervorgcrufen habe.

Paris, 25. März. Die „France" ver-
sichert iii einem vom Redactionssecretär un-
terzeichneten Artikel, Fürst Metternich habe
von Wien Zusichcrungen mitgebracht, wclchc
zum Glauben an eine biüige Lösung der pol-
nischen Fragc bcrechtigen. Das Wiener Ca-
binet scheine nicht abgencigt, durch Unterstützung
der französischen Jnitiative in cine diploma-
lische Actio» einziitreten.

Eng land

Londo«, 28. März. UnterhauSsitzung.
Vcrschiedenen Jntcrpeüativuen gegcnüber er«
klärt Lord Palmerston, daß die diplomatischen
Vcrhandlungcn mit den Wiener VertragSmäch-
ten wegcn Polen fortdauern, daß aber Nähe-
res vorerst znr Mittheiluug nicht gccignet sei.
Dic in dcn vereinigten Staaten Nordamerika's

vergitterte Wohnung zu ebcner Srdc im Polizei-
amt angcwiksen, «o fic der Außenwelt nicht ganz
entrückt ist unv die Vorübcrgchendcn sehcn und in
Augenschctn nehmcn kann. Nur erne nicht allzu
brcite Straße trcnnt fie von ihrem General, da
daS Lastell gegenüber dem Polizcigcbäude gelcgen
und dic die Zwingburg gegen Nordcn umschließende
crcnclirte Maucr nicht hoch gcnug ist, dcn Blick
selbst in das crste Stockwerk der Vcste zu verweh-
ren. Einc bitterc Aronie des Zufalls, wenn nicht ^
Abfichtlichkeit, hat die bcidcn Waffcugefährten so
placirt, daß fie gegenscitig ihre Kerkcr — denn was ^
ist internirc» anders als gefangenhalten — »or
Augen haben, abcr fich selbst, trotz der geringcn ^
Distanz, nicht erblicken können. Wäre der Erdic-
tator nur um zwei Fenstcr östlicher in dem Castell
untergcbracht, so könnte cr seinem früheren, ge-
wiß ebcn so geschätzten als gclicbten Adjutanten in
das brennende Ange sehcn, um tn dieser Vergün-
stigung «iellcicht nicht mehr allzusehr das Drückcndc
seiner Lage zu fühlcn, Kräulei» Henriettc Pusto-
wojto« ist der Obhut eineS PoltzeidienerS anvcr-
traut, welcher sein Amt mtt Milde zu übcn scheint
und deffen Jnstructionen »uch dahin lautcn mö-

erhvbtnen Kkagen über mangelhafte Beobach-
tung der Neutralität erklärt Lord Palmerston
für unbegründet: England — sagt er.— be-
obachte die Reiikralgesetze strengstcns und werde
sich durch kein Parkeigeschrei zu einer Aende-
rung Zeines Verhaltens in diescr Hinsicht
bringen lassen. — Darauf Vertagung der Ses-
ston bi'S zum 13. April.

Z t a t i e «

Tvre«, 26. März. Depntirtenkammer.
Discnffion deS Gesetzentwurfs wegen Natu-
ralisation der italienischen Emigrirten. Mar-
chese Peruzzi, Minister des Jnnern, bemerkt,
daß die Zahl der vom Staat unterstützten
Emigrirten sich auf 7000 beläuft und daß die
dadurch vcranlaßte jährlichc Ausgabe 3 Mill.
Franken beträgt. Er unterstützt de» Antrag
der Cvmmiffion. Die allgemeine Debatte wird
geschloffen und der Ark. 1 angenommen.

Turin, 27. März. Depntirtenkammer.
Verhandlung nber die Petitionen zu Gunsten
Pojens. I. Ballanti, Berichterstatter der mit
dcren Uuterfuchung beauftragten Cominiffion,
trägt auf lleberwcisung an bie Rcgierung an.
Der Minister Visconti - Venosta nimmt die
Ueberweisung an und gibt Aufklärunge» über
daS Verfahrcn der Rrgierung. Dem italien.
Gesandten in Petersburg sind Polcn günstige
Znstructionen zngcgangen. Der Minister drückt
die Hoffnung aus, daß die Regierung des Kai-
serS Alerander ll., der sich durch seine Re-
formcn im Znnern so viel Rnhm verschafft,
auch einc Rcgierung dcr Sühne für Polen
scin werde. Jtalien konnte bie wohlwollendc
Haltung Rußianvs während des Krieges von
1859 eben so wenig vergeffen, als den Act,
dnrch den es kürzlich Ztalien anerkannt hat.
Die ilalienische Regicrung hat ihre Anschau-
ung der Lage in einer nach Petersburg ge«
schickten Note mitgciheilt. England hat Jta-
lien aufgcfordert, an den für paffend zu er-
achtenden diplomatischen Schritten Theil zu
nehmen. Die Regierung hät sich beeilt, an-
zunehmen'; indem Jtalien jctzt seinc Freiheit
dcS Handclns bewahrt, niiiimt eS seinen Platz
im cüropäischen Concert cin. Dcr Wahlspruch
der Regierung ist: Ztalien stcts frei, niemalS
vercinzclk. (Beifall.)

Mordini ist der Anflchk, Jtalien müffe Po-
le» helfcn, indem es den Boden der Verträge
verläßt und die politischc Einheit PolenS ver«
theidigt. DaS Ministerium sei in dieser Frage
weder revolutionär noch conservativ gewesen,
sonbcrn eS habe ihm azi Energie gesehlt. Er
schlägt folgende Tagesordnung vor: „Dic Kam-
mer, als Dolmetscher der Gefühle JtalienS,
fordert das Ministcrium auf, mit allen ihm
zu Gcbot steheuden Mitteln die Wiederher-
stcUuug PolenS zu unterstüßen."

Der Ministcr des Aeußern erklärt, daß sich
dic Regiernng nicht auf die Verträge berufen
habe. Jn ,'hrer Antwvrt an England habe
sie erklärt, daß sie in dem Ursprung der Ver-
faffung des Köm'greichs Jtalien und in dem
nationalen Necht vicl mehr als in den Ver-
lrägen die Richtschnur für ihre HandlungS-
wcise erblicke.

gen, daß feine durch Langiewicz mit berühmt ge-
wordcne Gcfangcne, wclche kaum bas 20. Zahr er-
reicht hat, auch untcr Umständcn Besuche empfan-
gcn kann, wenn fie übcrhaupt gcwillt ist, dicsclben
anzunchmen. Um eine solche Erlaubniß einzuho-
lcn, muß zunächst an die militärifchc Znstanz in
dcr Pcrson eineS wachthabenden UiitcroffizicrS, deffen
Lcute die Pforte bcsetzt halten und im Hofraumc
des GcbäudeS, worin fich auch daS Tclegraphen-
amt bcfindet, placirt find, appellirt wcrden. ES
gclang unr nun, am Montag diesclbc derartig zu
übcrspringcn, daß wir uns bald ohnc weitereS in
dem Familicnzimmer des PolizciinanncS sahen, dem
wir unscrc ganz crgcbenstc Bitte um Anmcldung
untcr irgend cincm gcwagten, indeß wohl untcr-
stütztcn Vorwandc mitthcilten. Dic Laune deS Gc-
fangenwärttrs mochte gcradc eine gute sein. Er
schmunzelte bcjahcnd, und begab fich in daS an-
stoßcnde Ziminer, um unS anzumclden. Nach ein
paar Augcnblicken kehrtc er znrück. Scine Hand-
bewcgung nach der Thür bewieS uns, daß wir an-
gcnommen warcn.

(Schluß folgt.)
 
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