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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0322

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der König anwesend war, wurde ein Civilist

— Spandauer Bürgcr dem Vernehmen nach

— welcher mit untergeschlagenen Armen vor
dem Ererrierhause stand und nicht die Hös»
lichkeit beobachtete, >oen nahe vorüberfahrenden
König ,u grüßen, auf specielle Anwetsung
arretirt.

Ueber die neueste Proclamation des KönigS
von Dänemark vom 30. März äußert die
«Nat.-Ztg.«:

Die däntsche Regiemng hat durch etnea Etaatsstreich
dte Verträge von 18L2 gerrtffen. Da« ist dte Bedeutnng
der Actenstücke, ite am 1. d. M. tn K-penhagen vrröffent-
licht find. Dte Berträge von 1852 enthtelten die Grnnd,
sätze. welche zwtschen Dentschland nnd Dänemark htnficht-
ltch der künfttgen V-rfaffungoverhältutffe der Herzogthümer
SchlcSwtg-Holstetn veretnbart waren. Drutschland
»erztchtete damals anf dai wichtigste Landcdrecht der Her-
zogthimer, auf thre sett Zahrhunderten destehende enge
R-alunioa; Preußen und Ocsterreich gaben außerdem thre
Zusttmmung zur Verntchtung dcs legittmc» Erbfolgerecht»
in den Heizogthümcru, und »crsprachen. durch dte Anerken-
nuag der Thrvnfolge etneS unberechtigten Fürsten dazu
mitzuwlrken, daß die Herzogthümer für immer mtt Däne-
mark »crbunden bltebcn. DaS Aequtvalent, welches Dcutsch-
land für so große Opfer fich ausbedung, war gertng genug.
Dänemark versprach, die deutsche Nottonalilät tn SchleSwig
unangetastet zu laffen und dte Sclbstständigkett und Gleich'
berechltgung der Herzogthümer ouftecht zu erhalten. Na.
mealllch sollte Schl-Swig nte tn tai Köntgrelch einverletbt
werdra «nd deßhalb nie tn eine näherc constttutionelle Ver-
btndung mtt Dänemark tecten, als tn welcher Holstein mtt
Däncmark keht. Dtes« Bedtngungcn hat dte däntsche Re>
gierung »on Ansang ntcht gehalten; den Forderungen
DeutschlandS suchtc flc durch Winkelzüge zu entgehen. Zktzt
sagt fie fich grundsätzlich von dem Vertragc loS, und tndem
fic die .Aussonderung HolstetnS" octroytrt, versucht fie
zuglclch durch etnen Staatsstretch dte Zncorporaiion
SchleSwtgS tuS W-rk zu setzen. Dle deutfchen Mächte
find jetzt nicht mehr an dte Zugeständntsse »on 1852 ge<
bunden und können tn ihren Forderungen wteder auf deu
etstus ezuo sote zurückgehcn.

Wien, 30. März. Zwischen Oesterrcich
und Baken ist ein Vertrag über eine ander-
weitige Vertheilung der Kriegsbesatziing der
Biindesfestung Rastatt abgeschlossen worden.
Nach einem Bundesbkschliiß vom 20. Februar
v. Z. hat die Kriegsbesatzung des genafinten
Platzes auS 9850 Mann Jnfanteri, 300 Mann
Reiterei, 1450 Mann Artisterie u. 400 Maun
Genietruppen, zusammen aus 12,000 Mann
z» bestehen, vvn welchen Oesterreich 4400
Maim Jnfanterie, 150 Mann Reiterei, 450
Mann Artillerie u. 400 Mann Genie, Preußen
4000 Mann Jnfanteric, Badcn endlich 1600
Mann Jnfanteric, 150 Mann Reiterei und
850 Mann Artillerie stellt. Nach dem jetzt
abqeschloffenen Vertrag wird im Kriegsfall
Oesterreich 150 Mann Jnfanterie wcniger
(also noch 4250 Mann) und 150 Mann Är-
tiüerie mehr (also 600 Mann) stcllen, Baden
abcr, ebenfallS im Kriegsfall, die Bemannnng
und Bespannung der AuSfallbatterie über-
nebmen.

Wien, 4. April. Aus bkster Quelle kön-
nen wir versichern, daß der augenblickliche
iStanb der diplomatischen Situation bezüglich
der polnischen Frage der ist, daß Frankreich
und England sich entschloffen haben, ohne
Oesterrkich ihregemeinsamc diplomalische Action
in Petersburg zu unternehmen. Was über
eine plötzlich zu Tage getrctene Dispvsition
dcS Lonboner Cabinets, in der polnischen Frage
energischcr, alS wie es bisher der Fav war,

Prozeß Garria-Calzado.

(Fortsetzung.)

Auf den ersten Blick entdecktc man dahcr, daß
unter dieselben neuere und wenigcr gebrauchte ge-
mischt worden seien, die sich besonderS durch ihre
«eiße Farbe untcrschieden. Herr Garcia wurde
nun scharf auf'S Korn genommen und mußte an-
geben, warum er Karten mitgcbracht habe. Nach-
dem er einige Worte zu stammcln vcrsucht, gcstand
er, daß cr immer Karten deS Oorelo tmpertsl bci
fich trage, weil fie ihm Glück brächten. Auf diese
Erklärung bemcrkte man ihm aber, daß cr seinen
Gegnrr beftohlen habe, man begann rhn zu unter-
suchcn, und entdeckte in seiner Westc unter dcm
Arme ein Spiel »on dcn Karten, welchc ihm bei
Beginn des Spieles übergebcn «orden warcn, und
welchc er durch folche ersctzt hattc, dte cr selbst mit-
gebracht. Zuletzt fand noch Herr Tolstoy in eincr
Tasche drS Herrn Garcia etn Spicl Karten, wel-
ches die Etiquette deS Oorol« impörisl trug.

Nun wurden die Thüren g-schloffen, damit Nie-
mand, vor Allem aber Herr Gareia fich nicht ent-

intercediren zu wollen, von mchreren Seiten
bcrichtet wird, sind wir in der 1'age, nach eincr
authentischen Mittheilung bcstätigen zu können
uiid fügcn nur noch hinzu, daß der englische
Botschafter Lord Blomsield auf das Eifrigste
bcstrebt wai, im Sinne eines Anschluffes an
die westmächtlichcn Schritte auf das Wiencr
Cabinet einzuwirken. — Wie wir hören, sind
mit dem hcutigen Tage die Geschäfte der Preß-
leitung im Staatsministerium definitiv und
vollständig von dem Hofrath Barvn Frieden-
fels an den Ministerialrath Fidler übergeben
worden.

Wien, 4. April. Mittheilungen auS un-
terrichteten Kreiscn in Rom sprechen von einer
so raschen Abnahme der Kräfte des Papstcs,
daß man auf daS Aenßerste gefaßt sein müffe.

Die „D. Allg. Ztg." schreibt in lleberein-
stimmung mit andern Blättern: So schroff
scheinbar die beiden handelspolitischen Rich-
tungen in Deutschland sich auch noch gegen«
überstehen, so ist es dvch sicher, daß man bc-
reitS von allen Seiten einzulenken begonnen
hat und daß weder Preußen, noch seine bis-
herigen Zollverbündeten, noch endlich Oester-
reich die Sache auf die Spitze zu treiben ge-
sonnen ist. Die Grundlagen deS Compro-
misseS, auf wclchem sich der reconstituirte Zoll-
vercin aufbauen würdc, sind, wic wir hören,
die folgenden. Der Zollverein ratificirt äe-
ckuetis ckeckuesuckis den von Preußen mit
Frankreich abgeschloffenen Handels « Vertrag;
Preußen erklärt sich beieit, die Ausmerzung
einzelner Bestimmungen dessclben sowohl selbst
zu concediren, als die Gutheißung dieser Mo-
dificationen durch Frankrcich zu erwirken; dcr
Zollverein unb Oesterreich endlich sind damit
einverstanden, den Zvll-Anschliiß OesterreichS
bis zu der allseitig gesicherten Erneueruiig der
Zollvereinsverträgc vvn der Tagesordnung zu
cntfernen; Preußen abcr verpflichtct sich, auf
einer unmittelbar nach Erneuerung dieser Ver-
trägc anzuberaiimenden Specialconfcrenz dic
Fragc der nähern Verbindimg mit Oesterreich
zur Sprache und im Sinn und Geiste des
Zollvereinsvertrags zur Entscheidung zu brin-
gen. Sind wir recht unterrichtet, so handelt
es sich jetzt vorzugsweise darum, in der letzt.
gedachten Richtung sich gcwiffc Garanticn zu
verschaffcn, insvfern man Prcußen veranlaffen
möchte, wcnigstens die Grundzüge einer even-
tuellen Vercinbarung mit Oesterreich schon jetzt
zu formulircn. Hinzugefügt darf aber noch
werden, daß auch der Fall der unbedingten
Weigerung Preußens ins Augc gefaßt ist und
daß man für diesen Fall einc Pression bereits
vorbercitet hat, wclche durch die Hcranziehung
Hannovers und dic dadurch zu Wcge gebrachte
handelspolitische Jsolirung Preußens aller-
dinqs des NachdruckS nicht entbehren würde.
Sicher ist wenigstens, daß Bayern schou in
formeller Weise für aüe Fällc die Fortdauer
des Präcipuums in Hannovcr zugesagt, be-
ziehungsweise zur kräftigsten Untcrstützung der
darauf gerichteten Ansprüche sich verpflichtct
hat, und eS dürfte sehr fraglich sein, ob Prcu-
ßen dort mehr, ob es auch nur so viel zu
bieten geneigt und im Stande ist.

fernen konntc, der wegzugchen »erlangte, «eil cr
sich unwohl sühle. Tolstoy, Fenilhadc-Lhauvin und
ich kamen auf die Jdee, den Ort zu untersuchen,
wo fich Garcta so lange aufgehalten, und wir fan-
den daselbst niehrcrc Kartcnuinschlägc aus dem
Osrole imperinl. Garcia wurdc nunmehr aufgt-
fordert, daS Geld herauszugeben, dcffcn cr fich auf
eine so unhonnete Weisc bcmächtigt. Nach cincr
längeren Erörterung uuter allerlci Fragen und hcf-
tigen AuSfällen gegen ihn und erst als er fich der
Gcfahr auSgcfctzt sah, dcm Polizeicommiffär übcr-
gebcn zu wcrden, cntschloß sich Garcia, das bei dem
Baccarat gewomiene Gcld hcrauSzugcbcn, jedoch
nur untcr der Bedingung, daß ihm auch sein Ver-
lust bei Irellte-et-izllsrLllte ersctzt «crde, und nichts
von dem Vorgefallcnen in die Ocffenrlichkeit dringc.
Er warf dabct an 40,000 Krancs BankbilletS auf
den Tisch und bcmcrtte, daß dies Alles sei, was er
bci fich habe.

AlS nun Herr Garcia dabei beharrte, daß er nur
40,000 Francs bcifich habc, schöpftc man Verdacht,
daß cr viellcickt seine BankbilletS an Hcrrn üal-
zado abgegeben habe, und eintge Herren crklärten,
daß man alle Anwescnden ohne AuSnahme unter-

Krankreich.

Paris, 6. April. Der Moniteur de l'Armee
bringt daS vollständige Vcrzcichniß der ver-
schiedenen Truppcukörper, welche dieses Jahr
unter Marschall Baraguap d'Hillier das Lager
von ChalonS beziehen werdcn. Es sind im
Ganzcn 3 Divisionen Fußvolk, bestehend auS
39 Bataillonen, woruntcr 3 Jägerbataillvne,
1 Division Reiterei mit 16 Schwadronen
LancierS und Dragoner, 9 Batterien, worun-
ter eine zu Pferd, 3 Compagnien Geniesol-
daten und verschiedene Abtheilungen Train,
Arbeitercompagnien, Gendarmen, Lazarethper-
sonal rc.

Paris, 4. April. Nach Verfügung deS
' Kriegsministers soll nunmehr immer eine ge-
wiffe Anzahl eingeborcner afrikanischer Regi-
menter eincn Bestandtheil der Pariser Garni-
son ausmachen. Man erwarte hier noch im
Lause deS April ein Regiment TurcoS.

Gngland

Lvndvn, 6. April. Die Prinzessin Alice,
Gemahlin des Prinzen Ludwig von Heffen,
ist diesen Morgen um 5 Uhr von einer Prin-
zeffin entbunden worden. Muttcr und Kind
befinden stch vvllkommen wohl.

Londo«, 6. April.. Gestcrn sollte ein
Meeting für Polen im Hpdepark gehalten'
wcrden; 20,000 Personen waren bcreits ver-
sammelt, als die Polizei das Meeting ver-
hindcrte. Die Ordnung wurde nicht gestört.

S ch w e i z.

Nach telcgraphi'schen Berichten aus Turin
ist der Abgeordnete und General Biriö aber-
malS im Parlauieiile mit den Ansprüchen Zta-
liens auf Tessin hervorgetretcn, wurde jedoch
wie verdicnt, von Minister Peruzzi zurecht
gewiescn. Solche annerionistische Narrhciten
eines Einzeliien werden jedenfalls uicht zu
Weiteren Mißhelligkeiten führen. Die Rechte
der Schweij auf das Vcltlin, das Comoffer-
nnd Domodoffolagebiet wäre» weit eher gel?
lend zu machcn, als dic Ztaliens auf bas
Teffin.

Ber«, 4. April. Dcr Bund sagt: „Wl'r
sind in Preußen verbvteu . . . Gleiches ist
nns im Nov. 1858 unter dem Ministcr Flott-
well begcgnct, während das viclverschrieene
Mliiisteriuin Manteuffel unsekc Schweizerkost
fast vhne alle Jndigestion, selbst während der
gcrcizten Zcit des Neuenburger Conflicts, hatte
verdauen können. Das Verbot wurdc aber
schon im April 1859 wicdcr aufgehoben. Wir
hoffen, auch diescs zwcite Vcrbot möge nicht
viel länger andauern, und wir stützcn diese
Erwarlung auf die Thatsache, daß das Mi-
nisterium Bismarck scin Möglichstes thut, um
Prcußen rccht bald auf einen grünen Zweig
zu bringen, nach dem Satze nämlich: es muß
recht schlecht kommen, bis es bcffer wird. Wir
sind überzeugt, die beffere Zeit ist nicht mehr
fern, und dann wird sich diescr oder ein an-
derer König, gedrängt durch bie Uebermacht
dcr Ereigniffc, mit RSthen umgeben, welche
das freie Wort crtragen und zwischen den

suchcn müffe. Mchrere fvlgten diese« Aufforderung,
! öffneten ihrc Westen und kehrten thre Taschcn heraus.
'Dte Hcrren Calzado und Garcia, welche man nicht
mehr auS den Augen ließ, wurden aufgefordert,
deSgleichcn zu thun. Da sah man plötzlich untcn
aus der Hose des Hcrrn Garcia ein Paket Bank-
billetS tm Betrage von ungefähr 10 bis 14,000
FrancS herausfallcn, und so »ft er seinen Platz
ändertc, fand man an Ler Stelle, wo cr gcstanden,
Banknoten liegen.

Herr Calzado weigcrtc sich dagcgcn, sich zu ent-
klcidcn, selbst dan» noch, als ihm der MarquiS
Vivcns schon bcmerkt hatte, daß er bereits daSselbe
gethan habc; er sagtc, er habe sein Portefeuille ge-
zeigt, in welchem sich lst,VOO FrancS befändcn; im
Ucbrigen habe er nichtS bei sich. WLHrcnd Herr
Lalzado so mit mehreren Herren herumstritt, be-
mcrkte ich, wie fciner Hosc ein Pakct BankbilletS
im Belaufc von 14,000 FrancS entglitt. Ich hob
eS auf und übcrgab cS ihm mit dcn Worten: „Herr
Lalzado, hicr sind Banknoten, die soeben auS Jhrer
Hose gcfallcn find; fie gehören Jhncn, nehmen Sie
dieselbcn nur." Lalzado protestirtc dagegcn und
leugnete, daß fie ihm gehörten. (Schluß folgt.)
 
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