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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0338

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bachbartk» Staate erst im vori'gen Iahre einem
hadischen deutschkatholischen Prediger bei Be-
erdigung eincs Glaubensgenoffen die Abhaltung
einer Grabrede poli'zeilich untersagt. Lautcr
Erschcinungen, die für die Einführung deS
CivilbcgräbniffeS sprechen!

Speier» 11. April. Morgen wl'rd hier die
außerorb. Generalspnode durch Gottesdienst
feierlich eröffnet worden.

Kafsel, 16. April. Jn der heutigcn Vor-
mittagositzung der Ständeversammlung wurde
die Wahlgesetznovellc nach den Anträgen des
Ansschuffes genehmigt. Darnach stnd zuge-
laffen: Die apanagirten Priuzen oder dcren
Bevvlluiächtigte und die Standesherrn oder
dercn Bevollmächtigte, ferner sechs Abgeordnete
des reichsunmittelbar geweseiien Abels, sowic
der im Kurfürstenthum wohnenden und begü-
terten Ritterschaft. Jn der Nachmittagssttzung
erfolgte die Revision und einstimmige An-
nahme des Gesetzes. Dr. Oetker und fünf
andere Abgcordnete gaben Erklärüngen zu
Protocoll.

Kaffel, 10. April. Jn der gestern und
heute siattgehabten Ersatzwahl für den ver-
storbenen Oberbürqeruieister Hartwig ist Dr.
Weigel als Abgeordneter für Kaffel aus der
Wuhlurne hervorgegangen.

Berlin, 10. März. Der heutige Staats-
anzeigkr« bringt solgende königl. Kundmachung
svhne jedc Contrasignatur): „Der erfreuliche
Jnhalt der nunmehr aus aüen Landestheilen
vorliegenden Berichte über die vvn Mir zu
Ehren dcr tapferen Kämpfer vo» 1813, 14
und 15 angeordnete Feier des 17. März ver-
anlaßt Mich, Meine Bcfriedigung wegen der
dabci überall kundgegebenen warmen Spmpa-
thien des Volkes öffentlich auszusprechen, und
namentlich den stänvischen und städtischen Cor-
porationen, sowie den Einzelnen, welche für
die würdige Begehnng des Festes willig und
opferfreudig mitgewirkt haben, laut und herz-
Ii'ch zu danken. ES hat Mir wohlgethan,
darin cinen lebendigen BeweiS für die treue
Gesinnung zu finden, in welcher Mein Volk
allen patrivtischen Antrieben jedcrzeit zu fol-
gen bereit ist; es ist erhcbend sür Mich ge-
wesen, zu sehen, wie die iinwandelbare Ueber-
cinstimmung, welche in Preußen König und
Volk mitei'nander verbindet, sich in der erneu-
ten Anerkennung bethäkigt hat, welchc Mein
Vvlk gemeinsam mit Mir den Kriegern zu
Theil werden ließ, die für den Thron und
das Vaterland Blut und Leben eingesetzt hattcn.
Dicse^Gksinnuiigen haben Meine Zuversicht
von Neuem befestigt, daß in der Nation das
Bewußtsein wurzclt, wie ihr wahres Wohl
nur durch festes und vertrauensvolles Anschlie-
ßen an ihren König, auf der Bahn des bc-
svnnenen uiid deßhalb heilbringenden Fort-
schritts, und nicht au^ den Zrrwcgen wech-
sclnder Zeitströmungen zu sinden ist. Jndem
Jch das Staats-Ministerl'um beauftrage, die«
sen Ausdruck Meines Dankes wie Meines
Vertrauens zur öffentlichen Kenntniß zu brin-
gen, fordere Jch basselbe auf, Mich in Mei-
nen Bestrebungen ferner zu unterstützen, um
Einwirkungen entgegen zu treten, welche das

Der llnfug wird immer mehr um sich greifen,
Drum können auch die Spargeln nicht reifen
Am Friesenderg, wo der Boden so felfig
llnd die meisten Rettigc werdcn pelzlg.

O Abendgesellschaft! L EngelSwonne!

Es pösclt bei Allmang und in der Sonne!

Ein Glück nur, daß solches Gcpösel dem Wein
Nicht schadet, wie dem Dichtcr der „Marie vom

Rhein!*)

Wir find nicht verwöhnt, wir find nicht so lecker,
Wir nehmen, wenn'S sein muß, auch cine vom Neckar;
Die find nicht hysterisch und wcrden nicht klagcn,
Die können schon etwaS Gepösel vertragcn!

O ländliche Schöne in Rohrbach's Auen,

Was weinst Du? Weil Er so selten zu schauen?

So heißt ein Bühnenspiel deS Herrn Engcls,
seiner sublimen Pocfie «egen nirgends bis jetzt auf-
gkfllhrt, «cil mit dem Aufführen auch das An-
führen vrrbundcn wärc. Das Stück bcstndet fich
im Selbftverlage dcs Dichtcrs, ber keinen andern
Verleger in Verlegenheit sctzen «ollte.

Glück Meines Volkes stören, und die cinst
mit seinem Blute erkämpfte nationale Größe
des Vaterlandes, die glänzende Errungenschaft
einer ruhmreichen Vcrgangenheit, zu vernichten
drohen. Berlin, 5. April 1863. Wilhelm.
An das staais-Ministerium."

Berlin, 11. April. Die Fortschrittsfrac-
tion nahm gestern den Antrag des Abgeord-
neten v. Tivestcn an, die königl. Regierung
zu interpelliren, ob sie in dem jüngsten däni-
schen Regierüngsacte die Erfüllung der von
Dänemark in den Unterhandlungen von 1850
und 1852 übernommenen Vcrbindll'chkeiteu er-
blicke, und ob sie, nachdem diese offenbar ver-
letzt seien, sich noch an jene Verabredungen
gebunden erachte?

Düffeldorf, 9. April. Der Rkdacteur
der „Niederrheinischen Volkszeilung" wurde
wegen eines Artikels, in welchem es u. A.
hieß „daS Ministerium habe dcm Herrenhause
den Etat pro 1862 zur Annahme vorgelegt
und dadurch cinen Verfassungsbruch begangen",
der Verleumdung angeklagt und zu 20 Thlrn.
Geldbuße, im Unvermögensfalle zu 7 Tagc
Gefängniß und in die Kosten verurtheilt.

Dortmünd, 8. April. Jn der gestrigen
General - Versammlung der Betheiligten der
Volksbank nahm dcr Vorsttzende Dr. Becker
Ansaß, dic Laffalle'schen Projecte zurückzuwei-
sen. Dcn betretenen Weg der Selbsthülfe ver»
laffcn und vom Staate Capitalien odcr ZinS-
garantien für Affociations-Werkstätten fordcrn,
sei niemals weniger als jetzt am Platzc ge-
wesen. Es wurdc vor den Zerwürfniffen ge-
warnt, welche Laffalle zwischen den reichen
und den übrigen Claffcn der Bevölkerung her»
vorzurufen drohc, — ein Zwist, der keinem
Andern als der Reaction zu Gute kommen
würde.

Wien, 11- April. Die „Presse" veröffent-
licht nachstehendes Telegramm aus Krakau
vom Gestrigen: Petersburger Nachrichteu mel»
den, daß ein kaiserlicher Ukas vvm 31. März
die Sequestraiion des beweglichcn und unbe-
weglichen Vermögens allcr an dem Aufstand
in den westlichen Provinzen theilnehmenden
Personen anordnet.

F r a n k r e t ch.

Paris, 10. April. Dic Sitzungen des
gesetzgcbenden KörperS sind bis zum 30. d. M.
verlängert worden.

Z ta l i e n

Turin, 9. April. Der König ist nach
TvScana abgereist, beglcitet von dem Prinzen
Carinnan und von drei Ministekn.

Turin» 9. April. Pie Abgeordnetenkam»
mer hat die Discuffion über das Budget des
Miiiisteriuuis des Jnnern begonnen.

Florenz, 9. April. Der König ist soeben
angclaiigt. Die Bevölkerung hat ihm einen
begeisterten Empfang bereitet. Die Stadt ist
beßaggt.

Spanien

Madri-, 9. April. MarquiS v. Mira«
stores hat dem Senat und der Dcputirten-

kammer folgende Erklärung gemacht: Das
Ministerium wird einc selbstständige, Uberal-
conservative Politik, gemäß den Gesetzen und
der Verfaffung, verfolgcn. Es bemüht sich
um die Unterstützung von Niemanden, aber
um die Freundschaft Aller. Es wird um die
Ermächtigung nachsuchen, die Steuern zu er-
heben, ohne Beeinträchtigung dcr fcrneren
Discuffion, und wird die politischen Gesetz-
entwürfe behufs ihrer Mobificirung zurück-
ziehen. Es wird in der nächsten Sitzung eine
desini'ti've Lksung der Verfaffungsreform vor»
schlagen. Seinc Politik nach Außcn wird,
unter Aufrechtcrhaltung des Namens und des
Ranges von Spanien, eine Politik der Neu-
tralität sein. Am Schluffe fordert der Mini»
ster zur Versöhnung dcr Parteien auf. — Jn
verwicheuer Nacht haben 128 Depulirtc eine
Versammlung abgchalten und beschloffen, dem
Programm der liberalcn Union getreu zu
bleiben.

Madrid, 10. April. Die „Gazcite" ver-
öffentlicht die gestern vom Marquis v. Mira-
floreS in dcr Abgeordneten-Kammer gchaltene
Rebe (s. Madrid, 9. April). Der Minister
sagt, daS Cabinet werde den befreundeten Na»
tionen gegcnüber mit Gegenseitigkeit handeln,
und den fremden Nationen Widerstand leisten,
welche stch in die inneren Angclegcnheitea
SpanienS sollten mischen wollen. Das Ca-
binet wird stch bemühen, die ungerechte Ver-
achtung dcs Wiener Congreffes, welcher bas
Spanien Philipps II., vhne welchcs dieser
Congreß nicht würbc zu Stande gekommen
sein, in die zweite Li'nic seßte, wieder gut zu
machen.

— Die Herren Sierra, Fi'nanzmiiiister,
Gonzales de Vega und Salamanca haben,
indem sic auf eine Jnlerpellalion des Herrn
Calvo Asensio wegen der bei der Direction
ber Staatsschuld vorgckvmmenen Unterschleifc
antwortetcn, erwähnt, daß dic im Jahrc 1852
vorgekomrnenkn Unterschleifc in keiner Weise
die Besitzer vvn Nenten oder den Credit Spa-
niens berührlen.

R u ß l a n d.

Aus Petersburg ersahren wl'r, daß die
Leitung aller militäri,chen und administrativen
Angelegenheiten des Königreichs Polen bald
vollständig und nicht blos vertretunqsweise
in die Hände dcs Generals v. Berg gelegt
werden wird, da der Großfürft Constantin
zurückkehren werde.

Die Ernennung des GeneralS v. Berg zum
Adlatus dcs Großfürsten-Statthalters wird
von den Polen als einc entschiedene Rückkehr
zum Paskiewitsch'schen RegierungssKstem be-
trachtet. — Zu Mitgliedern des SlaatsrathS
siiid von Wielopolski in Vorschlag gebracht:
Wlad. Laski, Epstein und Vidal, zu Staats-
refendarien: Sobieszczanski (Oberzensor);
Miniszewski (Redakteur des osficicllcn „Dzien-
nik powszechny"); Frenkel, Sohn des bc-
rühmten Bankiers; zum Präsidenten der Bank
Alerander LaSki. Die genannten Pcrsonen sind
sämmtlich treue Anhänger des Wielopolski'schen
Regierungssystcuis.

Treuloser! Hast du das Mädchen vergeffen?

Sie möchtc dich küffen, fie möchte dtch freffc»!

O schöne romantische Liebesgeschichte!

Die kommt von dem lieblichen Engelsgcdtchte!
Das Mädchen scheint mir nicht ungezogen,

Auch Aägern und Dichtern zumal gewogen!

Jch wandle hinaus in dic Frühlingsnacht!
Werle's Oelschlägel brausen und schlagen mit Macht;
Zhr Dröhnen vernimmt Herr Engels voll Jammer,
Mein Engel schläft süß in traulicher Kammer.

Nacht ist es! Was stöhnst du, mein holdes Theresel?
„O jämmerlich schreicn bei Hartmann dte Esel!"
Mein Liebchen sei ruhig, metn Veilchen, mein Rösel,
Das kommt von dem nächtlichcn Höllengepösel!

Das schadet den Ochsen, den Kälbern und Schafen
llnd Herr Engcls selbcr kann wenig nur schlafen,
Von wcgen dcm Zischen und Pfeifcn und Krachen
Kann cr leider kcine Gedichte mehr machen!

Drum traucrn im Stadtwald die holdcn Dryaden
llnd am Reckarufer die keusche» Najaden!

Zn Ncbel verhüllt fich die schöne Natur
llnd mit ihr trauert die Literatur.

Gefchrieben drei Tage nach Ostern im Jahre des
HcilS 1863.

-kaver Pöselmeier

von Waldangelloch, Ehrenmitglied des
Vcreins für deurfche Reinsprache.

Zn Rinteln wurdcn vor eimger Zert eincm Gast-
wirth sünf Billardkugcln un Wcrth von 4g Thlrn.
gestohlen. Kürzlrch kamcn cinige Fremde in sein
Lokal, wünschten Billard zn spielen, bcklagtcn fich
abcr, daß die (inzwüchen in der Nachbarschaft ge-
liehenen) Bälle zu klein seien, und nahmen Bällc
aus ihrcn TaschsN- um sie aufzusetzen. Plötzlich
springt der Wirth mit dem Ruf: „Ach, Mkine Ka-
roline!" an das Billard und crkennt in dem in der
Mitt- ausgksktzten und in den übrigcn Bällen scin
schmerzliib vermißtes Vigenthum wieder. Die Lö-
sung des Rathsels war cinfach; denn jene Frcmde
Hannover und Bückcburg, wclche
Billardballe als muthmaßlich gestohlen, angchalten,
tn dcm rmteler Gastwtrth richtig den Eigenthümer
vermutheten nnd in der einfachstcn und fichcrstcn
Weise das Recognitionsverfahren erledigt hatten.
 
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