Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
April
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0346

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wenn auch, was die cülschl'cdencren Mitglieder
belrifft, mit geringci Majorität.

Fravkfurt. Ucbcr dic neuestcn Schritte
Dänemarks in dcr schleswig > holstcinischcn
Frage wird der „Gen.-Corresp." von hier ge>
schrieben: Die dänische „allerhöchste Bekannt-
machung, bctreffend die Verfaffungsverhältniffe
bcs Herzogthums Holstein" vom 30. März
1863, widerspricht dem auf Grund der Ver-
einbarungen mit Ocsterreich und Preußen er-
laffenen, von dem deutschen Bund als Däne-
mark verpflichtend anerkannten königlichen
Manifest vom 28. Januar 18S2, insofern
Irtzteres erklärt: „Wir «oüen auf verfaffungs-
mäßigem Wege den Propinzialständen, sowohl
dcs Herzogthums Schleswig als unseres Her-
zogthums Holstein, eine solche Entwicklung
angedeihen lassen, daß jedes der gedachten
beiven Herzogthümer, hinsichtlich seiner bisher
zum Wirkungskreis dcr berathendcn Provin-
zialstände gehörigen Angelegenheiten, eine stän-
dische Vertretung mil beschließender Befugniß
erhalten wird." Dies schließt alle und jed-
wede Octropirung, insbesondere in Versas-
suiigsangelegeuhciten, aus. Die „Bekannt-
machung" vom 30. März 1863 ist abcr eine
reine Octropirung. Dieselbe ist zugleich mit
einem abfälligen Urcheil über die deutsche
Bundesversammlung verbunden, welche beschul-
digt wird, ihre Cvmpetenz überschritten und
fich in die inneren Angelegenheilen Dänemarks
gemischt zu haben. Als ob der Dänemark
vcipstichtende Nvtkiiwechfel von 1851/52 mil
Ocstcrrcich und Preußen als Manbataren bes
deutscheu Bundes, als vb das dänische Ma-
nifest vom 28. Ja». 1852, als ob ver Bun-
desbejchluß vom 29. Juli 1852 nicht vorhau-
den wärcn! Dänemark hat.fich über allc Be-
binguiigen weggesetzt, auf welche 1852 ber
endliche Ausgleich mit dem deutschcn Bunde
zu Stande kam und bie Lkistungen Holsteins,
ohne deffen Stände barum zu begrüßen, zu
Gunsten der Gesammtmvnarchic sür immer
und in eincm Maßstab sestgesetzt, als ob bie
Eristenz Holsteins von eben dieser Gesammt-
monarchie abhinge. Was ben beulschen Bund
belrifft, hat derselbe noch keineswegs die zu
London beliebte Veränderung des ErbgangS
in den Herzogthümern Schlcswig und Hol-
stein anerkannt. Das Correlaliv der soge-
nannten Aussonderung HolfteinS aus der dä-
nischen Monarchie ist die völlige Jncorpora-
tion Schleswigs in dieselbe, alsv der noch
rückhaltlosere Vernichtungskrieg gegen das
dcutsche Element in diesem Herzogthum. Aus-
drücklich aber hat Dänemark am 29. Januar
1852 die verpflichtende Erklärung abgegeben,
Schleswig nicmals in das Königreich Däne-
mark zu incorporiren.

Frankfurt» 1ä. April. Heute kam vor
dem hiesigen Zuchtpolizeigericht ein Preßprozeß
zur Aburiheilung, dessen Ursprung aus bic
Zeit des deutschen Schützenfeftes zurückzuführen
ist. Bekannilich hatte damals bas Central-
cvmite Hrn. Nenz eingclaben, aus dem Fest-
platze Probuctivneu zu geben. Der hiesige
„VolkSfreund" nahm baraus Vcranlaffung,
Hrn. Renz vorzuwerfen, daß er zu Ehren >

strrifen, «ährend er selbst sich in einen Gebirgspaß
stellte, von dem er glaubte, daß der Wolf ihn zur
Flucht erwählc» werdc. Er hattc sich nicht gctauscht,
er sah nach einiger Zcit eincn ungewöhnlichgroßen
Wolf auf fich zukommcn, ber ihm die rechte Scite
und den Kopf zukehrtc. 'Augcnblicklich fcuerte er
seinc Karnardiere, dte mit 5 Pulveischiiffen, 35
Wolfsposten und einer Flintenlugel geladen war,
auf denselbcn ab. Das Thicr war in dic Scite
und i» etn Auge getroffen, wurde »on dem starkcn
Schuße zwet Schritte weitcr zuiückgeschlcud-rt, stürzte
nieder, crhob fich aber sogleich wicder und ging auf
den Oberjagdmcister zu, welcher keinc Zeit hatte,
schnell z« laden. Er rief um Htlfe, ciu Wilb-
metfter deS Herzogs sprang hinzu und schoh mit
seinem Carabiner den Wolf in dre Hüfte, worauf
derselbe nach einigen Schritten todt niedcrstürztc.

Mchrere Bauern aus derllmgcgend, dievon ihm
angesallen waren, «urden hrrbcigcrufen und cr-
kannten augenblickltch den Wolf, dcr die Gcgrnd
so lange Zeit in Gchreckcn gesctzt hattc, auch fand
man den Bajonettstich, den ihm die Frau bkige-
bracht.

Er hatte 32 Zoll Hohc, 3 Kuh im Ilmsang und

des dänlschen Si'egeS bei' Jdstedt ei'ne Festvor-
stellung i'n Kopenhagen gcgeben habe; Herr
Renz habe dcm dänischeii Nationalgesnhl ge-
schmcichklt nnb somit ben deutschen Namea
beschimpft. Es wäre eine Schanbe für uns,
wenn bieser „Gaukler" zur Berherrlichuiig
eines Nati'onalfesteS zugelasscn würde rc. Renz
wnrde hiergegen klagbar, und dic Sachc kam
am 7. d. zur Verhanblung, wvbei der kläge-
rische Anwalt i'nsbesondere nachwies, daß Rcnz
in jeder Stadt, wo er Vorstellungen gebe, ein
sogenanntes Wappcnfest aufführe und basselbe
mit den Fahnen der betressenden Stadt oder
bes Landes ausschmückc rc. Das Urtheil
wurde auf heute vertagt und lautete dahin,
daß Hr. Hadermann, Redacteur des „Volks-
freunbes", vollständig freigesprochen wurde,
unter Verurtheilung des Klägers in die Kosten.

Fulda» 12. April. Gestern ist hier der
besonders jn der letzte» Zeit vielfach als tüch-
tiger Jurist genanntc und politischer Charak-
ler bekanute Criminalgerichtsdirector geh. Zu-
stizrath Hermann Kersting nach schweren Lei-
den gestvrben. Es ist das ein großer Verlust
für das Land.

Köln, 11. April. Wie man veriii'mmt,
haben in den letzten Tagen mehrere Bürger
unserer Stadt eine sehr bedeutungsvolle Peiition
an das Abgeordnetenhaus gerichtet mit dem An-
trage, die Minister in Anklagestand zu ver-
setzen.

Berlin, 12. April. Gestern Vormittag
ersvlgtc im Park des Jnvalibenhauses die
selerliche Einweihnng bes Denkmals, welches
die Familien der mit bem Kriegsschiff „Ama-
zone" im Noveinbcr 1861 uniergegangenen
Seeofficiere unb Cadetten diesen uud ihren
miiveruiiglückten Camcraden von der Schiffs-
besatzung errichtet haben.

Berlin, 13. April. Die Stadt Thorn
(Weslpreußkn) soll zu ciiiem großen Platzr,
worin ersorderlichen Falles 40—50,000 Mann
concentrirt wcrden könne», eingerichlet werden,
was, wie sich vvn selbst versteht, eincn großen
Kostenauswand erforbern wirb, 'der vom Ab-
geordnelkiihausc also erst zu bcwilligen wäre.

Hamburg, l2. April. Borgestern ist eine
Anzahl Polen von dem in Maluiö scquestrir-
ten Schiffe „Ward Zacksvn" von Kiel in Al-
tona angkkommeii, um über Hamburg »ach
England znrückzukehren. (Nat.-Z.)

K r a u k r e i ch.

Paris, 12. April. Der Prinz Napoleo»
tritk im Lause der nächstcn Woche seinc Reise
an, unb zwar, wie jetzt nachträglich beschloffen
worden, in Bcgleitung der Prinzeffin Clotilbe.
Man will hier wiffen, auch dcr Gras S.
WielopolSki stche im Begrrffe, nach Egppten
zu reisen. (K. Z.)

Paris, 11. April. Der Prinz und dl'e
Prinzcffln von Wales wcrden im nächsten
Monat Mai zum Bcsuche am französischen
Hose erwartet. Derselbe begibt stch dieserhalb
nach Fon.tainebleau, wo großc Fcstlichkeiten
stattfiuben. Der Prinz und dic Prinzessin
werden 14 Tage in Frankrcich verweilen.

> Paris, 13. April. Durch kaiserliches

5 Fuß 7 Zoll Länge von seiner Schnauzc bis an
das äußerste Ende des Schwanzcs und wog 130,
Pfund. Scin Rachen war mit 40 Zähncn versehcn,
18 oben und 22 unten und cr schien 8 Aahre alt
gcwesen zu sein.

So viel man mit ziemlicher Gewißheit ermitteln
konnte, hatte er 50 bis 55 Mcnschen getödtet und
überdieß 26 verwundet, nur Weiber und Kinder
unter 15 Iahre hatte er angefallen.

Frankreich war übcrhaupt Aahrhunderte lang vvn
ungeheuer vicl Wölfen gcplagt und namentlich cr-
wähnt daS Aournal de Paris unter Karl VI. und
VII. ciner Menge Wölfc und deren BöSartigkeit
als „einc mcrkwürdige Trübsal unter allen Trüb-
salcn dicser traurigen Zeit."

„Jn dieser Zeit", stcht tn dem erwähnten Zour-
nale, „und besondcrS so lange der König tn Paris
fich aufhlelt, waren die Wölfc so begierig nach Men-
schenfleisch, daß fie in der lctzten Wochc dcs Sep-
tcmbcr 1437 zwischen dem Montmartre »nd dem
Thore St. Antoine, in den Weinbcrgen und Gär-
tcn vicrzehn Persouen verschicoencn Alters crwürg-
ten und vcrzehrten. Und fanden fie cine Heerdc

Decret wi'rd Schriftstellern und Künstlern ein
Eigenlhumsrecht auf ihre Werke verliehen,
daS auch nach ihrem Tode noch 50 Zahre
ihren Erben bleibi.

S ch w e i z.

Näuenburg. Letzten Freitag hat der
Generalrath von Cha»r-de-Fonds mit 27 ge-
gen 4 Stimmcn den löblichen Beschluß gefaßt,
die l» Anrcgung gebrachte Lotterie zur Til-
gung der Eisenhahiischuld nicht einzuführen.

La Chaux -e Fonds im April. DaS
Comite hat nun auch die französischen, belgi-
schen, englischen und italienischen Schützen zum
Schützenfest eingeladen.

I ta l i e n

Mailand, 11. Apri'l. Die heutige „Per-
severanza" dcmentirt die durch einige Jour-
nale verbreiteten allarmirenden Gerüchle. Sie
glaubt, daß einige nahe an den Grcnzen Ve-
netiens versammelte Männer der Actionspartei
Vorbereltungen treffen, welche neuerdings die
öffentliche Ordnung stören könnten. Allein
weder die Gerüchte, noch jenc Verbcreitungcn
sollen das Vertrauen in vie Voraussicht und
Fcstigkeit der Regierung und in die Klugheit
bes Volkes erschüttern.

T ü r k e i.

Konstantinopel, 12. April. Der fran-
zösische Generalconsul hat dem Empfang bes
Sultaus weder in Alerandrien nvch Cairo bei-
gewohut; er sieht in dcr Anwcsenheit bes
Sultans i» Egppten Gefahr sür den Frieden
Egropas.

A m e r t ka

New-Nork, 28. März. Vier deutsche
Famüicn kainen gestern aus Richmond unter
sremdem Schutz in. Monroe an. Sic ver-
sicherten, in Richmond herrsche allgemein die
Ansicht, baß bie Nebellcn ,u Küeze nicht nur
biesc Stadt, ,ü»dern wahrjcheinlich den größ-
te» Thcü Virginiens räumen würde». Lebens-
mittel hätten in Richmonb e^lßerorbentlich hohe
Preise crreicht u»b die Arbcitslöhne steigerten
fich im cnisprechenden Derhäliniß. Sclbst
slidstaatlichc Biätter läugnen ben Mangel
nichl, dcr die Staaten oer Consöberation be-
droht; und es finden sich häufige Stimmen
in der südlichcn Presse, welche über die Er-
pieffungeii der conföbcrirten Regierung, wo-
durch bie Nvth noch vermehrt wird, bülere
Klage führen.

Asie n.

AlexanLria, 11. April. Dcr Suüan
hak bc» EyesS bcr jübischen, griechischen, arme-
nischen, coplischcn und griechisch-katholischen
Reiigionskörperschaften die Decoration des
Großosficiers, das Medjidi verliehen. Seine
kaiserl. Majestäi hat erklärt, daß ste keinen
Untcrschied dcr Reügion machen wolle.

Nachrichten über Polen

Warschau, 9. April, Abends. General

Vieh, so überfielen fic den Hirten und lteßen das
Vich in Ruhc."

DaSselhe Wcrk spricht ferncr von cinem mon-
strvsen Wolfc, dcm schrecklichsten von allcn, Stutz-
schwanz genannt, weil er kcincn Schwanz hattc.
llcberall verbeeitcte cr Tod und Schrecken. Z»
dcnen, dtc auf das Feld gingcn, sagtc man: „Nehmt
Euch vor dem Stutzschwanz in Acht!" Er hatte
sich einen schrccklichen Ruf erworben. „Man sprach
vonihm", hicßes, „wieman vonHolzdicbenodervon
einem furchtbaren RLuberhanptmann erzählt." End-
lich wurde er erlcgt und scin Körpcr äls cine cr-
staunenSwcrthe Merkwürdigkeit!n PariS öffentlich
zur Schau ausgestcllt. H. HenSler.

Bvnn, 5. April. Jn der Bonncr Zeitung vom
1. d. Mts. berichtctc -in gewiffer William Eellar,
cr werde mit cinem Transportc englischcr Pfcrde
auf der Durchreise iu Godcsberg vcrwctlen und
seien Pfcrdcüebhaber zur B-sichtigung freundlichst
eingcjadcn. DaS Offiziercorps, die RentierS von
der Eoblenzcr Straße, dic Engländcrinen, die köl-
ncr Pserdchandür, fie alle warcn auf dc-m Pferde-
Coiigreffe vertreten, um gemeinschaftrich, dic Ent-
deckung zu niachen, däßman zusällig deu eefien
Aprii schrieb. Selbst eincn Vertreter der bvnner
Preffe wollte man dabei bemertt haheiz.
 
Annotationen